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Veröffentlicht am 26.12.2018

Das Portrait eines Mörders

Das Geheimnis der Grays
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Es handelt sich bei diesem Kriminalroman um einen sicher außergewöhnlichen Krimi, der von Anne Meredith (ein Pseudonym) bereits 1933 in England veröffentlicht wurde. Der geneigte Krimileser sollte seine ...

Es handelt sich bei diesem Kriminalroman um einen sicher außergewöhnlichen Krimi, der von Anne Meredith (ein Pseudonym) bereits 1933 in England veröffentlicht wurde. Der geneigte Krimileser sollte seine "Maßstäbe" etwas dem klassischen Kriminalroman anpassen, dann wird er seine helle (Weihnachts-)Freude am "Geheimnis der Grays" haben:


England 1931:

Wie jedes Jahr lädt Adrian Gray seine 6 Kinder samt Anhang in sein Herrenhaus (King's Poplar) ein, um gemeinsam Weihnachten zu feiern. Keines seiner Kinder ist ihm wohlgesonnen, was allem Anschein nach auf Gegenseitigkeit beruht. Er sollte nicht wissen, dass dies sein letztes Weihnachtsfest werden sollte: Adrian Gray lag ermordet am frühen Morgen des 1. Weihnachtsfeiertages in der Bibliothek. Welches seiner Kinder hatte sich wohl seinen Weihnachtswunsch selbst erfüllt?

Nach kurzer Zeit bereits wird klar, wer der Mörder ist, was m.E. jedoch dem weiteren Verlauf des Krimis in der Tradition von Agatha Christie keinen Abbruch tut: Wir lernen die "werte" Familie Gray kennen: Richard, der älteste Sohn (karrierebewusst, arrogant, nicht ohne Grund in finanziellen Turbulenzen) und seine Frau; Amy, die älteste Tochter Adrian Grays, die ihm den Haushalt führt, Olivia, eine weitere Tochter, die mit Eustace Moore verheiratet ist, einem Winkeladvokaten, wie er im Buche steht und Financier des alten Gray; Isobel, eine weitere Tochter, die nach unglücklicher Ehe ins Haus des Vaters zurückkehrte; Ruth, die mit Miles verheiratet ist, einem Anwalt, dessen Karriere mangels Ehrgeiz bereits früh kränkelte, der jedoch mit Ruth und den Kindern sehr glücklich scheint - und Hildebrand, genannt Brand, der seit Kindesbeinen schwierig, auffallend, verschlossen und das schwarze Schaf der Familie ist: Ein Künstler, der sich nach Paris absetzte, nachdem die Familie ihn ausgestoßen hatte und eine Frau mit zweifelhaftem Ruf heiratete... Der jedoch aus finanziellen Gründen nach King's Poplar zurückkehrt zu Weihnachten, um dem alten Herrn etwas Geld aus dem Rücken zu leiern - wie alle anderen auch: Was keiner weiß: Adrian Gray hatte sich verspekuliert und stand seinerseits vor dem finanziellen Ruin...

Die Stärke des Krimis besteht darin, wie subtil und auch in die Tiefe gehend die Hintergründe jedes einzelnen Familienmitglieds wie auch des Mörders im Besonderen beschrieben sind: Die Gefühle, die in dem Gewaltverübenden wohnen und in ihm toben; wie eiskalt er gedanklich (und in der Tat) von sich abzulenken weiß, um ungeschoren davonzukommen; andere Familienmitglieder zu belasten, was ihm überzeugend gelingt...

Die Kriminalpolizei wird eingeschaltet und Ross Murray, selbst ein Ziehsohn eines Lords, erkennt sofort die Probleme und schwierigen Beziehungen der Grays untereinander: Die Zeiten sind hart, auch für begüterte Menschen, für Spekulanten jedoch verheerend - zudem ist ein gesellschaftlicher Wandel im Gange, der besonders in England die Vormachtstellung der Lords und Großgrundbesitzer nach und nach schwinden ließ... Hier steckt auch ein wenig Gesellschaftskritik, die interessant zu lesen ist. Abgeführt und inhaftiert wird dennoch der Falsche - und unserem Mörder gelingt es erst einmal, sich abzusetzen. Doch es gibt ein anderes (kluges) Familienmitglied, dem die "Fakten" keine Ruhe lassen, die ihm zu Ohren kommen und die dem Mörder in die Hände spielten....

