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Veröffentlicht am 13.04.2019

fasziniernd, frustrierend, fesselnd

Broken Puppet - Elite Kings Club
1

„Wenn man schon auf den Teufel hereinfällt, sollte man wenigstens aufpassen, dass er einem im Sturz nicht noch die Hörner ins Herz bohrt.“ (Madi über Bishop in Broken Puppet)

Worum geht’s?

Nach den Enthüllungen ...

„Wenn man schon auf den Teufel hereinfällt, sollte man wenigstens aufpassen, dass er einem im Sturz nicht noch die Hörner ins Herz bohrt.“ (Madi über Bishop in Broken Puppet)

Worum geht’s?

Nach den Enthüllungen und Erlebnissen aus Band 1 will Madi nur noch eins: Weg. Weg von Bishop, weg von den Kings, weg von dem ganzen Chaos und Geheimnissen. Gemeinsam mit Tatum flieht sie. Doch die Kings lassen so schnell niemanden gehen und Bishop wäre nicht Bishop, wenn er Madi überall finden würde. Und so steht Madi schneller als ihr lieb ist wieder im Durcheinander aus Geheimnissen und Lügen. Aber Madi kann nicht ahnen, dass die bisherigen Enthüllungen erst der Anfang waren…

Broken Puppet ist der zweite Teil der Elite Kings Club Buchreihe vom Amo Jones. Man benötigt Vorkenntnisse aus Band 1, das Buch kann nicht eigenständig gelesen werden. Das Buch ist nicht abgeschlossen und wird in Band 3 fortgeführt.

Schreibstil / Gestaltung

Auch Broken Puppet überzeugt wie sein Vorgänger wieder mit einem düsteren, schlichten Cover, welches hervorragend zu Band 1, jedoch nicht ganz zum Titel passt. Dennoch signalisiert das Cover für mich ausreichend die Botschaft, dass es hier düster und gefährlich wird.

Wie bereits Silver Swan wird das Buch ausschließlich durch Madison in der Ich-Erzähler-Perspektive erzählt. Die Geschichte ist linear aufgebaut, es gibt allerdings einige Zeitsprünge nach vorne. In den Kapitel erlebt Madison zudem einige Flashbacks, die durch Kursivschrift sofort erkennbar sind. Die 22 Kapitel des Buches sind fast alle überdurchschnittlich lang.

Der Schreibstil von Amo Jones ist bleibt gewöhnungsbedürftig. In Silver Swan störte ich mich anfangs stark an den kurzen Sätzen, den abrupten Wechseln und der teilweise sehr sprunghaft-unkontrolliert wirkenden Erzählweise. Auch in Broken Puppet behält die Autorin dies bei. Allerdings habe ich mich mittlerweile dran gewöhnt und finde es als atmosphärisches und charakterliches Stilmittel sehr passend, denn es spiegelt sowohl die Charaktere als launisch und unangepasst als auch die Story als wirr und unvorhersehbar sehr gut wider. Auch in Band 2 geizt die Autorin nicht an Kraftausdrücken und deutlicher Sprache.

Mein Fazit

Nachdem ich von Silver Swan eiskalt überrascht wurde und eine derart heftige, düstere Story mit so vielen Twists gar nicht erwartet hatte (und somit einen Platz als Jahreshighlight in meinem Herzen fand), war ich mir sicher, dass Broken Puppet mich nicht so überraschen und schockieren kann. Tja, ich war naiv und ich hatte keine Ahnung…

Der Bucheinstieg mit Tatums und Madis Flucht war für mich interessant, wenn auch zugleich extrem unrealistisch und irgendwie nicht wirklich zur Geschichte passend. Entsprechend schwer fiel mir der Einstieg in das Buch auch, da die ersten 20 Seiten der Flucht deplatziert wirkten. Aber sobald der erste King wieder auf die Bildfläche tritt, hat das Buch einen – der Groove ist wieder da, die ganzen Geheimnisse und Fragezeichen. Und Broken Puppet schlägt komplett in die Kerbe, die Silver Swan in Leichtigkeit vorgearbeitet hat. Broken Puppet ist düster, böse, verwirrend, unvorhersehbar, verkorkst, erschreckend – und es macht verdammt süchtig. Rein objektiv betrachtet müsste man wahrscheinlich feststellen, dass das Buch kein Kunstwerk der Sprache ist und die Storylines eine mittlere Katastrophe sind. Die Charaktere handeln zu keiner Zeit altersangemessen, es passiert extrem viel, dass man eigentlich das Buch vor lauter Unlogik wegwerfen will, und der arme Leser? Der blickt nichts.

„Hier kommt ein Rätsel…“ (SMS an Madi in Broken Puppet)

Aber genau das ist die Kunst, die Amo Jones vollbracht hat: Ich konnte das Buch nicht wegwerfen. Ich war gefesselt. Gefangen zwischen Faszination und Frustration, zwischen Entsetzen und Freude, zwischen Fassungslosigkeit und Genugtuung passiert so viel beim Lesen. Ja, die Charaktere handeln nicht wie 17-20jährige – aber sie erheben auch nie den Anspruch, sich auf ihr Alter zu berufen. Daher war es für mich leicht, das Alter zu überblenden und einfach so zu tun, als seien die alle Mitte 20. Ja, das Buch mag nicht gerade mit einer realistischen Storyline aufwarten, dennoch zaubert die Autorin immer wieder neue Plottwists hervor, die komplett unvorhersehbar sind, die die Geschichte jedes Mal in ein neues Licht tauchen und sich am Ende aber wieder als Finte erweisen, denn mit der nächsten Enthüllung wird alles wieder über einen Haufen geworfen. Ich hatte noch nie ein Buch, welches es geschafft hat, dass ich bis zur letzten Seite und darüber hinaus vollkommen planlos bin, in welche Richtung die Geschichte gehen kann und wird, welche Bedeutung hinter dem ganzen Kings Club steht und welche Rolle Madi spielt. Selbst jetzt, nach zwei Bänden, bleibt der Elite Kings Club für mich ein Rätsel.

