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Veröffentlicht am 21.09.2016

Ein eindrucksvolles Bild jener Zeit

Die Feuerbraut
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Der historische Roman "Die Feuerbraut" des Münchner Autorenehepaars, welches unter dem Namen Iny Lorentz publiziert, thematisiert eine Zeit voller Schrecken während des Dreißigjährigen Kriegs. Genauer ...

Der historische Roman "Die Feuerbraut" des Münchner Autorenehepaars, welches unter dem Namen Iny Lorentz publiziert, thematisiert eine Zeit voller Schrecken während des Dreißigjährigen Kriegs. Genauer gesagt, werden die Erlebnisse der Hauptfigur Irmela von Hochberg mit Beginn des Schwedischen Kriegs (1630-1635) dargestellt. Während der Flucht vor den Schweden fallen sie und ihre Mitreisenden denselben in die Hände. Nur durch Irmelas gutes Gehör gelingt es ihr, ein paar der Reisegefährten vor den Schweden zu warnen. So kommt es dazu, dass die Mitreisenden, die den Schweden zum Opfer gefallen sind aber dennoch überlebt haben, ihr unterstellen, sie sei eine Hexe. Da Irmela die Alleinerbin eines großen Vermögens ist, entspinnt sich ein Netz voller Intrigen, welches selbst von Kirchenmitgliedern unterstützt wird.

Wie schon in den letzten Werken ist aber auch hier zu bemerken, dass die entstehenden Paarkonstellationen meist schon von Beginn der Geschichte absehbar sind. Die Umwege zu diesen Paarbildungen sind in dem Werk "Die Feuerbraut" aber dennoch unvorhersehbar und somit bleibt die Geschichte von Anfang an voller Spannung.

Die Hauptfigur Komtesse Irmela von Hochberg ist, im Unterschied zu den Charakteren in den bisherigen Romanen von Iny Lorentz, ein unsicheres, schüchternes, nicht gerade hübsches junges Mädchen, welches im Laufe der Geschehnisse zunehmend selbstsicherer wird und versucht ihre Angelegenheiten selbst in die Hand zu nehmen.
Neu in diesem Werk ist somit die Darstellung der Protagonisten. Oft wurde bei den vorherigen Werken Iny Lorentz' bemängelt, dass sie immer wieder perfekte Charaktere beschreibt, welche eher realitätsfern erscheinen. Nicht so in diesem Werk. Sie deckt hier nicht nur mit der Hauptfigur, sondern auch mit den anderen Protagonisten Schwächen, Fehler und Abgründe der menschlichen Seele auf und beschreibt sie gnadenlos. Außerdem macht Iny Lorentz nicht Halt davor, Gewalt, Folterung, Verstümmelung, magische Hexenrituale und Kindesmord detailliert darzustellen. Schwache Nerven sind hier fehl am Platz. Aber dies hat Iny Lorentz schließlich schon in der Vergewaltigungsszene in ihrem Werk "Die Wanderhure" unter Beweis gestellt. Auch die finsteren Machenschaften des Adels werden offen dargestellt.

Wer schon Gefallen an den bisherigen Lorentz-Romanen hatte, sollte dieses Werk unbedingt lesen. Es behält den Stil des Autorenehepaar bei, hat sich aber frühergehende Kritik zu Herzen genommen und schafft somit ein eindrucksvolles Bild jener Zeit.

Veröffentlicht am 21.09.2016

Auf den Spuren der Zukunft.

Wir sind Cyborgs
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Alexander Krützfeldt ist Autor und Journalist. Er arbeitet unter anderem für Krautreporter, einem unabhängigen Online Magazin, welches ohne Werbung (dafür mit Mitgliederspenden) und ohne Verlagsbindung ...

Alexander Krützfeldt ist Autor und Journalist. Er arbeitet unter anderem für Krautreporter, einem unabhängigen Online Magazin, welches ohne Werbung (dafür mit Mitgliederspenden) und ohne Verlagsbindung agiert. Sein Buch Deep Web. Die dunkle Seite des Internets erschien 2014 unter einem Pseudonym. Sein neues Buch Wir sind Cyborgs erschien 2015.