So ist der Schluss sehr tragisch, aber auch durchaus stimmig. Mir hat die nostalgisch-psychologische Erzählweise der Autorin sehr gtefallen; wenn auch der Mordfall schnell offengelegt wurde, lag die Spannung in den Reaktionen und Handlungen der übrigen Familienmitglieder, die zugegebenermaßen allesamt ausser einem mit nicht vielen Sympathiepunkten ausgestattet sind: Jeder ist auf seinen Vorteil bedacht und hat Angst, etwas Falsches bei den Aussagen zu erwähnen...

Das aufschlussreiche Nachwort von Martin Edwards über die Autorin Lucy Beatrice Malleson (1899-1973), die unter einigen Pseudonymen schrieb - hier Anne Meredith - fand ich sehr interessant, da ihre Kriminalromane lange in Vergessenheit gerieten, bis der Klett-Cotta-Veralg ihn erstmals in deutscher Sprache wieder an die Oberfläche holte. Er ist in der rauen Sprache des Winters und auch des Umgangs der Familie Gray untereinander verfasst, in der niemand niemandem traut.

Fazit:

Ein unterhaltsamer, nostalgischer Klassiker, der mit viel psychologischer Finesse auftritt, wohingegen die Spannung "wie gewohnt" sich hintanzustellen hat: Dennoch lesenswert, da er auch einen Teil einer untergegangenen Epoche beschreibt. Dem geneigten Leser empfehle ich ihn sehr gerne weiter und vergebe 4* am klassischen Krimihimmel und 88° auf der "Krimi-Couch".

Veröffentlicht am 13.11.2018

Ein ungesühntes Verbrechen, das bis in die Gegenwart wirkt....

Bluthaus
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"Bluthaus von Romy Fölck ist der 2. Band einer Krimireihe, die (Hardcover, gebunden) im Lübbe Verlag erschienen ist (2018).

Zum Inhalt:

Auf einem verlassenen Gehöft nahe Itzehoe findet die Detektivin ...

"Bluthaus von Romy Fölck ist der 2. Band einer Krimireihe, die (Hardcover, gebunden) im Lübbe Verlag erschienen ist (2018).

Zum Inhalt:

Auf einem verlassenen Gehöft nahe Itzehoe findet die Detektivin Jo eine schwer verletzte Frau, die kurz darauf stirbt. Jo ruft Polizei und Notarzt. Sie wird verhört und ist überzeugt, dass sie als Täterin verdächtigt wird. Beunruhigt bittet sie ihre alte Freundin, die Polizistin Frida Paulsen, um Hilfe.
Aber dann ist Jo plötzlich verschwunden. Zusammen mit dem Kriminalhauptkommissar Bjarne Haverkorn macht sich Frida auf die Suche. Eine Spur führt auf die Ostseeinsel Holnis zu einem abgelegenen alten Haus. Die Einheimischen nennen es "das Bluthus", weil dort vor Jahren eine ganze Familie grausam ermordet wurde. Täter unbekannt.
(Quelle: Stories, Thalia)

Meine Meinung:

Ohne den ersten Fall des Ermittlerduos Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn zu kennen, kommt man als Fan des Krimigenres sehr gut in die Handlung hinein: Auffallend ist hier ein hoher Spannungsbogen, der auf den ersten Seiten beginnt - und erst mit der letzten Seite endet. Dies ist den kurzen Kapiteln, den ständigen Perspektivwechseln (Frida und Bjarne) sowie vor allem den Rückblenden geschuldet, die nach und nach erklären, was 1997 in dem abgelegenen Reethaus an der Ostsee tatsächlich geschah - und auch warum.