„Wann ist mein Leben eigentlich derart aus den Fugen geraten? Gut, eigentlich war es schon immer ein einziges Chaos, aber im Moment stoße ich immer nur auf neue Fragen, je mehr ich erfahre.“ (Madi zu Bishop und Nate in Broken Puppet)

So ging es mir. Permanent fragte ich mich, womit Madi das ganze eigentlich verdient. Es gibt zahlreiche Flashbacks in diesem Buch, die am Ende zu einer großen Enthüllung führen – eigentlich zu mehreren Enthüllungen direkt hintereinander. Atemlos saß ich auf den letzten 40 Seiten dort, geschockt und überrascht von einem der zahlreichen Geheimnisse. Und was ist die Folge der Enthüllungen? Noch mehr Fragen. Für jedes begrabene Fragezeichen kommen 20 neue. Es ist frustrierend und es fühlt sich so unfassbar gut an. Das Buch verlangt vom Leser viel ab. Toleranz und Akzeptanz, eine Prise „ok, ich gucke da jetzt mal drüber hinweg“ und jede Menge „das ist nicht dein Ernst“ – denn wie bei Silver Swan begibt sich Madi jedes Mal willentlich in Situationen, die nur schlecht enden können. Möchte ich sie stoppen? Eigentlich nicht, aber eigentlich schon. Möchte ich, dass Bishop sie rettet? Unsicher, denn weiß ich, wer Bishop wirklich ist? Das Buch spielt mit jeder Menge innerer Zerrissenheit. Daher ist es für mich unvermeidlich, dass sich die Geister an dem Buch scheiden – man hasst es oder man liebt es, kein Dazwischen, keine Einschränkungen.

„Fast? So etwas wie fast gibt es bei mir nicht, Madison. Ich mache kein Fehler. Ich handle. Und wenn ich etwas tue, kannst du deinen Ar*ch darauf verwetten, dass ich vorher jeden einzelnen Aspekt durchdacht habe. Ich bin nicht unberechenbar. Ich bin berechnend.“ (Bishop zu Madi in Broken Puppet)

Auch in diesem Band liegt der Fokus primär auf Madi und Bishop, mit Nate als Randfigur. Im Verlauf kommt durch eine Enthüllung eine weitere Person als relevante Randfigur dazu. Die weiteren Kings bleiben Randfiguren, die nur wenn notwendig angeführt werden. Bishop wirkt in Band 2 deutlich unberechenbarer als in Band 1, während Madison sich charakterlich etwas weiterentwickelt hat. In Band 1 war es besonders ihre Naivität, die einen fast schon genervt hat, jetzt in Band 2 wirkt sie deutlich stärker, was sie aber nicht davon abhält, von einer Falle in die nächste zu tappen. Alle männlichen Charaktere bleiben weiterhin undurchsichtig, verwirrend und gefährlich. Würde man sich als Leser mit ihnen abgeben? Ganz sicher nicht. Faszinieren sie einen dennoch? Absolut.

Festzustellen ist, dass Broken Puppet mit einem unnormal hohen Spannungsbogen daherkommt. Das Tempo ist hoch, die Anzahl der Enthüllungen und Geheimnisse wie Gewehrsalven und die Intensität der Geschehnisse so heftig, dass es ein Wunder ist, dass ich das Buch ohne zahlreiche Herzinfarkte überlebt habe. Einige Enthüllungen waren schrecklich wie ein Eimer eiskaltes Wasser, während einzelne Sätze im Buch plötzlich eine Regung der „Aw“-Gefühle hervorriefen – komplette emotionale Verwirrung. Wie auch der Vorgänger ist das Buch kein Jugendbuch, denn insbesondere die Sexszenen gehen an die Substanz und sprengen einige Grenzen, wenngleich man aus dem Dark Romance Genre härteres, dennoch beim LYX-Verlag doch eher seichteres gewohnt ist. Das gesamte Buch ist von Grobheit, Dunkelheit und Gewalttätigkeit geprägt.

Broken Puppet hat alles geschafft, was auch Silver Swan geschafft hat. Es ist eine absolut würdige, starke Fortsetzung, die zu jeder Zeit fesselt und entsetzt. Ich kam mir vor wie bei einem Ausflug in die Hölle, mit Bishop als Teufel hochstpersönlich. Broken Puppet ist in einigen Punkten für mich stärker, zugleich aber auch unberechenbarer gewesen. Eine Fortsetzung, die so viel Lust auf mehr macht und einen verzweifelt zurücklässt. Es ist ein Buch, welches man mit dem Gedanken „was zum Henker habe ich hier gelesen“ beendet, nur um dann verzweifelt auf den Kalender zu schauen, wann endlich Band 3 kommt. Denn am Ende steht die Erkenntnis, dass alles, was man glaubte zu wissen, falsch ist und es steht fest:

„Wie ich schon sagte, du hast ja keine Ahnung.“ (Brentley zu Madi in Broken Puppet)

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 10.04.2019

extrem spanennd und super fesselnd

Blood & Roses - Buch 2
1

„Inzwischen solltest du es eigentlich besser wissen, Sloane. Du bist ein zorniges Mädchen, ja, aber ich bin auch ein zorniger Junge. Und wenn du vorhast, Bestrafungen auszuteilen, dann must du besser auch ...

„Inzwischen solltest du es eigentlich besser wissen, Sloane. Du bist ein zorniges Mädchen, ja, aber ich bin auch ein zorniger Junge. Und wenn du vorhast, Bestrafungen auszuteilen, dann must du besser auch bereit, im Gegenzug einzustecken.“ (Zeth zu Sloane in Blood & Roses)

Worum geht’s?