In seinem Buch "Wir sind Cyborgs" beschreibt Andreas Krützfeldt seine Recherche zum Thema Cyborgs. Er trifft einige Menschen aus dieser Szene und schreibt die Gespräche mit ihnen nieder. Hierbei kommt immer wieder die Frage auf, ab wann ein Mensch ein Cyborg ist. Ist er dies schon, weil er ohne sein Smartphone nicht mehr zurecht kommt, oder ist er es erst, wenn er Technik in oder an seinem Körper verbaut hat? Eine Antwort auf seine Frage gibt es nicht. Es gibt verschiedene Definitionen von Cyborgs. Gleichzeitig geht es in seinem Werk auch um die Frage der Ethik. Was bedeutet es, dass die Technik immer weiter voran schreitet. Technik kann uns helfen, indem Krankheiten oder Benachteiligungen behoben bzw. ausgeglichen werden. Kann der Fortschritt aber auch dazu führen, dass wir, als Menschen, in der Zukunft gezwungen sein werden, uns beispielsweise Technik implantieren zu lassen, um selbst nicht benachteiligt zu sein?

Andreas Krützfeldt schlägt einen leicht verständlichen Ton an. Das Buch lässt sich flüssig und rasch lesen. Es gibt einen guten Einstieg zum Thema Cyborgs und regt hier und da zum Nachdenken an. Ein wissenschaftlich fundiertes Werk ist es allerdings nicht. In verständlichen Worten bringt Andreas Krützfeldt dem Leser die Thematik näher, seine Reisebeschreibung lässt das Buch nicht zu einem trockenen Sachbuch werden, sondern sorgt für Abwechslung. Das Buch unterhält, bietet aber keinen großen Spannungsbogen. An den passenden Stellen fügt Krützfeldt weiteres Hintergrundwissen an, ohne dabei zu wissenschaftlich zu werden. Hin und wieder wiederholen sich Aspekte, wie zum Beispiel der Chip zur Öffnung des Autos.

Ich habe mich bisher nicht mit dieser Thematik befasst, habe somit also neue Informationen gewinnen können. Jedoch bleibt das Buch an der Oberfläche und ich hätte mir mehr Tiefgang erhofft. Bei diesem Buch handelt es sich also um ein unterhaltsames Sachbuch, welches einem die Grundthematik der Cyborgs näher bringt.

Veröffentlicht am 21.09.2016

Wenn Kinder ihre Sprache verlieren

Es wird gut, kleine Maus
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Seitdem meine Tochter in der Kita verstummt ist, habe ich mich verstärkt mit dem Thema Mutismus auseinander gesetzt. Da dieses Thema auch vor dem mutistischen Kind nicht einfach verschwiegen werden darf, ...

Seitdem meine Tochter in der Kita verstummt ist, habe ich mich verstärkt mit dem Thema Mutismus auseinander gesetzt. Da dieses Thema auch vor dem mutistischen Kind nicht einfach verschwiegen werden darf, habe ich auch nach Kinderbüchern mit dem Thema Mutismus gesucht. Dieses schön illustrierte Werk hat meine Schwester durch einen Aushang in der Kita entdeckt und mich darauf aufmerksam gemacht. Es handelt sich um ein sehr schön illustriertes Buch, welches eine bildhafte Sprache hat.

Zunächst einmal ist es aber wichtig, kurz zu erläutern, worum es bei der Erkrankung „Mutismus“ überhaupt geht. Es handelt sich beim Mutismus um eine Kommunikationsstörung. Kinder und auch Erwachsene, die organisch völlig gesund und auch fähig sind, zu sprechen, verstummen in bestimmten Situationen oder in Gegenwart bestimmter Menschen. Man kann zwischen verschiedenen Formen des Mutismus unterscheiden: dem elektiven (oder selektiven) Mutismus, welcher in bestimmten Situationen auftritt, dem totalen Mutismus und dem akinetischen Mutismus, welcher neurologisch bedingt ist.

Das vorliegende Werk Es wird gut kleine Maus behandelt das Thema Mutismus ausgelöst durch eine Verlusterfahrung. Die Problematik wird aus der Sicht eines Kindes beschrieben, welches vor kurzem seine Mutter verloren hat. Das Kind, welches weder Name noch Geschlecht hat, erzählt von seinem Leben ohne Mutter. Es beschreibt, dass der Vater sich auf einmal so anders verhält, dass die eigenen Gedanken durcheinander geraten sind und kein Laut mehr über die Lippen kommt. Erst die kindliche Neugier bringt die Sprache wieder zurück und führt auch Vater und Kind wieder zueinander.

