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Veröffentlicht am 30.07.2020

Wenn das Glück zerbrechlich ist

Sonnenplätze
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Nach »Festtagsgäste« und »Taktgefühle« legt Anke Schläger mit »Sonnenplätze« ihren dritten, gefühlvollen Familienroman vor. Mit wechselnden Sichten von Mutter und Tochter entführt sie uns in das sonnige ...

Nach »Festtagsgäste« und »Taktgefühle« legt Anke Schläger mit »Sonnenplätze« ihren dritten, gefühlvollen Familienroman vor. Mit wechselnden Sichten von Mutter und Tochter entführt sie uns in das sonnige Florida, genauer gesagt auf die Insel Sanibel Island, die enger mit der Familie verknüpft ist, als es zunächst den Anschein hat…

Der plötzliche Tod ihres Vaters stellt Friederike und ihre Mutter Karin vor schwerwiegende Entscheidungen. Nicht nur die Spannungen zwischen Mutter und Tochter stellen die Beziehung auf eine Zerreißprobe, sondern auch die Geheimnisse, die beide Hauptprotagonisten hegen.
Als Karin in den Hinterlassenschaften ihres Mannes auf Briefe aus Florida stößt, fasst sie einen Entschluss: Ein gemeinsamer Urlaub auf Sanibel Island soll endlich für Klarheit sorgen.
Wem Friederike zu anfangs noch ein bisschen wie ein Teenager erscheint, darf im Verlauf der Handlung eine wundervolle Entwicklung miterleben: Von ihrer Mutter bevormundet, von Björn untergraben, machte sie einen sehr unselbstständigen Eindruck. Als Friederike jedoch auf Sanibel Island den verständnisvollen Gary trifft, scheint sich etwas zu verändern. Dennoch werden beide Charaktere von ihren Eltern daran gehindert, endlich ihr eigenes Leben anzufangen.
Karin als weitere, erzählende Protagonistin hinterlässt gemischte Gefühle. In dem Bestreben, ihre Tochter zu schützen und der Angst davor, sie loszulassen, entsteht ein gefährlicher Gefühlscocktail. Doch nicht nur sie hegt Geheimnisse – alle verheimlichen sie ihre größten Ängste und trauen sich nicht, miteinander zu reden. Das sorgt nicht nur für gravierende Missverständnisse, sondern macht auch eine Aussprache umso schwieriger. Genau diese Menschlichkeit ist es, dieses Begehen von Fehlern, das »Sonnenplätze« so authentisch macht.
Besonders positiv ist zudem die malerische Sprache von Anke Schläger: Die Schilderungen der Mangroven auf Sanibel Island, die ganzen, kleinen Details, die im späteren Verlauf der Handlung eine Rolle spielen – wie Friederikes Kamera und die alte Mangrove. Das macht »Sonnenplätze« noch berührender.

In diesem Roman ist die persönliche Note sehr präsent. Es ist ein Roman über das Loslassen, Erwachsenwerden und Ausbügeln von begangenen Fehlern; dass nicht immer alles nach Plan verläuft; und wie Enttäuschungen das Leben beeinflussen können.

Mit »Sonnenplätze« hat Anke Schläger einen einfühlsamen Familienroman geschaffen, der wundervolle Lesestunden beschert. Ich habe mitgefiebert und mitgelitten, auch wenn ich Karin und Friederike manchmal gerne geschüttelt hätte! Daher eine klare Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.02.2019

Wenn das Leben aus dem Takt gerät

Taktgefühle
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Ursprünglich wollte Elke nur kurz in ihr Heimatdorf zurückkehren, um das Haus ihrer Eltern zu verkaufen. Doch spätestens als sie auf Walter, ihre Jugendliebe trifft, wird aus dem kurzen Aufenthalt ein ...

Ursprünglich wollte Elke nur kurz in ihr Heimatdorf zurückkehren, um das Haus ihrer Eltern zu verkaufen. Doch spätestens als sie auf Walter, ihre Jugendliebe trifft, wird aus dem kurzen Aufenthalt ein längerer. Ihr Wiedersehen ist von Zurückhaltung geprägt, steht doch so viel Ungesagtes zwischen ihnen, was auch Elkes plötzliches Verschwinden mit 18 Jahren betrifft. Trotz ihrer gemischten Gefühle beschließt Elke, vorerst zu bleiben. Sei es, weil sie Walters Musikschülern helfen will, sich auf einen Contest vorzubereiten. Oder um die Vergangenheit aufzuarbeiten und alte Schuldgefühle abzutragen? Mit ihrem plötzlichen Auftauchen setzt Elke unwissend eine Kettenreaktion in Gang. Denn nicht nur die Gegenwart hält Herausforderungen bereit – auch die Vergangenheit wartet darauf, geklärt zu werden…

