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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.03.2019

5 Brüder

Nichts weniger als ein Wunder
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Die 5 Dunbar Brüder leben nach dem Tod ihrer Mutter und dem darauffolgenden Verschwinden ihres Vaters allein in ihrem alten Haus, zusammen mit einem Maultier, einem Hund, einem Kater, einer Taube und einem ...

Die 5 Dunbar Brüder leben nach dem Tod ihrer Mutter und dem darauffolgenden Verschwinden ihres Vaters allein in ihrem alten Haus, zusammen mit einem Maultier, einem Hund, einem Kater, einer Taube und einem Goldfisch. Matthew, der Älteste erzählt in "Nichts weniger als ein Wunder" ihre Geschichte, wie sie versuchen mit dem Verlust der Eltern zurecht zu kommen. Er erversucht, seine 4 Brüder Rory, Henry, Clay und Tommy zusammen zu halten und irgendwie die Vaterrolle zu übernehmen. Dies gelingt ihm mal mehr mal weniger gut, doch am Ende des Tages sind die 5 Brüder ein eingespieltes Team. Bis plötzlich ihr Vater vor der Tür steht und sie bittet ihm beim Bau einer Brücke zu helfen. Nur Clay geht auf das Angebot ein, wodurch es zu einem scheinbaren Bruch unter den Brüdern kommt.

Aufgrund der vielen guten Rezensionen waren meine Erwartungen an das Buch recht hoch, vielleicht zu hoch. Matthew erzählt abwechselnd die Geschichte seiner Eltern und die Geschehnisse der Gegenwart und erklärt so, warum am Ende alles so kommen musste, wie es schließlich auch kam. Der Schreibstil ist gut und auch das Hin- und Her-Springen zwischen der Vergangenheit der Eltern und den Brüdern hat nicht weiter gestört.
Die Geschichte an sich ist furchtbar traurig. Die 5 Brüder sind plötzlich auf sich allein gestellt, in einer Zeit in der sie den Vater als Stütze gebraucht hätten um den Tod und das lange Sterben ihrer Mutter zu verarbeiten. Doch dieser kann den Tod seiner geliebten Frau selbst nicht ertragen und entfernt sich immer weiter von seinen Söhnen, bis er schließlich ganz verschwindet. Wir begleiten die Brüder auf ihrem Weg durch's Leben, sie erleben die erste Liebe, haben Probleme in der Schule und Matthew versucht alles irgendwie zusammen zu halten. Als der Vater wieder auftaucht, wollen Sie ihn eigentlich lieben, können ihm jedoch auch nicht verzeihen, dass er sie damals allein lies. Lediglich Clay hat den Mut, sich seinem Vater zu stellen und ihm wieder näher zu kommen, wodurch auch die anderen Brüder erweichen. Die Geschichte hat wirklich sehr viel Potential, doch leider hatte ich das ganze Buch über das Gefühl, dass eigentlich nichts passiert. Mir ist nach dem Lesen nicht klar, was mir der Autor sagen möchte und leider haben mir die Figuren auch zu wenig Tiefe. Sie blieben mir alle fern und ich konnte mich nicht wirklich in sie hineinversetzen.

Alles in allem eine gute und traurige Geschichte, deren Potential leider nicht voll ausgeschöpft wurde. Die Hälfte der Seiten hätte meiner Meinung nach auch gereicht.

Veröffentlicht am 28.02.2019

berührende Familiengeschichte

Worauf wir hoffen
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Fatima Farheen Mirza erzählt "Worauf wir hoffen" die Geschichte einer schiitischen indischen Familie, die in den USA lebt. Laila folgte dem Wunsch ihrer Eltern und heiratete Rafik, der in Amerika ...

Fatima Farheen Mirza erzählt "Worauf wir hoffen" die Geschichte einer schiitischen indischen Familie, die in den USA lebt. Laila folgte dem Wunsch ihrer Eltern und heiratete Rafik, der in Amerika lebte. Dort gründen die beiden eine Familie und ziehen ihre drei Kinder Hadia, Huda und Amar groß. Sie leben sehr religiös und vermitteln dies auch ihren Kindern. Die beiden Töchter sind sehr folgsam und passen sich den Regeln der Religion an. Nur der Sohn, der eigentlich der Stolz der Familie sein sollte, rebelliert und kann sich nicht mit dem Glauben der Eltern identifizieren. Oft kommt es zu Streitereien und schließlich läuft Amar von zu Hause weg. Die beiden Mädchen waren schon immer sehr ehrgeizig, besonders Hadia, die ein Medizinstudium anstrebt und alles tut um ihre Eltern stolz zu machen. 3 Jahre später schafft sie unvorstellbares: Sie heiratet den mann ihrer Wahl. Doch sie möchte diesen Tag nicht ohne ihren Bruder verbringen.