Romy Fölck gelingt es von Beginn an, den Leser zu fesseln und die spannende Handlung zumeist sehr authentisch "rüberzubringen"; die Figuren Frida Paulsen wie auch Bjarne Haverkorn zeigen sehr sympathische wie auch menschliche Gesichtszüge: Frida hat mit Jo gemein, dass beide in ihrer Kindheit traumatische Erlebnisse hatten und die Autorin stellt sehr authentisch klar, dass diese zuweilen in das gesamte Leben hineinreichen können: Frida ist eigentlich in einer Auszeit und weiß noch nicht, ob sie in den Polizeidienst zurückkehren will - Jo hat in ihrer Kindheit bedeutende Verluste erlitten, die sie noch heute - 20 Jahre danach, quälen und sie herausfordern, nach Antworten zu suchen....
Bjarne Haverkamp ist nicht immer "bei der Sache", da er spät zu einer Tochter kam, von der er bisher nichts wusste, und die nun seine Hilfe braucht... Dieser Nebenstrang der Geschichte war für mich sehr interessant, da er ethische Fragen aufwirft und Bjarne sehr menschlich wirken lässt: Allerdings sollte die schriftstellerische Freiheit m.E. in einem Krimi nicht ausufern - und ein Kommissar das Privatleben vor den schwierigen Fall stellen, den es zu klären gilt: So ist ein stundenlanges nicht die mailbox abhören ein no go für mich; dennoch sind solche kleinen Schnitzer verzeihbar, wenn die Krimihandlung als solche ungeheuer spannend und ansonsten authentisch ist. Die spannende Handlung ist in kurze Kapitel verpackt und gibt ein ums andere Mal dem Leser Rätsel auf; die Rückblenden entschlüsseln einige Fragen etappenweise, was die Spannung noch steigert. In der Gegenwart gibt es eine geschlossene Akte im LKA, die interne Ermittlungen betrifft: Für wen könnte es von Interesse sein, den Inhalt der Akte geheimzuhalten?
Ein sehr spannender, rasanter und auch fulminanter Plot, den man so sicher nicht erwartet hat.

Fazit:

Spannend und fesselnd geschrieben - ein Kriminalroman über ein ungesühntes Verbrechen, das nach langer Zeit Aufklärung findet und auch mit einem sympathischen und sehr menschlichen Ermittlerteam in persona von Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn aufwartet, auch wenn diese im vorliegenden Fall eher getrennt ermitteln. Für Fans spannender Kriminalromane mit Lokalkolorit (Ostsee) ein Krimitipp und eine Leseempfehlung von mir. 4*

Veröffentlicht am 07.11.2018

Eine atmosphärische Zeitreise an den Prager Hof anno 1599

Alchimie einer Mordnacht
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Prag, Dezember 1599:


Christian Stern , studierter Mediziner und Alchimist, der Hauptprotagonist dieses Romans, bricht von Regensburg, wo er aufwuchs, auf - um einen Monat später sein Ziel zu erreichen: ...

Prag, Dezember 1599:


Christian Stern , studierter Mediziner und Alchimist, der Hauptprotagonist dieses Romans, bricht von Regensburg, wo er aufwuchs, auf - um einen Monat später sein Ziel zu erreichen: Prag.

Kurz nach seiner Ankunft entdeckt er ein lebloses Mädchen im Schnee unterhalb der Prager Burg - im "Goldenen Gässchen" - entsetzt, da das Mädchen allem Anschein nach ermordet wurde, meldet er dies bei der Wache - und gerät selbst in Verdacht, wird eingekerkert, bis Philipp Lang, engster Vertrauter des Kaisers Rudolf II., ihn befreit, um ein Gespräch mit ihm zu führen, das der Kaiser - unsichtbar - mitanhört. Letzterer lernt nun den jungen Stern selbst kennen und hält es für ein gutes Omen, dass er an den Hof kam, da ihm träumte, dass ein Stern von Westen kommen würde: Rudolf II. beauftragt Stern, den Mörder des Mädchens, das Magdalene Kroll hieß und die Tochter des angesehenen und ebenfalls sehr mächtigen Dr. Kroll war, ausfindig zu machen. Wird dies dem jungen Christian Stern gelingen?

