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Veröffentlicht am 07.06.2019

Vorhersehbare Story & nervige Protagonistin

Outback Dreams. So weit die Liebe reicht
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- Achtung, enthält einen kleinen Spoiler - (Im Text markiert)
Ich muss ganz ehrlich sein: Dieses Buch habe ich ausschliesslich aufgrund des schönen Covers auf Netgalley angefragt und mich vorgängig gar ...

- Achtung, enthält einen kleinen Spoiler - (Im Text markiert)
Ich muss ganz ehrlich sein: Dieses Buch habe ich ausschliesslich aufgrund des schönen Covers auf Netgalley angefragt und mich vorgängig gar nicht so richtig mit dem Inhalt des Buches befasst, sondern es ganz unvoreingenommen begonnen. Der Einstieg in die Geschichte ist mir relativ einfach gefallen, denn der Plot ist sehr simpel und leicht verständlich. Positiv überrascht hat mich der Schauplatz des Buches, denn nach all den Contemporary Romanen, die in den USA spielen, war Australien mal eine nette Abwechslung.

Zu Beginn der Geschichte befindet sich die Protagonistin Willow aufgrund ihres Studiums noch in einer Grossstadt. Als sie erfährt, dass ihr Vater unter gesundheitlichen Problemen leidet, fährt sie wieder in ihre kleine, ländliche Heimatstadt zurück und übernimmt die familieneigene Farm. Durch ihre Rückkehr wird sie jedoch auch mit einem Ereignis aus ihrer Vergangenheit konfrontiert, das sie über zehn Jahre lang mehr oder weniger erfolgreich verdrängt hat. Auslöser dafür ist ihr Jugendfreund Tom, der in der Nachbarschaft eine Biofarm betreibt und dem sie gezwungenermassen wieder begegnen wird, nachdem der Abschied damals von Willows Seite her, sehr abrupt und herzlos stattgefunden hat. An dieser Stelle muss ich den ersten Kritikpunkt anfügen, denn ich finde, dieses ominöse Ereignis, das im Klappentext angedeutet wird, wird viel zu sehr aufgebauscht.
-- An dieser Stelle folgt der Spoiler -- Das Einzige, das sich vor einem Jahrzehnt zugetragen hatte war ein Annäherungsversuch von Tom, bei dem er versucht hat, Willow zu küssen, weil er sich in sie verliebt hatte. Und that's it. Willow ist kurze Zeit später für ihr Studium weggezogen und hat den Kontakt zu Tom komplett abgebrochen und das nicht etwa im Sinne einer Me-Too Aktion, weil Tom etwa zu übergriffig war, sondern weil er es wagen konnte, sich in sie zu verlieben. -- Spoiler Ende --
Tom hat ihr daraufhin während einem Jahr regelmässig Briefe geschrieben und sich auch mehrmals für den versuchten Kuss entschuldigt, doch Willow hat seine Briefe allesamt nie gelesen - bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Denn kurz bevor sie in ihre Heimat zurückkehrt, hat sie den genialen Einfall, dass es an der Zeit ist, die Briefe zu lesen. Und diese zeigen ihr schmerzlich auf, wie sehr sie Tom eigentlich verletzt hat. Für mich als aussenstehende Leserin war Willows damalige Reaktion absolut überzogen und die Motive hinter dem Kontaktabbruch zu ihrem langjährigen besten Freund absolut unverständlich.
Doch Willows Verhalten wird im weiteren Verlauf nicht etwa nachvollziehbarer, sondern noch schlimmer. Nach ihrer Rückkehr dauert es nicht lange, bis sie mit Tom in Kontakt tritt. Der verhält sich ihr gegenüber (verständlicherweise!) anfänglich noch sehr kühl und distanziert, denn immerhin ist ihm Willow ZEHN Jahre lang wortlos aus dem Weg gegangen, und das obwohl er sich mehrfach entschuldigt hat. Sein Verhalten war also absolut angemessen und einleuchtend. Doch leider nicht für Willow, denn die scheint so egozentrisch zu sein, dass sie irritiert über Toms Reserviertheit ist und sich fast schon ungerecht behandelt fühlt. Ich weiss wirklich nicht, ob Willow so ichbezogen und wenig empathiefähig ist, dass sie kein Bewusstsein dafür hat, was sie mit ihrem Verhalten bei ihren Mitmenschen anrichtet, aber ich fand sie die ganze Zeit über leider naiv bis dümmlich und unglaublich unsympathisch. Dass Tom sich nach einer kurzen Eingewöhnungszeit sehr bald offenherziger und vor allem hilfsbereit zeigt, hat das Ganze nicht besser gemacht. Es hat nur gezeigt, was für ein herzensguter, rücksichtsvoller und lieber Mann er ist und was für eine Schreckschraube Willow im Vergleich ist. Man könnte ja annehmen, dass Willow damals einfach jung und dumm gewesen ist und aus ihren Fehlern gelernt hat, aber auch als Endzwanzigerin verhält sie sich nach wie vor total eigensüchtig. Ich kann nicht im Detail darauf eingehen, was ich damit meine, aber so viel sei verraten: Ich hatte ständig den Eindruck, dass sie Tom falsche Hoffnungen macht und ein toxisches "Heiss und Kalt"-Spiel mit ihm spielt und er ist leider so ein gutmütiger, liebenswerter Kerl, der immer wieder darauf reinfällt.

