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Veröffentlicht am 03.02.2020

Eine Winteralpenüberquerung im 11. Jahrhundert

Die Geliebte des Kaisers
1

Eine Winteralpenüberquerung im 11. Jahrhundert
Historische Basis des Romans ist die Tatsache, dass das Herz des Kaisers Otto nicht mit seinen Gebeinen in Aachen, sondern separat in Augsburg begraben und ...

Eine Winteralpenüberquerung im 11. Jahrhundert
Historische Basis des Romans ist die Tatsache, dass das Herz des Kaisers Otto nicht mit seinen Gebeinen in Aachen, sondern separat in Augsburg begraben und verehrt wird.
Peter Dempf erfindet auf dieser Basis die Figur der Leibdienerin und Geliebten Mena, die kurz vor seinem Tod meint, mit dem Thronfolger schwanger zu sein glaubt. Um die Zukunft des Herrscherhauses zu retten, macht sie sich auf eine abenteuerliche Hetzjagd über die schneebedeckten Alpen. Verfolgt und lebensgefährlich bedroht wird sich dabei regelmäßig nicht nur von der unwirtlichen Natur (Wölfe, Hunger, Eiseskälte, Lawinen), sondern auch von Feinden Ottos, die seinen Tod zu ihren Gunsten nutzen möchten. Nur einem zunächst einsiedlerisch wirkendend, später äußerst warmherzig auftretenden Bergbewohner gelingt es immer wieder in letzter Sekunde, sie mitsamt Kind und Urne aus der Gefahr zur retten.
Die Brutalität und Grausamkeit der Menschen, die in solch unwirtlichen Zeiten um ihr eigenes Fortkommen und Überleben kämpfen müssen, wird sehr eindrücklich dargestellt. LeserInnen, die dramatische Kampfszenen, Blutrünstiges und Todesnähe lieben, werden absolut belohnt. LeserInnen, die wegen des Covers an reichem Hofadel, Prunk und Schlemmereien interessiert waren, werden an keiner Stelle befriedigt. Wahrscheinlich ist dies die historisch korrektere Variante: Das Leben im 11. Jahrhundert war sicher im Wesentlichen brutal und ständig vom Tod bedroht. Aber als Lesegenuss ist es schon eher schwere Kost.
Insgesamt hat das Buch mehr Interesse an den Gefahrensituationen, denen Mena während ihres Himmelfahrtskommandos ausgesetzt ist und der Brutalität ihrer Feinde, als an Auseinandersetzungen mit den tieferliegenden Personenzügen der Charaktere. Auch historische Informationen werden letztlich nur dünn verarbeitet.

  • Einzelne Kategorien
  • Authentizität
  • Cover
  • Handlung
  • Charaktere
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 31.12.2018

crime, crime und etwas sex

Love & Danger - Verführerische Lügen
0

Crime, Crime, Crime und ein bisschen sex
Angelina, Hausangestellte eines dubiosen Geschäftsmannes in Chicago versucht in ihrem Chef und dessen Handlangern den Tod ihrer Schwester zu rächen. Auch wenn sie ...

Crime, Crime, Crime und ein bisschen sex
Angelina, Hausangestellte eines dubiosen Geschäftsmannes in Chicago versucht in ihrem Chef und dessen Handlangern den Tod ihrer Schwester zu rächen. Auch wenn sie dabei geschickt vorzugehen scheint, steht sie dauerhaft in einem bedrohlichem, da weit größerem Machtgefüge das ihr Chef Marco Alighieri ausspannt. Dessen vermeintlicher neuer Geschäftspartner Jake Paxton scheint seinen eigenen Kampf zu führen, die Hintergründe seiner Machenschaften bleiben unklar. Die zarten Liebesbande, die Angelina und Jake verbinden, wecken bei beiden ungeahnte Hoffnungen. Die Frage, ob es ihnen gelingt, ihre Gefühle über die Macht und Machenschaften zu stellen, erzeugt eine nicht geringe Spannung.
Die Personen und ihre Handlungen werden in dieser Erzählung nur oberflächlich geschrammt. Es bleibt eine auf Kriminalität und Brutalität getrimmte story, die v.a. von der Frage, wer am Ende die Oberhand behält lebt. Wer facettenreichere Handlungsstränge sucht, ist hier fehl am Platz.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Erotik
Veröffentlicht am 30.08.2023

Frauendramen

Das Versprechen der Oktoberfrauen
1

Frauendramen
Der Roman erzählt von einer Handvoll Frauen unterschiedlichen Alters, die in einem Dorf an der Ostseeküste leben und sich dort in unterschiedlicher Intensität begegnen. Im Vordergrund stehen ...