Der nachfolgende Roman von Anke Schläger kann mit derselben Sympathie und Nahbarkeit aufwarten wie ihr Vorgänger "Festtagsgäste". Eine Frau, die aus Angst vor Verletzungen lieber vor schwierigen Situationen flieht, als sich ihnen zu stellen, kehrt in ihr Heimatdorf zurück. Nach ihrer Flucht vor einigen Jahren trifft sie auf alte Bekannte, die ihr Leben ohne Elke weitergelebt haben. Sie wird damit konfrontiert, was ihre plötzliche Flucht mit den Menschen angerichtet hat, die ihr doch so sehr ans Herz gewachsen waren; und wie Freundschaft doch nach Jahrzehnten wieder aufblühen kann.
Rund um die musikalische und sehr sympathische Hauptprotagonistin finden sich nicht nur bekannte Gesichter aus dem Debütroman "Festtagsgäste". Es kommen auch neue Gesichter zu Wort, die so hautnah aus ihrem Leben erzählen, dass man die Beweggründe sehr gut nachvollziehen kann. Die menschlichen Schwächen sind es, welche die Charaktere in "Taktgefühle" so plastisch wirken lassen.
Hinzu kommt eine angenehme Handlung rund um Elkes Vergangenheitsbewältigung und den anstehenden Musik-Contest im Dorf. "Taktgefühle" zeigt nicht nur, wie es ist, mit schwierigen Erinnerungen umzugehen und sich Menschen nach Jahren wieder zu öffnen. Er zeigt ebenfalls, wie es ist, als junger Mensch mit Druck umzugehen und wie schön es ist, eine Person zu haben, die einen unterstützt.
Sehr schön fand ich, dass sich die anfängliche Zurückhaltung der Figuren in neue, zarte Freundschaftsbande gewandelt hat. Das Dorf hält im Notfall zusammen, auch wenn es immer wieder Menschen gibt, die in die eigene Tasche wirtschaften.
Die Handlung ist in sich schlüssig und wird von den starken Charakteren getragen, wobei manche Szenen noch etwas ausführlicher sein könnten. Durch den schönen, flüssigen Schreibstil kann der Leser sich gut in die Geschichte einfinden und fühlt die Emotionen der Figuren sehr gut mit.

Mir hat das Wiedersehen und neue Kennenlernen der Figuren in "Taktgefühle" sehr gefallen. Ein eindrücklicher Roman, der nicht nur für Musikfans zu empfehlen ist, sondern für all jene Leser, die ein zarte Erzählung rund um Neuanfänge und das Abschließen der Vergangenheit mögen. Abschließend lässt sich sagen: Eine Geschichte, wie sie das Leben selbst schreiben könnte – über Freundschaft, Vergebung und die Tücken der Liebe.

Veröffentlicht am 27.09.2018

Alaska in meinem Herzen

Liebe und Verderben
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Für Lenora Allbright ist ein einfaches, sesshaftes Leben undenkbar. Immer wieder zieht die Familie von Ort zu Ort, um für den Vater, einen Vietnamveteranen, den richtigen Platz zu finden. Unmöglich für ...

Für Lenora Allbright ist ein einfaches, sesshaftes Leben undenkbar. Immer wieder zieht die Familie von Ort zu Ort, um für den Vater, einen Vietnamveteranen, den richtigen Platz zu finden. Unmöglich für die junge Leni, Freundschaften zu schließen und diese zu halten.
Bis ihr Vater das Unglaubliche beschließt: Ein Umzug nach Alaska. Alaska, das mit seiner rauen und ungezähmten Schönheit beeindrucken und mit seiner eisigen Kälte Leben rauben kann. Denn die Winter im Norden sind lang und düster; und sie locken die inneren Dämonen in Lenis Vater hervor…

