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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.03.2019

Gnadenloses Schicksal

1793
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Das Buch "1793" von Niklas Natt och Dag soll ein historischer Kriminalroman sein, doch er ist weit mehr als das. Es dreht sich alles um eine schaurige Wasserleiche, die über einen langen Zeitraum unvorstellbar ...

Das Buch "1793" von Niklas Natt och Dag soll ein historischer Kriminalroman sein, doch er ist weit mehr als das. Es dreht sich alles um eine schaurige Wasserleiche, die über einen langen Zeitraum unvorstellbar gequält worden ist. Man hat ihr bei lebendigem Leib Augen, Zunge und Gliedmassen amputiert. Der schwindsüchtige Jurist Cecil Winge und sein einarmiger, bärenstarker Büttel Cardell geben schon ein denkwürdiges Ermittlerpaar ab. Doch neben dem kriminalen Handlungsstrang werden auch die Lebensgeschichten des Opfers, des Täters und noch anderer Personen, die eng mit dem Geschehen verknüpft sind, in anschaulichster Weise erzählt, so dass sich ein sehr düsteres Stimmungsbild über das Stockholmer Leben im späten
18. Jahrhundert abzeichnet. Bitterste Not, soziale Ungerechtigkeit und übelste Lebensbedingungen, denen man nicht entkommen kann, lassen einen als Leser mitfühlen. Man meint schon fast den Gestank der Gewässer in der Nase zu haben, so drastisch beschreibt der Autor das Milieu. Sein Erzähltempo ist deshalb eher geruhsam, weil er den Blick auch auf Details gerichtet hat. Seine Charaktere hinterlassen einen starken Eindruck, eben weil man so viel über ihr Leben erfährt.
Für mich war das Buch sehr lehrreich, denn es hat mehr zu bieten als Leichen und Mörderjagden. Es ist auf seine Art spannend bis zur letzten Seite, aber trotzdem mit einem wirklich in sich ruhenden Ende, das keine Fragen mehr offen lässt. Absolut empfehlenswert.

Veröffentlicht am 24.02.2019

Lippische Leichen

Wolfsspiel
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Wie immer ist das Cover von dem Gmeiner-Krimi schön gestaltet und passt optisch in die Reihe meiner anderen Gmeiner-Bücher. Der Autor Christian Jaschinski bringt sehr viel Spannung über das beschauliche ...

Wie immer ist das Cover von dem Gmeiner-Krimi schön gestaltet und passt optisch in die Reihe meiner anderen Gmeiner-Bücher. Der Autor Christian Jaschinski bringt sehr viel Spannung über das beschauliche Lipperland, denn insgesamt vier Leichen werden an exponierten Stellen aufgefunden. Da in jeder Halma-Kegel als Markenzeichen des Täters gefunden werden, muss sich Kommissar Florian Dreier mit seinen Kollegen auf die Suche nach einem Serienmörder machen.
Wechselnde Sichtweisen halten die Spannung aufrecht. Besonders gut gefallen hat mir, wie sich der Autor als Mann in die Psyche einer missbrauchten Frau hineinversetzen kann. Ich finde es auch sehr geschickt von ihm, wie er die Handlung an realen Plätzen stattfinden lässt, die jedem Lipper bekannt sind und deswegen schon eine gewisse Nähe herstellen. Das übertreibt er aber nicht, so dass sich ortsfremde Leser nicht überrollt fühlen, sondern vielleicht sogar Lust auf einen Besuch nach Lemgo und Umgebung bekommen.
Den Plot empfinde ich als logisch und psychologisch gut durchdacht, das Rachethema ist nachvollziehbar.
Jetzt warte ich auf weitere Folgen.

Veröffentlicht am 23.02.2019

Rosindell

Ein letzter Tanz
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Judith Lennox beschreibt das Leben einer Familiengeneration in dem wunderschönen traditionsreichen Landsitz Rosindell. Als Devlin Reddaway sein Erbe antreten kann, ist der Zustand des einstmals prächtigen ...