Sloane konnte auf der Suche nach ihrer vermissten Schwester einen großen Fortschritt machen: Zeth sagt, er hat sie gefunden. Doch um sie zu retten, will er Sloane nicht in Gefahr bringen. Als er aufbricht und Sloane darum bittet, auf seine Freundin Lacey aufzupassen, muss diese sich die Frage stellen: Wie sehr kann sie Zeth vertrauen? Denn Zeth bewegt sich in einer dunklen Welt und schon bald kommt auch Sloane ungewollt mit ihr in Berührung…

Blood & Roses 2 ist der zweiter Band einer sechsteiligen Reihe und ist nicht in sich geschlossen. Es werden Vorkenntnisse aus dem ersten Band benötigt, da die Geschichte unmittelbar fortgeführt wird.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover von Blood & Roses 2 ist gut gelungen. Es passt hervorragend zu Band 1, wirkt geheimnisvoll und düster. Herzkönig und Herzdame – ist dies ein versteckter Hinweis auf den Fortgang der Story? Man wird es sehen.

Nach einem ersten Kapitel aus Zeths Sicht gibt es einen Zeitsprung zurück. Ab hier wird das Buch chronologisch erzählt. Der Prolog gibt Hinweise auf Geschehnisse, die am Ende des Buches und in Band 3 eine Rolle spielen könnten. Erneut erzählen wieder Sloane und Zeth abwechselnd aus ihrer Sicht. Hierbei fällt erneut auf, wie differenziert die beiden Charaktere ausgearbeitet sind, denn beide wirken in ihren Kapiteln passend unterschiedlich mit ihrer eigenen Art und Sprechweise. Ähnlich wie Band 1 ist auch Band 2 sehr direkt geschrieben, lässt sich leicht und flüssig lesen. Insbesondere Zeth präsentiert gerne Kraftausdrücke und es gibt auch einige Erotikszenen, die erneut anspruchsvoll und niveauvoll ausgearbeitet sind. Sprachlich zeigt das Buch, dass es zum Dark Romance Genre gehört.

Mein Fazit

Band 1 war eine absolute Lesefreude. In einem Rutsch durchgelesen und voller Begeisterung mit jeder Menge Fragen zurückgelassen war daher klar, dass Band 2 schnell hermuss.

In das Buch habe ich unproblematisch hereingefunden. Das erste Kapitel stellte mich direkt auf die Probe, denn hier wird auf ein zukünftiges Erlebnis Bezug genommen und man möchte verdammt nochmal wissen, was da passiert ist und was es zu bedeuten hat. Danach springt die Story zwei Wochen zurück zum Ende von Band 1 und verläuft sodann linear. Hier passiert einiges und noch viel mehr wird angedeutet. Der Spannungsbogen des Buches ist erneut sehr hoch. Man erhält in Band 2 wesentlich mehr Einblicke in Zeths bisherigen und gegenwärtiges Leben. Hierdurch gewinnt man einen komplett neuen Eindruck von Zeth, realisiert aber auch, wie böse und düster seine Welt eigentlich ist. Es gibt viele interessante Storylines und insgesamt kommt Blood & Roses 2 mit viel Action, einer gehörigen Portion Thrill und etwas Drama daher. Die Mischung ist dabei so gut gelungen, dass jede Facette des Buches begeistert und ein „ich will mehr“ hervorruft. Man möchte mehr über Sloane und ihre Schwester wissen, man möchte mehr über Zeth wissen, man möchte mehr über eine mögliche Verschwörung im Hintergrund wissen und nicht zuletzt möchte man wissen, was aus Zeth und Sloane wird. Wie bereits in Band 1 ist man unentschlossen, ob Zeth das Verderben für Sloane bedeuten wird oder ob Sloane das Licht in Zeths Leben sein wird. Denn bei Blood & Roses bin ich mir gegenwärtig nicht sicher, welchen Weg die Autorin einschlagen wird. Dafür ist und bleibt Zeth zu unvorhersehbar und Sloane berechtigt skeptisch. Es gibt einige Twists, einige Überraschungen und jede Menge Fragezeichen – genug, dass man sich gut unterhalten fühlt, aber nicht zu viel, als dass es unrealistisch und überzogen wird. Die Autorin spielt hierbei aber auch sehr gut mit dem Leser, denn es gibt zahlreiche Szenen, die Sloanes Zerrissenheit und Zeths Empathielosigkeit zeigen, nur um dann später aus dem Nichts mit einzelnen Sätzen das Herz schwerwerden zu lassen. So hat einer von Zeths Gedankengängen kurz vor Ende des Buches mein Herz endgültig herausgerissen.

Eines meiner Highlights in Band 1 war ja Zeth. Und auch in Band 2 bleibt er mein Highlight. Die Autorin präsentiert uns einen kaputten, brutalen Badboy, der nicht gerade mit seinen Gefühlen und seiner Empathie punkten kann, dabei aber stets interessant und faszinierend daherkommt. Seine bissigen Kommentare, seine selbstironischen Gedanken und auch die Direktheit seiner Ansagen gegenüber Sloane machen ihn einfach durchweg besonders. Man kann definitiv sagen, dass ich mich komplett in Zeth verschossen habe. Und dann ist da Sloane, die in ihrer Gestaltung so gut gelungen ist, dass es eine Freude ist, über sie und ihre Gedanken zu lesen. Sie ist mutig, sie ist stark – aber dabei nicht überzogen. Sie traut sich was, manchmal geht es aber auch schief. Oftmals nervt es an Büchern, wenn die komplett unterfahrenen Protagonistinnen auf einmal in jeder Situation die rettende Idee haben und wie Wonder Woman wirken. Nicht so bei Sloane. Bodenständig, intelligent, tapfer – aber eben auch nicht unfehlbar. Sie reflektiert ihre Handlungen, sie weiß um Zeth und seine ungesunden Seiten, sie kennt Elend und Abgründe durch ihren Job. Gemeinsam mit Zeth ist sie die perfekte Mischung für ein Buch, bei dem man auf jeder Seite die Chemie der Charaktere regelrecht greifen kann. Die beiden bewegen sich auf Augenhöhe, schrecken nicht voreinander zurück, es gibt starke Wortgefechte und noch stärkere Erotikszenen. Es macht einfach Spaß, sich von den beiden verzaubern zu lassen.

