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Veröffentlicht am 27.03.2019

Meredith und die Honigbienen

Der Honigbus
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DerHonigbus ist ein Memoir von Meredith May. Sie beschreibt darin ihre traurige Kindheit, die nur durch die Honigbienen ihres Großvaters erträglich werden konnte. Frau May übernahm nach dem Tod des Großvaters ...

DerHonigbus ist ein Memoir von Meredith May. Sie beschreibt darin ihre traurige Kindheit, die nur durch die Honigbienen ihres Großvaters erträglich werden konnte. Frau May übernahm nach dem Tod des Großvaters die Versorgung seiner Bienen und gehört bereits zur fünften Generation der Imker in ihrer Familie. Sie lebt und arbeitet in San Francisco und ist Journalistin und Autorin.

DerHonigbus ist ein Buch, welches ab dem 14. Lebensjahr empfohlen wird und nach oben sind keine Grenzen gesetzt.

Es ist das Jahr 1975, als die 5jährige Meredith mitten in der Nacht geweckt und aus ihrem Zuhause gerissen wird. Gemeinsam mit Mutter und Bruder fliegt sie von Rhode Island nach Kalifornien. Im Buch

DerHonigbus beschreibt sie den Schmerz und das Gefühl des Verlassenseins sehr eindrücklich. Die Mutter versteckt sich hinter dem Schmerz und fällt in eine tiefe Depression. Sie überlässt ihre Kinder der strengen Hand ihrer eigenen Mutter. Zum Glück ist der Großvater das genaue Gegenteil und Meredith findet in ihm einen verlässlichen Freund.

Merediths Großvater ist nicht nur ein Imker im üblichen Sinn. Er beobachtet seine Honigbienen sehr genau und erklärt Meredith, wie wertvoll die kleinen Geschöpfe für die Menschheit sind. Er weiß, dass sie sprechen, tanzen und untereinander kommunizieren können. Jedes Tier eines Stockes kennt seine Aufgaben und Meredith sieht nach wenigen Tagen die Honigbienen mit anderen Augen. Selbst das unterschiedliche Summen hört sie und weiß daher, ob die Tiere sich wohlfühlen oder traurig sind.

Einen alten Bus hat der Großvater so umgestaltet, dass er dort drinnen den Honig schleudert und ihn in passende Gefäße umfüllen kann. Meredith darf erst dort hinein, als sie 6 Jahre alt ist. Vorher befand der Großvater, dass ihr Aufenthalt in dem Bus zu gefährlich sei. In der Schule bleibt Meredith eine Außenseiterin, bis, ja bis ihr Großvater sie zu einem besonderen Abend begleitet. Er trägt den versammelten Eltern und Schülern vor, was seine Honigbienen können und wie der Honig gewonnen wird. Das beeindruckt sowohl Lehrer als auch Klassenkameraden und Meredith hat danach einen ganz anderen Stand in der Klasse. Endlich wird sie akzeptiert. Viele Kinder möchten den Honigbus sehen und bestaunen.

Für alle, die sich für Bienen und deren Lebensweise interessiert, sollte

DerHonigbus eine Pflichtlektüre sein. Gleichzeitig zeigt das Buch aber auch, wie sehr Kinder unter der Scheidung ihrer Eltern leiden. Sehr negativ ist für mich das Verhalten von Großmutter und Mutter. Niemand darf das andere Elternteil gegenüber den Kindern schlecht machen. Das Memoir lässt sich gut lesen und die Sprache ist blumig. Für meinen Geschmack war es bei der Beschreibung der Bienen ein wenig zu viel der Worte. Das ist aber wirklich nur mein eigenes Empfinden.

Ein für mich bezeichnendes Zitat aus dem Buch: „Je mehr ich über Bienen lernte, umso mehr staunte ich über ihre soziale Kompetenz.“

Die sehr gute Arbeit der Übersetzerin Anette Gruber darf nicht unerwähnt bleiben. Es ist keineswegs selbstverständlich, dass ein Buch so akkurat in die eigene Muttersprache transkribiert wird. #NetGalleyDE

Veröffentlicht am 24.03.2019

Eine gelungene Beschreibung der Zustände im 20.Jahrhundert

Bella Ciao
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Bella Ciao ist ein Roman, in dem es zunächst um drei Hauptfiguren geht. Giulia, Pietro und Anita leben in einer Kleinstadt in Italien und sind seit Kindheitstagen befreundet. Die drei treffen sich regelmäßig ...