Nachdem das mein Hauptkritikpunkt vermutlich klar geworden ist - und zwar, dass ich die Protagonistin unglaublich unsympathisch und egozentrisch gefunden habe - gab es aber noch weitere Schwächen, die mich am Buch gestört haben. Zum einen fand ich den Storyverlauf sehr seicht und vorhersehbar. Eigentlich weiss man schon im Prolog, wie die Geschichte ausgehen wird. Zudem ist das Buch viel zu lang. Nach einem Viertel habe ich das Buch nur noch quergelesen, was zumindest etwas Tempo reingebracht hat, aber selbst so gab es nur wenig nennenswerte Ereignisse, die mich gepackt hätten. Die Autorin verschwendet sehr viel Zeit daran, auf wissenschaftliche Entwicklungen und die konkrete Umsetzung für Bio-Fleisch einzugehen und das hat mich leider überhaupt nicht interessiert und hätte gut und gerne stark gekürzt werden können. Der Schreibstil wäre okay gewesen, aber die Story hätte sich auch mit 300 Seiten erzählen lassen.
Fazit:
Eine seichte, vorhersehbare Contemporary Romance Geschichte, die bei mir vor allem aufgrund der egozentrischen, unsympathischen Protagonistin nicht punkten konnte. Einzig den Schauplatz einer ländlichen Gegend in Australien fand ich abwechslungsreich und interessant, aber das ist leider auch schon das Einzige, das mir Positiv in Erinnerung bleiben wird. Ich fand das Buch zu langgezogen und platt, deshalb kann ich nicht mehr als 2 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 14.04.2019

Ein hochkomplexer Sci-Fi-Thriller-Mix

Am Ende der Zeit
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Ich weiss ehrlich gesagt gar nicht mehr so genau, wie "Am Ende der Zeit" auf meiner Wunschliste gelandet ist. Aber da ich schon länger kein Buch aus dem Science-Fiction Bereich mehr gelesen hatte, war ...

Ich weiss ehrlich gesagt gar nicht mehr so genau, wie "Am Ende der Zeit" auf meiner Wunschliste gelandet ist. Aber da ich schon länger kein Buch aus dem Science-Fiction Bereich mehr gelesen hatte, war es nun an der Zeit, das mal wieder nachzuholen, selbst wenn ich Zeitreise-Thematiken immer ein bisschen skeptisch gegenüber stehe. Die wenigsten Zeitreiseromane haben es bisher geschafft, mich vollends zu überzeugen, denn meistens sind sie gespickt mit zahlreichen Logikfehlern, die meiner Meinung nach in einem solchen Genre besser durchdacht hätten sein müssen. Aus diesem Grund habe ich das Buch mit einer gewissen Skepsis, aber auch sehr neugierig begonnen. Neugierig hat mich vor allem der Umstand gemacht, dass es sich bei diesem Buch nicht um einen "reinen" Sci-Fi Roman handelt, sondern dass der Autor einen interessanten Genre-Mix wagt und dem Ganzen eine Thriller-Note verleiht.

