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Veröffentlicht am 10.03.2019

Überleben im Wald, während der Krieg tobt

Der Wald
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Nell Leyshon wurde in Großbritannien geboren und lebt dort auch noch. Vor dem Buch DerWaldNellLeyshonEiseleVerlag wurde ihr Roman „Die Farbe von Milch“ in Deutschland bekannt.

DerWaldNellLeyshonEiseleVerlag ...

Nell Leyshon wurde in Großbritannien geboren und lebt dort auch noch. Vor dem Buch

DerWaldNellLeyshonEiseleVerlag wurde ihr Roman „Die Farbe von Milch“ in Deutschland bekannt.

DerWaldNellLeyshonEiseleVerlag ist in drei unabhängig voneinander gestalteten Erzählsträngen aufgeteilt. Es beginnt mit der Zeit in Warschau, wo die Familie den Krieg miterleben muss und durch die Aktivitäten des Vaters in große Gefahr kommt. Beeindruckend war dabei für mich, wie genau die Autorin die Ängste des Jungen beschreibt. Er war absolut auf die Mutter fixiert und hatte vor seinem Vater nur Angst.

Pawel und seine Mutter Zofia werden vom Vater in ein Waldstück gebracht, wo sie in einer Scheune überleben. Hier beginnt der zweite Teil des Buches. In der Nähe dieser Scheune steht eine Hütte, die von einer Frau bewohnt wird. Baba, so heißt sie, versorgt die beiden mit Lebensmitteln und verhindert so ihr Verhungern. Ganz selten kommt der Vater Pawels auf einen kurzen Besuch in den Wald.

Der dritte Teil von

DerWaldNellLeyshonEiseleVerlag beschreibt die Situation nach dem Krieg und der bereits erfolgten Flucht nach England. Hier leben aber nur noch Pawel und seine Mutter. Ihre Wege trennen sich und fast wäre auch ihr Kontakt ganz abgebrochen. Das liegt an der Lebenssituation Pawels, die nicht den Vorstellungen Zofias entspricht.

Es gibt immer mal wieder Bücher, die durch ihre Sprache beeindrucken.

DerWaldNellLeyshonEiseleVerlag gehört mit Sicherheit auch dazu. Mir hat es nicht so richtig gut gefallen. Einerseits wurden Geschehnisse aufwändig und mit viel Drumherum beschrieben und auf der anderen Seite für mich wichtige Ereignisse nur am Rande erwähnt. Es bleiben einige Dinge ungeklärt und bei mir sind viele Fragen offen. Dennoch vergebe ich vier Sterne, da es ein literarisch hochwertiges Werk der Autorin ist.

#NetGalleyDE

Veröffentlicht am 08.03.2019

Erinnern heißt vorbeugen

Was uns erinnern lässt
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Es sind Erinnerungen aus ihrer Kindheit, welche die Autorin Kati Naumann in ihrem Roman WasUnsErinnernLässt verarbeitete. Wie sie ihre Großeltern besuchte, die im Grenzgebiet der damaligen DDR lebten. ...

Es sind Erinnerungen aus ihrer Kindheit, welche die Autorin Kati Naumann in ihrem Roman

WasUnsErinnernLässt verarbeitete. Wie sie ihre Großeltern besuchte, die im Grenzgebiet der damaligen DDR lebten. Das Gefühl, eingesperrt zu sein und unter ständiger Beobachtung zu stehen. Nur heimlich Westfernsehen schauen zu dürfen und stets die Angst im Nacken, bei „Straftaten“ erwischt zu werden.

Die „Aktion Ungeziefer“ zum Beispiel, war eine Maßnahme, die im Jahr 1952 durchgeführt wurde. Politisch unzuverlässige Menschen wurden gezwungen, bei Nacht und Nebelaktionen ihre Häuser und Wohnungen zu verlassen. Sie wurden „umgesiedelt“. Danach kam ebenfalls nicht selten die Enteignung. Noch heute, 30 Jahre später, versuchen einige von ihnen recht zu bekommen. Das ist schwierig, da viele Akten kurz vor dem Mauerfall vernichtet wurden. Das beschreibt der Roman

WasUnsErinnernLässt anhand der Familie Dressel und ihrem Hotel Waldeshöh. Auf zwei Zeitebenen berichtet Kati Naumann, wie das Leben vor dem Krieg und nach der Teilung in der ehemaligen DDR war. Und dann das Leben heute. Dieser Bericht beginnt damit, dass Milla auf der Suche nach Lost Places ist und dabei den Keller des Hotels der Familie Dressel findet. Sie nimmt Kontakt mit den Nachkommen auf und es entwickelt sich mehr als eine Freundschaft.