Mit Leni hat Kristin Hannah eine unsichere, aber herzensgute Protagonistin geschaffen, die sich den Widerständen des Lebens entgegenstellen muss. Ein schwerer Weg führt zu einem frühen Erwachsenwerden und einer gewaltigen Persönlichkeitsentwicklung, wie sie in dieser bildgewaltigen Sprache nur selten in Romanen anzutreffen ist.
Auch Cora und Ernt, ihre Eltern, erhalten eine wichtige Rolle und werden detailliert vorgestellt. Die zarte Schönheit Cora steht im starken Kontrast zu ihrem jähzornigen Ehemann Ernt und scheint kaum geeignet, das harte Leben in Alaska zu bestehen. Die starke Dorfgemeinschaft greift den Allbrights unter die Arme und verdeutlicht, was es bedeutet, sich auf einen Winter im Norden vorzubereiten. Allen voran Large Marge, die zu einer konstanten Stütze für Cora und Leni wird.
Doch in Alaska erfährt Leni vor allem, was es bedeutet, eine richtige Freundschaft zu führen. Seit dem ersten Augenblick hat sie in Matthew Walker ihren Freund gefunden, der ihr durch viele, schwarze Zeiten hindurchhilft. Nur Ernt ist diese Freundschaft ein Dorn im Auge: Denn er hasst Matthews Vater, Tom, über alles…

Langsam führt die Handlung in den Roman ein und entführt den Leser mitten in das schöne Alaska. Das Dorf wird wunderbar lebendig dargestellt und manch ein skurriler Charakter rundet dieses Gesamtbild umso besser ab. Doch wer denkt, dass die Handlung langsam bleiben würde, erhält spätestens im zweiten Abschnitt des Buches eine überraschende Einsicht. Stein auf Stein wird die Spannung aufgebaut, man ahnt den nahenden Sturm, die große Katastrophe, welche alle Hoffnungen vernichten wird. Wie schlimm die hinterlassenen Schäden dieses Sturmes sind und ob das zarte Pflänzchen der Hoffnung doch noch eine Chance bekommt, das sollte der Leser selbst herausfinden!

Belohnt wird er mit einem wunderbar fließenden Schreibstil, gut ausgearbeiteten Charakteren und einem Leseerlebnis, das das Herz beinahe stocken lässt.
Wer sich auf den Roman „Liebe und Verderben“ von Kristin Hannah einlässt, sollte Zeit mitbringen. Viel Zeit, um die bildhafte Sprache und die schönen Beschreibungen Alaskas würdigen zu können. Doch auch das Leserherz benötigt Pausen, um die zahlreichen, schockierenden Wendungen verarbeiten zu können. Dieser Roman katapultiert einen in ungekannte Höhen und reißt einen mit in die tiefsten Tiefen. Man möchte lachen und weinen und dieses Buch dennoch kaum aus der Hand legen. Definitiv mein persönliches Jahreshighlight 2018!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzähstil
  • Charaktere
  • Gefühl
Veröffentlicht am 07.09.2017

Das Leben ist eine Skizze

Festtagsgäste
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… über das Leben zweier Frauen, die liebevoll porträtiert zu ihrer Stärke finden und durch eine besondere Freundschaft gemeinsam ihre dunkelsten Momente überwinden.

Titel: „Festtagsgäste“
Autor: Anke ...

… über das Leben zweier Frauen, die liebevoll porträtiert zu ihrer Stärke finden und durch eine besondere Freundschaft gemeinsam ihre dunkelsten Momente überwinden.

Titel: „Festtagsgäste“
Autor: Anke Schläger
Verlag: Books on Demand Verlag, 1. August 2017; 346 Seiten

Klapptext

Fröhliche Weihnachten? Von wegen! Kurz vor dem Fest bricht Lisannes vermeintlich heile Welt entzwei. Sie erfährt, dass ihr Mann eine zweite Familie hat. Und die wird bald auf dem Biohof einziehen, der das Zuhause von Lisanne und ihren Kindern ist. Als der Hofladen in Flammen steht und Lisanne Hals über Kopf die Flucht ergreift, nimmt ihre Stammkundin Marlene spontan die Verfolgung auf. So beginnt eine Freundschaft zwischen zwei grundverschiedenen Frauen, die schon bald ihre größte Bewährungsprobe erlebt …
Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte über Umwege, die mit harten Brocken gepflastert sind – und doch zum Ziel führen.

Cover

Das Cover des Romans „Festtagsgäste“ versetzt mit seinen winterlichen Mistelzweigen und dem abgebildeten Engel sofort in Weihnachtsstimmung. Schlichtes Blau bildet den Hintergrund, was die Aufmerksamkeit vermehrt auf den Titel lenkt. Zwar passt die Gestaltung zur weihnachtlich vorherrschenden Zeit im Roman, doch mehr Bezug zur Haupthandlung lässt sich auf den ersten Blick nicht erkennen.

