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Veröffentlicht am 08.10.2016

KEIN Thriller - aber Krimi mit Psychothrill und ein Highlight 2016 für mich!!

Nebelschrei
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Vorausschicken möchte ich meiner Rezension, dass es sich bei "Nebelschrei" von Sam Baker (Original: The Woman Who Ran), erschienen im Diana-Verlag (TB, 2016) NICHT um einen Thriller handelt meiner Meinung ...

Vorausschicken möchte ich meiner Rezension, dass es sich bei "Nebelschrei" von Sam Baker (Original: The Woman Who Ran), erschienen im Diana-Verlag (TB, 2016) NICHT um einen Thriller handelt meiner Meinung nach, jedoch um einen der besten Kriminalromane (mit Psychothriller-Elementen), den ich 2016 gelesen habe!

Inhalt/Buchbeschreibung:

Nach außen ist Helen eine starke Frau. Keiner ahnt, dass ihr die Erinnerungen an die Hölle, die sie erlebt hat, täglich den Atem rauben. Und dass sie nur knapp dem Tod entronnen ist. Das verfallene Anwesen in einer abgelegenen Gegend in Nordengland scheint das perfekte Versteck zu sein. Doch die Dorfbewohner kommen Helen näher, als ihr lieb ist. Denn niemand darf wissen, wo sie ist - und vor allem nicht der Mensch, dem sie am meisten vertraut hat....(Quelle: Buchrückentext)

Meine Meinung:


Alles, wirklich alles an diesem Kriminalroman ist für mich stimmig: In Teil 1 (von 3 Teilen) schafft es die Autorin, den Leser gleich zu Beginn nahe an die Protagonisten heranzuführen und durch eine sehr gute, detaillierte und tiefgründige Figurenführung dies immer weiter zu vertiefen: Helen Graham setzt sich nach einem Wohnungsbrand im Apartment von ihr und Art Huntingdon, ihrem Ehemann, in ein sehr abgelegenes elisabethanisches Haus in den Dales (Yorkshire), Nordengland, ab, um im selbstgewählten Versteck die Ereignisse zu überdenken und innerlich zur Ruhe zu kommen. Sie war viele Jahre Fotografin in Kriegsgebieten (Afghanistan, Irak, Syrien zählten dazu), erfolgreich und mit großer Leidenschaft und Können im Job; ihr Mann machte ebenfalls 'Karriere' als Kriegsberichterstatter, bis sein Stern mehr und mehr zu sinken beginnt.....
Nach dem Brand geht die Polizei davon aus, dass Art Huntingdon in seiner Wohnung den Tod fand. War es wirklich sein Leichnam?

Helen, die oft unter Migräne leidet und durch schreckliche Kriegseindrücke traumatisiert ist, lernt im kleinen Dorf, von dem sie sich weitgehend in ihrem Haus "Wildfell" fernhält, um unerkannt zu bleiben, Gil kennen: Gilbert Markham, 61, geschieden, seines Zeichens ebenfalls ein erfolgreicher Journalist im Ruhestand, in den er sich ganz und gar nicht einzufinden vermag...

Sowohl Helen, die gerne in den sehr atmosphärisch beschriebenen wundervollen Dales bis zum Scar (Berg) läuft, um Klarheit zurückzugewinnen, was sich wirklich in Paris ereignete, als auch Gil sind gerne in der Natur unterwegs und lernen sich nach und nach kennen. Er besucht Helen unter dem Vorwand, Lebensmittel mitzubringen (das Zentrum des Dorfklatschs ist Ms. Millward, die Ladenbesitzerin) und gewinnt mehr und mehr Helens Vertrauen. In durchwachten Nächten erzählt sie Gil endlich aus ihrem Leben und der professionelle Journalist ermittelt die aktuellen Hintergründe: Kann er glauben, was sie ihm erzählt?

