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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.04.2019

Mami schreibt großartig!

Mami muss mal raus. (Die Mami-Reihe 2)
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Nachdem mich das erste Buch der Mami-Reihe vollauf begeistert hat, waren meine Ansprüche sehr hoch! Was soll ich sagen, sie wurden vollends erfüllt!
Gill Sims schreibt erneut sehr erfrischend (und realitätsnah!) ...

Nachdem mich das erste Buch der Mami-Reihe vollauf begeistert hat, waren meine Ansprüche sehr hoch! Was soll ich sagen, sie wurden vollends erfüllt!
Gill Sims schreibt erneut sehr erfrischend (und realitätsnah!) aus dem Leben einer berufstätigen Mutter, die sich mit präpubertierenden Kindern, Mann, Schwester + Schwägerin, Eltern anderer Kinder und ArbeitskollegInnen rumplagen muss. Mir wäre in einigen Situationen auch absolut die Hutschnur geplatzt. Im ersten Buch dachte ich, nur Simons Schwester ist unerträglich. Diesmal fand ich auch Ellen's Schwester Jessica und vor allem ihre Mutter ganz furchtbar. Sowas von unverfroren. Und trotzdem lässt es sich Ellen ein ums andere Mal gefallen, dabei ist sie doch sonst eine starke Frau! Zum Beispiel wenn es darum geht, ihrem Mann Simon mal die Meinung zu sagen wenn der glaubt, die Kinderbetreuung gehe ihn per se nichts an und er tut seiner Frau einen Gefallen wenn er sie denn doch mal 'ausnahmsweise' übernimmt. Oder wenn er an dem Abend, an dem er mit kochen dran ist, einfach das von ihr für den nächsten Tag vorgekochte Essen aus dem Tiefkühler nimmt und der Familie serviert. Grrr...!

Ich habe mich auch hier in vielen Situationen wiedererkannt: der Museums-Besuch mit Kindern, auch ich habe noch einen kompletten Stapel mit 100 Namensschildern zum einbügeln rumliegen, die ich mir eingebildet (oder von anderen eingeredet) habe unbedingt zu brauchen. Und dann habe ich doch lieber alles mit Textilmarker beschriftet. HIIT-Kurse sind auch in meinem Fitnesscenter der Renner, zum Glück bin ich absolut nicht der Typ für Kurse sondern verziehe mich lieber auf den Crosstrainer wo ich in Ruhe lesen kann. Und Facebook ist bei den Kids wirklich absolut out, das hat uns auch die Rednerin des Vortrags "Safer Internet" in der Grundschule letztens erklärt. Das war mir vorher gar nicht so bewusst. Aber klar, wenn sich dort schon all die Eltern (und teilweise) Großeltern tummeln ist das 1. schon voll uncool und 2. will man sich da ja nun wirklich nicht auch noch bespitzeln lassen.

Gill Sims Schreibstil ist selbst in der deutschen Übersetzung absolut göttlich. Ihr Humor ist genau meine Wellenlänge (beim Weihnachtsessen habe ich lauthals gelacht, und das passiert mir nicht oft!) und die Kraftausdrücke, die sie benutzt, fand ich gar nicht störend sondern immer passend für die jeweiligen Situationen.

Veröffentlicht am 04.04.2019

Die Schlinge zieht sich zu

Fischermord
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Wieso habe ich Katharina Peters nicht schon früher entdeckt? "Fischermord" ist bereits der 8. Fall für das Ermittlerteam um Romy Beccare, und er hat mir außerordentlich gut gefallen!

Der Fall ist etwas ...

Wieso habe ich Katharina Peters nicht schon früher entdeckt? "Fischermord" ist bereits der 8. Fall für das Ermittlerteam um Romy Beccare, und er hat mir außerordentlich gut gefallen!

Der Fall ist etwas verwinkelt, aber nie verworren. Denn obwohl ständig neue Details zu Tage treten, sieht der Leser immer noch durch. Das ist vielleicht auch der guten Schreibweise der Autorin geschuldet, die es zudem vermag Spannung zu kreieren auch ohne dass die akute Gefahr einer Straftat besteht. Und ohne dass wir Leser wirklich mehr wissen als die Polizei, denn bis auf ganz wenige Szenen folgen wir meistens Romy oder Ruth bei ihren Ermittlungen. Die - meiner laienhaften Sichtweise zufolge - äußerst authentisch dargestellt wurden. Mit jedem neuen Hinweis, dem sie nachgehen, wird manches klarer, aber auch neue Baustellen aufgemacht. Die Auflösung ist ganz stark, so wie das gesamte Buch!

