Platzhalter für Profilbild

fredhel

Lesejury Star
offline

fredhel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit fredhel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.03.2019

Toller Kinderkrimi aus Cornwall

Eine Leiche zum Tee
0

Englische Cosy Krimis haben ein ganz besonderes Flair. Sie bieten neben Spannung auch meistens sehr interessante Charaktere und als Leser ist man immer zum Mitraten inspiriert.
Alexandra Fischer-Hunold ...

Englische Cosy Krimis haben ein ganz besonderes Flair. Sie bieten neben Spannung auch meistens sehr interessante Charaktere und als Leser ist man immer zum Mitraten inspiriert.
Alexandra Fischer-Hunold hat nun mit "Eine Leiche zum Tee" solch einen Roman für junge Leser geschrieben. Das Cover ist sehr schön gestaltet und die Teekanne findet sich in jedem Kapitelanfang wieder.
Amy ist die Hauptperson dieses Krimis. Gerade mal 14 Jahre alt, durchlebt sie alle Höhen und Tiefen der ersten Verliebtheit. Der Mord an einer allseits verhassten Pianistin bringt sie ihrem Schwarm Finn näher. Zusammen mit Amys Tante Clarissa wollen sie unbedingt den Täter zur Strecke bringen.
Als Leser findet man sich sehr schön in einem typisch englischen Setting wieder. Als Schauplatz dient ein malerischer Küstenort in Cornwall, man erlebt Tea-Time in einem zauberhaften Tea-Room, und ein stattliches Herrenhaus vervollkommnet die Szenerie. Das Mordmotiv kann es durchaus mit einem Erwachsenenkrimi aufnehmen, aber das Erzähltempo bleibt gleichbleibend unaufgeregt und bietet immer noch genug Raum für Amys Jungmädchenschwärmerei, in der sich junge Leserinnen wieder erkennen können.
Mir hat das Lesen grossen Spass gemacht und ich kann dieses Jugendbuch wirklich empfehlen.

Veröffentlicht am 07.03.2019

alte Knochen

Stirb, mein Prinz (Ein Marina-Esposito-Thriller 3)
0

"Stirb, mein Prinz" von Tania Carver fällt durch sein prägnantes Aussehen direkt ins Auge, Neonpink mit schwarzen Lettern, das fast zerrissene Seil, all das ist schon hochwertig und klasse dargestellt. ...

"Stirb, mein Prinz" von Tania Carver fällt durch sein prägnantes Aussehen direkt ins Auge, Neonpink mit schwarzen Lettern, das fast zerrissene Seil, all das ist schon hochwertig und klasse dargestellt. Leider hab ich bis zum Ende des Buches nicht verstanden, wie der Titel zum Inhalt passt.
Zwei Arbeiter stossen bei Abrissarbeiten im Keller einer alten Villa auf das nackte Grauen. In einem Käfig aus Menschenknochen haust ein gefangener, halbverhungerter verwilderter Junge. Der gesamte Keller stellt ein ekelhaftes Gesamtkunstwerk aus Blumen, Altar und Wandmalereien dar.
Der ermittelnde Beamte Phil wird davon über das normale Maß psychisch in Mitleidenschaft gezogen. Angstattacken überfallen ihn unvermittelt, sein Vorgesetzter erweist sich als Hemmschuh bei seinen Recherchen und alles gipfelt in Phils Suspendierung. Schon bald zeichnet sich ab, dass eine Art Kartell, dessen Ältestenrat sich mit Decknamen wie Lehrer, Missionar oder Gärtner tarnt, Kapitalverbrechen im grossen Stil betreibt.
Dieser Thriller läßt sich nicht so schnell aus der Hand legen. Die grausigen Schauplätze werden detailliert beschrieben, so dass der Leser sich eine eigene Meinung bilden kann, die agierenden Personen sind vom Charakter her authentisch und ihre Handlungsweise läßt sich gut nachvollziehen. Die psychischen Aspekte werden durch Phils Ehefrau, einer Polizeipsychologin, nach und nach aufgedeckt. Nur der direkte Vorgesetzte von Phil ist in meinen Augen absolut unglaubwürdig. Rätselhaft, wie er es überhaupt bis in diese Position schaffen konnte, auch wenn er seine Untergebenen wie Schachfiguren gezielt plaziert oder vom Brett nimmt. Es gibt dennoch keinen Punkteabzug weil das Ende einfach grandios geschrieben ist. Das Finale findet an zwei unterschiedlichen Schauplätzen, zwischen denen an den allerspannendsten Momente gewechselt wird. Solch elegante Cliffhanger hab ich noch nie erlebt.