Zunächst einmal kann ich sagen, dass das Buch meiner Tochter gefallen hat. Einige Tage wurde es immer wieder hervor geholt und gelesen. Das Interesse flachte dann aber doch recht schnell ab, was vielleicht an dem geringen Text im Buch lag. Sie ist inzwischen 5 Jahre alt und wir lesen gemeinsam schon eher Kinderromane.
Die Bilder sind wirklich sehr liebevoll und mit Foto-Collagen gestaltet, wirken aber auch etwas düster. Diese Düsternis unterstützt den Hintergrund der Geschichte, nämlich den Tod der Mutter. Zu abstrakt war mir aber die Beschreibung, dass „das Wort mit den drei Buchstaben […] den anderen Wörtern den Weg aus meinem Mund [versperrt]“ (Seite 4). Damit konnte meine Tochter zunächst nichts anfangen. Allerdings ist diese Phänomen, dass etwas den Weg aus dem Mund versperrt, nicht weit her geholt. Eine ähnliche Beschreibung diesbezüglich hatte mir meine Tochter auch geschildert, als ich sie fragte, wieso sie in der Kita nicht sprechen kann.
Aber Kinder, die noch nicht schreiben und lesen können, werden diese Beschreibung des Wortes mit den drei Buchstaben nicht verstehen und somit auch einen wichtigen Teil des Buches vielleicht nicht nachempfinden können.

Warum genau der Vater sich anders als sonst verhält wird leider auch nicht in der Geschichte aufgeklärt. Dass er selbst mit dem Verlust seiner Frau fertig werden muss und deshalb sehr traurig und manchmal auch vergesslich ist. Außerdem wird die Spitzmaus im Text mit einem grauen Kopf beschrieben, in der Foto-Collage ist sie aber blau. Das fiel meiner Tochter auch sofort auf und riss sie leider etwas aus der Geschichte heraus.

"Wir schauen hinauf zu den Sternen und Schweigen." (Seite 34)

Die bunten Bilder, die wie bereits erwähnt auch etwas düsteres an sich haben, werden mit einer reduzierten Sprache verbunden. Es handelt sich also um ein Buch, für welches man sich Zeit nehmen sollte. Mit einem einfachen Vorlesen ist es hier nicht getan. Man muss sich gemeinsam mit dem Kind näher mit der Geschichte auseinandersetzen.
Der Schluss gefiel mir besonders gut. Die Sprache kommt wieder, aber auch Schweigen ist in Ordnung und in gewissen Momenten wichtig und heilend.

Als Elternteil eines mutistischen Kindes muss ich allerdings darauf hinweisen, dass das Buch vielleicht eine zu plötzliche Heilung suggeriert. Dies ist in der Realität leider nicht der Regelfall, denn eigentlich ist es ein langer und schwieriger Weg, oftmals auch mit Rückschritten, den die Eltern mit ihrem Kind gehen müssen, um die Sprache des Kindes wieder zu finden.

"Mir fliegen die Worte aus dem Mund." (Seite 29)

Alles in allem handelt es sich um ein liebevoll gestaltetes Buch für Kinder, die an Mutismus leiden, aber auch für Kinder, die mit dem Thema Mutismus in Kontakt kommen, beispielsweise, weil sie ein betroffenes Kind kennen. Die Geschichte veranschaulicht die Problematik recht gut, hat aber auch ihre Defizite, die durch den vorlesenden Erwachsenen kompensiert werden sollten.

Veröffentlicht am 21.09.2016

Das turbulente Leben einer Patchworkfamilie

Unter einem Dach
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Ein Mann, drei Frauen, drei Kinder. Sie alle befinden sich in einer neuen Situation, der Patchworkfamilie. Anneke Mohn schildert einfühlsam aber auch humorvoll, wie das Leben aller beteiligten aus den ...

Ein Mann, drei Frauen, drei Kinder. Sie alle befinden sich in einer neuen Situation, der Patchworkfamilie. Anneke Mohn schildert einfühlsam aber auch humorvoll, wie das Leben aller beteiligten aus den Fugen gerät.