Frauendramen
Der Roman erzählt von einer Handvoll Frauen unterschiedlichen Alters, die in einem Dorf an der Ostseeküste leben und sich dort in unterschiedlicher Intensität begegnen. Im Vordergrund stehen Hanna, die unter einer psychischen und Gehörerkrankung leidet, die sie immer wieder an den Rand des Lebenswillens führt. Und Frieda, die zunächst als unerkannte Musikerin vorgestellt wird. Auch die anderen Frauen scheinen weder mit sich noch mit den anderen Damen wirklich im Reinen zu sein, so dass der Roman im Wesentlichen darin besteht, zu erzählen, wie die Frauen aneinander geraten, dann doch feststellen, dass sie in dem kleinen Dorf aufeinander angewiesen sind, sich wieder gegenseitig enttäuschen und zanken. Die Dramatik, mit der die einzelne Szenen beschrieben werden, ist nicht immer ganz nachvollziehbar. Die Figuren und ihre Emotionen bleiben einigermaßen abstrakt. Am Schluss wir versucht, doch noch den Wert der Freundschaft und des Vergebens zu betonen, aber auch dies kann von der Leserin nicht ganz nachvollzogen werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 16.05.2023

viel Fremdes

So viele Paradiese
2

Antonio macht sie auf den Weg aus seiner spießigen italienischen Heimat ins abenteuerliche Amerika.
Das Buch erzählt von einer fremden Zeit, einer fremden Familie, und einer fremden Welt. Letztlich bleibt ...

Antonio macht sie auf den Weg aus seiner spießigen italienischen Heimat ins abenteuerliche Amerika.
Das Buch erzählt von einer fremden Zeit, einer fremden Familie, und einer fremden Welt. Letztlich bleibt uns leider auch Antonio fremd. Es gelingt dem Buch nicht, uns zu packen, weder sprachlich noch logisch. Immer wieder wundert man sich über die Entscheidungen, Irrungen und Wirrungen. Man muss schon sehr leseengagiert sein, um dieses Buch zuende zu lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 13.02.2023

Mehr möglich

Die Herrin der Farben
1

Es wäre deutlich mehr möglich gewesen
Die historisch verbürgte Anna heiratet im des 18. Jahrhundert in die Augsburger Textildruckerfamilie Gignoux ein. Gemeinsam mit ihrem Mann entwickelt sie eine neue ...

Es wäre deutlich mehr möglich gewesen
Die historisch verbürgte Anna heiratet im des 18. Jahrhundert in die Augsburger Textildruckerfamilie Gignoux ein. Gemeinsam mit ihrem Mann entwickelt sie eine neue Druckereiart und gründet einen eigenen Betrieb. Immer wieder muss ie sich dabei gegen althergebrachte Traditionen durchsetzen, die ihr als Frau wie ihrer Familie als Wirtschaftsbetrieb Können und Erfolg nicht gönnen wollen. Stattdessen wird an er alten Zunfherrenschaft festgehalten. Außerdem entwickelt sich die Tuchdruckerei in dieser Zeit rasant weiter, so dass auch ihre Art zu drucken, bald nicht mehr wirtschaftlich ist. Ohne ihren früh verstorbenen Mann werden die Nöte Annas noch beträchtlicher. Hinzu kommt ein gewalttätiger und geschäftsuntüchtiger zweiter Ehemann.
So weit, so gut. Die Biografie der historischen Anna hat enorm viel zu bieten und sie war zweifelsfrei eine für ihre Zeit revolutionäre Frau. Peter Demps Roman bringt diese Frauenpower jedoch in keinerlei Weise rüber. Er zeichnet eine herrische, egoistische Frau, die um ihres eigenen Erfolges Willen jegliche Rücksichtnahme auf ihre Angestellten vergisst. Eine tüchtige Geschäftsfrau, die sich in einer brutalen Männerwelt letztlich nicht durchsetzen kann. Hinzu kommt, dass die Erzählweise enorme Schwächen hat: Da über die Figur Anna so viel bekannt ist und ihr gesamtes Leben erzählt werden soll, muss dies in einem wilden Galopp durch die Jahrzehnte erfolgen. Von vielen einschneidenden und wichtigen Etappen ihres Lebens (z.B. Geburt der Kinder, Tod des Mannes) erfährt man durch unzählige und große Zeitsprünge nur hinterher. Literarisch werden die Zeitsprünge aber an keiner Stelle adäquat aufgefangen. Gelegentlich werden Namen und Figuren vertauscht. Was Anna antreibt und beschäftigt, wie es ihr wirklich geht, was sie fühlt und denkt – all das wird im Roman nicht vermittelt. Wenn man Klischees verwenden will: Man meint zu spüren, dass ein Mann hier sich enorm schwer tut, Leben und Werk einer Frau zu beschreiben. Die Figuren bleiben alle entweder blass oder extrem unsympathisch. Leider kein Lesegenuss, obwohl das Material viel mehr hergegeben hätte.

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