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Veröffentlicht am 15.09.2016

Fenella, Anthony und Sylvester

Kinder des Meeres
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Fenella, Anthony und Sylvester. Dieses Dreiergestirn ist seit Kindertagen sehr eng miteinander befreundet, gemeinsam gehen sie durch dick und dünn. Anthony ist ein sehr verschlossener Junge, seit dem Tag ...

Fenella, Anthony und Sylvester. Dieses Dreiergestirn ist seit Kindertagen sehr eng miteinander befreundet, gemeinsam gehen sie durch dick und dünn. Anthony ist ein sehr verschlossener Junge, seit dem Tag an dem er an dem Tod seines Bruders beteiligt war, wird er zudem von der Bevölkerung in Portsmouth gemieden und als herzloser Teufel verschrien. Doch die beiden anderen bilden seine Familie, stehen ihm zur Seite und schaffen es manchmal ihn aus seinem Schneckenhaus zu locken. Die drei verbindet zudem die Nähe zum Meer, sie sind quasi auf einer Werft aufgewachsen und besonders Anthony hat sich dem Schiffsbau geradezu verschrieben. Besonders das große Kriegsschiff Mary Rose hat es ihm angetan.

Das hier war mein erstes Buch von der Autorin und vielleicht lag es daran, dass ich mich doch erst in ihre Art zu erzählen einfinden musste. Dann jedoch hat mir der Schreibstil sehr gut gefallen, sehr bildhaft und detailliert wurde ich schnell in die Zeit von Heinrich VIII. transportiert und bin mit den drei Hauptfiguren in der würzigen Seeluft von Portsmouth unterwegs gewesen. Die Handlung erstreckt sich über einen Zeitraum von mehr als 30 Jahren, da jedoch zu Kapitelbeginn immer Ort und Jahreszahl angegeben sind, kommt es zu keinen Verwirrungen. Die Erzählperspektive wechselt zwischen verschiedenen Personen, sodass unterschiedliche Seiten des Geschehens im Fokus stehen; trotzdem geriet der Erzählfluss nie ins Stocken. Vielleicht blieb mir Anthony auch deswegen ein Rätsel, weil nie aus seiner Perspektive erzählt wird. Bis zuletzt konnte ich mich nicht so recht mit ihm anfreunden geschweige denn ihn verstehen. Auch die anderen beiden blieben mir etwas fremd, sowohl bei Fenella auch als bei Sylvester konnte ich die tiefe Liebe und Freundschaft zueinander und zu Anthony nicht immer nachvollziehen, manchmal waren mir die beiden einfach zu nachsichtig mit ihm. Sehr gut gefallen hat mir wie die Autorin Anne Boleyn dargestellt hat und auch die gelegentlichen Gastspiele von Heinrich VIII. sind sehr gut gelungen. Der Schiffsbau und insbesondere die Geschichte der Mary Rose ziehen sich wie ein roter Faden durch das Buch, nicht zuletzt weil Anthony eine starke Bindung dazu hat, ja geradezu besessen von dem Schiff ist. Man merkt, dass hier ausgiebig recherchiert wurde und gerade deshalb finde ich es schade, dass man als Leser nicht noch etwas mehr zum Thema erfährt. Vielleicht bin ich mit falschen Erwartungen ans Buch herangegangen, mir wäre mehr Schiffsbau und weniger Freundschaftsliebesdrama lieber gewesen. Gerade gegen Ende wurde mir die Handlung dann doch einfach zu kitschig und ich mochte dem Geschehen nicht mehr so gerne folgen, weil der historische Input viel zu kurz kam.

Fazit: ein guter historischer Roman, der mir aber insgesamt doch zu sehr den Fokus auf das Freundschaftsliebesdrama legt, wodurch der historische Kontext und die Erklärungen zum Schiffsbau zu kurz kommen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Ring und eine turbulente Reise

Die Burg der Könige
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1524, Pfalz: Die Vogtstochter Agnes wächst behütet auf der Burg Trifels auf und hat in Mathis, dem Sohn des Burgschmieds einen treuen Freund. Eines Tages erhält sie auf ungewöhnliche Weise einen alten, ...

1524, Pfalz: Die Vogtstochter Agnes wächst behütet auf der Burg Trifels auf und hat in Mathis, dem Sohn des Burgschmieds einen treuen Freund. Eines Tages erhält sie auf ungewöhnliche Weise einen alten, goldenen Siegelring mit dem Antlitz von Barbarossa. Dem großen Herrscher, der der Legende nach schon jahrhundertelang unter dem Trifels schläft und dessen Nachfolger den großen Normannenschatz hierherbrachte. Agnes wird von erschreckend realen Alpträumen heimgesucht, doch bald darauf wird auch ihr Leben zu einem Alptraum. Denn im Land brodelt es: die Bauern erheben sich und wollen den verhassten Adel und die Kirche stürzen. Und Mathis? Der kann Agnes nicht mehr beistehen, denn er steckt mittendrin im Aufruhr…

Das war mein erstes Buch von Oliver Pötzsch und es wird definitiv nicht das Letzte gewesen sein. Mir hat der Stil sehr gut gefallen und ich habe das Buch trotz der knapp 1000 Seiten innerhalb weniger Tage verschlungen, weil ich es kaum aus der Hand legen konnte. Es ist spannend geschrieben und scheinbar mühelos sind hier historische Fakten über den deutschen Bauernkrieg und Fiktion zu einem großen Ganzen verwoben.