Trotz einiger Längen gefiel mir das Buch sehr gut. Zeigte es mir Situationen, die ich so nicht kenne. Dass Zwangsenteignungen oder Deportationen gab, wusste ich nicht. Und wie gefährlich das Leben an der Zonengrenze war, auch nicht. Für mich ist es ebenfalls unvorstellbar, dass Freunde und Nachbarn denunziert und aufgrund dessen bestraft wurden. Ich habe einiges gelernt und habe nach dem Lesen mehr Verständnis für einige Bewohner, die in der Deutschen Demokratischen Republik aufgewachsen sind. Jeder, der Interesse an der Geschichte beider Staaten hat, sollte den Roman

WasUnsErinnernLässt auf jeden Fall lesen. Interessant war für mich auch, dass das Hotel direkt am Rennsteig stand und das Rennsteiglied mir ein Begriff ist. Mein Vater sang es immer und das mit Tränen in den Augen, als er nach der Teilung nicht mehr dort hin konnte.

WasUnsErinnernLässt #NetGalleyDE

Veröffentlicht am 06.03.2019

Anschauliche Beschreibung Indiens

Wir, die wir jung sind
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Die Autorin Preti Taneja wurde in England geboren. Sie hat indische Wurzeln und das lässt sie in dem Buch Wir die wir jung sind deutlich erkennen. Es ist ihr Romandebüt und dafür bekam sie den britischen ...

Die Autorin Preti Taneja wurde in England geboren. Sie hat indische Wurzeln und das lässt sie in dem Buch Wir die wir jung sind deutlich erkennen. Es ist ihr Romandebüt und dafür bekam sie den britischen Desmond Elliot Preis.

In dem Buch geht es um einen Patriarchen, der sich auf seinen Ruhestand vorbereiten und beizeiten seine Nachfolger bestimmen möchte. Es sind nicht nur die ehelichen Kinder, sondern auch jene, die er mit seinen Geliebten zeugte, die in die engere Wahl kommen. Es geht dabei nicht nur um viel Geld. Auch das Streben nach Macht und Ehre spielt eine Rolle bei den Betroffenen.

Frau Taneja beschreibt nicht nur den Kampf der Nachkommen von Devraj, dem Chef des Unternehmens. Sie erläutert die Mentalität der Inder, die zwar sehr schnell zur Industrienation wurden, jedoch ihre einbetonierten Ansichten nicht ablegen können. Frauen gelten noch immer als minderwertig und die heiligen Kühe werden verehrt. Die vielen verschiedenen Kasten und die Macht der Religion lässt sich nicht so leicht aus den Köpfen vertreiben.

Anfangs dachte ich, dass ich das Buch Wir die wir jung sind abbrechen muss. So viele mir fremde Namen und Begriffe, das war sehr anstrengend. Aber ich biss mich durch und fand gefallen an dem Stil, der Geschichte und den Hauptpersonen. Nein, knisternde Spannung gab es nicht aber dafür lernte ich die Farben des Landes sowie die Eigenheiten der Bewohner kennen. Das war nicht nur interessant sondern lehrreich. Aus dem Grund empfehle ich das Buch auch weiter. Aber Achtung, es ist kein Schmöker für zwischendurch, der Leser muss sich darauf einlassen und konzentriert sein.

Veröffentlicht am 06.03.2019

Gegenseitiger Respekt ist zwingend erforderlich

Denn wir waren Krieger
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Der Geburtsort von Wajima Safi liegt in Afghanistan. In Kabul erblickte sie das Licht der Welt und ihre Beschreibung von Mentalität und Landschaft ist sehr authentisch. „Denn wir waren Krieger“ ist ihr ...

Der Geburtsort von Wajima Safi liegt in Afghanistan. In Kabul erblickte sie das Licht der Welt und ihre Beschreibung von Mentalität und Landschaft ist sehr authentisch. „Denn wir waren Krieger“ ist ihr Debütroman und hoffentlich nicht ihr letzter.

