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Veröffentlicht am 21.02.2019

Atmosphärisch dichter und bildgewaltiger Kriminalroman im klassischen Stil

Nacht über dem Bayou
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Mit diesem atmosphärisch dichten und bildgewaltigen Kriminalroman im klassischen Stil legt James Lee Burke den bereits neunten von insgesamt 21 Bänden seiner Reihe um den Polizisten Dave Robicheaux aus ...

Mit diesem atmosphärisch dichten und bildgewaltigen Kriminalroman im klassischen Stil legt James Lee Burke den bereits neunten von insgesamt 21 Bänden seiner Reihe um den Polizisten Dave Robicheaux aus Louisiana vor. Im Original bereits 1996 erschienen, hat ihn der Pendragon Verlag nun aktuell in einer überarbeiteten Neuausgabe herausgegeben.
Man kann diesen Roman auch ohne Vorwissen aus den vorherigen Bänden problemlos lesen und verstehen, alle erforderlichen Informationen zu den Protagonisten werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören.
Und so konnte auch ich mich als Quereinsteiger in diesen Serienkosmos schnell in den Bann dieser gut aufgebauten Geschichte begeben, die mein Kopfkino auf Hochtouren hat laufen lassen.

Aaron Crown wurde wegen des Mordes an dem schwarzen Bürgerrechtler Ely Dixon zu 40 Jahren Haft verurteilt, behauptet aber seit Jahren, unschuldig hinter Gittern zu sitzen. Als er nun Dave Robicheaux um Hilfe bittet, lässt sich dieser eher widerwillig in die Angelegenheit verwickeln. Er stößt dann aber schnell auf einige Ungereimtheiten, die mächtig Staub aufwirbeln. Die Spuren führen in höchste politische Kreise und Dave muss bald am eigenen Leib erfahren, das er mal wieder in ein Wespennest gestochen hat.

James Lee Burke versteht es wie kaum ein anderer Autor, Bilder in den Köpfen seiner Leser entstehen zu lassen. Und glaubt man dann beim Lesen auch, das hitzige Klima der Sümpfe Lousianas förmlich spüren zu können. Passend dazu bilden auch seine gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten einen wahren Sumpf menschlicher Abgründe ab, in dem wir Leser uns nun genau wie auch die Hauptfigur Dave Robicheaux mühsam zurechtfinden müssen. Mit viel Finesse und einigen überraschenden Wendungen fügt der Autor die zahlreichen Stränge seiner Geschichte zu einem insgesamt überzeugenden Gesamtbild mit verblüffender Auflösung zusammen.
Ab und an verliert er sich dabei aber doch ein wenig zu sehr in seinen Beschreibungen und nimmt so immer mal wieder ein wenig das Tempo aus seiner Geschichte. Es gelingt ihm dabei aber auch immer, das Ruder noch rechtzeitig herumzureißen und die Geschichte wieder deutlicher ins Zentrum des Geschehens zu rücken.
Und so fällt das Gesamturteil am Ende doch mehr als positiv aus.

Mein erster Kriminalroman von James Lee Burke wird mit Sicherheit nicht mein letzter bleiben.

Veröffentlicht am 15.02.2019

Überzeugender Thriller der etwas härteren Art, der sich mit dem Thema Selbstjustiz auseinandersetzt

Tannenstein
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Mit diesem Thriller legt der Autor Linus Geschke den überzeugenden ersten Band einer neuen Reihe um den Ex-Polizisten Alexander Born vor. Die hier erzählte Geschichte ist zwar grundsätzlich in sich abgeschlossen, ...

Mit diesem Thriller legt der Autor Linus Geschke den überzeugenden ersten Band einer neuen Reihe um den Ex-Polizisten Alexander Born vor. Die hier erzählte Geschichte ist zwar grundsätzlich in sich abgeschlossen, am Ende bleiben aber dennoch ein paar einzelne Erzählstränge offen, die dann im nächsten Band fortgeführt werden.

Als Alexander Born aus dreijähriger Haft entlassen wird, treibt ihn nur noch ein Gedanke an. Er will Rache an dem unheimlichen Mörder mit Namen "Der Wanderer", der seine Ex-Partnerin und Geliebte Lydia ermordet hat, als Born schon hinter Gittern saß. Die Spur des Wanderers führt direkt zur Russenmafia.
Mit Unterstützung der jungen und ehrgeizigen Polizistin Norah Bernsen stößt Born bei seiner Jagd in ein Wespennest.
Und welche Rolle spielt der nahe der tschechischen Grenzen gelegene Ort Tannenstein, in dem der Wanderer seinerzeit zum ersten Mal in Erscheinung getreten war und 11 Bewohner des Ortes ermordet hatte ?