Band 2 schlägt im Bereich Erotik etwas mehr zu als Band 1, dafür empfand ich die Szenen als weniger heftig. Durchweg sind die Szenen sehr fesselnd und sinnlich verpackt. Die Autorin legt ein hohes Niveau an den Tag und schafft es dabei zugleich, die Erotikszenen so selbstverständlich passend einzubauen, dass man wirklich die Notwendigkeit für den Fortgang der Story sieht. Das habe ich nicht oft bei Dark Romance Büchern, denn oftmals wirkt es so, als sei die Erotik sehr willkürlich eingebaut.

Band 2 hat knapp 30 Seiten mehr als Band 1 – aber immer noch verhältnismäßig wenig. Hierdurch leidet aber weder die Spannung noch die Handlung selbst. Als die letzte Seite angebrochen war, war daher die Trauer groß, dass das Buch vorbei ist. Man wünscht sich als Leser nur, dass es weitergeht, dass man mehr von Zeth und Sloane miterleben darf und freut sich auf die Fortsetzungen. Denn Blood & Roses ist jeden Cent wert. Blood & Roses 2 konnte mich genauso - wenn nicht sogar noch mehr – begeistern wie Band 1. Nach zwei Büchern muss ich sagen: Blood & Roses ist eindeutig die beste Dark Romance Reihe, die ich bisher gelesen habe.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 02.04.2019

düster und fesselnd - ein toller Reihenauftakt

Blood & Roses - Buch 1
1

„Das ist meine Welt. Eine Welt, in der regelmäßig Menschen abgestochen und erschossen werden. Sie ist dunkel. Sie ist beängstigend. Menschen sterben darin.“ (Zeth zu Sloane in Blood & Roses)

Worum geht’s?

Um ...

„Das ist meine Welt. Eine Welt, in der regelmäßig Menschen abgestochen und erschossen werden. Sie ist dunkel. Sie ist beängstigend. Menschen sterben darin.“ (Zeth zu Sloane in Blood & Roses)

Worum geht’s?

Um ihre entführte Schwester zu retten, ist Sloane bereit, ein großes Opfer zu bringen: Um an Informationen zu gelangen, gibt sie ihre Jungfräulichkeit auf. Der Unbekannte, der Sloane die Unschuld raubt und hierbei in der Dunkelheit verborgen bleibt, ist düster und geheimnisvoll. Und wie er in ihr Leben kam, so verschwand er auch wieder. Doch Sloane kann ihn nicht vergessen. Als zwei Jahre später eine junge Frau in das Krankenhaus eingeliefert wird und Sloane als Ärztin sie rettet, hört sie seine unverkennbare Stimme. Und jetzt hat sie nicht nur ein Gesicht zur Stimme, sondern auch einen Namen: Zeth. Doch wer ist Zeth und was weiß er über Sloanes Schwester?

Blood & Roses 1 ist der Auftaktband einer sechsteiligen Reihe und ist nicht in sich geschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover von Blood & Roses ist in dunklen Farben mit einer goldenen Maske sehr passend für das Buch. Es ist eine direkt Anspielung zu einer Szene gegen Ende des Buches und stimmt den Leser gestalterisch auf die düstere Welt des Buches ein.

Das Buch ist chronologisch erzählt mit einem größeren Zeitsprung nach dem ersten Kapitel. Die Geschichte wird sowohl aus Sloanes als auch aus Zeths Sicht in der jeweiligen Ich-Perspektive erzählt. Sprachlich merkt man hierbei sofort, welcher Charakter erzählt. Die Kapitel sind zumeist etwas länger.

Der Schreibstil ist sehr direkt, die Autorin ist ein Freundin ungeschönter Worte. Es gibt diverse Kraftausdrücke und einige Erotikszenen. Dennoch bewegt sich das Buch auf einem anspruchsvollen und angemessenen Niveau, wirkt weder billig noch überzogen.

Mein Fazit

Blood & Roses war eine Reihe, um die ich immer ein wenig herumgetänzelt bin. Laut Festa hat das Buch eine Einstufung 5 von 5 auf der Sex- und Obszönitätenskala. Gelinde gesagt: Ja, ich hatte ein wenig Angst. Doch die Story klang so interessant, dass ich am Ende doch den Sprung über die Klippe wagen wollte. Und so viel sei bereits jetzt verraten: Ich habe keine Sekunde davon bereut.

Der Einstieg in das Buch gelang mir sehr gut und packte mich sofort. Das Buch beginnt mit der Situation, in der Sloane auf den Unbekannten trifft und sie Sex haben. Die Szene ist extrem fesselnd, etwas düster und hat mich zum Luftanhalten gebracht. Denn wir wissen zu dem Zeitpunkt nur, was Sloane weiß. Wer ist der Unbekannte, was will er, welche Informationen hat er? So beginnt bereits ab Seite 1 ein Rätselraten, welches nie verstummt. Denn immer wieder tauchen neue Storylines auf, die das Interesse wecken. Wir tauchen ein in ein Milieu aus Drogen- und Menschenhandel, aus Verderben und Verführung. Am Ende des Buches bleiben viele Fragen: Was ist mit Sloanes Schwester passiert, welche Geheimnisse hat Zeth, was wird im Großen und Ganzen gespielt?