Beide Protagonisten sind sehr sympathisch, der Handlungsverlauf ist mit einer grandiosen subtilen Spannung (von Beginn bis Ende) unterlegt und auch eine Prise Humor ist zu finden: So musste ich über die Selbstgespräche und inneren 'Dispute' von Gil oftmals sehr schmunzeln ;)
Besonders beeindruckt hat mich auch die Darstellung von Art:

(.....)"er war der Typ, der die Angst roch - sich zum Licht hingezogen fühlte, um es auszulöschen" (Zitat S. 155)

Nach außen charmant, nett und liebenswert, trägt er auch ein anderes Gesicht, das mit analytischer Schärfe harte Konturen annimmt, die sich dem Leser mehr und mehr erschließen....

"Diejenigen, die nie auch nur angeklagt werden, deren Gewalt und Grausamkeit im Verborgenen blüht, die sind am Gefährlichsten"
(Zitat S. 423)

Fazit:

Der mit subtiler Spannung angereicherte, stimmige Kriminalroman konnte mich vollends überzeugen und erhält die volle Punktzahl aus folgenden Gründen:
Ausser der Krimihandlung beinhaltet er auch ein Stück (düstere) Zeitgeschichte und einen Einblick in die (lebensgefährliche) Arbeit von Kriegsberichterstattern, Reportern und Fotografen, die in Syrien, im Irak, in Afghanistan und weiteren gefährlichen Regionen in der Welt unter extremem Erfolgs-, aber auch psychischem Druck stehen, die diese Menschen - auf die eine oder andere Art - zu bewältigen haben: Posthum setzt die Autorin Marie Colvin (gest. 02/2012 in Syrien) und damit den Reportern ohne Grenzen, die nicht selten ihr Leben verlieren, ein literarisches Denkmal.
Empfehlens- und sehr lesenswert für Krimi- und ThrillerleserInnen, die subtile Spannung, flüssige und fundierte Unterhaltung, eine stimmige Handlung und feine Figurenentwicklungen mögen: Ein wirklich toller Krimi vor traumhafter Kulisse: Den Yorkshire-Dales (mit einem Hinweis auf "Wildfell" und Anne Bronte's Roman "Die Herrin von Wildfell Hall", die Sam Baker bei der Wahl des Ortes inspirierte...) Ein Highlight dieses Genres 2016 für mich, daher 5 *, 5 Leseratten und 100° auf der "Krimi-Couch" von mir!
Ich hoffe, von Sam Baker noch mehr lesen zu können!!!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Toller und spannender Norwegen-Krimi mit historischem Kontext (WWII)

Totensommer
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"Totensommer" von Trude Teige, einer Autorin, die zuvor Journalistin war und zu den erfolgreichsten Krimiautoren Norwegens gehört, erschien im Aufbau-Verlag (TB) 2016. Das Cover ist bemerkenswert schön ...

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"Totensommer" von Trude Teige, einer Autorin, die zuvor Journalistin war und zu den erfolgreichsten Krimiautoren Norwegens gehört, erschien im Aufbau-Verlag (TB) 2016. Das Cover ist bemerkenswert schön für einen Kriminalroman und passt wirklich sehr gut zu dessen Inhalt und auch der Stimmung des Romans:

"Kasja Coren ist eigentlich TV-Journalistin, aber sie hat sich an die Küste von More zurückgezogen, um ein Buch zu schreiben. Dann jedoch wird ein Deutscher ermordet, der seit vielen Jahren seinen Urlaub im Ort verbrachte und immer bei der alten Jenny wohnte. Die Trauer der alten Frau scheint weit über die übliche Betroffenheit hinauszugehen. Kasja beginnt zu recherchieren - und sie stößt auf eine unglaubliche Geschichte, die nicht nur mit den Geschehnissen unter deutscher Besatzung, sondern auch mit ihrer eigenen Vergangenheit verknüpft scheint." (Quelle: Buchrückentext)

Meine Meinung:


Es handelt sich hier um einen toll geschriebenen und sehr spannenden Kriminalroman, der in dem kleinen norwegischen Dorf Losvika spielt, direkt am Meer gelegen. Kajsa, die Journalistin, möchte in ihrem Urlaub Informationen zu einem Buch zusammentragen, das sie über die Situation der Frauen in diesem Ort während des 2. Weltkrieges gerne veröffentlichen möchte: Die Frauen des Dorfes und auch deren Nachkommen, die sich allesamt zeitlebens kennen und teils miteinander verwandt sind, sind nicht alle begeistert von diesem Vorhaben und Kajsa merkt bald, dass viele Lügen, Geheimnisse, Intrigen und schreckliche Geschehnisse unter der glatten und sauberen Oberfläche 'brodeln', als sich ein Mord ereignet...

Kajsa, geschieden mit zwei Kindern, ist seit einiger Zeit mit Karsten befreundet, der sich des Mordfalles in Losvika annehmen soll: Beide geraten in einen Strudel von Machenschaften und ungelösten Rätseln, die sie in Lebensgefahr bringen. Der Krimi hat mich durch seine historischen Bezüge persönlich sehr angesprochen und mir detailliert die Zeit der Besatzung durch die Deutschen in Norwegen vor Augen geführt; der hohe Spannungsbogen konnte von der ersten Seite bis zur letzten gehalten werden. Die Autorin schreibt klar, flüssig und dennoch stilistisch anspruchsvoll, gestaltet sowohl die Recherchearbeit von Kajsa sehr interessant (aufgrund ihres Berufes sehr authentisch) und auch die Ermittlungsarbeit im Team von Karsten ist für Krimi-Liebhaber recht brillant umgesetzt. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet, durchdacht und die Handlung nachvollziehbar erzählt. Der Krimi präsentiert viele Verdächtige, die allesamt ein Motiv haben könnten, alte Feindschaften auch innerhalb einer Familie, die aus der Zeit des 2. Weltkriegs stammen und folgt Spuren, die in die Vergangenheit führen - bis ins Jahr 1942, wo deutsche Soldaten in Norwegen stationiert waren und die Bevölkerung Norwegens sich in Widerständler und auch Mitläufer und Nazi-Befürworter spalteten... Aus diesem gefährlichen 'Gemisch' schöpft der Krimi bis zur Aufklärung Details, die lange Zeit unter Verschluss gehalten wurden. Familiengeheimnisse, alte Verletzungen, Zurückweisungen und Ablehnung spielen hier eine bedeutende Rolle, die Trude Teige sehr gekonnt und auch mit psychologischem Feingefühl in die Krimihandlung einbaut und die ganz realistisch bis in die nachfolgenden Generationen einwirken können.

Fazit:


Ein spannender, sehr gut geschriebener Kriminalroman mit historischem Bezug in die deutsch-norwegische Geschichte, die in Rückblicken auf der Zeitebene ab 1940 im zweiten Erzählstrang sehr realistisch dargestellt werden, der viele Verdächtige aufweist, nicht vorhersehbare Wendungen und mit einem stimmigen Plot endet.
Ich würde sehr gerne weitere Krimis von Trude Teige lesen und vergebe 5 Krimisterne und 96° auf der 'Krimi-Couch'.

Veröffentlicht am 20.04.2024

Spannungsgeladener Auftakt um eine reiche, mächtige norwegische Reeder-Familie

Meeresfriedhof
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"Meeresfriedhof" von Aslak Nore stellt den Auftakt einer Trilogie dar, die mich tatsächlich vom Aufbau her entfernt an Stieg Larsson erinnerte; in dessen Tradition dieser vielschichtige Roman (eher literarischer ...

"Meeresfriedhof" von Aslak Nore stellt den Auftakt einer Trilogie dar, die mich tatsächlich vom Aufbau her entfernt an Stieg Larsson erinnerte; in dessen Tradition dieser vielschichtige Roman (eher literarischer Thriller) geschrieben wurde. Erschienen ist er (brosch, 542 Seiten) im KiWi-Verlag; also Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2024. Übersetzt aus dem Norwegischen hat ihn Dagmar Lendt.