Das Buch beginnt sehr vielversprechend. Man lernt die Protagonistin Shannon Moss kennen, die keine 0815-Ermittlerin ist, wie man sie aus anderen Thriller-Romanen kennt. Der Grund ist dafür ist einfach: Moss arbeitet für eine Sondereinheit, der es möglich ist, durch die Zeit zu reisen, um Kriminalfälle aufzulösen. Und genau das erwartet sie auch zu Beginn dieses Buches. Moss gelangt zu einem Mordfall, dessen Hauptverdächtiger eigentlich gar nicht der Täter sein kann, weil er eigentlich bei einem Raumfahrtprogramm in der Vergangenheit ums Leben gekommen sein sollte. Verständlicherweise wirft diese Enthüllung viele Fragen auf und Moss erhält den Auftrag, den Fall aufzulösen. Dazu ermittelt sie über verschiedene Zeitreisen hinweg und springt von der Vergangenheit in die Zukunft und wieder zurück.

Schon früh in der Geschichte wird erläutert, dass die Zukunft keine gradlinige, stabile Tatsache darstellt. Stattdessen gibt es verschiedene Alternativen, die eine mögliche Zukunft darstellen könnten, sich jedoch durch die Ereignisse in der Vergangenheit flexibel verändern können. Was anfangs für mich noch einleuchtend und verständlich geklungen hatte, stellte für mein Verständnis mit jeder weiteren Zeitreise, die Moss unternahm, eine grosse Herausforderung dar. Aus einer anfänglich noch verständlichen Ermittlung wurde irgendwann ein so hochkomplexes Zusammenspiel verschiedener Zeitebenen, Charaktere und Handlungsstränge, dass ich Mühe hatte, der Handlung noch folgen zu können oder überhaupt zu verstehen, was eigentlich gerade passiert. Und das ist der grosse Kritikpunkt von mir an das Buch: Es ist leider furchtbar kompliziert.
Das Buch wurde in verschiedene Teile unterteilt, wobei jeder Teil eine bestimmte Jahreszahl darstellt, in der Moss sich gerade befindet und ihre Ermittlungen vorantreibt. In jedem Abschnitt kommen gefühlt immer mehr verschiedene Charaktere bzw. Namen hinzu, die das Verständnis für mich nicht gerade erleichtert hatten. Irgendwann hatte ich keine Ahnung mehr, wer eigentlich genau mit wem zu tun hat und vor allem, wer eigentlich zu den Guten und wer zu den Bösen gehört. Bei einem Thriller bin ich mir gewöhnt, nach und nach mehr zu erfahren, das der Aufklärung eines Falles dient. Hier war es genau umgekehrt: Je länger das Buch gedauert hat, desto mehr Fragezeichen sind bei mir aufgetaucht, bis ich irgendwann gänzlich den Überblick über ... alles verloren habe. Das hat dann leider dazu geführt, dass ich das Interesse für den Fall verloren hatte, bis ich das Buch schliesslich im letzten Drittel nur noch quer gelesen habe. (Und ja, ich bin mir bewusst, dass das nicht gerade förderlich für das Verständnis der Handlung war, aber ich hatte einfach keine Lust mehr, mich weiter aufmerksam durch ein Buch zu quälen, das viel zu komplex für mein Verständnis war.)

Zu den Charakteren kann ich gar nicht so viel sagen, denn obwohl man als Leser*in die ganze Zeit die Protagonistin begleitet, blieb sie bis zuletzt sehr blass.

