Cover-Bild Die Glocke im See
24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Insel Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 482
  • Ersterscheinung: 14.01.2019
  • ISBN: 9783458177630
Lars Mytting

Die Glocke im See

Roman
Hinrich Schmidt-Henkel (Übersetzer)

Norwegen im Jahr 1880, in einem dunklen und abgeschiedenen Tal: Die junge, wissbegierige Astrid ist anders als die übrigen Mädchen im Dorf. Sie träumt von einem Leben, das aus mehr besteht als Heiraten, Kinderkriegen und am Ende bei der Feldarbeit Sterben. Sehnt sie sich nach einem Leben mit dem jungen Pastor Kai Schweigaard? Oder entscheidet sie sich für das Neue, Unberechenbare?

Kai Schweigaard hat soeben die kleine Pfarrei mit der 700 Jahre alten Stabkirche in Butangen übernommen. Die würde er gerne abreißen und durch eine modernere, größere Kirche ersetzen. Er hat auch schon Kontakt zur Kunstakademie in Dresden aufgenommen, die ihren begabten Architekturstudenten Gerhard Schönauer schickt, der den Abtransport der Kirche nach Dresden und den Aufbau dort überwachen soll. Astrid rebelliert, denn mit der Kirche würden auch die beiden Glocken verschwinden, die einer ihrer Vorfahren einst der Kirche gestiftet hat. Man sagt ihnen übernatürliche Kräfte nach und dass sie von selbst läuten, wenn ein Unglück bevorsteht.
Astrid verliebt sich in diesen Gerhard. Er ist so anders als die jungen Männer in Butangen. Modern, weltoffen, elegant. Astrid muss sich entscheiden. Wählt sie die Heimat und den Pfarrer oder den Aufbruch in eine ungewisse Zukunft in Deutschland. Da hört sie auf einmal die Glocken läuten ...

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.02.2019

Sprachgewaltiger erster Teil einer Norwegen-Saga

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Ein abgelegenes Tal in Norwegen um 1880. Das Leben ist hart, die Winter lang und die Gottesdienstbesucher (er)frieren in der kalten Stabkirche. Der neue Pfarrer möchte endlich eine neue, moderne, gut beheizbare ...

Ein abgelegenes Tal in Norwegen um 1880. Das Leben ist hart, die Winter lang und die Gottesdienstbesucher (er)frieren in der kalten Stabkirche. Der neue Pfarrer möchte endlich eine neue, moderne, gut beheizbare Kirche. Um dies zu finanzieren, hat er Kontakt zur Kunstakademie Dresden aufgenommen, die die alte Kirche abreißen und in Deutschland neu aufbauen würde, um dieses architektonische Kleinod zu erhalten. Ein Kunst-Architekturstudent wird nach Norwegen geschickt, um den Abbau der Kirche vorzubereiten. Und so kommt die Moderne in das norwegische Tal. Dort hängt man noch mehr den alten Sagen und Mythen an, als es dem Pfarrer recht ist, der die Menschen in ein modernes Leben führen möchte - und den alten heidnischen Volksglauben ausrotten will - am besten direkt mit der alten Kirche zusammen.


Doch bei einigen Einwohnern regt sich leiser Widerstand. Vor allem bei Astrid Hekne, deren Vorfahren einst die Zwillings-Glocken spendeten, die in der alten Kirche läuten. Und die auch von alleine läuten können - wenn Gefahr herrscht.
Astrid ist eine junge Frau, die sich einerseits mehr vom Leben erhofft als das, was die Gegend normalerweise für Frauen bereit hält. Aber sie hat auch ein Gespür für die Gesamtheit aus Vergangenheit und Gegenwart und schaut über den Tellerrand. Daher ist der Student aus Deutschland fast ein Wesensverwandter für sie - aber auch mit dem Pfarrer verbindet sie ein tiefes Verständnis. Gleichzeitig sind alle in den Traditionen und Werte-Vorstellungen ihrer Zeit gefangen. Was wird das Schicksal für Astrid bereithalten? Werden die Glocken im Tal verbleiben? Wird Astrid im Tal bleiben?