Mit dem Thema Selbstjustiz packt der Autor hier ein ziemlich heißes Eisen an, bei dem man sich auch schnell die Finger verbrennen kann. Es gelingt ihm hier aber, das Thema insgesamt dann doch auf angemessene Art und Weise zu behandeln.
Grundsätzlich spart dieser Thriller der etwas härteren Art in Sachen Gewalt wenig bis nichts aus. Die Gewalt ist hier aber kein reiner Selbstzweck, sondern ergibt sich zwangsläufig aus der Geschichte. Auch auf billige und allzu blutige Effekte wird hier weitestgehend verzichtet.

Eine gut aufgebaute Geschichte, ein packender Schreibstil und eine Riege gut charakterisierter und vielschichtig angelegter Protagonisten waren der Garant dafür, das mich die Geschichte schnell in ihren Bann ziehen konnte, so das ich das Buch beim Lesen kaum mehr aus der Hand legen wollte.
Echte Sympathieträger sucht man hier allerdings lange Zeit vergebens, gerade Alexander Born macht es einem zu Beginn nicht gerade leicht, ihn zu mögen. Doch je länger man hinter seine Fassade blicken und seine Motive nachvollziehen kann, kommt einem die Figur doch immer näher, ohne das man dabei alle seine Handlungen gutheißen kann oder muss.

Wer auf spannende Thriller der etwas härteren Art steht, wird hier auf jeden Fall bestens bedient und unterhalten.

Veröffentlicht am 06.02.2019

Spannende Mördersuche vor der Kulisse der Kulturhauptstadt Ruhr 2010

Mord eines Anderen
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Mit diesem Buch schickt der Autor Klaus Heimann den Essener Kommissar Sigi Siebert in seinen inzwischen schon vierten Fall. Vorkenntnisse aus den ersten Büchern sind hier allerdings nicht erforderlich, ...

Mit diesem Buch schickt der Autor Klaus Heimann den Essener Kommissar Sigi Siebert in seinen inzwischen schon vierten Fall. Vorkenntnisse aus den ersten Büchern sind hier allerdings nicht erforderlich, zumal die Geschichte zeitlich vor den beiden ersten Bänden angesiedelt ist.
Wie schon beim dritten Band stattet der Autor seine Geschichte daher mit einer Rahmenhandlung aus, in der der inzwischen wegen einer Schussverletzung in den Ruhestand versetzte Kommissar einem ehemaligen Kollegen von den damaligen Ermittlungen erzählt.
Und natürlich sind auch Sigis damalige Mitarbeiter Möhrchen und Erich wieder mit an Bord.

Geschickt bettet der Autor hier die Ermittlungen zum Mord an dem Geschäftsführer einer Essener IT-Firma in die Ereignisse der Ruhr 2010 ein, als Essen stellvertretend für das gesamte Ruhrgebiet die Rolle als Kulturhauptstadt Europas übernommen hatte.
Insbesondere die beiden Großereignisse Still-Leben Ruhrschnellweg, bei dem die Autobahn A40 zwischen Duisburg und Dortmund einen Tag lang mit Tischreihen ausgestattet war und nur von Fußgängern und Radfahrern und nicht von Autos bevölkert wurde, und die Loveparade in Duisburg mit ihrem so tragischen Verlauf spielen im Rahmen der Geschichte eine größere Rolle.

Neben der spannenden Mördersuche, bei der es an Verdächtigen wahrlich nicht mangelt, wird das Geschehen immer wieder durch eingestreute Szenen aus Sigis Privatleben und dem gelungenen Zusammenspiel der Ermittler aufgelockert. Auch für ein wenig Essener Lokalkolorit bleibt wieder ausreichend Platz.
Der Autor verzichtet bewusst auf blutige Details und Actioneinlagen, sondern verlässt sich komplett auf seine gut gezeichneten Figuren und ihre Psychologie. Mit seinem packenden Schreibstil versteht er es aber auch so, ausreichend Spannung zu erzeugen.
So ergibt sich ein eher ruhiger Kriminalroman, der gut aufgebaut ist und am Ende mit einer ziemlich tragischen, aber auch überzeugenden Auflösung aufwartet.

Kleiner, aber feiner Kriminalroman, der mich insgesamt aber absolut überzeugen konnte und Lust auf weitere Fälle mit diesem Team macht.

Veröffentlicht am 05.02.2019

Gelungener erster Auftritt einer außergewöhnlichen und unkonventionellen Ermittlerin

Blinde Rache
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Mit Mara Billinsky schickt der Autor Leo Born eine außergewöhnliche und unkonventionelle Ermittlerin ins Rennen, die mich bei ihrem ersten Auftritt gleich überzeugen konnte.

Mara Billinsky hat sich gerade ...

Mit Mara Billinsky schickt der Autor Leo Born eine außergewöhnliche und unkonventionelle Ermittlerin ins Rennen, die mich bei ihrem ersten Auftritt gleich überzeugen konnte.