Inhalt:


"Meeresfriedhof" ist der Beginn einer 3-teiligen Saga um die mächtige Reeder-Familie Falck (Reeder, Wohltäter, Politiker), die eine zentrale Rolle in der norwegischen Geschichte des 20. Jahrhunderts in diesem Roman spielt und sich in zwei Familienzweige aufspaltet: Die reichen Osloer-Falck's (Inhaber einer Reederei und expandierenden SAGA-Gruppe incl. einer Stiftung). Oberhaupt ist (noch) Olav Falck, dessen Mutter Vera Lind, einst Schriftstellerin, sich in hohem Alter von den Klippen stürzt (war es überhaupt Selbstmord?), worüber besonders Enkelin Alexandra/Sasha genannt sehr bestürzt ist und die Wahrheit über ihre Großmutter herausfinden möchte; weitere Figuren sind Sverre Falck und Andrea Falck, die Olav jedoch nicht so nahestehen wie Sasha, die sein Augenstern ist und eine Forschungsgruppe sowie das Archiv von SAGA leitet.

Die Bergenser Falck-Familie dagegen ist arm; sie lebt in einem Anwesen, das Vera Lind ihnen als Eignerin zu einem Spottpreis zur Miete überlassen hat und die Osloer an französische Schlösser denken lässt (Tische voller feinster Speisen, während sich die Bewohner frierend um den Kamin scharen). Das Oberhaupt dieses Zweigs ist Hans Falck, der sehr anders geartet ist als Olav: Hans Falck ist Arzt, Sozialdemokrat und ein Womenizer, der Menschen durch seine Ausstrahlung und seinen Charme für sich einnimmt. Er erhielt viele Auszeichnungen für seine Einsätze als Arzt im Nahen Osten (ausser Norwegen weitere Schauplätze des Romans; Nordirak, Kurdistan etc.)


Die Familie stellt fest, dass nach dem Tod von Vera deren Testament unauffindbar ist - und die Zerreißprobe beginnt: Hat sie evtl. Hans Falck mehr begünstigt als die Osloer Familie um Olav Falck? Was war in den 1970er Jahren tatsächlich passiert - und weshalb brach Vera damals ihre schriftstellerische Tätigkeit abrupt ab?


Die Spuren führen weiter in die Vergangenheit, in die Zeit der deutschen Besatzung Norwegens durch die Nationalsozialisten: War Thor- Store Falck wirklich ein Widerstandskämpfer oder machte er eher gemeinsame Sache mit den Deutschen, die vom Transportwesen ins nördliche Norwegen von den Hurtigrutenschiffen abhängig waren, um (auch) als Kriegsgewinnler aus dieser Zeit hervorzugehen?

Die spannendste aller Fragen - die in Teilen des Manuskripts von Vera - also noch ein Buch im Buch - beantwortet werden, wenn auch fiktiv, ist die, aus welchem Grund das Schiff 'DS Prinsesse Ragnhold' am 23.10.1940 unterging; mit ihm über 400 Menschen, von denen nur wenige gerettet werden konnten....


Meine Meinung:


Das Lesen dieses sehr komplexen und vielschichtigen, spannenden literarischen Thrillers (was das Genre eher trifft als Roman; denn es gibt durchaus Krimi- und Thrillerelemente) verlangt dem Leser einiges ab: Die handelnden Figuren, besonders Olav Falck, Sasha, Sverre und auch Hans, sind nicht leicht zu durchschauen und wechseln als Sympathieträger wie Chamäleons: Besonders der Osloer Familie geht es um Macht und dem Erhalt derselben, Familienerhalt (familia ante omnia - die Familie zuerst) und sie ist gerissen genug, ihre Finger in so mancherlei Machtspielen zu haben (Geheimdienste, Politik, Verbindungen zu wichtigen Funktionsträgern im Staat etc.); in gewisser Weise wirken sie eiskalt und skrupellos, wenn es um ihre Interessen, um SAGA und der Familie geht: Wahrheit wird gerne mit einem Tuch aus Lügen überdeckt und der Schein der "Sauberkeit" gewahrt, um welchen Preis auch immer. Zeitweise sieht es so aus, dass Sasha Falck da anders gestrickt ist; doch immer wieder überraschen die ProtagonistInnen, da sie über Wendehälse verfügen, die stets die eigene Sicherheit abdeckt - und andere in Lebensgefahr bringen kann: Eine sehr interessante Figur ist John Omar Berg, genannt Johnny, der von Hans Falck beauftragt wird, seine Biografie zu schreiben: Hans lehnt sich (zurecht) gegen das Unrecht in der Welt auf und in den Ausflügen in die Weltpolitik (Afghanistan, Nordirak) spürt man sein Entsetzen über dortige Verhältnisse und sinnlosem Blutvergießen, das kein Arzt-ohne-Grenzen wirklich stoppen kann: Diese Ausflüge mit Hans oder "JB", also Berg, lassen hier durchaus politische Anteile einfließen, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen können.

Der Stil von Aslak Nore ist schnörkellos, packend und lässt den Leser bald schon nicht mehr los: Im letzten Drittel des Romans steigt der Spannungsbogen, auch durch die Manuskriptseiten, nochmal an, um mit unvorhersehbaren Wendungen und einem Cliffhanger zu enden: So kann der geneigte Leser dem 2. Teil (Felsengrund) lange entgegenfiebern, der 2025 erscheinen wird.


Fazit:


Ein sehr spannender, vielschichtiger, komplexer literarischer Thriller um eine reiche Reeder-Familie, um Macht und Reichtum, Lügen und Vertuschungen im Kampf um die Wahrheit. Aslak Nore hat um den historisch belegten Untergang des DS 'Prinsesse Ragnhild' im 2. WK (der Grund ist bis heute unklar!) eine unglaublich spannende Geschichte gewoben, in dem eine mächtige Reeder-Familie und auch die Geschichtsschreibung Norwegens eine große Rolle spielt. Er zeigt in authentischer Weise auf, dass Geschichte immer von den Mächtigen geschrieben wird; auch wenn sich so manches ganz anders zugetragen haben könnte. Interessant in diesem Zusammenhang auch der reale politische Charakter sog. Stiftungen, die oftmals nur ein Deckmantel für andere (politischen) Interessen abgeben. Von mir für diesen hervorragenden literarischen und historisch interessanten Thriller um Vera Lind und die Familie Falck eine absolute Leseempfehlung und 4,5 *

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Veröffentlicht am 25.01.2024

Familienfreundlich, günstig, alltagstauglich - und gesund!

Gutes Essen muss nicht teuer sein
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"Gutes Essen muss nicht teuer sein" (UT Gesund, günstig, alpin-mediterran) von Kathrin Kötz (Paperback, 157 S.) erschien 2023 im Athesia-Verlag, Bozen.

In diesem Kochbuch finden sich 90 leckere Rezepte, ...

"Gutes Essen muss nicht teuer sein" (UT Gesund, günstig, alpin-mediterran) von Kathrin Kötz (Paperback, 157 S.) erschien 2023 im Athesia-Verlag, Bozen.

In diesem Kochbuch finden sich 90 leckere Rezepte, deren Zubereitung schnell geht und bei denen das Augenmerk auf gesund, nachhaltig und günstig liegt; auch die Planung des Wochenplans spielt eine Rolle, da hier ggf. mit Resten kombiniert werden kann. Dieser Ansatz gefällt mir sehr wie auch die Ambition der Autorin, dass gesundes und preiswertes Essen kein Widerspruch sein müssen.

So basieren die Gerichte von Pasta und Getreide über Reis und Gemüse bis hin zu Fleisch, Fisch, Süßspeisen und selbst gebackenem Brot auf wenigen, preisgünstig erhältlichen Zutaten. Neben zahlreichen Tipps für sparsame Einkäufe werden auch wertvolle Hinweise für Meal Prep und Resteverwertung gegeben.