An wenigen Stellen haben sich ein paar Längen ergeben und einige Wendungen waren mir zu konstruiert oder vorhersagbar. Auch der übersinnliche Teil war nicht so ganz mein Fall, aber insgesamt hat mir Die Burg der Könige wirklich gut gefallen und ich würde sie definitiv weiterempfehlen. Ein Nachwort der besonderen Art gibt der Autor dem Leser mit: einen kleinen Reiseführer, sodass man auf den Spuren von Agnes und Mathis wandeln kann und die Geschichte auf ganz besonders intensive Weise erleben kann.

Veröffentlicht am 24.03.2024

Schlussakt mit Schwächen

Tränenschwur
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Seit Jahren entzieht sich die Sekte Eden den Behörden, doch die Schlinge der Ermittler zieht sich langsam immer enger. Eine neue Spur scheint endlich den Durchbruch zu bringen, oder wird die Gemeinschaft ...

Seit Jahren entzieht sich die Sekte Eden den Behörden, doch die Schlinge der Ermittler zieht sich langsam immer enger. Eine neue Spur scheint endlich den Durchbruch zu bringen, oder wird die Gemeinschaft mit Pastor an der Spitze wieder in einem neuen Versteck verschwinden können?
Ich habe die beiden vorherigen Teile nicht gelesen, bin aber trotzdem relativ gut zurechtgekommen, da der Fokus neben dem Aushebeln der Sekte, auf dem Privatleben anderer Protagonisten liegt. Hier stehen FBI Agent Tom, sowie dessen Nachbarin und beste Freundin Liza im Mittelpunkt. Liza mochte ich als Figur definitiv lieber, Tom zeigt im Laufe der Handlung einige Seiten, die ihn doch sehr unsympathisch machten. Wer Karen Rose kennt, weiß natürlich, dass eine Lovestory nie fern ist, doch hier gab es leider ein ermüdendes Hin- und Her, was mich ab einem gewissen Punkt nur noch genervt hat; den Bogen hatte die Autorin einfach etwas zu sehr gespannt. Das Zusammenspiel der anderen Handlungsstränge hat jedoch gut gepasst.
Tränenschwur ist locker geschrieben und liest sich sehr flüssig. Die Handlung spielt in nur wenigen Tagen, dafür wird dann doch etwas zu ausschweifend erzählt; das gefühlte Tempo passte nicht zur tatsächlich erzählten Zeitspanne. Rose weiß zwar Spannung zu erzeugen, aber es gelingt nicht immer, diese auch zu halten. Über die Sekte Eden hat man sicherlich in den ersten Bänden einiges erfahren, doch trotzdem hätte ich erwartet, dass ein größerer Teil der Handlung innerhalb der Gemeinschaft spielt; so hatten die Ermittlungen und Bemühungen gefühlt doch sehr wenig mit der Sekte zu tun, sondern richteten sich gegen einzelne Täter. Anhand der Buchbeschreibung hatte ich einfach etwas anderes erwartet. Tränenschwur ist sicherlich kein schlechter Thriller, aber dass die Autorin spannender und punktgenauer erzählen kann, hat sie in anderen Büchern besser präsentiert. So glänzt Tränenschwur als Schlussband der Trilogie leider nicht ganz so wie erhofft

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Veröffentlicht am 14.01.2024

Eliza

Betrug
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Eliza Touchet führt ihrem Schriftstellercousin Ainsworth schon seit Jahren den Haushalt. An ihren Tisch kommen zeitgenössische Autoren wie Dickens zum gemütlichen Diskurs. Doch mit den Jahren schwindet ...