Veröffentlicht am 07.03.2019

Ein Öko-Regio-Krimi

Lämmerweid
0

Vögel überfliegen eine Viehzaun, ein Szenario in graugrünem Dunst, so bietet sich das Cover als erster Eindruck dem Leser dar.
Aktuell taumelt Deutschland von einem Lebensmittelskandal zum nächsten. "Nein, ...

Vögel überfliegen eine Viehzaun, ein Szenario in graugrünem Dunst, so bietet sich das Cover als erster Eindruck dem Leser dar.
Aktuell taumelt Deutschland von einem Lebensmittelskandal zum nächsten. "Nein, überhaupt kein Risiko für den Endverbraucher!" wird abgewiegelt
und so paßt der neueste Krimi LÄMMERWEID von Joachim Rangnick perfekt ins Zeitgeschehen.
Auch hier geht es um die weltumspannenden Machenschaften eines amerikanischen Multikonzerns, der seine Finger international in der Chemie-/Pharma-/Nahrungsmittelbranche hat, ein perfides Netz aus Korruption bis in die höchsten Ebenen spinnt und für den ein Menschenleben nichts gilt.
Der Journalist Robert Walcher wird unfreiwillig involviert durch einen Kollegen, der Undercover jahrelang im Konzern gearbeitet hat, um fundiertes Beweismaterial zusammenzustellen. Es beginnt eine Reihe von Todesfällen im nahen Umfeld Walchers, Freunde und Familie werden bedrängt, verletzt und entführt und auch sein eigenes Leben wird attakiert.
Erwartet hatte ich einen Krimi mit kauzigem Lokalkolorit, ein wahrer Thriller tat sich dagegen auf mit einem Horrorszenario, das dermaßen realistisch ist,
daß ich nicht weiß wo die Fiktion aufhört und die Wahrheit beginnt. Nie wieder wage ich zu sagen: sollen die doch Genmais anbauen, wenn sie wollen...
insofern hat dieser Roman eine erzieherische Wirkung, die ein Tatsachenbericht nie erreichen könnte. An Action mangelt es dennoch nicht, und das ausgefeilte Hightech- Equipment der guten Seite kann mit einem amerikanischen Thriller durchaus mithalten.
Wenn ich könnte, würde ich Lämmerweid zehn Sterne geben.

Veröffentlicht am 07.03.2019

Ein ewig dummer Junge

Adieu, Sir Merivel
0

Am 9.November 1683 steigt der Leser in das Leben von Sir Robert Merivel ein. Merivel kam als Kind eines Kurzwarenhändlers zur Welt und machte dank seines scharfen Verstandes eine beachtliche Karriere als ...