Einschätzung

Sie pflegen seit Jahren miteinander Umgang, doch eine richtige Freundschaft bildet sich erst, als ihre Probleme sie zu überwältigen drohen: Die beiden Hauptprotagonistinnen Lisanne und Marlene haben beide ein Päckchen zu tragen. Während die gebürtige Niederländerin vor dem Betrug ihres Mannes und dem Unglück flieht, hadert die oft zerstreute Marlene mit einer belastenden Vergangenheit.
Umso überraschender, dass Marlene es wagt, die Sicherheit ihres Alltags zu verlassen, um die verzweifelte Lisanne zu verfolgen! Ein Weg voller ernster Themen, wie Vertrauens- und Eheprobleme sowie Kinderlosigkeit, führt zu einer zart aufkeimenden Freundschaft, die nur allzu bald einer Zerreißprobe unterzogen wird…

Ein mitreißender Roman darüber, wie das Leben so spielen kann. Und dass auch in der dunkelsten Zeit eine Freundschaft erblühen kann, die Halt gibt, um weiterzumachen. Nicht nur ein Roman für ältere Leser, sondern auch für das Jungvolk (zu dem ich mich zähle), wenn man gewillt ist, sich mit ernsteren Themen zu befassen.


Angesiedelt in der Weihnachtszeit, startet Anke Schlägers Debütroman mit einer schockierenden Enthüllung, die Lisanne den Boden unter den Füßen entreißt. Fortgeführt mit einer amüsanten Verfolgungsjagd rund um die beiden Frauen, lernt der Leser auch diese besser kennen. Die gut eingestreuten Erzählungen über Marlene und Lisanne verleihen den beiden eine charakterliche Tiefe, wie ich sie selten so authentisch erlebt habe. Beide Frauen haben ihre Ecken und Kanten; dennoch wirken sie gerade durch diese sehr sympathisch, sodass man als Leser gar nicht anders kann, als ihre gemeinsame Geschichte weiter zu verfolgen.

Gerade durch die hervorragend entwickelten Charaktere lassen sich die Handlungen und Reaktionen gut nachvollziehen. Angemerkt sei hierbei, dass man sich manchmal als Leser etwas gedulden- und das Geschehen weiter verfolgen muss, bevor der Grund für eine gewisse Verhaltensweise aufgelöst wird.
Die Gesamthandlung erscheint schlüssig und plausibel, bis zum Ende lässt sich ein roter Faden erkennen. Auffällig sind hierbei die kleinen Details, welche im Roman auftauchen und gegen Ende erneut aufgegriffen werden. Sei es die „Kuchen-Metapher“ oder Lisannes Wandbild - Anke Schläger verwendet schöne Sinnbilder, um ihre Absichten auszudrücken und legt den Charakteren eine eigene Sprache in den Mund, die immer wieder auftaucht. Diese Detailgenauigkeit verleiht dem Roman seinen ganz eigenen Charme und macht das Lesen zu einem Vergnügen. Und wer genauer darüber nachdenkt, wird gegen Ende feststellen, dass der gewählte Titel passt „wie die Faust aufs Auge“

So hat Anke Schläger einen unterhaltsamen Roman geschaffen, der nicht nur mit liebevollen Details aufwarten kann, sondern ebenso mit sympathischen Charakteren. Allerdings kommt auch der Ernst des Lebens nicht zu kurz und wer gerne über eine Lektüre nachdenkt, kann mit Griff ins Bücherregal getrost die „Festtagsgäste“ hervornehmen.

Ein weihnachtliches Lesevergnügen über charakterliche Stärke, den Halt einer Freundschaft und einen Funken Hoffnung, wenn man keinen Ausweg mehr sieht.

Veröffentlicht am 21.08.2017

"Eine Ermittlung braucht Ermittler"

Harte Landung
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Eckdaten

Titel: Harte Landung
Autor: Ellen Dunne
Verlag: Insel Verlag; Auflage: Originalausgabe (7. August 2017)
Seitenzahl: 441 Seiten
Preis Taschenbuch: 10,95 €

Klapptext

"Carolin Höller, Top-Managerin ...

Eckdaten

Titel: Harte Landung
Autor: Ellen Dunne
Verlag: Insel Verlag; Auflage: Originalausgabe (7. August 2017)
Seitenzahl: 441 Seiten
Preis Taschenbuch: 10,95 €

Klapptext

"Carolin Höller, Top-Managerin bei der erfolgreichen Online-Tauschbörse Skiller, hat alles: Musterkarriere. Musterehe. Musterkinder. Bis man sie unterhalb ihres Bürofensters tot auffindet. Schnell ist klar: Sie ist nicht freiwillig gesprungen. Immer tiefer gräbt sich Patsy in Carolins Leben und die Strukturen von Skiller, stößt auf Lügengebäude und hohle Fassaden. Erst recht, als man sie ins Skiller-Hauptquartier nach Dublin schickt. Ausgerechnet in die Stadt, um die sie seit dem Selbstmord ihres Vaters einen großen Bogen macht. Kein gutes Omen. Und prompt überschlagen sich die Dinge …

Harte Landung ist der Auftakt zu einer neuen Krimireihe um Hauptkommissarin Patsy Logan. Schlagfertig und eigensinnig liefert die »Frau der Stunde« Ergebnisse – mit klarem Verstand, trockenem Humor und einem Instinkt, der niemandem unheimlicher ist als ihr selbst."