Drei Frauen stehen im Mittelpunkt dieser Geschichte. Da ist zunächst einmal Dana, eine erfolgreiche Professorin der Soziologie. Als sie Mattis begegnete, merkt sie schnell, dass er der Richtige für sie ist. Doch Mattis ist verheiratet und hat zwei Kinder im Schulkindalter und ein weiteres aus einer früheren Beziehung. Er verlässt seine Frau Maren und möchte mit Dana zusammen sein, ohne auf seine Kinder zu verzichten. Doch Maren ist nicht bereit, ihren Mann kampflos aufzugeben, schließlich ist ihre Familie ihr Leben. Als sie einen schweren Autounfall hat und auf Hilfe angewiesen ist, nimmt Mattis sie und die Kinder in seinem neu erworbenen Haus auf. Das Chaos ist vorprogrammiert. Die dritte Protagonistin ist Jil. Mattis erste Frau aus Jugendjahren, bietet einen Gegenpol zu Maren. Sie ist eine rastlose Weltenbummlerin. Jil und Mattis haben gemeinsam einen Sohn, der bereits erwachsen ist und eine eigene Familie gründet. Über Umwege verschlägt es auch sie in das Haus ihres Ex-Mannes. „Es würde wunderbar werden. Wenn alle mitmachten.“ (Seite 8) Mattis großer Traum einer harmonierenden Patchworkfamlie geht allerdings nicht in Erfüllung.

Anneke Mohn lebt und arbeitet in Hamburg. Sie war als Lektorin in verschiedenen Verlagen tätig, inzwischen arbeitet sie als Übersetzerin und Autorin. Unter einem Dach ist der neuste Roman der Autorin. Zwei weitere Romane sind im Rowohlt Verlag erschienen: Kirschsommer (2013) und Apfelrosenzeit (2014).

Anneke Mohn gelingt es, glaubhaft die Situation einer Patchworkfamilie zu schildern. Es handelt sich um einen unterhaltsamen Roman, der eine nette Lektüre für Zwischendurch darstellt. Die Geschichte ist nicht sonderlich tiefgängig, aber das ist auch gar nicht nötig. Alle wichtigen Aspekte werden berücksichtigt und so kommt eine runde Geschichte am Ende heraus. Allerdings muss man auch sagen, dass das Zusammentreffen mancher Protagonisten ala „die Welt ist klein“ etwas zu konstruiert ist und eigentlich auch nicht nötig gewesen wäre. Anneke Mohn setzt alle beteiligten Familienmitglieder, die neuen sowie die alten, in ein Haus und bringt die Situation somit auf den extremen Höhepunkt. Denn Mattis Vision von einer großen heilen Patchworkfamilie kann einfach nicht funktionieren.

„Denn wir alle haben ein Problem.“ (Seite 235)

Die Autorin schlägt einen flüssigen und leicht verständlichen Ton an. Mit Humor, aber auch dem nötigen Ernst wird die Situation dieser außergewöhnlichen Patchworkfamilie einfühlsam beschrieben. Witzige Gedanken wie „Dana, die Frau mit den Apfelbrüsten“ (Seite 240), aber auch die eigenen Zweifel der Protagonisten an der aktuellen Situation finden Platz in der Geschichte.

Der Roman ließ sich zügig und mit anhaltendem Interesse lesen. Der Leser wird absolut abgeholt und kann der Erzählung folgen und mit den Protagonisten mitfühlen. Allerdings hat mich der Roman nicht wirklich komplett abgeholt. So kann ich das Buch als schnelle Lektüre zur Unterhaltung durchaus empfehlen, es wird aber vermutlich nicht lange in meinen Gedanken weiter spuken, da das ganz besondere Etwas irgendwie gefehlt hat.

Veröffentlicht am 21.09.2016

Ein fulminanter Psychothriller für Leser mit starken Nerven

Du
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Ein Roman mit besonderer Erzählperspektive. Zoran Drvenkar wählt die besondere Perspektive der zweiten Person „Du“, sie dient in dem vorliegenden Werk dazu, den Leser ganz dicht an die Protagonisten zu ...