Eliza Touchet führt ihrem Schriftstellercousin Ainsworth schon seit Jahren den Haushalt. An ihren Tisch kommen zeitgenössische Autoren wie Dickens zum gemütlichen Diskurs. Doch mit den Jahren schwindet Ainsworths Erfolg, die bekannten Besucher bleiben aus, er wird älter und verliert den Anschluss an die Gesellschaft. Die ist gerade zutiefst gespalten am Falle von Roger Tichborne, der von den Totgeglaubten zurückgekehrt ist… oder eben auch nicht.
Es fiel mir ab und an schwer, den Zeitsprüngen in der Geschichte zu folgen, ebenso den unterschiedlichen Lebenslinien; viele kurze Kapitel und Szenenwechsel machen das Dranbleiben nicht einfach. Die Fülle der Figuren ist gerade zu Beginn herausfordernd, man muss sich anstrengen, den Überblick zu behalten. Ich mochte Elizas scharfsinnige Art, sie ist ein kluger Kopf und durch sie erhält man einen scharfen Blick hinter die bürgerlichen Fassaden. Gleichzeitig ist sie ein Beispiel dafür, wie abhängig Frauen zu jener Zeit noch waren, auch wenn sie durchaus ihren Mann hätten stehen können. Smith vereint in ihrem Roman einige heiße Eisen, Feminismus, Kolonialismus, Rassismus, etc. Das gelingt hervorragend, ohne die Handlung zu überfrachten. Der Stil passte für mich gut zu der Zeit, man bekommt ein gutes Gespür für die gesellschaftlichen Verhältnisse. Der Tichborne-Fall selbst nimmt in der zweiten Hälfte einigen Raum ein, und doch bleibt er in seinen Details über die groben Fakten hinaus wage. Die Auswirkungen auf die Gesellschaft werden zwar geschildert, trotzdem wirkte das Ganze auf mich eher unnahbar und distanziert. Obwohl Eliza und Ainsworths Ehefrau Sarah an vielen Prozesstagen im Publikum sitzen, fühlte ich mich hinterher nicht sehr viel schlauer als zuvor. Der Prozess ist präsent, und doch wieder nicht. Letztendlich hat er sich nicht so nahtlos in die übrige Handlung eingefügt wie zu erwarten war.
Betrug ist kein leichter Roman, man muss sich fordern lassen, wird dafür dann aber auch belohnt. Ein Roman, auf den man sich einlassen muss.

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Veröffentlicht am 13.12.2023

Zweimal Rishikesh

Yoga Town
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Lucy bestreitet in Berlin ihren Lebensunterhalt als Yogalehrerin, auch inspiriert von ihren Eltern, die `68 in Indien bei einem waschechten Guru waren. Genau wie die Beatles, die musikalisch vor allem ...

Lucy bestreitet in Berlin ihren Lebensunterhalt als Yogalehrerin, auch inspiriert von ihren Eltern, die `68 in Indien bei einem waschechten Guru waren. Genau wie die Beatles, die musikalisch vor allem Lucys Vater geprägt haben. Als ihre Mutter verschwindet, kommt schnell der Verdacht, dass sie nach Rishikesh gereist ist, um Altes aufleben zu lassen und mit der Vergangenheit abzuschließen.
Yoga Town lässt die Hippiekultur aufleben und wirft einen ganz speziellen Blick darauf. Das Feeling der `68 wird sehr gut transportiert, auch wenn man bisher wenig mit Yoga und der Philosophie in Berührung gekommen ist , erhält man einen sehr guten Einblick. So einiges wird auch entzaubert, gerade durch den Handlungsstrang in der Jetzt-Zeit. Das Zusammenspiel zwischen den zwei Zeitebenen klappt sehr gut, ebenso die beiden unterschiedlichen Perspektiven (Lou – Lucy). Ich mochte den Erzählstil per se, das Buch liest sich sehr süffig. Da die Handlung viel in Indien spielt, unterhalten sich die Figuren oft auf Englisch; das wird dann aber nicht übersetzt, ich bin nicht sicher, ob jemand, der die Sprache nicht spricht, hier immer alles mitbekommen kann. Gerade Lou wirft auch immer wieder mit englischen Begriffen um sich, das wirkt gestellt hipp und hat einen etwas künstlichen Eindruck bei mir hinterlassen. Die Figuren haben mich nicht ganz überzeugen können: Lucy wirkt etwas unnahbar, obwohl man ihr ziemlich gut in den Kopf schauen kann. Lou wird dadurch, dass man ihm in zwei Zeitebenen begegnet eher zerrissen, er ergibt keine einheitliche Figur. Die Beatles tauchen zwar immer mal wieder auf, nehmen aber keinen großen Raum ein und haben unterm Strich für die Handlung auch keine nennenswerte Funktion. Letztendlich hätte es jeder sein können; anhand des Klappentextes hatte ich mir das doch etwas anders vorgestellt. Die Geschichte von Lucys Familie wird nach Jahrzehnten endlich aufgearbeitet, das funktioniert auch in der Auflösung ganz gut. Trotzdem konnte ich nicht richtig in die Geschichte abtauchen, so wie ich es von anderen Büchern des Autors gewohnt bin.
Insgesamt ist Yoga Town ein leicht zu lesender Roman, der durchaus unterhalten kann. Ich persönlich habe aber weder zu Figuren noch zur Handlung großen Zugang gefunden.

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