Die Geschichte ist in 4 Teile aufgeteilt. Dabei spielen einige Teile in der Gegenwart, andere in der Vergangenheit. Die Autorin schafft es sehr eindrücklich, die Gefühle der einzelnen Familienmitglieder zu vermitteln. Ihre Ängste und Sorgen, die erste Liebe, die nicht sein darf. Auch die Einschränkungen, die sie durch die Religion erfahren wird sehr deutlich, ebenso wie sie dazu stehen. Die Unsicherheiten im Umgang mit anderen und mit sich selbst, das Verhalten, die Zweifel, ob das Verhalten, das ihnen von klein auf vermittelt wurde, wirklich richtig ist. Auch die Kritik an der Religion und den Regeln durch Amar werden sehr deutlich. Er macht sich Gedanken, nimmt nicht einfach alles hin, es fällt ihm schwer, sich den Regeln zu unterwerfen. Die ungewollte Eifersucht, die zwischen den Kindern herrscht wird sehr deutlich. Sie versuchen ihre Eltern stolz zu machen, v.a. jedoch den Vater. Auch das Familienleben wird toll geschildert, die Eltern sind sehr unterschiedlich und doch vereint in der Liebe zu den Kindern.

Der Schreibstil ist richtig gut, das Thema der Religion wird sehr eindrücklich vermittelt. Was mich jedoch beim Lesen enorm gestört hat sind die Sprunghaftigkeit der beiden mittleren Teile. Wir erfahren, wie sich Laila und Rafik kennen lernten, wie das Leben in Amerika die letzten Jahre war, wie die Kindheit von Hadia, Huda und Amar verlief. Das alles wird aus wechselnden Perspektiven und ohne zeitlichen Zusmmanhang erzählt. Man springt hin und her, mitunter werden auch Themen plötzlich mehrere Kapitel später wieder aufgegriffen, dann jedoch aus einer anderen Perspektive. Das alles war sehr irritierend und es fiel mir manchmal sehr schwer, der Geshcihcte zu folgen, da man erst eine Weile brauchte, bis man das Erzählt in den Gesamtkontext einordnen konnte. Eine chronologischere Reihenfolge wäre hier sicherlich besser gewesen. Am Ende fügt sich zwar alles zusammen, dennoch war v.a. Teil 2 oft sehr anstrengend zu lesen.

Das Ende ist sehr offen gehalten. Zum ersten Mal erfährt man auch etwas über die Gedanken und Gefühle von Rafik, wie sein Leben sein Handeln beeinflusste. Das hat mir sehr gut gefallen, es rundet das Buch irgendwie ab, da er vorher immer auch irgendwie im Zentrum stand, ohne je zu Wort zu kommen. Das offene Ende hat mich überraschenderweise nicht gestört, so bleibt auch Raum für die eigene Fantasie.

"Worauf wir hoffen" ist ein Buch, dass zum Nachdenken anregt. Ein Buch über die eigenen Zweifel, über Religionszugehörigkeit, über Familie und Freundschaft. Als Außenstehender, der nichts mit dem Islam zu tun hat, wird das Leben dort sehr gut geschildert und mir hat es die Religion auch etwas näher gebracht. Man erfährt das Positive aber sieht auch das negative, dass nicht jeder sich daran anpassen kann. Die menschlichen Abgründe und Zwänge werden verdeutlicht und immer wieder habe ich mich gefragt, wie ich in bestimmten Situationen handeln würde. Lediglich der sprunghafte Aufbau hat mich gestört, ansonsten ist das Buch sehr empfehlenswert.

Veröffentlicht am 12.12.2018

hat mir leider am wenigsten gefallen

DOORS X - Dämmerung
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Markus Heitz hat mit seiner neuen Buchreihe DOORS ein ganz neues Buchkonzept benutzt. Nach der 80 Seiten umfassenden Pilotfolge liegt es in den Händen des lesers, wie die Geschichte weiter geht. Insgesamt ...

Markus Heitz hat mit seiner neuen Buchreihe DOORS ein ganz neues Buchkonzept benutzt. Nach der 80 Seiten umfassenden Pilotfolge liegt es in den Händen des lesers, wie die Geschichte weiter geht. Insgesamt gibt es 3 Türen zur Auswahl und dies war meine 2.

