Platzhalter für Profilbild

Leseigel

Lesejury Star
offline

Leseigel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Leseigel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.01.2019

Schlangengrube Familie

Der Verrat
0

Im Sommer 1998 verunglückt Henning, der einzige Sohn des Weingutbesitzers Thomas von Manthey , tödlich mit dem Auto seiner Stiefmutter Pia. Wie sich herausstellt. waren die Bremsen manipuliert. Nane, die ...

Im Sommer 1998 verunglückt Henning, der einzige Sohn des Weingutbesitzers Thomas von Manthey , tödlich mit dem Auto seiner Stiefmutter Pia. Wie sich herausstellt. waren die Bremsen manipuliert. Nane, die jüngere Schwester von Pia, wollte ihre Schwester aus Rache umbringen. Nane wurde wegen Mordes verurteilt. Pia und ihr Mann Thomas haben ein gutes Leben. Das Weingut floriert und sie haben eine gemeinsame Tochter, Lissy. Nane wird nach 20 Jahren auf Bewährung entlassen. Von Schuldgefühlen zerrissen sucht Nane Vergebung bei den Beteiligten von damals. Doch sie stößt auf eine Mauer der Ablehnung. Gerade ihre Schwester Pia kann ihr nicht verzeihen. Mit Nanes Auftauchen werden aber auch die Erinnerungen an damals geweckt. Hat sich der Mord wirklich so zugetragen, wie alle behaupten ?
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Zwischen den Ereignissen von damals und heute hin und her zu wechseln, empfand ich als tolles Stilelement, das die Spannung erhöht hat. Nane wird in der Vergangenheit als labile junge Frau geschildert, die schlecht mit Ablehnung umgehen kann und Psychopharmaka nimmt. Dass sie aus Eifersucht auf das Glück ihrer Schwester versucht , diese um zu bringen, traute ich ihr sofort zu. Doch die Rückblenden, die sich langsam der Tatnacht nähern, haben Zweifel aufkommen lassen. Parallel dazu spitzt sich die Lage auf dem Weingut zwischen Pia und der Ziehschwester Margot ihres Mannes Thomas , die Pia vom ersten Tag an gehasst hat, zu. Das Ende der Geschichte deutet sich immer mehr an, ist aber deswegen nicht weniger berührend. Das Buch zeigt, dass es nicht unbedingt einen Serienmörder braucht, um menschliche Abgründe auf zu decken.

Veröffentlicht am 12.01.2019

Unter dem Glücksstern geboren ?

Der Spielmann (Faustus-Serie 1)
0

Johann wird in Knittlingen als Sohn eines Bauern geboren. Seine Mutter nennt ihn Faustus- der Glückliche - und sagt ihm eine große Zukunft voraus. Sein Vater lehnt ihn ab und zieht seine älteren Brüder ...

Johann wird in Knittlingen als Sohn eines Bauern geboren. Seine Mutter nennt ihn Faustus- der Glückliche - und sagt ihm eine große Zukunft voraus. Sein Vater lehnt ihn ab und zieht seine älteren Brüder vor. Johann begeistert sich für Bücher und das Wissen, das sie verheißen und er liebt seine Jugendfreundin Margarethe, die einem anderen versprochen ist. Als Johanns Mutter stirbt, nimmt sein Leben eine dramatische Wendung. Er verlässt sein Heimatdorf bei Nacht und Nebel und reist mit dem Magier Tonio durch die Lande. Tonio wird zu seinem Lehrmeister und Faustus saugt das Wissen begierig auf. Doch Tonio scheint der schwarzen Magie zugewandt und in seinem Umfeld verschwinden Kinder spurlos. Faustus ist erneut gezwungen zu fliehen. Er schließt sich einer Gauklertruppe an, reist mit ihr nach Venedig und gerät dort in den Bann des Venezianers Barbarese, der ihm Zugang zu seiner immensen Bibliothek gewährt. Auch hier findet Faust kein Glück und reist überstürzt nach Heidelberg ab. Hier scheinen sich nun , seine größten Wünsche zu erfüllen. Er beginnt zu studieren und trifft Margarethe wieder. Margarethe lebt mittlerweile im Kloster, aber Faustus kann sie zur Flucht überreden. Erneut wendet sich das Glück von Faust ab. Ihre Pläne werden verraten, Margarethe wird der Hexerei angeklagt. Faustus reist als Doktor der Magie durch die deutschen Lande und erlangt eine gewisse Berühmtheit. gerade als es scheint, dass Faust zur Ruhe gekommen ist, erreicht ihn der Hilferuf eines alten Freundes aus Nürnberg. Dort wird er bereits von dunklen Mächten erwartet, die vollenden wollen, was vor vielen Jahren begann.
Die Geschichte hat mich von Anfang an vollkommen gefangen genommen. Die bildhafte Sprache, die Vermischung von Fiktion und geschichtlichen Fakten zeichnen ein buntes Bild der damaligen Zeit. Faustus Schicksal ist voller spannender Ereignisse und unerwarteter Wendungen. Und über allem liegt der Schatten des unheimlichen Tonios, der mit dem Teufel im Bunde scheint. Fausts große Leidenschaft, sein Drang nach Wissen, wenden sich immer wieder gegen ihn. Der vorgeblich unter dem Glücksstern Geborene hat kein Glück und verliert, woran er auch sein Herz hängt. Richtig sympathisch war mir Faust nicht, da er in meinen Augen doch sehr egoistisch handelt. Allerdings muss ich ihm zu gute halten, dass er stets versucht, sich dem Bösen zu entziehen.
Das Buch ist ein echter Pageturner und war trotz fast 800 Seiten nie langweilig.