Ein Roman mit besonderer Erzählperspektive. Zoran Drvenkar wählt die besondere Perspektive der zweiten Person „Du“, sie dient in dem vorliegenden Werk dazu, den Leser ganz dicht an die Protagonisten zu führen, die Geschichte also aus Sicht der verschiedenen Charaktere zu erzählen. Die zahlreichen Protagonisten wechseln sich mit ihren Schilderungen ab und schnell stellt sich der Leser die Frage: Wer ist diese allwissende Personen, die in alle Köpfe, sogar in die der Toten, hineinschauen kann? Denn hin und wieder macht es den Anschein, als würde diese allwissende Person die Protagonisten direkt ansprechen. Er kennt ihre Vergangenheit, ihre Gegenwart und auch ihre Zukunft.

Zoran Drvenkar wurde 1967 in Kroatien geboren. Mit drei Jahren kam er nach Deutschland und wuchs in Berlin auf. Er arbeitet als freier Schriftsteller und publiziert neben seinen Romanen auch Kinder- und Jugendbücher. Seine beiden Thriller Du bist zu schnell (2003) und Sorry (2009) sollen verfilmt werden.

Der Einstieg in die Geschichte fällt zunächst aufgrund der zahlreichen Charaktere etwas schwer. Mehr als zehn Protagonisten treten abwechselnd Kapitel für Kapitel auf die Bühne und erzählen ein Fragment der Geschichte aus ihrer Sicht. Der dynamische Fortlauf der Handlung reißt einen aber dennoch mit. Das Tempo erhöht sich vorlaufend, selbst wenn man als Leser denkt, schneller und drastischer kann es nicht werden. Doch! Das geht! Zoran Drvenkar schreckt vor keiner Brutalität zurück, er lässt seine Protagonisten ungehindert morden und ins Verderben laufen.

Zunächst einmal aber zur Handlung. Da gibt es den Reisenden, der immer wieder einmal auftaucht und eine große Anzahl an toten Menschen hinter sich lässt. Da er nicht gefasst werden kann ist er ein regelrechter Mythos, von dem jeder weiß, aber keiner ahnt, dass er ihm bald begegnen wird. Dann sind da fünf Freundinnen, die aufgrund eines Heroinfundes auf der Flucht sind. Sie werden von einem Mann gejagt, der „Der Logist“ genannt wird. Alle Protagonisten scheinen nichts miteinander zu tun zu haben, aber dennoch rauschen sie in voller Fahrt aufeinander zu. Ihr Weg ist gepflastert mit Brutalität und Tod. Teilweise fand ich aber gerade diese Brutalität fragwürdig. Kann ein Vater den Freund seines Kindes töten? Auch die wirklich turbulente Handlung ist zum Teil etwas unglaubwürdig. Fünf junge Mädchen, die vor einem brutalen Drogenliferanten fliehen und dabei greift kein einziges Mal die Polizei wirklich in diese Verfolgung ein, obwohl es zu Todesfällen kommt? Das Cover macht die Düsternis dieser Erzählung sehr deutlich und alles scheint von einem Mann abzuhängen: dem Reisenden. Doch wie passt er in die Geschichte hinein?

Zoran Drvenkar erzählt in gnadenloser Grausamkeit die Geschichte. Kalt und hart lässt er einen Teil seiner Protagonisten erscheinen, während die anderen, die es bisher nicht waren selbst diesen Weg einschlagen. Der Autor hat einen fast poetischen Erzählstil, der in jeder Minute der Geschichte passt. Durch die Du-Perspektive werden die Taten aller Protagonisten irgend wie nachvollziehbar und verständlich. Mal empfindet der Leser Mitleid oder Verständnis, ein anderes Mal wird er aber voller Abscheu die Taten und Gefühle des Protagonisten verfolgen.

Du ist kein Buch für Leser mit schwachen Nerven. Es ist ein Psychothriller mit besonderem Perspektivwechsel. Drvenkar bietet keinen leichten Einstieg in seine Geschichte, aber die zig verschiedenen Handlungsstänge und Charaktere fügen sich Stück für Stück zu einem großen Ganzen zusammen. Wenn man sich darauf einlässt, wird man nicht enttäuscht werden. Auch wenn hier und da die Erzählung zu dramatisch und unglaubwürdig erscheint, so wird man spätestens mit dem fulminanten Schluss der Geschichte entschädigt.