John Banville alias Benjamin Black gelingt es durch seine sprachliche Virtuosität sehr gut, das Unbehagen Sterns, der sehr schnell die von Intrigen und Verstellungen der Höflingen geprägte Stimmung am Hof wahrnimmt, darzustellen: Diese etwas unheimliche und auch unberechenbare Atmosphäre überträgt sich alsbald auf den Leser, da diese den gesamten Roman durchdringt; mir fehlte allerdings über weite Strecken der ersten zwei Romandrittel etwas die Spannung; auch wenn die dunklen Enthüllungen und zwielichtigen Mächtigen sowie Verschwörungstheorien sehr gut historisch in den Roman eingebettet sind: Erst mit der Reise nach Most, als Stern den Assistenten des berühmten Dr. Dee, Kelley, zurück nach Prag bringen soll, kommt in Sachen Spannung Fahrt auf. Dennoch ist "Die Alchimie einer Mordnacht" sehr unterhaltsam, atmosphärisch und von einer gewissen Dunkelheit durchdrungen, die der Zeit der Intrigen und Spionage sicher sehr gut angepasst - und angemessen ist. Es wird dem Leser auch klar, wie sehr die Mächtigen dieser Zeit auf ihre Spione angewiesen waren (z.B. Elizabeth I., Philipp von Spanien und auch Rudolf II.), um ihre Position zu behalten; so mancher geriet - zuweilen grundlos - in Ingtrigenfallen und zahlte so mit seinem Leben.

Nach einem spannenden Plot endet dieser fiktive historische Kriminalroman damit, dass Christian, dessen "Stern" längst zu sinken begann, die Flucht nach Norden antritt....
Die Nachbemerkung des Autors gibt Einblicke in die fiktiven Personen und denjenigen, die historisch belegt sind bzw. deren Persönlichkeit im Roman entfremdet wurden (Bsp. die Mätresse und Geliebte des Kaisers, Frau Sardo).

Fazit:

Ein brillant, gut recherchierter und sehr detailreicher, düsterer historischer Kriminalroman, der den Leser mitnimmt ins Prag des beginnenden 17. Jahrhunderts; der jedoch etwas detailverliebt, langatmig und ohne rechte Spannung auskommen muss, bis er im letzten Drittel an Fahrt aufnimmt: Ein farbenprächtiger Einblick in intrigante und düstere Machenschaften am Hofe Rudolfs II. und ein historisches Prag-Portrait, das sich dennoch sehr zu lesen lohnt. Von mir gibt es 4* und eine Leseempfehlung sowie 88° auf der "Krimi-Couch".

Veröffentlicht am 23.07.2018

Ein gelungenes Début

Der Kreidemann
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"Der Kreidemann" ist das Début der englischen Autorin C.J. Tudor und erschien (HC, gebunden) im Goldmann-Verlag, 2018.


Inhalt:

"Niemals konnte Eddie den Tag des schrecklichen Unfalls vergessen. Damals ...

"Der Kreidemann" ist das Début der englischen Autorin C.J. Tudor und erschien (HC, gebunden) im Goldmann-Verlag, 2018.