Kurzfassung der Pilotfolge:
Die 21-Jährige Anna-Lena van Dam verschwindet in einem mysteriösen Höhlenlabyrinth unterhalb der alten Familienvilla. Ihr Vater engagiert daraufhin ein 5-köpfiges Expertenteam, das sich auf die Suche nach der Vermissten begeben soll.

Schreibstil:
Der Schreibstil war wie gewohnt flüssig, dennoch fand ich es etwas schwerer in die Geschichte hineinzufinden.

Doors - Dämmerung:
Dieses Buch mochte ich leider am webigsten von allen 3. Die Experten stolpern hier mehr durch die verschiedenen Szenarien, als dass sie wirklich eins komplett durchleben. Dies fand ich anfangs sehr verwirrend, zumal bereits bekannte Türen anders waren als in den anderen Bänden. Dies mag zwar logisch erscheinen, da die Türen ein Eigenleben entwickelt haben, dennoch fand ich es etwas störend. Ich habe so schnell etwas den Überblick verloren.
und die Geschichte wurde sehr chaotisch. Es war auch etwas zäh zu lesen, da ich schnell vergaß hinter welcher Tür sich das Team denn nun gerade aufhält. Dies wurde bei den anderen 2 Bänden besser gelöst finde ich. Auch fand ich es schade, dass nur wenige Nebencharaktere auftauchten und wenn dann nur am Rande.

Fazit:
Insgesamt finde ich die Idee der drei unterschiedlichen Geschichten super, allerdings hätte man vielleicht noch etwas mehr in die Tiefe gehen können bei den einzelnen Geschichten. Auch sind die Anfänge bzw. Enden der drei Bücher sehr ähnlich, was nach dem 3. mal lesen etwas nervig wird. Die anderen beiden Bände waren trotz Wiederholungen sehr interessant, von Dämmerung kann ich das leider nicht behaupten.

Veröffentlicht am 04.03.2024

Verlorensein

ruh
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Cemal ist Ende 30, Deutschlehrer an einer Grundschule. Er hat eine kleine Tochter, Ekin, für die er ein stabiles Umfeld schaffen möchte, ohne Rassismus oder Probleme. Doch das gestaltet sich immer schwieriger, ...

Cemal ist Ende 30, Deutschlehrer an einer Grundschule. Er hat eine kleine Tochter, Ekin, für die er ein stabiles Umfeld schaffen möchte, ohne Rassismus oder Probleme. Doch das gestaltet sich immer schwieriger, zu viele Dinge scheinen zwischen ihnen zu stehen: Ekins Mutter, die sich nach der Scheidung nun wieder neu verlobt hat, die Probleme auf der Arbeit und dann auch noch die Musiklehrerin von Ekin, die meint in der Schule veraltete Lieder mit den Kindern üben zu müssen. Und irgendwo zwischen all dem ist auch noch Georg, in den sich Cemal verliebt hat. Doch Georg möchte eine echte Beziehung, er möchte Cemals leben verstehen und das ist mehr als dieser bereit ist zu geben. Seit einiger Zeit erscheint ihm nachts seine verstorbene Urgroßmutter Süveyde und zeigt ihm Szenen aus ihrem Leben, führt ihn zurück zu seinen Wurzeln, in das Dorf seiner Kindheit, wo Cemal bei den Großeltern gelebt hat, bis er als Achtjähriger seinen Eltern nach Deutschland gefolgt ist.

Şehnaz Dost schreibt sehr poetisch, wodurch mir der Text jedoch wie in weiter Ferne vorkam. Cemal ist gefangen zwischen der Gegenwart in Deutschland und seiner Vergangenheit in der Türkei und wird im Alltag immer wieder konfrontiert mit Vorurteilen und Rassismus. Dost beschreibt ausführlich die Gedanken Cemals, doch wirklich näher kam er mir dabei nicht. Die Traum-Szenen mit Süveyde, die sich an ihr Leben und das ihrer Tochter erinnert sind interessant, doch viel lieber wäre ich bei Cemal verweilt und hätte ihn und sein Leben besser verstanden. Sicherlich gehört dazu auch die Vergangenheit seiner Familie, doch so richtig erreicht hat mich das nicht. Dadurch habe ich ab der Hälfte auch zunehmend das Interesse verloren und ehrlich gesagt auch etwas den Überblick, wo Şehnaz Dost mit dieser Geschichte eigentlich hinwill. Es geht um Alltagsrassismus, dem viele Andersaussehende ausgesetzt sind, aber auch um die eigene Identität und das Annehmen der eigenen Wurzeln und Vergangenheit sowie um das Leben als Familie. Irgewndwie wurde für mich jedoch keines der Themen so richtig ausgearbeitet, es bleibt alles ein Mischmasch und Cemal dreht sich ewig im Kreis. Vielleicht ist auch genau das, was Şehnaz Dost hervorheben möchte, das Verlorensein in den Themen und Szenen, mit denen das Leben Cemal konfrontiert?