Fazit:
Die Idee eines Sci-Fi-Thriller-Genremixes wäre sehr vielversprechend gewesen, doch leider wird das Buch durch die Ermittlung in einem Kriminalfall über mehrere Zeitebenen hinweg mit jeder weiteren Zeireise immer komplexer, so dass ich irgendwann den Überblick verloren habe, worum es eigentlich geht. Vielleicht war die Lektüre einfach zu anspruchsvoll für mich - wer weiss - aber mich konnte dieses Buch leider nicht überzeugen und ich fand es insgesamt einfach furchtbar kompliziert. Für Fans von komplexen Sci-Fi Romanen sicher ein empfehlenswertes Buch, für mich war es trotz des vielversprechenden Anfangs leider nichts. Deshalb kann ich dem Buch nur 2 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 23.03.2019

Ein Buch, das leider nicht hält, was es verspricht

ONE OF US IS LYING
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"One of us is lying" ist ein Buch, durch das ich bereits nach dem Erscheinen der englischen Originalausgabe aufmerksam geworden bin, weil nahezu jede und jeder auf Goodreads davon geschwärmt hat. Doch ...

"One of us is lying" ist ein Buch, durch das ich bereits nach dem Erscheinen der englischen Originalausgabe aufmerksam geworden bin, weil nahezu jede und jeder auf Goodreads davon geschwärmt hat. Doch nicht nur der Hype um das Buch, sondern auch der Klappentext hat mich sehr neugierig auf die Story gemacht. Es wird eine packende Kriminalgeschichte angedeutet, bei der es darum geht, als Leser/in herauszufinden, wer von den vier hauptverdächtigen Jugendlichen lügt und somit wahrscheinlich der Täter ist. Meine Erwartung an das Buch war also, dass ich selbst ein bisschen Detektiv spielen kann und immer wieder Hinweise in die Geschichte eingepflanzt werden, die mich auf die richtige (oder falsche) Spur führen sollen.

Das Buch beginnt sehr vielversprechend. Die Autorin vergeudet keine Zeit und man startet direkt in die Situation beim Nachsitzen, zu dem alle vier Hauptverdächtigte und das Opfer - Simon - verdonnert wurden. Schnell einmal merkt man, dass Simon durch sein Gossip-App nicht gerade beliebt ist, denn er hat dadurch schon so manche sensible Geheimnisse veröffentlicht und die Betroffenen damit in eine schwierige Situation gebracht. Davon ausgehend, hätten also nicht nur Addy, Nate, Bronwyn und Cooper als Verdächtige in Frage kommen können, sondern vermutlich fast die gesamte Schülerschaft. Bevor man sich als Leser/in versieht, bricht Simon zusammen und stirbt kurze Zeit später. Ich war zu Beginn ein wenig überrascht über das Tempo, dass die Autorin an den Tag legte, dachte aber gleichzeitig voller Vorfreude, dass nun mehr Zeit fürs Rätselraten zur Verfügung stehen würde.

Wie man vielleicht erahnen kann, folgt jetzt jedoch das grosser Aber. Denn leider entwickelt sich nach dem Tod von Simon kein Kriminalfall aus der Story, sondern bloss ein fast normaler Contemporary Roman, der sich mit alltäglichen Teenagerproblemchen auseinandersetzt. Der Fokus wird weg von Simons Tod hin zum Leben der vier Hauptverdächtigen geführt, wobei jeder von ihnen durch dessen jeweilige Perspektive genauer beleuchtet wird. Die Perspektivenwechsel findet dabei so schnell statt, dass ich am Anfang grosse Mühe damit hatte den Überblick darüber zu behalten, wer eigentlich wer ist und wer mit wem was zu tun hat. Problematisch wird das Auseinanderhalten der Charaktere vor allem auch dadurch, dass sich jede einzelne Perspektive genau gleich liest. Die Autorin hat es leider versäumt, den Schreibstil an jeden einzelnen Charakter anzupassen und so dessen Eigenheiten hervorzuheben. Bei vier komplett unterschiedlichen Charakteren hätte man sicher mehr mit den verschiedenen Perspektiven spielen können, was das Lesen gleichzeitig erleichtert hätte.