Der Spannungsbogen des Buches ist sehr hoch. Durchgängig ist man entweder von Fragen oder von den Erlebnissen getrieben, weiterzulesen. Ein Schock jagt den nächsten, man fühlt sich dem hilflos ausgeliefert und es fühlt sich ziemlich gut an. Es gibt zahlreiche Erkenntnisse, die einen wie ein Schlag in die Magengrube vorkommen. Es gibt zahlreiche Momente, wo man unsicher ist, ob man „aw“ sagen soll oder lieber ganz schnell weglaufen mag. Es gibt Momente, in denen man sich wie ein stiller Beobachter fühlt, der eigentlich Reißaus nehmen sollte, aber sich nicht abwenden kann und mit einem Gefühlswirrwarr aus Faszination und Frustration doch am Ball bleibt. Man kann regelrecht Zeths hämisches Lachen im Nacken spüren, wie er sich darüber lustig macht, dass man ihm und dem Buch von Seite zu Seite mehr verfällt, entgegen aller Warnungen. Denn Zeth macht seinen Job verdammt gut: Er warnt uns regelmäßig, dass er nicht der Märchenprinz ist. Doch ein Fünkchen Resthoffnung bleibt doch…

Selten haben mich zwei Charaktere so sehr begeistert wie Zeth und Sloane. Sloane ist mutig, ohne zu übertrieben zu wirken. Sie reflektiert und realisiert vieles, geht an ihre Grenzen und darüber hinaus. Zu keiner Zeit hatte ich hierbei aber das Gefühl, dass ich ihre Entscheidungen nicht nachvollziehen kann. Häufig ist im Dark Romance Genre bei mir leider so, dass die Protagonistinnen wahnwitzige Entscheidungen ohne Sinn, Verstand und Erklärung treffen. So ging es mir bei Sloane nie, insbesondere, da sie selbst regelmäßig im inneren Zwiespalt steht. Sloane weiß, was sie will. Zeth hingegen ist düster, gefährlich, wirkt etwas unkontrolliert und zugleich unglaublich betörend. Sein Job ist ungewöhnlich, sein Verhalten ist ungehobelt, aber zugleich glänzt er mit Intelligenz und einer interessanten Seite, die man mit viel Wohlwollen vielleicht als leicht empathisch bezeichnen könnte. Und diese beiden zusammen machen einfach Spaß - starke Wortgefechte, eine wahnsinnige Energie und eine undefinierbare Anziehungskraft.

Besonders gut gelungen fand ich aber auch, dass Zeth in seinen Kapiteln häufig bissig-sarkastische und selbstironische Kommentare von sich gibt. Das lockert das Buch sehr gut auf und man verliert sich nicht zu sehr in dieser dunklen Welt. Generell ist die unterschiedlich gewählte Erzählweise für Sloanes und Zeths Kapitel hervorragend gelungen. Man merkt den Unterschied in ihrem Charakter, in ihren Verhaltensweise und so spiegelt es sich auch in der Wort- und Denkweise wider. Während Sloanes Kapitel eher bodenständig sind, flucht Zeth viel und nimmt kaum ein Blatt vor dem Mund.

Der durch die Festa-Skala befürchtete hohe und harte Erotikanteil blieb tatsächlich zum Großteil aus. Es gibt wenige Erotikszenen, die dafür aber sehr intensiv und packend sind. Die Autorin hat die Szenen hierbei aber sehr niveauvoll und ansprechend verpackt. Dennoch gibt es Inhalte, die eventuell nicht jeder lesen mag. Ohne zu spoilern mag ich hierbei zumindest so viel sagen, dass die Beteiligung mehrere Leute eine Rolle spielt und auch ein Messer. Blood & Roses befindet sich irgendwo zwischen „was zum Teufel“ und „wow“, geht für mich jetzt aber nicht ins Unerträgliche.

Die Magie des Buches fesselt einen von Seite 1 an. Man merkt gar nicht, wie Seite um Seite vergehen, man mehr und mehr gebannt dort sitzt und mehr will. Man möchte Sloane zurufen, sie soll weglaufen, doch tief im Herzen will man, dass sie es nicht tut. Man möchte Zeth zurufen, er soll seine verdammten Finger von ihr lassen, doch insgeheim will man sehen, wer für wen am Ende das Verdammnis sein wird. Leider ist das Buch verhältnismäßig kurz, mit nur knapp 170 Seiten. Hierdurch lässt sich das Buch andererseits aber auch gut an einem Abend lesen.

Blood & Roses ist ein packender, düsterer Auftakt, der absolut Lust auf mehr macht. Das Buch hat mich vollkommen gebannt und nicht wieder losgelassen. Ich brauche mehr, ich will mehr!

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 30.03.2019

emotionale und spannende Einblicke

Briefe an Obama
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„Bei solchen Gelegenheiten wird man wieder daran erinnert, dass dieses Amt etwas Besonderes ist und dass eine Antwort den Menschen das Gefühl vermittelt, ihr Leben, ihre Sorgen sind wichtig. Und das kann ...

„Bei solchen Gelegenheiten wird man wieder daran erinnert, dass dieses Amt etwas Besonderes ist und dass eine Antwort den Menschen das Gefühl vermittelt, ihr Leben, ihre Sorgen sind wichtig. Und das kann in kleinem, manchmal aber auch im entscheidenden Maß verändern, wie sie selbst ihr Leben betrachten.“ (Obama in Briefe an Obama)

Worum geht’s?

„10 letters a day“ – das hat Barack Obama entschieden, als er ins Amt des amerikanischen Präsidenten trat. Jeden Tag möchte er 10 Briefe der Bürger vorgelegt bekommen, die sich an ihn wenden. Er war der erste Präsident, der dies konsequent verfolgte. Er wollte wissen, was da Volk bewegt. „Briefe an Obama“ beleuchtet das Phänomen „10 LADs“, die riesige Maschinerie hinter der Postbearbeitung und die Briefe selbst.