Veröffentlicht am 12.01.2019

Blick hinter die Fassade einer gutbürgerlichen Familie

Domschattenträume
0

Wir schreiben das Jahr 1926. Die junge Karolina Offermann träumt davon Karriere als Filmschauspielerin zu machen. Dazu nimmt sie Unterricht bei der bekannten Schauspielerin Paula Poll. Unterstützt wird ...

Wir schreiben das Jahr 1926. Die junge Karolina Offermann träumt davon Karriere als Filmschauspielerin zu machen. Dazu nimmt sie Unterricht bei der bekannten Schauspielerin Paula Poll. Unterstützt wird Karolina von ihrer Mutter Helene. Ihr Vater Carl dagegen darf davon nichts wissen. Stark alten Konventionen verhaftet plant der vermögende Möbelfabrikant eine Hochzeit mit dem Sohn eines
befreundeten Teppichfabrikanten. Die einzige Möglichkeit aus dem Haus zu kommen, besteht für Karolina darin, in der Buchhandlung ihres jüdischen Onkels Johann mitzuhelfen. Dessen Familie weiß von ihren Träumen. Karolina wächst als Tochter aus gutem Hause auf. Materielle Sorgen kennt sie nicht. Doch fast über Nacht bricht ihre Welt auseinander.
Der Roman bietet gute Unterhaltung. Im Gegensatz zu den anderen Büchern aus dieser Zeit, stehen nicht die politischen Umbrüche im Vordergrund, wenn sie auch das Geschehen mit beeinflussen. Für mich spannend war die Schilderung der sozialen Verhältnisse und die Lebensumstände des Großbürgertums. Auch die eingestreuten Informationen zur Kulturszene, speziell des Films und der Literatur, waren interessant. Nachvollziehbar war für mich die persönliche Entwicklung von Karolina. Zu Beginn ist sie die verwöhnte und naive Tochter aus gutem Hause mit Flausen im Kopf. Dann wird sie durch die äußeren Umstände gezwungen, Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen. Dabei nimmt sie jede Gelegenheit wahr, der Verwirklichung ihrer Träume näher zu kommen. Diese Zielstrebigkeit hat mich beeindruckt. Am Ende des Buches ist Karolina eine starke junge Frau, die optimistisch in die Zukunft blickt.

Veröffentlicht am 12.01.2019

Wer war Andreas Baader ?

Die Akte Baader
0

Das Buchschildert in Romanform das Leben Andreas Baaders, beginnend mit seiner Kindheit bis zum Freitod in Stammheim.
Baader wurde 1943 geboren. Seinen Vater kannte er nur aus den Erzählungen der Mutter. ...