Auf die Einzelheiten von Addys, Bronwyns, Nates und Coopers Leben und Vergangenheit möchte ich an dieser Stelle nicht eingehen. Mich hat es ehrlich gesagt auch gar nicht so wirklich interessiert, mit was für High School Problemen sich die Vier umherschlagen, denn eigentlich wollte ich mehr über den Fall rund um Simons Tod erfahren. Der bleibt leider fast die gesamte Zeit über aussen vor. Der Umstand, dass alle vier Schüler/innen als Verdächtige gelten, schweisst die Vier zwar enger zusammen, aber das ist dann auch der einzige Aspekt, der nach Simons Tod genauer beleuchtet wird. In den ersten zwei Dritteln des Buches werden nahezu keine Hinweise gestreut, die mit dem Tod von Simon zusammenhängen, so dass ich als Leserin zu keinem Zeitpunkt mit raten konnte oder überhaupt einen Verdacht hatte, wer es denn nun gewesen ist. Vielmehr musste ich das 0815 Teenagerdrama über mich ergehen lassen.

Im letzten Teil überschlagen sich dann die Ereignisse und die Ermittlung um Simons Tod gerät endlich in den Vordergrund. Leider passiert das viel zu spät und viel zu kurz, denn ehe man sich versieht, erfährt man schon, was sich genau abgespielt hat und wer hinter Simons Tod steckt. Ein Teil der Enthüllung konnte ich mir aufgrund der fehlenden Hinweise fast schon denken, der andere Teil konnte ich dagegen nicht vorhersehen, fand ich aber etwas zu weit hergeholt. Insgesamt hat mich die Auflösung enttäuscht zurückgelassen.

Fazit:
Ein Buch, das viel verspricht und leider kaum etwas davon hält. Wer einen packenden Kriminalroman erwartet, bei dem man bis zum Schluss miträtseln kann, wer hinter dem Tod des Verstorbenen steckt, der ist hier leider falsch. Stattdessen bekommt man eine 0815 Jugendbuch über High School Schüler/innen zu lesen, das sich auf (fast) alltägliche Teenagerprobleme fokussiert. Wäre der Klappentext nicht so irreführend gewesen und hätte bei mir nicht Erwartungen geschürt, die letztendlich nicht erfüllt werden, dann hätte mich dieser Young Adult Roman vermutlich trotzdem unterhalten können. Doch so hat er mich leider sehr enttäuscht zurückgelassen. Von Spannung kann keine Rede sein. Deshalb gibt es von mir auch nur 2 Sterne für dieses Buch, dessen Hype ich rückblickend leider so gar nicht nachvollziehen kann.

Veröffentlicht am 10.01.2019

Vorhersehbar & bereits zigfach erzählt

Cinder & Ella
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Ich kann mir vorstellen, dass viele am liebsten laut aufschreien würden, wenn sie die niedrige Bewertung sehen, die ich "Cinder & Ella" vergeben haben. Das Buch hat sich kurz nach seinem Erscheinungstermin ...

Ich kann mir vorstellen, dass viele am liebsten laut aufschreien würden, wenn sie die niedrige Bewertung sehen, die ich "Cinder & Ella" vergeben haben. Das Buch hat sich kurz nach seinem Erscheinungstermin grosser Beliebtheit erfreut und es ist eines der Bücher, durch deren Hype ich überhaupt erst auf das Buch aufmerksam geworden bin. Ich mag (moderne) Retellings von Märchen sehr, deshalb bin ich eigentlich davon ausgegangen, dass mich diese Geschichte verzaubern würde. Das tat sie leider überhaupt nicht.

Zum Inhalt kann ich eigentlich gar nicht so viel mehr verraten, als in der offiziellen Inhaltsangabe steht. Denn that's it. Mehr passiert nicht. Während der Anfang noch hochemotional ist und Ellas Leidensweg nach ihrem Unfall in Groben Zügen erläutert wird, konnte ich nach diesen Ereignissen keinen emotionalen Zugang zum weiteren Handlungsverlauf finden. Hinzu kommt, dass der moderne Cinderella Plot schon zigfach auf ähnliche Weise erzählt wurde und "Cinder & Ella" kaum Neues bietet - na ja, vielleicht bis auf den Umstand, dass es sich in diesem Buch um "Rich Kids" handelt, mit denen ich mich als Leserin überhaupt nicht identifizieren kann. Während Ella nach ihrem Autounfall und dem Tod ihrer Mutter nichts dafür kann, dass sie zu ihrem reichen Vater, dessen neue Ehefrau und den zwei gemeinsamen Stieftöchtern in die Hollywood Hills ziehen muss, konnte ich demgegenüber Brians Gejammer leider überhaupt nicht nachvollziehen. Brian ist der Schauspieler, der hinter dem Pseudonym von Cinder steckt. Zu Beginn der Geschichte beschwert er sich beispielsweise über sein achso schlimmes Schicksal, gut auszusehen, was bei mir statt Mitleid, nur ein Augenrollen verursacht hat.