Cover

Das ernste Cover des Kriminalromans mit den goldenen Lettern „Harte Landung“ ist nicht nur auf den ersten Blick schön anzusehen, sondern hat im Nachhinein mehr mit dem Inhalt gemein, als man ahnt. Nicht nur, dass sich der abgebildete Brunnen in München befindet, nein, gleichzeitig wird der Spruch „außen hui und innen pfui“ sehr gut verbildlicht. Was das bedeuten soll? Lest selbst!


Patsy Logan, deutsch-irische Hauptkommissarin beim Münchner LKA, wird nicht nur mit einem Fall konfrontiert, der neben knallharter Ermittlungstaktik auch Fingerspitzengefühl erfordert, sondern hat auch mit einem turbulenten Privatleben zu kämpfen.
Der Fall „Carolin Höller“ erweckt internationale Aufmerksamkeit, droht er doch den bevorstehenden Börsengang des Online-Unternehmens Skiller in eine Pleite zu verwandeln; und gleichzeitig fühlt sich Patsy von diesem Fall seltsam berührt. Mitten in einem Kampf um die Wahrheit droht ihr ihre Unfähigkeit, ein Kind zu empfangen, die Kontrolle zu entreißen. Der Druck ihres Ehemannes Stefan, die Lügenkonstrukte rund um Skiller und die unangenehme Rückkehr nach Dublin stellen die Ermittlerin vor mehr Herausforderungen, als eine taffe Frau ertragen kann – könnte man meinen.
Denn Patsy wäre nicht Patsy, würde sie sich nicht mit ihrem einzigartigen Humor und ihrer Schlagfertigkeit durch eine von Männern dominierte Branche kämpfen, um an die Wahrheit zu gelangen.


Die Haupthandlung beinhaltet parallel mehrere Stränge. Vordergründig natürlich der Fall Carolin Höller, doch auch Patsys Eheprobleme werden ebenso behandelt wie ihre schwierige Kindheit. Diese Kindheit wird im zweiten Handlungsort Dublin aufgerollt, der neben München ein entscheidender Schauplatz für die polizeilichen Ermittlungen ist. Dort trifft Patsy auf den charismatischen Iren Ben Ferguson, der sie bei ihren Ermittlungen unterstützen soll.

Begleitet man Patsy bei ihren Ermittlungen bis zum bitteren Ende, so fällt auf, dass keinerlei Widersprüche innerhalb der Handlung erkennbar sind. Die Charaktere wirken in ihrer Handlung absolut authentisch, was gerade durch kleine Details verdeutlicht wird, die immer mal wieder im Geschehen auftauchen.
So haucht Ellen Dunne mit viel Geschick ihren Protagonisten Leben ein und gibt ihnen gleichzeitig einige Schwächen mit auf den Weg, die das Identifikationsgefühl des Lesers verstärken.
Darüber hinaus wird dem Leser am Ende ein gewisser Spielraum zugestanden, der ihm erlaubt, selbst über Motiv und Absicht des Täters nachzudenken.

Aber nicht nur die rasante Handlung lässt einen das Buch kaum mehr aus der Hand legen, sondern auch der fesselnde Schreibstil, welcher durch strukturierte Klarheit besticht. Gekonnt wird Spannung aufgebaut, bildliche Vergleiche regen die Vorstellungskraft an und spritzige Dialoge bringen einen zum Schmunzeln (dabei bleibt Patsy natürlich die „Frau der Stunde!).


Ellen Dunne hat mit „Harte Landung“ einen spannenden Kriminalroman mit authentischen Charakteren geschaffen, die nicht nur der Gerechtigkeit wegen kämpfen, sondern auch um sich selbst. Das Ermittlerteam rund um Patsy Logan lässt auf weitere, abenteuerreiche Nachfolgebände hoffen, die nicht nur das Herz des Krimi-Liebhabers höher schlagen lassen; sie bringen auch den Menschen dazu, nachzudenken.

An dieser Stelle vielen Dank an den Insel-Verlag für das zur Verfügung gestellte Buch und an Ellen Dunne, die eine tolle Autorenbegleitung war!