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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.03.2019

Geschmeidig erzählt

Was uns erinnern lässt
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Kati Naumanns Roman „Was uns erinnern lässt“ erzählt exemplarisch von einer Familie in der DDR, die zu denen gehörten, die zwangsenteignet und umgesiedelt wurde und so ihren Besitz und Heimat verloren. ...

Kati Naumanns Roman „Was uns erinnern lässt“ erzählt exemplarisch von einer Familie in der DDR, die zu denen gehörten, die zwangsenteignet und umgesiedelt wurde und so ihren Besitz und Heimat verloren. Erzählt wird sorgfältig in zwei Handlungsebenen: in der Gegenwart, in der die alleinerziehende Anwaltsgehilfin Milla die Überreste eines Hotels im Thüringer Wald findet und mit den Nachkommen der ehemaligen Besitzer bekannt wird. Gemeinsam versuchen sie, einen Weg zu finden, die Besitzrechte zurückzubekommen und damit auch der Vergangenheit auf der Spur zu kommen. Hier gefällt mir gut, wie herausgearbeitet wird, das viele über die Vergangenheit nicht sprechen wollen und viele noch immer darunter leiden, was damals passiert ist.
Zwischen den Gegenwartspassagen beginnt nach dem Krieg die Geschichte der Familie Dressler, denen das Hotel Waldeshöh gehörte. Von der Gründung der DDR bis zur Wende erfährt man viel von dieser Familie, die so geschildert werden, das man die Figuren als Menschen wirklich kennenlernt.
Kati Naumanns Stil ist geschmeidig und angenehm zu lesen. Das Lesen vergeht wie im Flug und das Buch ist wirklich lesenswert.

Veröffentlicht am 04.03.2019

Ein bemerkenswerter Debütroman!

Das Volk der Bäume
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Das Volk der Bäume ist mit 18 Stunden auf 3 MP3 ein langes Hörbuch, das über das Leben eines Wissenschaftlers berichtet.
Die Sprecher machen ihre Sache gut, aber über dem Buch schwebt das Thema Missbrauch, ...

Das Volk der Bäume ist mit 18 Stunden auf 3 MP3 ein langes Hörbuch, das über das Leben eines Wissenschaftlers berichtet.
Die Sprecher machen ihre Sache gut, aber über dem Buch schwebt das Thema Missbrauch, daher ist das Zuhören überwiegend beklemmend.

Die Träumer, wie die Forscher sie nennen, sind sehr alte Menschen auf der tropischen Insel Ivu Ivu in Mikronesien.
Es geht von den Beschreibungen im Dschungel Faszination aus, aber es gibt auch erschreckendes wie z.B. primitive Rituale.

Der Protagonist Norton Perina ist ein kalter Mensch, schon deswegen kein Sympathieträger. Man bleibt als Zuhörer auf Distanz. Hanya Yanagihara schreibt aber nicht zufällig so. Sie setzt sogar die Methode des Erzählens mit Fußnoten ein. Fast wie ein Sachbuch, aber die Story an sich ist fiktiv. Es gab allerdings ein reales Vorbild für den Nobelpreisträgers Norton Perina.

Man erfährt viel über die Arbeit der Forscher, teilweise mehr als man wissen möchte. Das gilt zum Beispiel bei den Tierversuchen, aber auch die Menschen des Dschungelvolks werden nur als Objekte der Forschung gesehen. Und es ist auch kein Wunder, dass der Einbruch der Zivilisation jeglich paradiesisches der Insel zerstören wird.

Das Hörbuch ist etwas zu lang, doch man kann sich damit arrangieren, weil es sich lohnt. Ein bemerkenswerter Debütroman!

Veröffentlicht am 03.03.2019

Gut gemachter Krimi

Mitternachtsmädchen (Ein Nathalie-Svensson-Krimi 3)
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Mitternachtsmädchen ist ein gelungenes Buch. Ein anspruchsvoll geschriebener Krimi, der gleichzeitig gut lesbar ist. Er ist konzentriert gestaltet, aber so in einem Fluss, das man lange am Stück durchlesen ...