Inhalt:

"Niemals konnte Eddie den Tag des schrecklichen Unfalls vergessen. Damals begegnete der 12Jährige dem Kreidemann zum ersten Mal. Und der erzählte Eddie von den Zeichnungen - geheimen Botschaften, die außer Eddie und seinen Freunden niemand verstand. Erst hat es Spaß gemacht, aber dann führten die Kreidefiguren sie zu der ersten Toten. Dreißig Jahre später erhält Ed einen Brief, der die alten Wunden brutal aufreißt: Die Vergangenheit kehrt zurück, und der Kreidemann geht wieder um - rätselhaft, bedrohlich, unberechenbar."
(Quelle: Buchrückentext)

Das vorliegende Erstlingswerk ist zwar mit dem Genre "Thriller" untertitelt, ich finde jedoch, dass es sich eher um einen Kriminalroman handelt, der durchaus Thrillerelemente beinhaltet, jedoch durch subtilen Spannungsaufbau überzeugen kann und einen außergewöhnlichen Schreibstil aufweist, der sehr echt, ehrlich und authentisch zu lesen ist, was durchaus mit dem Alter des Protagonisten Eddie Adams, von seinen Freunden "Eddie Munster" genannt, zu tun hat: Er ist 12 Jahre alt und versucht, den Anfang der Geschichte mit dem Kreidemann zu beschreiben, die 1986 auf dem Jahrmarkt einer fiktiven Kleinstadt namens Anderbury im Süden Englands ihren Anfang nahm:

Hier wird das "Waltzer-Mädchen" durch einen tragischen Unfall eines schlecht gewarteten Fahrgeräts schwer verletzt - und Eddie begegnet erstmals seinem späteren Lehrer Mr. Halloran, der ihn in Englisch unterrichten wird: Beide retten vermutlich dem hübschen Mädchen das Leben - und ahnen noch nichts von den Folgen ihrer Hilfeleistungen.... Mr. Halloran ist kein gewöhnlicher Mann, sondern ein Albino, was ihn de facto bereits zum Außenseiter deklariert; er besucht das Mädchen im Krankenhaus und gerät in Verdacht, ihren Tod verursacht zu haben. Was hatte Mr. Halloran tatsächlich vor? Hatte er etwas mit dem Mord zu tun?

C.J. Tudor versteht es in sehr großer Klarheit, die durch das Alter von Eddie - besonders 1986 - geprägt ist, die Geschichte um den Kreidemann aufzurollen; in der Ich-Perspektive geschrieben, springt die Handlung immer zwischen 1986 und 2016 hin und her, was die Spannung stetig steigert. Auch ein wenig typisch britischen und durchaus schrägen Humor konnte ich finden, wenn Ed etwa den Kater der Mutter betreuen soll, den "Hannibal Lector" unter den Katern....

Man lernt die Freunde Eddies kennen und die Familien, in denen sie aufwachsen: Fat Gav, Metal Mickey, Hoppo und Nicky, das einzige Mädchen der Gang. Was als Spiel begann, in dem man sich (jeder in der ihm eigenen Farbe) mit Kreidezeichen Nachrichten schreibt, sich trifft - wird zu einem Mordfall, als Kreidezeichen zu einem ermordeten Mädchen führen...

Nach dem ersten Drittel nimmt die Geschichte immer mehr Fahrt an Spannung auf und es geht nicht nur um die Aufklärung des Mordes, sondern auch um persönliche Veränderungen, das Älterwerden, Demenz und Tod. Hier gefielen mir viele lebenskluge und teils philosophische Sätze, die die Autorin zuweilen in die Geschichte einbaut; zu Herzen geht die beginnende und stetig voranschreitende Demenz des Vaters von Ed - und sehr authentisch wird beschrieben, wie jener Vater immer mehr in die Welt des Vergessens abdriftet.... Thema ist aber auch das Kind in uns, das uns auch als Erwachsene auszeichnet: Ed war eher der Außenseiter der Gang, mochte keine Abenteuer und sammelte Schätze (Briefmarken, Modellautos, die er akribisch hortet, um "Herr über diese Sachen zu sein" - besonders nach dem Unfall auf dem Jahrmarkt. Ich fand den Protagonisten sowohl als 12Jährigen als auch als Erwachsener sympathisch - und den unvorhersehbaren Plot sehr gelungen; auch der klare und schnörkellose Schreibstil konnte mich durchaus begeistern.