Das Buchschildert in Romanform das Leben Andreas Baaders, beginnend mit seiner Kindheit bis zum Freitod in Stammheim.
Baader wurde 1943 geboren. Seinen Vater kannte er nur aus den Erzählungen der Mutter. Baader war ein schwieriges Kind. Bereits in der Schule fiel er durch Gewalttätigkeit und Regelverstöße auf. mehrmals musste er die Schule wechseln. Seine Mutter, die ihm keine Grenzen setzen konnte, hoffte jedoch, dass ihr Sohn Abitur machen würde. Baader erfüllte ihre Hoffnungen nicht. Durch sein Charisma gelang es ihm, seine Umgebung zu manipulieren und auf Kosten anderer zu leben, ohne dafür eine Gegenleistung zu erbringen. Er schreckte auch nicht vor kleineren Straftaten zurück. Als die Einberufung zur Bundeswehr vor der Tür stand, machte er sich auf nach Berlin und setzte seinen unsteten Lebenswandel fort. Dort bekam er Kontakt zur Kommune 1 und lernte Gudrun Ensslin kennen. Aus beiden wurde ein Paar. In der linken Szene sah Baader die Möglichkeit, seine Persönlichkeit ins rechte Licht zu rücken. Hier konnte er seine narzisstischen Charakter ausleben und sein Lebensziel erreichen : berühmt werden. Er trieb die Radikalisierung zusammen mit Ensslin entscheidend voran. Es kam zur ersten Aktion, dem Kaufhausanschlag in Frankfurt. Verhaftung, Flucht, Ausbildungscamp im Libanon, Banküberfälle, um an Geld zu kommen, Bombenanschläge auf einen US-Militärstützpunkt, die Polizeidirektion Augsburg und das Springer-Verlagshaus folgten kurz hintereinander. Tote wurden billigend in kauf genommen. Dann folgte die endgültige Verhaftung, die Freipressversuche der RAF der 2. Generation und schließlich der gemeinsame Freitod in Stammheim.
Das Buch war angenehm zu lesen, da der Autor sich für die Romanform entschieden hat und die Schilderung der Ereignisse durch die Gespräche der Protagonisten, die in direkter Rede wiedergegeben werden, aufgelockert wird. Dadurch wird die Biographie lebendig. Für mich war der Roman aus zwei Gründen spannend und informativ. Zum einen bringt der Autor die damaligen Ereignisse wieder ins Gedächtnis. Mir war der zeitliche Ablauf und manche Geschehnisse nicht mehr präsent. Der wirkliche Verdinest des Autors liegt für mich darin, Baader und seine Mitkämpfer als das darzustellen, was sie waren : Menschen mit irrealen Vorstellungen und krimineller Energie und keine Lichtgestalten. Erschreckt hat mich der immense Drogenkonsum der Gruppe und die zerstörerische Egomanie Baaders. Bei mir entstand der Eindruck, dass die ganzen Anschläge nur politisch verbrämte Aktionen waren, um Baaders Selbstdarstellungstrieb und Allmachtsphantasien eine Plattform zu bieten. Als ihm diese Möglichkeit durch die Haft genommen wird, ist der Selbstmord nur folgerichtig.

Veröffentlicht am 12.01.2019

Was geschah 1986 ?

Die Party
0

Zehn ehemalige Freunde erhalten die Einladung zu einer Halloween-Party. Sie haben sich 1986 zuletzt auf der Halloween-Party ihres heutigen Gastgebers Brandon gesehen. Mit gemischten Gefühlen machen sich ...

Zehn ehemalige Freunde erhalten die Einladung zu einer Halloween-Party. Sie haben sich 1986 zuletzt auf der Halloween-Party ihres heutigen Gastgebers Brandon gesehen. Mit gemischten Gefühlen machen sich die zehn auf den Weg. Wie wird es sein, die anderen nach so langer Zeit wiederzusehen ? Brandon wohnt in einem Haus inmitten von Wäldern auf einem Felsen gelegen, dessen einzige Zufahrtsstraße über einen kleinen Fluss führt. Dort angekommen werden ihre Handys eingesammelt , um das Lebensgefühl der 80iger Jahre wieder aufleben zu lassen. Gleich zu Beginn der Party wird Brandon von einem Kronleuchter erschlagen : Unfall, Selbstmord oder Mord ? Als seine Gäste Hilfe holen wollen, stellen sie fest, dass sie völlig von der Außenwelt abgeschnitten sind. Als weitere Freunde ums Leben kommen, beginnt die Suche nach dem Warum und Wer. Hat das Morden mit den Ereignissen während der Halloween-Party 1986 zu tun ? Jeder scheint verdächtig und zugleich unschuldig.
Das Buch liest sich sehr spannend. Geschickt verwebt der Autor das Geschehen von damals und heute. Bis kurz vor dem Ende war mir nicht klar, wer der Täter ist. Jedes Mal, wenn einer der Anwesenden verdächtig wird, wird logisch und nachvollziehbar dargelegt, warum derjenige der Mörder sein muss. Kurz darauf lösen sich die Argumente in Luft auf und ein anderer gerät ebenso überzeugend in den Focus. Im Laufe der Geschichte wird immer deutlicher, dass die Geschehnisse von 1986 eine wesentliche Rolle für die Motive der Morde heute spielen. Kurze Rückblenden bringen Licht ins Dunkel.
Die Idee, eine Gruppe isoliert von der Außenwelt zusammenzubringen und dann einen nach dem anderen umkommen zu lassen, ist an sich nicht Neues. Der Autor verpackt aber seine Version so spannend und hat neue Ideen für mögliche Motive, dass ich wirklich gut unterhalten und der Krimi nie langweilig wurde. Im Gegenteil ich war fleißig dabei, zu überlegen, wer der Mörder sein könnte. Alles in allem ein spannender, unterhaltsamer Krimi mit überraschendem Ende.