Mitternachtsmädchen ist ein gelungenes Buch. Ein anspruchsvoll geschriebener Krimi, der gleichzeitig gut lesbar ist. Er ist konzentriert gestaltet, aber so in einem Fluss, das man lange am Stück durchlesen kann. Das kann man nicht von jedem Schwedenkrimi sagen. Jonas Moström kann schreiben. Wirklich ein angenehmer Stil.
Der Schwerpunkt liegt auf den Ermittlungen. Es gibt mehrere Verdächtige, auch ein Unbekannter kann der Täter sein. Schauplatz ist Uppsala. Die Hauptfigur ist die Psychiaterin Nathalie Svensson. Sie hängt sich voll rein, ein paar Passagen handeln auch von ihrem Privatleben, das gerade von einem Sorgerechtsstreit geprägt ist. Ihr Kollege Johan kann auch Akzente bei den Ermittlungen setzen. Es gibt weitere Teile der Reihe und es folgen voraussichtlich auch noch welche. Ich kann mir gut vorstellen, weitere Bücher davon zu lesen.

Veröffentlicht am 01.03.2019

Angenehm zu lesen

Lago Mortale
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Der Journalist Simon Strasser ist halb deutscher, halb Italiener. Spät im Leben entscheidet er sich dafür in Piemont, Italien zu leben. Doche eine gewisse Zerrissenheit der Zugehörigkeit bleibt. Simon ...

Der Journalist Simon Strasser ist halb deutscher, halb Italiener. Spät im Leben entscheidet er sich dafür in Piemont, Italien zu leben. Doche eine gewisse Zerrissenheit der Zugehörigkeit bleibt. Simon ist ein introvertierter Typ, der sich selbst genügt und zufrieden mit der Situation ist. Dennoch sind seine Beziehungen alle in der Schwebe, z.B. zu seienr Freundin Luisa, die weit weg in Frankfurt lebt oder zu seiner Stieftochter Nicola, die bei ihm lebt. Dann gibt es auch eine Kriminalkommissarin, die ihm liegt.
Diese Ausgangssituation des privaten Lebens des Protagonisten ist interessant und bietet viele Möglichkeiten.

Eines Tages findet Simon einen Toten auf einer Yacht. Unfall oder Mord? Der Start für Ermittlungen.

Wichtiger sind aber die Landschaftsbeschreibungen, die Schönheit z.B. des Ortasees und die Lebensart preisen. Man spürt die Hitze und die Ruhe, die brummenden Hornissen und meint, die Segelboote und Yachten auf dem See deutlich vor sich zu sehen.

Das prägt den gesamten sprachlichen Stil des Romans, den ich dafür als angenehm zu lesen empfand.

Veröffentlicht am 27.02.2019

Genauer Blick auf Beziehungen und Emotionen

Die Liebe im Ernstfall
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Daniela Krien schildert in ihren dritten Roman, erschienen bei Diogenes, vom Leben und Gefühlswelt von 5 Frauen um die 30. Das tut sie in einer angemessenen, literarischen Sprache, die in ihrer Dizipliniertheit ...

Daniela Krien schildert in ihren dritten Roman, erschienen bei Diogenes, vom Leben und Gefühlswelt von 5 Frauen um die 30. Das tut sie in einer angemessenen, literarischen Sprache, die in ihrer Dizipliniertheit wirklich auffällig ist.
Paula, Judith, Brida, Malika und Jorina sind sehr unterschiedliche Charaktere, teilen aber einige Erfahrungen in Beziehungen und den Problemen, die damit schwingen.
Es wird sehr schön gezeigt, wie Beziehungen sich im Laufe der Zeit verändern können. Eine sehr enge Beziehung (bei Paula und ihrem Mann) kann sich aufgrund eines Verlustes wieder verändern, sogar auseinandergehen. Judith hingegen will weder Bindung noch Kinder. Sie genügt sich selbst und pflegt ihre Freundschaften. Brida verarbeitet ihre Beziehungsgefühle in Bücher. Malika und Jorina wiederum sind sehr unterschiedliche Schwestern.
Jede Figur hat ihren Abschnitt. Das Buch ist also episodenhaft aufgebaut, aber die einzelnen Teile greifen gut ineinander wie ein Reigen. Das bildet keinen Kreis, sondern Figur wird an Figur gereiht.
Die Figuren haben miteinander zu tun, dennoch konzentriert sich jeder Abschnitt auf eine Figur. Mir persönlich haben die ersten beiden Episoden und die letzte am besten gefallen. Das ist aber nicht wertend gemeint, denn andere Leser werden vielleicht andere Episoden favorisieren.
Inhaltlich wie Sprachlich ist der Roman so unaufdringlich wie genau und gelungen.