Die Chatverläufe zwischen Ella und Cinder konnten mich leider auch überhaupt nicht begeistern, denn meistens unterhalten sie sich bloss über eine fiktive Fantasy-Reihe, die (ausgerechnet mit Brian in der Hauptrolle) verfilmt werden soll. Das mag für die beiden Charaktere, die grosse Fans der Reihe sind, interessant sein, aber mich hat das Gerede leider nur gelangweilt, denn dadurch, dass die Bücher nicht in der Realität existieren, konnte ich mit den Debatten, die Ella und Cinder über die Buchcharaktere geführt haben, überhaupt nichts anfangen.

Natürlich hofft man, wie in jedem anderen, ähnlichen Cinderella-Retelling, dass sich die beiden Charaktere irgendwann in Echt sehen. Bei "Cinder & Ella" muss man dafür aber erst einmal zwei Drittel des Buches lesen, damit es endlich zu einem richtigen Treffen kommt. Das hat mir einfach zu lange gedauert, besonders deshalb, weil zuvor eigentlich gar nicht so viel passiert, dass mich bei der Stange hätte halten können.

Während Ella durch ihre Erlebnisse einige Sympathiepunkte und vor allem mein Mitgefühl für sich gewinnen konnte, blieb mir Brian bis zuletzt unsympathisch. Das lag aber nicht unbedingt an seinem Charakter, sondern vor allem an der Situation, in der er sich befunden hat. Er wird von seiner Schauspielkollegin Kaylee mit einer total absurden Begründung erpresst und muss der Welt deshalb vorgaukeln, dass er eine Beziehung mit ihr führt. Ansonsten droht sie ihm damit, seinen Ruf zu zerstören. Dieses Drama fand ich so künstlich und unglaubwürdig, dass ich Brians Kapitel nur noch überflogen habe.

Bis zum Ende war ich so genervt, dass ich den Schlussteil nur noch quer gelesen habe. Es war ja ohnehin von Seite 1 klar, wie es ausgehen wird.

Fazit:
Eine moderne Adaption von Cinderella, die auf ähnliche Weise in anderen Büchern und Filme bereits zigfach erzählt wurde. Leider bietet "Cinder & Ella" hierbei nichts Neues, vielleicht abgesehen davon, dass die Handlung in einem reichen Milieu spielt, mit dem ich mich überhaupt nicht identifizieren konnte. Vielleicht habe ich ein Herz aus Stein, aber ich habe mir von der Geschichte nach all dem Hype deutlich mehr erhofft. Mich konnten weder die vorhersehbare klischeehafte Handlung, noch die Charaktere emotional erreichen. Für mich leider eine grosse Enttäuschung. Mehr als 2 Sterne kann ich dafür nicht vergeben.

Veröffentlicht am 02.06.2023

Seichte Story und sexistisches Frauenbild

It happened one Summer
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Die Prämisse im Buch ist alles andere als neu und obwohl ich nur noch selten Chick-Lit lese, hatte ich den Eindruck, dass ich die Story schon mehrfach in ähnlicher Weise gelesen habe: Eine verwöhnte, reiche ...

Die Prämisse im Buch ist alles andere als neu und obwohl ich nur noch selten Chick-Lit lese, hatte ich den Eindruck, dass ich die Story schon mehrfach in ähnlicher Weise gelesen habe: Eine verwöhnte, reiche Protagonistin landet in einem einfachen, kleinen Dorf und trifft dabei auf einen kauzigen Bewohner. Obwohl beide nicht unterschiedlicher sein könnte und sie sich anfangs nicht ausstehen können, kommen sie sich im Laufe der Geschichte näher ... und den Rest könnt ihr euch wohl denken.