Dieses Buch ist der erste Teil einer geplanten Trilogie. Beeindruckend ist die Sprache, in der der Autor die Geschichte erzählt. Bildhaft mit einigen mystischen Anklängen werden Tragödien und kleine schöne Momente beschrieben. Es überwiegt die Tragik - was angesichts der Zeit damals nicht anders möglich ist - die Lektüre aber manchmal fast schmerzlich macht.

Aber die nächsten Teile der Trilogie werde ich trotzdem gerne lesen - manchmal muss gute Literatur eben auch schmerzlich sein

Veröffentlicht am 19.02.2019

Verzaubert durch Worte

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Lars Mytting hat mich mit seinem Roman Die Glocke im See regelrecht mit seinen Worten mitgerissen.
In erster Linie hatte ich mich für das Hörbuch interessiert da es von Beate Rysopp gelesen wird. Sie hat ...

Lars Mytting hat mich mit seinem Roman Die Glocke im See regelrecht mit seinen Worten mitgerissen.
In erster Linie hatte ich mich für das Hörbuch interessiert da es von Beate Rysopp gelesen wird. Sie hat meiner Meinung nach eine richtig angenehme und tolle Stimme, der ich sehr gerne zuhöre.
Lars Mytting war mir bis heute unbekannt, nun bin ich aber richtig froh seinen Schreibstil kennengelernt zu haben. Ob ich allerdings beim Lesen des Buches ebenfalls unter solchen Emotions- und Gefühlswallungen gelitten hätte vermag ich nicht zu sagen.
Die Glocke im See ist der Beginn einer Trilogie und spielt in Norwegen im Jahre 1880, in einem dunklen und abgeschiedenen Tal, handelt hauptsächlich von den Charakteren Astrid, dem Pfarrer Kai, einem jungen Architekten und einer Stabkirche.
Der poetische Schreibstil von Lars Mytting kommt durch die perfekte Tonlage der Leserin so richtig zum Ausdruck und ich habe mittlerweile schon einige Kapitel mehrfach gehört.
Fasziniert hat mich hier, dass ich die Verbundenheit von Lars Mytting zu Land und Leuten habe spüren können.
Ich konnte mich mit der damaligen Zeit gefühlsmäßig optimal anfreunden, habe die Kälte der Landschaft in meinen Knochen gespürt, die Zerissenheit Astrids, die Entbehrungen der Leute, die Hungersnot, habe mir die herrliche Stabkirche vorgestellt.
Die Geschichte der Stabkirchen war mir übrigens so überhaupt nicht bewusst und fand ich ausgesprochen interessant.
Auf jeden Fall bin ich total fasziniert und hoffe möglichst schnell auf mehr davon.

Veröffentlicht am 28.03.2019

Das Schicksal einer Kirche und dreier Menschen

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steht im Mittelpunkt dieses eindrucksvollen Romans.

Ein kleiner Ort, in dem die Jahrhunderte alte Kirche den Mittelpunkt bildet, vor allem die darin enthaltenen Glocken, die vor einigen Generationen von ...

steht im Mittelpunkt dieses eindrucksvollen Romans.

Ein kleiner Ort, in dem die Jahrhunderte alte Kirche den Mittelpunkt bildet, vor allem die darin enthaltenen Glocken, die vor einigen Generationen von einem damals wohlhabenden Gutsbesitzer in Gedenken an ein tragisches Familienereignis gestiftet wurden. Dieser Hof, der Hekne-Hof nämlich, kämpft inzwischen, in den 1880er Jahren wie die meisten anderen auch gegen große wirtschaftliche Probleme an. Doch die derzeitigen Bewohner, vor allem Astrid, die älteste Tochter, sind sich dieses Erbes ganz klar bewusst.

Aus Deutschland kommt ein Angebot, dass die Kirche nicht ausschlagen kann: die dortige Kirche soll in Einzelteile zerlegt und in Deutschland wieder aufgebaut werden, inklusive der Glocken. Die Summe, die geboten wird, macht es der Kirche leicht, hier zuzustimmen. Ersatz soll in Form einer wesentlich schlichteren Kirche erfolgen. Viele Dorfbewohner nehmen dies als gegeben an, doch Astrid wehrt sich. Und das, obwohl beide Männer, die auf Arbeitsebene in diesen Prozess der Kirchenversetzung eingebunden sind, ihr etwas bedeuten: der örtliche Pfarrer Kai Schweigaard nämlich und der deutsche Ingenieur Gerhard Schönauer.