Schreibstil / Gestaltung

Das Hardcover-Buch mit abnehmbaren Schutzumschlag zeigt Barack Obama grübelnd und lesend in einem Sessel sitzend. Das Cover passt sehr gut zur Vorstellung, dass Obama sich jeden Abend die Mappe der 10 ausgewählten Briefe mit ins private Büro nahm. Das Cover ist schlicht und unaufdringlich.

Das Buch geht chronologisch durch Obamas Amtszeit und beginnt bereits zum Zeitpunkt, als er gewählt, aber noch nicht an der Macht ist. Es gibt stets eine Auswahl aus Zuschriften, welche gestalterisch aufgearbeitet wurden, einige mit Antwort von Obama, andere unbeantwortet. Auf die Briefe folgen stets 2-3 Kapitel, die von der Autorin geschrieben das System beleuchten, Einblicke in die Arbeitsweise geben und einen Brief mit seiner Hintergrundgeschichte beleuchten. In den Kapiteln kommen insbesondere auch die Mitarbeiter und Obama selbst regelmäßig zu Wort.

Mein Fazit

Auf das Buch aufmerksam geworden bin ich erstmals durch den ehemaligen Cheffotografen des Weißen Hauses, Pete Souza. Seine Bildbände über Barack Obama fand ich sehr interessant und auf Instagram stellte er das Buch „To Obama“ vor. Umso glücklicher war ich, dass das Buch nunmehr auf Deutsch erschienen ist. Aus zahlreichen Serien und Sendungen kannte ich das Prinzip der Briefe an den Präsidenten und war daher umso mehr gespannt, wie viel Wirklichkeit hierhinter steckte.

Der Einstieg in das Buch fiel mir etwas schwer. Das Buch startet unmittelbar – ohne Vorwort, ohne Einführung – mit der Auswahl der ersten Briefe, erst im Anschluss gibt es eine allgemeine Einführung der Autorin zum Thema und zu den Gründen, wieso sie das Buch schrieb. Tatsächlich wirkte der Teil merkwürdig unstrukturiert und ich war vor allem verwirrt. Mit Verlauf des Buches hatte man sich hieran aber schnell gewöhnt und die Abwechslung zwischen Erzählungen aus der Praxis, der Beleuchtung von Einzelfällen und den realen, echten Briefen (welche in Übersetzung vorliegen) gefiel mir sehr gut.

Etwas stört es mich, dass die Briefe gestalterisch aufgearbeitet sind, mit handschriftähnlichen Schriftarten zB. Auch der regelmäßige Wechsel in der Gestaltung sollte wohl die Vielfalt unterstreichen, wirkte aber irgendwie künstlich. Zudem hatte ich an einigen Stellen das Gefühl, dass ggf. durch die Übersetzung eine ungewollte Härte in Obamas Antworten eingeflossen ist. So fiel mir dies besonders im ersten Drittel des Buches vermehrt auf, dass die Briefe teils belehrend und fast schon gemein klangen. Ich vermute allerdings, dass dies primär der Übersetzungstatsache geschuldet ist. Fantastisch wäre es daher gewesen, wenn die Originale mit abgedruckt wären, allerdings würde dies definitiv den Rahmen des Buches sprengen.

Inhaltich bietet das Buch eine breite Palette. Es gab die berichtenden Teile, die den Gang der Briefe, die Arbeit der Kommunikationsleute und den Ablauf der Auswahl beleuchten. Es war sehr interessant, hier Einblicke zu erhalten. Viele Informationen kamen für mich sehr überraschend (etwa, dass teilweise bis zu 250000 Briefe die Woche kamen; dass Obama häufig Verfügungen für weitergehende Informationen machte oder auch, dass viele Briefe nicht nur bei Obama, sondern im halben Weißen Haus landeten). Das Buch beleuchtet eine Struktur, die ich mir nie hätte vorstellen können und die faszinierend zeigt, wie mit den Eindrücken einer Bevölkerung umgegangen wird. So erfährt man etwa, dass teilweise bis zu 400 Briefe am Tag Hilferufe sind, bei denen die Leute sich oder andere gefährden. Eine Sonderabteilung nimmt sich jedem dieser Fälle an. Die Auswahl der im Buch gezeigten Briefe ist von wütend über informativ bis zu lustig sehr vielfältig. Die meisten Briefe gehören jedoch in die Kategorie wütend, tragisch oder schön. Menschen erzählen Obama ihre Geschichten – und oftmals reagiert er hierauf, mit direkter Hilfe, mit Gesetzesänderungen, mit starken Worten.

Es waren zahlreiche bewegende Briefe dabei. In einem Brief schildert ein schwuler Mann, dass sein Partner als Soldat in den Krieg zieht und niemand wissen darf, dass er schwul ist. In einem anderen Brief berichten Eltern über ihre Tochter, die beim Terroranschlag am 9/11 gestorben ist. Ein anderer Brief erzählt die Geschichte eines Mannes, der einem illegalem Einwanderer ein Vater sein will, der Staat ihn aber abschieben will. Es gibt einen Brief einer Anwältin, die Obama für die Begnadigung eines Mandanten dankt. Es gibt zahlreiche Lobbriefe für Obama, Dankesbriefe für seine Reformen, aber auch einige kritische Stimmen und einen jungen Schüler, der um Hausaufgabenhilfe bittet. Auf jeden Fall ist „Briefe an Obama“ ein breitgefächertes Portfolio an Briefen, die die amerikanische Politik bewegen wollten und auch teilweise bewegt haben. Auch die Einzelfälle, die intensiver beleuchtet wurden, waren teilweise sehr interessant und zeigten, welche Auswirkung eine Antwort des Weißen Haues haben kann. Besonders in Erinnerung blieb mir das Kapitel „Rote Punkte“ – die Markierung für Briefe mit Selbst- oder Fremdgewährdung. Es war ein Kapitel, was mir Gänsehaut und Tränen beschwert hat.