Denn wir waren Krieger beschreibt die Flucht aus der Heimat. Ein junges Paar flieht mit Tochter und dem Baby im Bauch der Mutter nach Deutschland. Obwohl sie während der beschwerlichen Reise auch in Indien bleiben konnten, zog es sie dennoch in den Westen Europas. Die Autorin beschreibt die schwierigen Anfänge, wozu die Sehnsucht nach der Heimat stets auch gehören. Obwohl der Roman zu Anfang der 80er Jahre angesiedelt ist, war damals bereits eine gewisse Fremdenfeindlichkeit vorhanden. Die Kinder litten unter ihrem fremden Aussehen, da sie häufig nicht von ihren Spielkameraden anerkannt wurden.

Doch es gab auch erfreuliche Situationen. Das Ehepaar schloss Freundschaft mit einer deutschen Familie, wozu auch ein Kind gehörte, welches sich mit der Tochter verstand. Aber nicht nur das Heimweh und der mangelnde Respekt setzt den beiden zu. Sie haben ebenfalls miteinander große Probleme, die ihnen das Leben zusätzlich schwer machen.

Das Buch Denn wir waren Krieger ist nicht einfach zu lesen. Die Autorin springt nicht nur bei den Zeiten hin und her. Sie beschreibt ebenfalls Ereignisse in Afghanistan und dann ohne Vorwarnung wieder in Deutschland. Das erfordert hohe Konzentration beim Lesen.

Sehr gut gefiel mir die Beschreibung der Mentalität dieser Menschen. Sie sind sehr gastfreundlich und so ganz anders, als die Leute hier in Deutschland. Die Diskriminierungen und rassistischen Erlebnisse von allen beschreibt die Autorin nur am Rande, aber es hat mich doch sehr mitgenommen. Zumal der Fremdenhass in den letzten Jahren tatsächlich größer wurde. Die Täter sind brutaler und scheuen selbst vor Mord nicht zurück. Das macht traurig und zuweilen schäme ich mich für meine Landsleute.

Denn wir waren Krieger empfehle ich ausdrücklich, da es sehr einfühlsam geschrieben ist und zeigt, wie sich Fremde hier fühlen. Dabei wäre es ein leichtes, ihnen freundlich entgegenzutreten. Sie nehmen uns nichts weg. Im Gegenteil. Sie bereichern uns.

DennWirWarenKrieger

NetGalleyDE

Veröffentlicht am 04.03.2019

Mutig und brillant erzählt

Die Akte Rosenrot
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Es gehört sehr viel Mut und Zivilcourage dazu, wenn ein Autor das schreibt, was er von dem Mord an Agenten und deren Angehörigen hält. Sergei Wiktorowitsch Skripal und seine Tochter wurden in hinterhältiger ...

Es gehört sehr viel Mut und Zivilcourage dazu, wenn ein Autor das schreibt, was er von dem Mord an Agenten und deren Angehörigen hält. Sergei Wiktorowitsch Skripal und seine Tochter wurden in hinterhältiger Weise ermordet. Die Briten wissen zwar genau, wer die Täter sind. Sie scheuen sich allerdings diese zu benennen und Herr Putin weist jede Schuld von sich. Dieses Ereignis war für die Autorin Astrid Korten Grund genug, einen Thriller über das Thema zu schreiben.

Im Thriller Die Akte Rosenrot ist es unter anderem der Profiler Ibsen Bach, der eine wichtige Person darstellt. Zudem spielt auch die Bloggerin Leonela Sorokin eine Rolle. Es geht um Misshandlungen an Kindern, die von Kirche und Staat nicht nur gedeckt sondern sogar gefördert wurden. Ibsen Bach erkennt im laufe der Zeit, dass er seiner Kindheit beraubt wurde. Kaum ein Erlebnis seiner Erinnerung ist real und selbst der Mord an seiner Frau scheint utopisch.

Die Akte Rosenrot glänzt nicht mit einem präzisen Verlauf der Handlung. Der Thriller wechselt zwischen Vergangenheit und Gegenwart und das war für mich anfangs verwirrend. Ich ließ mich aber darauf ein und das war gut so. Das Hin und Her in Zeit und Ort gehört dazu und die Story kann nur auf diese Weise erzählt werden. Mit einem Satz: Anfangs schwierig zu lesen, aber dranbleiben lohnt sich durchaus.