Mara Billinsky hat sich gerade erst von Düsseldorf zurück in ihre Heimatstadt Frankfurt versetzen lassen, als eine brutale Mordserie die Mainmetropole erschüttert. Das ihr Chef und ihre Kollegen sie aus den Ermittlungen heraushalten wollen und stattdessen lieber auf eine Einbruchserie ansetzen, hält Mara nicht davon ab, auf eigene Faust in dem Fall zu ermitteln. Dabei kommt sie dem unheimlichen Mörder gefährlich nah.

Den typischen Spagat eines Auftaktbandes, neben einer spannenden Geschichte auch noch eine überzeugende Einführung der Charaktere und ihrer Hintergründe abzuliefern, absolviert der Autor hier auf gekonnte Art und Weise. Seine gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Figuren verfügen durchgehend über reichlich Potential für weitere Auftritte.
Mara Billinsky ist dabei zunächst ein etwas sperriger Charakter, der es einem zu Beginn nicht gerade leicht macht, ihn zu mögen. Dies ändert sich dann aber im weiteren Verlauf der Geschichte, wenn wir immer öfter hinter ihre Fassade blicken dürfen.

Leo Born zeichnet hier ein düsteres und ungeschminktes Bild der Mainmetropole und lässt seine Protagonisten in der gut aufgebauten Geschichte tief in die düsteren Ecken Frankfurts eintauchen. Neben reichlich Spannung und Dramatik liefert er darüber hinaus auch noch eine überzeugende und zugleich überraschende Auflösung, die zum aktuellen Fall keine wesentlichen Fragen offen lässt.
Zugleich spinnt er aber auch noch ein paar weitere Erzählstränge, die in den kommenden Büchern sicherlich noch eine nicht ganz unwesentliche Rolle spielen werden.

Auf die weiteren Bände der Reihe, die beide noch im Jahr 2019 erscheinen sollen, bin ich nun auf jeden Fall schon mehr als gespannt. Der Auftaktband hat hier die Meßlatte aber gleich ordentlich hoch gehängt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Spannung
  • Geschichte
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 24.01.2019

Gelungener Auftakt der Doggerland-Trilogie

Doggerland. Fehltritt (Ein Doggerland-Krimi 1)
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Doggerland liegt zwischen Großbritannien und Dänemark und ist eigentlich schon vor 8000 Jahren in der Nordsee versunken.
Die schwedische Autorin Maria Adolfsson holt diese Inselgruppe bei ihmen Krimidebüt ...

Doggerland liegt zwischen Großbritannien und Dänemark und ist eigentlich schon vor 8000 Jahren in der Nordsee versunken.
Die schwedische Autorin Maria Adolfsson holt diese Inselgruppe bei ihmen Krimidebüt nun zurück an die Oberfläche, verschafft ihr eine stimmige Hintergrundgeschichte und bevölkert sie mit einer ganzen Riege gut gezeichneter und vielschichtig angelegter Charaktere.

Da die Reihe als Trilogie angelegt ist, ergibt sich bei diesem Auftaktband nun die besondere Schwierigkeit, das die Autorin einerseits natürlich eine spannende Geschichte abliefern sollte, die die Leser gut unterhält und neugierig auf die weiteren Bände macht, und zugleich die Inselgruppe mit Land und Leuten sorgfältig einführen muss, so das dieser Hintergrund die Geschichte auch über die weiteren Bände trägt.
Diesen Spagat absolviert die Autorin insgesamt sehr gut, auch wenn dabei die eine oder andere Länge, insbesondere in der ersten Hälfte des Buches, nicht immer zu vermeiden ist. Das furiose Finale mit der verblüffenden Auflösung entschädigt dafür umso mehr.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Kommissarin Karen Eiken Hornby, die vor nicht allzu lanhger Zeit nach einem persönlichen Schicksalsschlag von Großbritannien nach Doggerland zurückgekehrt ist. Als die Ex-Frau ihres direkten Vorgesetzten Jounas Smeed tot aufgefunden wird, bekommt sie nun ihre erste eigene Mordermitttlung, bei der sie von ihren Kollegen und Vorgesetzten auch besonders aufmerksam beäugt wird. Das sie die Nacht vor dem Mord mit Jounas im Bett verbracht hat, macht die Sache für sie nicht wirklich einfacher.

Mit ihrem packenden Schreibstil konnte mich die Autorin schnell in den Bann ihrer gut aufgebauten Geschichte ziehen. Trotz einiger geschickt eingestreuter Hinweise habe ich doch recht lange gebraucht, um zu merken, in welche Richtung sich das Geschehen entwickelt.
Die Hauptfigur gibt sich am Anfang noch etwas spröde und unnahbar, so das sie es uns Lesern nicht gerade leicht macht, sie zu mögen. Dies ändert sich angesichts der Entwicklung, die sie im Laufe der Geschichte durchläuft, aber doch recht schnell. Am Ende habe ich dann doch ziemlich mit ihr mitgefiebert und bin nun schon sehr gespannt, wie es mit Karen und ihren Mitstreitern in den nächsten Bänden weitergeht.

Mein erster Besuch auf Doggerland wird mit Sicherheit nicht mein letzter bleiben.