Einzig kritisieren mag ich, dass gegen Ende hin – passend zum Ende von Obamas Amtszeit – natürlich auch das Thema Trump in den Briefen aufgegriffen wird. Hierbei merkt man die Positionierung der Autorin als Obama-Befürworterin doch sehr stark. Es gibt viele Briefe, die widerspiegeln, wie besorgt die Bevölkerung ist und auch durch das Zuwortkommen der Mitarbeiter wird ein klares Anti-Trump-Bild gezeichnet. Ein bisschen weniger Meinung und ein bisschen mehr Neutralität wären ein krönender Abschluss gewesen. Denn bis zu diesem Punkt ist das Buch sehr ausgewogen und zeigt auch viele Anti-Obama-Briefe, viel Kritik.

Am Ende ist „Briefe an Obama“ ein interessanter Einblick in ein fremdes, wenig bekanntes System, welches Obama in seiner Amtszeit als Präsident genutzt hat, um die Beweggründe des Volks zu erfahren. Es ist ein spannender Einblick in das Volk selbst und welche Themen es bewegt und ein teilweise emotionaler Nachweis, was manchmal durch simple Worte bewegt werden kann.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 21.03.2019

wichtiges Thema hervorragend herausgearbeitet

Falschaussage
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„Wenn es um Vergewaltigung ging, stießen die Opfer regelmäßig auf Zweifel – von Seiten der Polizei, aber auch von der eigenen Familie und von Freunden. Sowohl in den Polizeiwachen als auch in der breiten ...

„Wenn es um Vergewaltigung ging, stießen die Opfer regelmäßig auf Zweifel – von Seiten der Polizei, aber auch von der eigenen Familie und von Freunden. Sowohl in den Polizeiwachen als auch in der breiten Öffentlichkeit herrschte die Ansicht vor, dass nicht jede Anzeige einer Vergewaltigung der Wahrheit entsprach. Das Problem war, dass niemand wusste, wie viele es tatsächlich waren.“ (aus „Falschaussage – Eine wahre Geschichte“)

Worum geht’s?

Die 18jährige Marie wird 2008 in ihrer Wohnung von einem Unbekannten überfallen und vergewaltigt. Sie erstattet bei der Polizei Anzeige. Sie will Gerechtigkeit und andere vor den Täter schützen. Doch die Polizei zweifelt an ihr, ihr Umfeld zweifelt an ihr, irgendwann zweifelt Marie an sich selbst. Und so wird aus einer Vergewaltigungsanzeige nicht die Jagd nach einem Täter, sondern ein Strafverfahren gegen das Opfer – wegen Falschbeschuldigung. Doch was niemand zu diesem Zeitpunkt weiß: Marie ist nur die Spitze des Eisberges. Aber erst 2011 wird die unermüdliche Arbeit mehrere Ermittler die unfassbare Reichweite ans Tageslicht bringen.

Falschaussage ist die Geschichte eines echten Falles, der sich in den USA im Zeitraum von 2008 bis 2011 ereignet hat.

Schreibstil / Gestaltung

Die äußerst kreative Covergestaltung zeigt im Hintergrund originale Polizeidokumente. Das Farbenspiel beim Titel und dem Untertitel ist interessant und verrät dem Leser, was ihn hier erwartet. Generell ist die Gestaltung eher schlicht und für das Buch und die Thematik angemessen.

Das Buch ist durchgängig in einem berichtendem Erzählstil geschrieben. Es handelt sich bei Falschaussage um einen Tatsachenbericht aus dem Real Crime Genre und so wird auch erzählt. Der Erzählstil ist minimal wertend, größtenteils aber eher neutral und durchgängig faktenbasiert.

Falschaussage wird nicht in der chronologischen Reihenfolge erzählt, sodass es immer wieder zu Zeitsprüngen und Ortswechseln kommt. Erst im letzten Viertel des Buches wird chronologisch erzählt. Dem Buch vorgestellt sind Landkarten für die im Buch relevanten Orte. Es gibt kein Vorwort, aber einen längeren Epilog, ein Nachwort durch die Autoren und ein ausführliches Belegverzeichnis, welches die jeweils für die Kapitel verwendeten Dokumente und Studien ausführt.

Mein Fazit

„Sie sagt, sie wurde vergewaltigt. Die Polizei sagt, sie lügt.“ So steht es als Untertitel auf dem Cover von Falschaussage. Vermutlich war diese Aussage das entscheidende Kriterium, wieso ich zu diesem Buch gegriffen habe. Ich lese gern und viel aus dem Real Crime Bereich und war durchaus gespannt, was für eine Geschichte mich hier erwarten möchte.

Vorab möchte ich an dieser Stelle bereits einige Worte zur Umschlagsgestaltung loswerden. In meinen Augen sind diverse Elemente der Gestaltung nicht passend für das Buch. Das bereits erwähnte Untertitel trifft meiner Meinung nach nicht genau die Geschehnisse des Buches, auf der Buchrückseite ist die Rede von „hochspannend mit einem Twist, der John Grisham alle Ehre machen würde“ – dies ist meiner Meinung nach schon fast respektlos für dieses Buch. Das hier ist kein Thriller, das hier ist kein spannender Pageturner mit Twists, die den Leser in Verzückung bringen – dieses Buch ist bittere, tragische Realität und erzählt die Geschichte einer Polizei-Ermittlung, die keine war, aber eine hätte sein sollen. Sollte man an diese Buch mit der Erwartung herangehen, einen spannende Thriller mit viel Sex and Crime zu erhalten, so mag ich dazu raten, dieses Buch nicht zu lesen. Es ist nicht der Anspruch des Buches, dies zu leisten. Das Buch möchte die entsetzliche Geschichte um Marie und ihre Leiden erzählen, eingekleidet in die noch viel größere Geschichte um die Jagd nach einem Serientäter. Wer zu diesem Buch greift, darf nie vergessen, dass es aus dem Real Crime Genre kommt und vor allem als Tatsachenbericht dienen möchte.