Der Schluss bleibt offen, mit einem kleinen Funken Hoffnung, dass alles besser werden könnte für Cemal. Die Beziehung zu Georg nimmt schlussendlich eher eine untergeordnete Rolle ein, vielmehr ist sie ein Sinnbild dafür, dass Cemal beginnt, sich mit sich und seinem Leben auseinanderzusetzen und seine Vergangenheit und Gegenwart in Einklang zu bringen, um so hoffentlich irgendwann ein einziges Leben leben zu können und nicht länger gefangen ist in seiner Sprachlosigkeit und Abgrenzung.

Am Ende des Buches findet sich eine Liste mit allen Liedern, die Cemal im Laufe der Geschichte erwähnt. Das ist ganz nett, aber mich persönlich haben die zahlreichen musikalischen Verweise irgendwann ein bisschen genervt, was aber vermutlich daran liegt, dass ich nict sehr musikaffin bin und mich sowas generell nur wenig interessiert.

Veröffentlicht am 20.02.2023

Young Mungo

Young Mungo
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Mungo ist sanfter als seine Geschwister, er versteht nicht, warum sich Protestanten und Katholiken bekämpfen müssen, doch sein Bruder will ihn als Mitglied seiner Bande, er will einen Mann aus Mungo machen. ...

Mungo ist sanfter als seine Geschwister, er versteht nicht, warum sich Protestanten und Katholiken bekämpfen müssen, doch sein Bruder will ihn als Mitglied seiner Bande, er will einen Mann aus Mungo machen. Die Mutter ist Alkoholikerin und schert sich nur wenig um ihre Kinder, Mungos Schwester sorgt sich um den kleinen Bruder, denkt jedoch vorrangig an ihre eigenen Träume und Ziele aus den ärmlichen Verhältnissen zu entkommen. Als Mungo den Nachbarsjungen trifft, entwickelt sich eine Freundschaft und Mungo scheint zum ersten Mal glücklich. Als aus der unbedarften Freundschaft mehr wird und Munos Bruder die beiden entdeckt, schickt ihn seine Mutter auf einen Angelausflug mit zwei alten Männern, sie sollen ihm zeigen, wie es ist ein Mann zu sein und ihm die Homosexualität austreiben. Denn alles ist egal, nur "so einer" darf Mungo nicht sein.

Douglas Stuart hat, wi schon bei Shuggie Bain, mit Young Mungo einen sehr deprimierenden und hoffnungslosen Roman geschrieben. Mungos Leben ist trostlos ohne Aussicht auf eine bessere Zukunft. Nur die Beziehung zu James gibt ihm einen Funken Zuversicht, er will mit ihm weggehen, ausbrechen aus dem Glasgow, das er kennt. Doch diese damals verbotene Liebe ist so schambehaftet für die ausenstehenden Familienmitgliedern, dass die Mutter ihn lieber mit zwei völlig fremden, pädophilen Alkoholikern auf Angeltour schickt, statt sich mit ihrem Sohn auseinanderzusetzen.

Ich muss gestehen, mir war das Setting auf Dauer zu gewaltvoll und hoffnungslos, nirgends lauert ein Funke ZUversicht, Mungo ist auf sich allein gestellt und schwankt zwischen kindlicher Unschuld und dem gewalttätigen und starken Mann, den dieser Ausflug aus ihm zu machen droht. Denn er muss viel erleiden und viel tun um ihn zu überstehen. Young Mungo ist kein schlechtes Buch, Stuart weiß zu schreiben und Szenen eindrücklich zu beschreiben, doch v.a. in der ersten Hälfte hatte ich als Leserin teilweise das Gefühl auf der Stelle zu treten, wusste ich doch noch nicht, wohin sich diese Reise entwickelt. Erst ab der Hälfte passieren gravierende Dinge und man hat das Gefühl, die Geschichte nun zu verstehen, das ganze Ausmaß zu begreifen.