Judith Lennox beschreibt das Leben einer Familiengeneration in dem wunderschönen traditionsreichen Landsitz Rosindell. Als Devlin Reddaway sein Erbe antreten kann, ist der Zustand des einstmals prächtigen Hauses jämmerlich. Erst mit seiner Ehefrau Esme kommt genug Kapital in seine Hände, um alles wieder neu aufzubauen. Eigentlich ist Esmes Schwester Camilla seine große Liebe gewesen, doch erst viel zu spät erkennt Devlin, dass Camilla von Grund auf verdorben ist, und im Verlauf des Romans sorgt ihre Bosheit noch für einige unangenehme Wendungen. Als Leser verfolgt man bis zum Tod von Devlin und Esme gebannt dieser verzweigten Familiengeschichte, die immer spannend bleibt und viele Schicksalsschläge erlebt.
Lennox weiß, wie man die Hauptpersonen interessant gestaltet und mit tiefen Gefühlen den Leser mitreißen kann. Sie findet auch den perfekten Moment, um die Familienchronik zu beenden, so dass man zufrieden mit dem Lesen aufhören kann.
In der Hörbuchversion ist mit Cathlen Gawlich ein guter Griff als Erzählerin gelungen. Ihre Stimme ist sehr angenehm und unterschwellig schwingt die ganze Skala der Emotionen mit.

Veröffentlicht am 11.02.2019

Leipzigs dunkle Unterwelt

Eisige Tage
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Der Thriller "Eisige Tage" spielt in der Heimatstadt des Autors Alex Pohls.
Hier beschäftigt ein erschossener schmieriger Anwalt das Ermittlerduo Hanna Seiler und Milo Novic. Novic reagiert äusserst sensibel ...

Der Thriller "Eisige Tage" spielt in der Heimatstadt des Autors Alex Pohls.
Hier beschäftigt ein erschossener schmieriger Anwalt das Ermittlerduo Hanna Seiler und Milo Novic. Novic reagiert äusserst sensibel auf alle Sinneseindrücke, die er oft als Farben wahrnehmen kann (eine sehr interessante Eigenschaft, wie ich finde).
Der Tote hatte in der Vergangenheit Geschäftsbeziehungen zu einem russischen Gangsterboss, der aber glaubhaft jede Verstrickung in den Fall von sich weist. Der Fall entwickelt sich zu einer richtig harten Nuss. Geschickt wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, so dass der Leser über deutlich mehr Hintergrundwissen verfügt als die Kommissare und dadurch mitfiebert, ob das nächste Verbrechen rechtzeitig verhindert werden kann. Man möchte die liebesblinden Mädchen am liebsten persönlich warnen, dass sie in ihr Verderben rennen. Seiler und Novic sind ein erfolgreiches Team, aber sie müssen dafür auch auf unsaubere Methoden zurückgreifen. Falls es weitere Folgen mit den beiden gibt, was ich sehr hoffe, wird sich mit Sicherheit noch zeigen, dass alles im Leben seinen Preis hat.
Alex Pohl hat dem Debüt unter seinem Klarnamen und der Wahl des Verlages den richtigen Schritt getan. Bücher auf diesem Niveau müssen die breite Öffentlichkeit erreichen.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Mutterliebe

Ein Teil von ihr
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"Ein Teil von ihr" von Karin Slaughter ist ein Thriller, der mich absolut fesseln konnte. So ein spannendes Buch habe ich schon lange nicht mehr gelesen.
Die 31-jährige Andi ist die Hauptperson. Leider ...

"Ein Teil von ihr" von Karin Slaughter ist ein Thriller, der mich absolut fesseln konnte. So ein spannendes Buch habe ich schon lange nicht mehr gelesen.
Die 31-jährige Andi ist die Hauptperson. Leider bleibt sie mir bis zum Ende unsympathisch. Sie ist eine verkrachte Existenz, hat ihre Ausbildung abgebrochen und lebt nun im Haus ihrer Mutter ziemlich planlos vor sich hin. In der Funkzentrale verdient sie sich mit Nachtschichten etwas Geld, aber genaugenommen interessiert sie sich für absolut nichts, hat keine besonderen Hobbies, geschweige denn Freunde. Als sie mit ihrer Mutter in einen Amoklauf gerät, und ausgerechnet ihre Mutter den Attentäter ausschaltet, ändert sich ihr Leben radikal.
Die Mutter beschwört sie zu fliehen, weil ihr Leben in Gefahr wäre. Ohne die Zusammenhänge zu begreifen begibt sich Andi nach den Anweisungen der Mutter auf eine Flucht quer durch Amerika. Schnell wird klar, dass Andi sich wirklich in Todesgefahr befindet, aber auch, dass ihre Mutter eine aussergewöhnliche Vergangenheit vor ihr geheimgehalten hat.
Natürlich ist der Plot völlig unrealistisch, aber so herrlich atemraubend und voller Geheimnisse, die erst nach und nach ans Licht kommen, dass ich fast in einem Rutsch bis zum Ende durchlesen mußte. In meinen Augen ist Karin Slaughter eine Meisterin ihres Faches und bisher mochte ich jedes Buch von ihr. Volle Punktzahl für "Ein Teil von ihr"!