Am 9.November 1683 steigt der Leser in das Leben von Sir Robert Merivel ein. Merivel kam als Kind eines Kurzwarenhändlers zur Welt und machte dank seines scharfen Verstandes eine beachtliche Karriere als Arzt. Der König Charles II. wurde auf ihn aufmerksam, nicht wegen seiner Heilkünste, sondern eher wegen seines freundlichen, manchmal kauzigen Wesens, das den König oft zum Lachen brachte. Auf Merivels weiteren Lebensweg ist sein Schicksal eng mit dem des Königs verknüpft. Er erhält als Gunstbeweis und zugleich als Lohn für erwiesene Dienste das Landgut Bidnold Manor, verliert es wieder, gewinnt es zurück....sein impulsives Verhalten bringt Merivel mehr als einmal in große Bedrängnis. Er ist wie ein großes Kind: was er will, das will er augenblicklich haben, und an Konsequenzen seines Handelns denkt er erst, wenn es zu spät ist. Er hat aber auch ein großes Herz, wie ein unschuldiges Kind, und diesem Herzen am nächsten stehen seine bildhübsche Tochter Margaret, sein König und nicht zuletzt sein getreuer, alternder Diener Will.
Mit seinen 57 Jahren will Sir Merivel noch etwas erleben. Er macht sich mit einem Empfehlungsschreiben von König Charles auf nach Versailles, um am dortigen Hof eine Anstellung zu finden. Das Schicksal hat andere Pläne und so landet er in den Armen, im Herzen und im Bett der leidenschaftlichen, leider verheirateten, Louise de Flamanville. Das Ende des Romans macht mich dann doch traurig. Es ist zwar in seiner Entwicklung konsequent, denn Merivel ist nicht unschuldiger Verlierer sondern einfach nur ein dummer ewiger Junge, doch ich hab ihn in all seinen Lebenslagen liebgewonnen. Deswegen kann ich den Roman dennoch guten Gewissens weiterempfehlen. Er ist wie ein großes Gemälde der damaligen Zeit, und Merivels Charakterfehler sind im Zusammenhang mit den damals gängigen Sitten und Gebräuchen absolut entschuldbar.

Veröffentlicht am 07.03.2019

Superagenten

Biest
0

Jenk Saborowski ist mit "Biest" ein Wurf gelungen, der ihn auf eine Stufe stellt mit den ganz Großen des Agententhriller-Genres. Man kann ihn in einem Atemzug nennen mit Frederick Forsyth und John le Carré.

Das ...

Jenk Saborowski ist mit "Biest" ein Wurf gelungen, der ihn auf eine Stufe stellt mit den ganz Großen des Agententhriller-Genres. Man kann ihn in einem Atemzug nennen mit Frederick Forsyth und John le Carré.

Das Biest ist ein geheimnisvoller russischer Oligarch, der es trotz größter Raffinesse nie so ganz in die allerfeinste Riege der Moskauer High Society geschafft hat. Das will er nun mit seinem letzten grandiosen Coup erzwingen: insgeheim hat er sich durch verschleierte Finanztransaktionen große Anteile russischer Gasversorger angeeignet, und mit Hilfe eines Computervirus, das gezielt die Steuerung von Kernkraftwerke angreift, gepaart mit terroristischen Anschlägen, will er die europäische Atomstromversorgung dermaßen in die Knie zwingen, daß man, um die Wirtschaft nicht zu gefährden, den Import von russischem Gas drastisch erhöhen müßte. Was natürlich die Gaspreise ins Unermessliche schiessen lassen würde.
Das Biest hat eine ebenbürtige Gegenspielerin: die Spezialagentin "Slang" vom ECSB, einer kleinen, aber äußerst effizienten Organisation mit weitreichenden Befugnissen, um grenzüberschreitend die europäische Schwerkriminalität niederzuschlagen.
Der Leser folgt mit "Slang" und ihren genialen Mitstreiter und Kollegen der Spur des absolut skrupellosen und tödlichen Biests quer durch Europa. Ständig wechselnde Schauplätze und atemberaubende Action halten permanent die Spannung auf dem gleichbleibend hohen Level. Es passiert einfach zu viel in diesem Thriller, um auf alles genau einzugehen, ganz davon abgesehen, daß anderen Lesern nicht vorab die Spannung geraubt werden darf. Sowohl die internationalen Schauplätze als auch die komplexe Materie an sich ist bemerkenswert gut recherchiert und mit einer Leichtigkeit in den Plot einflochten, so daß der Leser nie an seine Grenzen stößt und sich überfordert fühlt. Im Gegenteil, ich finde, daß unbemerkt der Horizont erweitert wird, in dem man so ganz nebenbei reale Anwendung von Wahrscheinlichkeitsrechnung erfährt oder sich in die Atmosphäre eine U-Bootes einschnuppern kann.
"Biest" ist ein Agententhriller, den ich uneingeschränkt empfehlen kann.