Bella Ciao ist ein Roman, in dem es zunächst um drei Hauptfiguren geht. Giulia, Pietro und Anita leben in einer Kleinstadt in Italien und sind seit Kindheitstagen befreundet. Die drei treffen sich regelmäßig zum Spielen und später gehen sie gemeinsam zum Tanzen. Allen ist klar, dass Giulia und Pietro heiraten. Die Verlobung fand bereits statt und Hochzeitspläne werden gemacht. Die beiden Frauen arbeiten in einer Fabrik, der Seidenspinnerei Salvi und machen mit beim Streik. Wie alle Arbeiterinnen wollen sie mehr Geld und mehr Sozialleistungen. Bei einer Versammlung, die der Besitzer der Firma leitet, verrät Anita ihre beste Freundin Giulia zum ersten Mal. Sie geht zum Treffen, bei dem laut Giulia nur Streikbrecher zugegen sind. Dabei hatten sich beide geschworen, dass sie gemeinsam und bis zum bitteren Ende streiken würden.

Das endgültige Aus der Freundschaft fand am 14.02.1901 statt. An dem Tag sieht Giulia, wie ihr Verlobter und Anita gemeinsam einen Weg entlang kommen und sich zum Abschied küssen. Sofort erkennt sie, dass die beiden nicht nur ein Verhältnis haben, sie ist überzeugt davon, dass sie sich lieben. Nichts hält Giulia mehr in ihrem Heimatort. Zu ihrer Mutter hat sie kein gutes Verhältnis und der Vater ist tot. Völlig überstürzt packt sie ein paar Sachen sowie Geld und flüchtet zu Fuß zum nächsten Hafen. Von dort bucht sie eine Reise ohne Wiederkehr, sie immigriert nach Amerika.

45 Jahre nach der Flucht besucht Giulia mit ihrem Sohn Michael Europa, da dieser neue Geschäftskontakte knüpfen möchte. Sie selbst verlebt einige Tage in ihrem Heimatort Borgo di dentro. Eigentlich möchte sie ja erfahren, was aus ihren damaligen Freunden geworden ist. Sie ist hin- und hergerissen und ob sie tatsächlich mutig genug für diesen Schritt ist, bleibt spannend.

Die Autorin beschreibt in ihrem Buch Bella Ciao das Leben zur Zeit des ersten Weltkrieges an der Front und in der Heimat. Danach folgen Rezession und Geldentwertung und auch in Italien wächst der Faschismus. Erläutert wird ebenfalls, wie sich das Leben der Freunde sowohl in Italien als auch in Amerika entwickelt. Interessant war für mich auch die präzise Darstellung der Situation europäische Immigranten in Amerika. Bereits damals durften längst nicht alle in das vermeintlich „gelobte Land“ einreisen. Auch die Schwierigkeiten, denen die Juden dort ausgesetzt waren, sind deutlich zu erkennen.

Kein Buch zum nebenher schmökern. Der Leser muss schon aufpassen, damit er nicht den Faden verliert. Das war für mich anfangs schwierig, da die Autorin von Italien nach Amerika, dann wieder an die Front wechselt. Auch die Übergänge vom Jetzt zur Zeit des 1. Weltkrieges und dann wieder zu den Zuständen danach, machen das Lesen nicht leicht. Aber es lohnt sich dranzubleiben. Es ist keine übliche Saga sondern recht anspruchsvoll. Kurzum ein Buch, welches sich zu lesen lohnt.

Veröffentlicht am 20.03.2019

Ein literarischer Hochgenuss

Die verborgenen Stimmen der Bücher
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Nein, es war nicht das, was ich unter einem Roman verstehe. Viele Elemente aus dem Bereich der Fantasie wurden hier von der Autorin Bridget Collins eingebunden. Bridget studierte in London an der Academy ...

Nein, es war nicht das, was ich unter einem Roman verstehe. Viele Elemente aus dem Bereich der Fantasie wurden hier von der Autorin Bridget Collins eingebunden. Bridget studierte in London an der Academy of Music and Dramatic Art und diese Grundlage wird beim Lesen des Buches

Die verborgenen Stimmen der Bücher deutlich.

Der junge Emmett Farmer ist fleißig und hilft seinen Eltern bei der Bewirtschaftung eines Bauernhofes. Mit seiner Schwester versteht er sich sehr gut. Bis, ja bis er sehr schwer erkrankt und wochenlang ans Bett gefesselt ist. Danach ist er nicht mehr derselbe und nicht nur ihm kommt sein Verhalten seltsam vor. Eines Tages kommt ein Brief ins Haus geflattert. Er stammt von Seredith, einer alten Buchbinderin, die Emmett als Lehrling bei sich haben möchte. Sie weiß, dass er an der Buchbinderkrankheit litt und aus dem Grund prädestiniert zum Erlernen dieses Berufes ist. Nur widerwillig lässt er zu, dass sein Vater ihn zum Haus der Dame fährt und dann ohne ein Wort des Abschieds wieder verschwindet.

Die Buchbinder, welche in dem Roman

Die verborgenen Stimmen der Bücher beschrieben werden, sind keine gewöhnlichen Vertreter ihres Standes. Sie binden Bücher, die aus den traumatischen Erinnerungen ihrer Kunden entstehen. Diese sind sehr emotional und verlangen beiden Parteien, also Kunden und Fachleuten, alles ab.

Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Im ersten erfährt der Leser, wie Emmett zu seiner Lehrmeisterin kam und wie es ihm dort ging. Der zweite Teil beschreibt, welches die Gründe für den Zusammenbruch des Jungen sind und der dritte zeigt, wie die Story beendet wird.

Der Klappentext gibt nicht das wieder, was der interessierte Leser von dem Buch erwarten darf. Das Element der Fantasie wird hier nicht erwähnt, dabei ist es meiner Meinung nach äußerst wichtig. Von der Sprache war ich beeindruckt. Sie ist präzise und sehr bildhaft. Der Roman schildert besonders eindrücklich, was Homosexualität und übertriebene Strenge eines Vaters bewirken können. Wer sich auf

Die verborgenen Stimmen der Bücher einlässt, muss Zeit haben, da er sich beim Lesen vollkommen darauf einlassen und konzentrieren muss.

NetGalleyDE

Veröffentlicht am 17.03.2019

Solche "Patrioten" braucht kein Land

Der Patriot
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Pascal Engman ist der Autor des Thrillers Der Patriot. Er war als Journalist tätig und gab seinen Job wegen massiver Anfeindungen auf. Diese kamen in der Regel von aggressiven Rechten, die selbst vor Morddrohungen ...

Pascal Engman ist der Autor des Thrillers

Der Patriot. Er war als Journalist tätig und gab seinen Job wegen massiver Anfeindungen auf. Diese kamen in der Regel von aggressiven Rechten, die selbst vor Morddrohungen nicht halt machten.

Der Patriot ist sein erster Thriller.

In dem Buch

Der Patriot wird deutlich, was Propaganda ausmachen kann. Junge Menschen werden zu Terroristen, weil sie sich gegenseitig aufhetzen. Sie stellen sich gegen „Flüchtlinge“ und „Asylschmarotzer“ und töten zunächst etliche Journalisten. Weil sie damit durch kommen und nicht erwischt werden, fühlen sie sich als Herren über Leben und Tod. Selbst vor Anschlägen auf ihre schwedischen Landsleute scheuen sie nicht zurück.

Mir gefiel der Thriller

Der Patriot sehr gut. Vor allen Dingen sind es die Gedanken der Terrorzelle und die Meinung ihrer Anhänger, welche Pascal Engmann bestens erfasste. Die Handlung ist zwar in Schweden angesiedelt, aber auch in Deutschland gibt es solche Verirrten. Ein Blick auf Facebook oder Twitter genügt, um dafür den Beweis zu haben. Es ist ein Buch welches aufrüttelt und von vielen gelesen werden sollte, die als „Gutmenschen“ abgekanzelt werden.

Was mir nicht so gut gefiel, das war die meiner Meinung nach zu hohe Zahl der Handlungsstränge. Hier wäre weniger mehr gewesen und hätte der Spannung keinen Abbruch getan. Diese war bis zum Schluss hoch und mit dem Ende habe ich nicht gerechnet. Ich wünsche mir, dass Herr Engman weitere Thriller zu diesem Thema schreiben und veröffentlichen wird.

#NetGalleyDE

Veröffentlicht am 13.03.2019

Obdachlos kann jeder werden

Kein Erbe ohne Tod
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Kein Erbe ohne Tod ist der zweite Krimi von Agatha van Wysn. Wie in ihrem Debüt Morgenmuffel spielt auch hier Kommissar Oder eine wichtige Rolle.

Frisch von der Lebe weg schreibt Agatha van Wysn ihren ...

Kein Erbe ohne Tod ist der zweite Krimi von Agatha van Wysn. Wie in ihrem Debüt Morgenmuffel spielt auch hier Kommissar Oder eine wichtige Rolle.

Frisch von der Lebe weg schreibt Agatha van Wysn ihren zweiten Kriminalroman und hat keine Scheu, wenn sie positiv über sogenannte „Randgruppen“ berichtet. Im Buch Kein Erbe ohne Tod geht es um Obdachlose, die leider landläufig als „Penner“ bezeichnet werden. Einer von ihnen wird Tod auf einem Grab gefunden und es liegt an dem Ermittler Oder, den Täter zu finden. Dabei werden ihm Steine in den Weg gelegt und das, wie sollte es anders sein, von seinem Vorgesetzten. Das berührt ihn allerdings nicht und er ermittelt trotzdem weiter.

Kein Erbe ohne Tod bedient zwar einige Klischees und die Lösung des Falls konnte ich mir bald denken. Aber dennoch gab es einige Wendungen, mit denen nicht zwingend zu rechnen war. Mir gefiel ausgesprochen gut, wie Frau van Wysn die Situation der Wohnungslosen beschreibt. Sie hat sich intensiv mit dem Thema beschäftigt und zeigt Menschen mit Vorurteilen, wie die Situation der Betroffenen tatsächlich ist. Herr Oder ist ein sympathischer Ermittler, der sich nicht zu schade ist, in die Welt der Obdachlosen oder „Penner“ einzutauchen.