Die Aufmachung (Cover, tolle Rezeptfotos, klare Rezeptbeschreibungen für meist 4 Personen und eine sehr gute Gliederung) ist sehr gelungen, das Buch ist handlich (bevorzuge ich in der Küche) und sollte in keiner Sammlung guter alltagstauglicher, familienfreundlicher Kochbücher fehlen.

Fazit:

Eine Empfehlung meinerseits an alle, die auf gesundes und preisbewusstes Essen achten, ohne Kompromisse bei Qualität und Geschmack einzugehen, mit einem starken Augenmerk auf gesund UND günstig, nachhaltig - und lecker!

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Veröffentlicht am 03.11.2023

Wohlfühlroman mit Tiefgang à Carsten Henn!

Die Butterbrotbriefe
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Gleich vorneweg: Wer an Carsten Henn's Romanen "Der Buchspazierer" und "Der Geschichtenbäcker" seine helle (Lese-)freude hatte, der wird auch "Die Butterbrotbriefe" lieben! Der Autor steht für mich durch ...

Gleich vorneweg: Wer an Carsten Henn's Romanen "Der Buchspazierer" und "Der Geschichtenbäcker" seine helle (Lese-)freude hatte, der wird auch "Die Butterbrotbriefe" lieben! Der Autor steht für mich durch diese Bücher beispielhaft für emotionale, berührende und literarisch gute Unterhaltung mit Tiefgang - und einigen 'Schmunzlern' und humorvollen Einlagen, die ich in einem "feel-good-Roman" sehr schätze! Hier geht es um die Frage, ob das Leben Zufall oder Schicksal ist? (Und noch um vieles mehr).


Inhalt:


"Wer schreibt heute noch Briefe? Richtige Briefe auf Papier, mit der Hand? Kati Waldstein, die mit fast 40 Jahren ein neues Leben beginnen will und Abschiedsworte für alle verfasst, die sie geprägt haben. 37 Briefe insgesamt. Sie nimmt dafür Butterbrotpapier, das ihr Vater über viele Jahre für sie gesammelt hat.

Dann trifft sie auf Severin, der sein Leben als Klavierstimmer wegen eines von ihm verschuldeten Unglücks hinter sich lassen musste. Und der gute Gründe hat zu glauben, das Kati und ihr Heimatort sein Schicksal sind. Doch das Schicksal bestimmt vielleicht, wer in unser Leben kommt, aber das Herz, wer darin bleibt."

(Quelle: Buchrückentext, Piper Verlag)


Meine Meinung:


Da ich der 'aussterbenden Spezies' der BriefeschreiberInnen angehöre, habe ich mich auf diesen Roman sehr gefreut; und ich wurde nicht enttäuscht. Im Gegenteil. Carsten Henn gelingt es durch seine poetisch-atmosphärische Art, eine Geschichte zu schreiben, den Leser von Beginn an neugierig zu machen: Hier lernen wir die sympathische, aber lange durch die eigene Mutter fremdbestimmte Kati kennen, die nach dem Tod der Eltern erkennt, dass sie wie eine Marionette an Fäden hing, die sie jetzt, nach dem Tod von Helga Waldstein, unbedingt durchtrennen möchte, um ein freies und unabhängiges Leben zu führen. Ist die Mutter hier sehr empathielos, sogar hart der Tochter gegenüber beschrieben, ist die Inhaberin des Frisiersalons Rose, Madame Catherine, das absolute Gegenteil: Seit Kindesbeinen liebt sie Kati sehr und gestattet ihr später, sich samstags Utensilien zum Haarschnitt Obdachloser (auf kostenloser Basis) auszuleihen, so steht Kati jeden Samstag auf dem Markt - zur Freude von Scholle und anderen Wohnungslosen, bis sich eines Tages ein "Namenloser" dazugesellt, der seinen Namen später preisgeben sollte: Severin, ein Klavierstimmer, der drei Jahre auf der Straße lebte und sich bei Kati für deren Freundlichkeit bedanken möchte. Auch Onkel Martin, Katis kauzigen Onkel, der - selbst nie an der Arktis gewesen, den Polarkreis aber liebend - lernen wir in seinem Arktismuseum oder "Svenssons Polarwelt" kennen: Diese Figur fand ich mit am Sympathischsten von allen; auch er mag Kati sehr, die in ihrer Kindheit mehr Zeit bei Martin verbrachte als im eigenen Elternhaus. So freut man sich als LeserIn, dass sich auch Severin und Martin anfreunden - und staunt über den jungen Lukas, der Martin bei allen Arbeiten im und am Museum hilfreich zur Seite steht (und zum Schluss eine mehr als gute 'Figur' macht, als ein Schicksalsschlag über Martin hereinbricht).