Die Handlung ist genauso vorhersehbar, wie sie klingt und beinhaltet zu keinem Zeitpunkt irgendwelche Überraschungen. Am Anfang hat man den Eindruck, dass es sich um einen Enemies-to-Lovers-Plot handelt, aber der vermeintliche "Enemy"-Part wird so schnell abgehakt, dass ich es nicht wirklich als solches einordnen würde. Abgesehen davon beinhaltet die Story nahezu alle bereits bekannten Tropes, die das Genre zu bieten hat.

Die erste Hälfte des Buches konnte mich noch eher überzeugen, denn die zweite Hälfte besteht bedauerlicherweise nur noch auch erotischen Szenen, die absolutes Fremdscham-Potential hatten. Das Vokabular hatte dabei Groschenroman-Niveau und die Sexszenen waren dabei so fern jeglicher Realität, dass ich nur meine Augen verdrehen konnte. Ich musste sogar überprüfen, ob dieses Buch nicht von einem männlichen Autor geschrieben wurde, denn die Szenen und auch die Protagonistin wurden dabei so klischeehaft nach dem "Male Gaze" Prinzip geschildert, dass ich es eine richtige Schande finde, dass eine weibliche Autorin solche Szenen schreibt.
Eine Stelle ist mir dabei besonders negativ in Erinnerung geblieben: Beim ersten Geschlechtsverkehr der beiden Hauptcharaktere beglückt unsere Protagonistin ihren Liebhaber, der sich daraufhin dafür revanchiert und sie denkt dann ernsthaft sowas wie (frei zitiert): Er sieht nicht nur gut aus, sondern ist auch grosszügig! WHAT?! Nur weil ein Mann sich beim Geschlechtsakt nicht nur mit der eigenen Befriedigung zufriedengibt und dafür sorgt, dass beide auf ihre Kosten kommen, gilt er gleich als grosszügig? Und bei der Frau wird eine solche (Gegen-)Leistung als selbstverständlich angesehen, oder wie? Das ist eine richtig veraltete und peinliche Denkweise und hat mich richtig wütend gemacht.

Zu den Charakteren kann ich gar nicht so viel sagen, denn sie stechen nicht wirklich durch irgendwelche tiefergehenden Charakterzüge heraus. Die Protagonistin ist durch ihre verwöhnte Art nicht unbedingt ein Sympathieträger, da mochte ich den Protagonisten schon lieber. Schön war zumindest zu sehen, dass er wenigstens kein Bad Boy war und er respektvoll und wertschätzend mit der Protagonistin umgegangen ist.

Der Schreibstil war okay und kurzweilig, passend zum Genre, aber leider war die Versprechung einer "Rom-Com", die andeutet, dass es sich um eine humorvolle Erzählung handelt, ein Etikettenschwindel, denn ich habe die Geschichte zu keinem Zeitpunkt als amüsant empfunden.

Die Sprecherin passt zum Inhalt und hat eine lockere Erzählweise, aber ihre Interpretation der Protagonistin fand ich schrecklich, denn jedes Mal, wenn sie eine direkte Rede spricht, verstellt sie ihre Stimme und spricht so hoch, dass ich das Gesagte nicht mehr ernst nehmen konnte, weil sie dadurch etwas dümmlich und kindisch gewirkt hat. Wenn Bittner den inneren Dialog bzw. die Gedankengänge der Protagonistin gesprochen hat, hat sie das mit ihrer normalen Stimme gemacht, was viel angenehmer war, aber bei mir letztendlich ein Fragezeichen hinterlassen hat, warum sie ihre echte Stimme verstellt?

Fazit:
Alles in allem ist dieses Buch eine typische 0815 Chick-Lit nach Schema F, dass sich allen bereits bekannten Tropes aus dem Genre bedient und die Geschichte dadurch total vorhersehbar macht. Ich verstehe die vielen tollen Bewertungen nicht ganz, weil die Handlung rein gar nichts Neues bietet und aus feministischer Sicht eine Schande ist. Ausserdem fehlt es der Story am versprochenen Humor. Das Buch ist meiner Meinung nach für eingefleischte Chick-Lit-Fans okay, aber ich fand es enttäuschend.

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