Bei Falschaussage geht es wie bereits gesagt um Marie, die 2008 vergewaltigt wurde. Im Rahmen ihrer Anzeigenerstattung hegte die Polizei sehr schnell Zweifel an ihren Ausführungen und machte hierbei vor allem den Fehler, sich durch externe Meinungen beeinflussen zu lassen. Am Ende der Zweifel stand die Konfrontation mit Marie, die ihre Aussage sodann mehrfach widerrief und auch den Widerruf widerrief. Doch auch, wenn der Fokus Maries Fall liegt und die Frage, ob und inwiefern die Polizei ihr Unrecht getan hat, ob sie gelogen hat und ob das polizeiliche Vorgehen gerechtfertigt war, ein Hauptaspekt der Geschichte ist, so tut man dem Buch Unrecht, sich nur hierauf zu versteifen.

Denn Falschaussage möchte viel mehr erzählen: Die Geschichte eines Mannes, der über Jahre hinweg an verschiedenen Orten Frauen überfiel und vergewaltigte, die Geschichte mehrere Frauen, denen die Polizei nicht immer glaubte und vor allem die Geschichte von guter und nicht so guter Polizeiarbeit, die teils vor Mängel und mangelndem Fachwissen im Umgang mit Sexualdelikten nur so strotzte. Das Buch ist eine Gesamtschau auf einen großen Fall mit vielen Opfern, noch mehr Beamten und einem Täter, der so perfide und so organisiert jahrelang die Justiz zum Narren halten konnte.

Falschaussage ist ein Blick in die Welt von Polizeiermittlungen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Im Laufe des Buches lernt der Leser zahlreiche Polizisten kennen, die an diesem Fall mitgearbeitet haben. Jeder für den Fall relevante Polizist wird hierbei etwas ausführlicher vorgestellt, was leider manchmal etwas ausufernd erschien und den Lesefluss für mich immer wieder unterbrach. Da die Geschichte zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten von verschiedenen Fällen handelt, die wiederum von verschiedenen Beamten bearbeiten wurden, hat der Leser sehr schnell eine riesige Liste an Beteiligten. Ich kam hierbei regelmäßig durcheinander, musste zurückblättern und verlor immer wieder den Faden, über welchen Fall ein Kapitel gerade geht.

Strukturell konnte mich das Buch daher größtenteils nicht überzeugen. Selbst jetzt am Ende könnte ich keine saubere Chronologie aufzeichnen und kann nach wie vor die meisten Beamten nicht richtig zuordnen. Es tut letztendlich dem Verständnis keinen Abbruch, dennoch wäre es vielleicht schön gewesen, wenn – ähnlich wie die Landkarten am Anfang – ein Zeitstrahl oder ähnliches ins Buch eingearbeitet worden wäre oder zumindest zu Kapitelbeginn nicht nur Zeit und Ort notiert wäre, sondern auch welcher Fall und welche Ermittler. Dadurch, dass anfangs mehrere Geschichten nebeneinander laufen, wird dem Leser einiges abverlangt. Am Ball bleiben, Verbindungen ziehen, ein komplexes Geflecht nachvollziehen – dazu kommt noch die emotionale Komponente des Buches.

Dafür ist das Buch inhaltlich aber ein Volltreffer und das ist, worauf es ankommt. Man merkt, dass die beiden Autoren sehr viel Herzblut in das Projekt gesteckt haben. Neben den eigentlichen Fallrecherchen, den Gerichtsakten und Interviews mit den Beteiligten werden auch Unmengen von Studien, Wissenschaftlern und Experten zitiert, wiederum alles belegt und zum Nachlesen. Die Autoren haben hierbei einen exzellenten Spagat zwischen „Fallbericht“ und „grundlegenden Informationen“ geschafft und ein für mich vollkommen rundes Buch geschaffen, ohne dabei eine Hexenjagd auf die Beamte zu starten und sich selbst als moralische Instanz hinzustellen. Durch den Fall um Marie, den Fall um den Serienvergewaltiger und die Worte der weiteren Opfer, aber auch die Einblicke in die Gedankenwelt des Täters (es gibt einige Kapitel, die auch seine Geschichte beleuchten), wird der Leser mitgenommen auf eine Reise zwischen Hoffnung, Wut, Entsetzen und Mitleid. Und die Autoren haben die Geschichte weder mit der Festnahme noch mit dem Urteil beendet. Sie haben auch das „Aftermatch“ gezeigt, was aus den Beteiligten geworden ist und die vielleicht noch wichtigere Frage: Hat die Behörde aus Maries Fall gelernt?

Falschaussage ist ein Buch, welches einen hohen Anspruch an sich selbst hat und diesen auch erfüllt. Es ist ein Must-Read für Genrefans und Leute, die sich für das Thema generell interessieren. Es ist ein ganzheitliches Werk über einen Fall, wie er leider immer noch regelmäßig passieren kann. Es ist ein Werk, welches dem Leser die wackelige Welt zeigt, in der der Staat versucht, in intimen Bereich der Sexualdelikte für Gerechtigkeit zu sorgen und manchmal an seinen eigenen Idealen scheitert. Es ist ein Buch, welches zeigt, wie schmal die Gratwanderung zwischen professioneller Skepsis und zu schneller Vorverurteilung ist. Es ist ein Buch, welches zeigt, dass Traumata nicht identisch verlaufen müssen, Menschen aber zu schnell eine Checkliste anlegen und jemandem Unglaubwürdigkeit unterstellen. Vor allem aber ist es ein Buch, welches einem auch über die letzte Seite hinweg weiter zum Nachdenken bringen wird. Denn man fragt sich: Wie hätte ich reagiert als Polizist, wie hätte ich reagiert als Umfeld, wie hätte ich reagiert als Marie?

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Meine Meinung wurde hierdurch nicht beeinflusst.]