So verfolgt man lesend; mal schmunzelnd und auch mit traurigen Passagen versehen, wie sich Kati und Severin, die grundverschieden erscheinen, einander mehr und mehr annähern; sich ineinander verlieben: Man verweilt in der Jurte, geht mit dem alten Elch gemeinsam mit beiden ins Dorf zum Einkaufen - und verteilt die noch übrigen Briefe an alle, die Kati enttäuschten oder ihr Unrecht taten; aber auch an alle, denen sie ihren Dank aussprechen möchte (der Schönste von allen war für mich der an Madame Catherine, die das Herz am richtigen Fleck hat). Auch ihrem verstorbenen Vater schreibt sie einen Brief, da sie nie verstanden hat, weshalb seine Zuneigung nach ihrem 8. Geburtstag plötzlich abebbte... Wir sitzen mit Kati und Severin im alten Kino des Vaters und lauschen ihren Abschiedsworten. Als Kati den "Palast", die Villa der Mutter nach deren Tod ausräumt, findet sie einen Stapel Briefe - von ihrer Mutter: Hier muss man beim Lesen schon arg schlucken, da hier ein unheilvolles Familiengeheimnis ruht, dessen schuldloses Opfer Kati lange Zeit war.


Die Themen dieses Romans sind vielfältig: Es geht (in teils poetischer Weise) um wahre Liebe, um Loslassen, um Emotionen und Aufrichtigkeit, um Briefe und um eine Menge "Ungesagtes" oder "Ungeschriebenes", das oftmals zwischen Menschen steht. Der Roman ist eine Hymne an das Briefeschreiben; an Briefe an sich, da sie "Zeit und Mühe waren, das Denken an den anderen. Das wertvollste Geschenk." (Zitat S. 10) Besonders gefiel mir gegen Romanende, dass Kati sich nicht von ihrem Entschluss abbringen lässt, wegzugehen - und sei es für eine geraume Zeit - und somit ein Stück eigene Unabhängigkeit entdeckt, das ihr zuvor verwehrt (worden) war. Besonders schön fand ich den Vergleich mit den Kranichen, die man dieser Tage auf ihrem Flug nach Süden hört - und ihre Formationen am Himmel sieht: Auch zu diesen habe ich seit Kindertagen durch ein bezauberndes Jugendbuch (und Gurion, dem Kranich) ein besonders inniges Gefühl.


Fazit:


Ein warmherziger, sehr berührender Wohlfühlroman mit Tiefgang; eine Hymne auf Emotionen und das zu-sich-selbst-stehen, über die Liebe und das Loslassen, aber auch über Briefe und Ungesagtes in verbaler und schriftlicher Form: Ein Plädoyer zum Griff nach Papier und Feder (ein Kugelschreiber oder Bleistift, ein Füller erfüllt den gleichen Zweck ;) und das Briefeschreiben, das im digitalen Zeitalter mehr und mehr verlorengeht. Poetisch, klug und sehr atmosphärisch: Unterhaltung auf sehr gutem literarischen Niveau! Von mir eine absolute Empfehlung und 4,5 *

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