Eine Konstellation, die Dramatisches erahnen lässt und die die Grundlage bildet für einen Roman, dem man die große schriftstellerische Tradition der Norweger Seite für Seite anmerkt.

Hier wird ein Norwegen gezeichnet, wie man es von Hamsun kennt: harte menschliche Schicksale inmitten kraftvoller Natur. Doch Autor Lars Mytting tut dies mit der Weitsicht und dem Wissen des 21. Jahrhunderts. Dem Wissen um das Vergangene, dem er sich hier teils behutsam, teils aber auch durchaus offensiv annähert. Die Sozialgeschichte, die gesellschaftlichen Strukturen: das alles hat in seinem aktuellen Werk eine wesentlich größere Präsenz als in den Romanen vergangener Zeiten, in denen diese als gegeben hingenommen wurden. Doch gerade durch die differenzierte Auseinandersetzung mit dieser Thematik, auch durch die Gegenüberstellung norwegischer und deutscher Verhältnisse ist dieser Roman aus meiner Sicht so anschaulich und eindringlich, durchaus auch (ge)wichtig.

Ein Roman, den ich trotz gelegentlicher Längen und von mir wahrgenommener kleinerer Widersprüche jedem Leser empfehlen möchte, der sich gerne mit Vergangenem auseinandersetzt und der einfach auch hochwertige Literatur genießen will: denn das ist dieser Roman, der zudem aber auch Qualitäten eines klassischen Schmökers aufweist, ganz unbedingt. Wobei sich diese beiden Beurteilungen "hochwertig" und "Schmöker" ja auch nicht widersprechen müssen!

Veröffentlicht am 07.02.2019

Die Melancholie des hohen Nordens

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Für diesen Roman sollte man sich etwas Zeit lassen. Es ist definitiv kein Buch, das man einfach so „wegschnurbsen“ kann. Schon am Anfang, als mit einer Legende aus dem Tal um Butangen in die Geschichte ...

Für diesen Roman sollte man sich etwas Zeit lassen. Es ist definitiv kein Buch, das man einfach so „wegschnurbsen“ kann. Schon am Anfang, als mit einer Legende aus dem Tal um Butangen in die Geschichte eingeführt wurde, wusste ich: dieses Buch ist „anders“. Und so war es dann auch.

Ich gebe zu, der Einstieg war für mich etwas zäh, ich musste mich an den Schreibstil des Autors gewöhnen und bin zunächst nicht ganz warm geworden damit. Aber als es dann in die eigentliche Story ging und die Hauptpersonen auftraten, wurde alles plötzlich verständlicher und greifbarer. Über die fast 500 Seiten mauserte sich das Buch sogar zu einem mitreißenden Pageturner.

Der Autor bleibt mit der Geschichte und seiner Erzählweise dem treu, was ich als typisch skandinavisch bezeichnen würde: ehrlich, manchmal etwas spröde und dann manchmal auch wieder sehr poetisch. Für mich fängt er diese immer mitschwingende Melancholie des hohen Nordens sehr gut ein. Die eiskalten Winter, die langen dunklen Nächte, aber auch die überbordende Freude, wenn im April der Frühling ins Tal zieht. Die Natur und das Leben mit der Natur spielen hier eine große Rolle und wer mehr darüber erfahren will, wie es im Norwegen des späten 19. Jahrhunderts zuging, wird hier fündig.

Besonders faszinierend fand ich die Geschichte und Mystik der norwegischen Stabkirchen, die hier auch ausführlich behandelt werden. Damit hatte ich mich bisher noch nie beschäftigt und so war der Roman für mich auch ein kleines Lehrbuch in Geschichte und Architektur. Und dass meine Wahlheimat Dresden eine große Rolle spielt, war das Schmankerl, das noch obendrauf kam.

Wer sich nicht vor der etwas schwermütigen Grundstimmung scheut, könnte mit diesem Buch eine kleine Leseperle entdecken.