Fazit:

Ein wirklich lesenswertes Début, das ich besonders Fans von subtiler Spannung empfehlen kann. Mich konnten Stil, Charaktere und die Tiefgründigkeit überzeugen und ich vergebe 4* und 90° auf der "Krimi-Couch" für das Début von C.J. Tudor - Ich hoffe, es wird noch mehr von ihr zu lesen sein!

Veröffentlicht am 16.06.2018

Das Glück wohnt im Kopf

Das Glück wohnt im Kopf
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Das gut gegliederte Sachbuch "Das Glück wohnt im Kopf" von Christine Wunsch erschien 2018 im Verlag Athesia; das leuchtend orangenfarbene Cover deutet bereits hin, worum es geht: Um menschliches Glück ...

Das gut gegliederte Sachbuch "Das Glück wohnt im Kopf" von Christine Wunsch erschien 2018 im Verlag Athesia; das leuchtend orangenfarbene Cover deutet bereits hin, worum es geht: Um menschliches Glück - und wieweit er selbst dafür verantwortlich ist, sein eigenes Leben glücklich zu gestalten.


Insofern ist es auch eine literarische Form von "Gestaltarbeit" der menschlichen Psyche, die in mehreren Trainingseinheiten für mehr Glücksmomente im Alltag sorgen kann. Die Umsetzung in 16 Kapiteln auf insgesamt 173 Seiten finde ich sehr gelungen und empfehle, sich etwas Zeit für das Buch (und die Übungen) zu nehmen...

Die Sprache der Autorin, die auch Seminare über diese Thematik gibt, ist sehr klar und verständlich. In den einzelnen Abschnitten gibt sie viele Beispiele und erklärt die Dinge, auf die es beim glücklich(er) sein ankommt:

So werden z.B. die folgenden Inhalte angesprochen, die auch sehr affin mit der Achtsamkeitsforschung und der Psychologie sind z.B.
- Verantwortung für das eigene Leben übernehmen
- im 'flow' sein, Hobbys nachgehen, die Freude geben und glücklich machen
- Neues ausprobieren, lernen
- dankbar sein
- Freundschaften pflegen
- sich von Negativem trennen (positiv Denken als Grundhaltung)
- Verzeihen (können)
- den Fokus auf sich selbst richten (Selbstannahme, Eigenliebe)
sich selbst ein Freund sein (innere Ressourcen)
- sich ZEIT für sich selbst und die eigenen Bedürfnisse nehmen
- nach den eigenen Werten leben (und Reflexion darüber).

Als Quintessenz der Übungen lässt sich feststellen, dass der Schlüssel zum nachhaltigen Glücklichsein im Positiven Denken liegt: Hier ist ein Training möglich, negative Gedanken zu verabschieden - und es langfristig durch positives Denken zu ersetzen! Hier gefiel mir besonders die Visualisierung - da man auch gedanklich viel mit Bildern arbeiten kann und diese uns helfen können, erlittene Verletzungen, Enttäuschungen weniger Raum zu geben, bis sie ganz verschwinden. Viele schöne Farbfotos und Zitate lockern die einzelnen Kapitel auf. Ein Dank und Literaturhinweise sowie einige Seiten eines "Dankbarkeitstagebuchs" runden das Sachbuch positiv ab.

Fazit:

Ein lesenswertes Sachbuch, das den aufmerksamen Leser anleiten kann, Denkstrukturen zu verändern und glücklicher zu leben. Das anregt, ein Bewusstsein zu schaffen, um negative Gedanken abzulegen und durch positive Gedanken zu ersetzen, zu sich und seinen Entscheidungen zu stehen - und vor allem, sich selbst ein Freund zu sein. Denn eines steht fest: "Wer sich selbst nicht geholfen hat, kann auch anderen nicht helfen" (die inzwischen verstorbene sehr kluge Mutter einer Freundin).
Von mir erhält das Sachbuch mit einer Leseempfehlung 4*.