Mir hat das Lesen dieses Krimis von Anfang bis Ende Spaß gemacht, wenn man das bei diesem Genre und dieser Thematik überhaupt so sagen kann. Und jetzt habe ich wohl einiges zu tun, um Fall 1 bis 7 nachzuholen...

Veröffentlicht am 14.03.2019

It's okay to be not okay

Du bringst mein Leben so schön durcheinander
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Das hier ist nicht nur ein - zugegeben sehr süßer - Boy meets Girl Jugendroman, sondern vor allem eine Geschichte über Trauer, Depressionen, Selbstverletzung, Suizidgedanken. Ein unglaublich wichtiges ...

Das hier ist nicht nur ein - zugegeben sehr süßer - Boy meets Girl Jugendroman, sondern vor allem eine Geschichte über Trauer, Depressionen, Selbstverletzung, Suizidgedanken. Ein unglaublich wichtiges Thema, ganz besonders für diese Zielgruppe. Und Claire Christian hat das ganze sehr einfühlsam und realistisch umgesetzt.
Sie lässt uns an den Gefühlen von Ava und Gideon teilhaben, beschreibt ihr Kennenlernen und die sich daraus entwickelnde Beziehung. Die Kapitel von Ava und Gideon unterschieden sich für mich deutlich im Stil, so dass es auf mich recht authentisch wirkte dass ich jetzt die Gedanken eines jungen Mädchens beziehungsweise eines jungen Burschens folge.

Ich habe nicht recherchiert, ob diese Geschichte mit dem Gold zum Risse füllen stimmt. Aber sie hört sich toll an, eine super Idee!

Ein Lob auch an die Übersetzerin, die selbst die Gedichte von Gideon super hinbekommen hat, so dass es sowohl Sinn macht und sich auch noch reimt. Bestimmt keine leichte Aufgabe.

Veröffentlicht am 21.02.2019

Gemeinsam sind sie stark

Und wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende
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Der Buchtitel sprang mir sofort ins Auge, ich mag dieses Zitat von Oscar Wilde und es hängt seit kurzem sogar als Poster in meinem Wohnzimmer. Nach dem Lesen der Inhaltsangabe war ich auch interessiert ...

Der Buchtitel sprang mir sofort ins Auge, ich mag dieses Zitat von Oscar Wilde und es hängt seit kurzem sogar als Poster in meinem Wohnzimmer. Nach dem Lesen der Inhaltsangabe war ich auch interessiert an dem Buch. Und es war eine wahrlich gute Entscheidung!

Die Geschichte um Julia und ihre neuen Freunde, die sich alle in einer kleinen Villa tummeln, ist wirklich zu Herzen gehend. Und ich konnte Julias Gedanken (man muss doch professionelle Hilfe holen, wie soll ich allein das alles regeln können?) sehr gut nachvollziehen. Ich wäre genauso ratlos gewesen wie sie und hätte wohl kaum gewusst, wie man aus der ganzen Misere rauskommen kann. Die Lösung ist dann genauso naheliegend wie gut. Doch zum Glück brauchte es 300 Seiten um darauf zu kommen. Denn ich kam dadurch in einen wahren Lesegenuss.

Noch mehr als die Geschichte gefiel mir nämlich der Schreibstil. Der Autorin gelang es, dass alle Personen ihr ganz eigenes Gesicht bekamen. Ebenso gefiel mir die Art und Weise, wie manches einfach mittels anderer Dinge beschrieben wurde. Wen Julia zB erzählt, wie ihre Mutter Stan findet: "Meine Mutter fand Stan »besonders«. Koriander nannte sie auch besonders, darum fischte sie ihn mit äußerster Sorgfalt aus ihrem Salat, damit nicht das kleinste Fitzelchen in ihrem Mund landete." dann ist einem sofort klar, wie die Verhältnisse liegen. Auch die ständigen 'Kommentare' von Stan, die Julia permanent durch den Kopf schießen sind fast immer treffend. Alles in allem ist das Buch ein echtes Juwel!

Veröffentlicht am 17.01.2019

Auf der Suche nach einem Weg aus dem Labyrinth

Jeder von uns ist ein Rätsel
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Alvie ist 17 Jahre alt, allein lebend und mit einem Job im Tierpark. Sie würde gern rechtlich für volljährig erklärt werden, damit sie nie wieder Angst haben müsste zu einer Pflegefamilie zurück zu kehren ...

Alvie ist 17 Jahre alt, allein lebend und mit einem Job im Tierpark. Sie würde gern rechtlich für volljährig erklärt werden, damit sie nie wieder Angst haben müsste zu einer Pflegefamilie zurück zu kehren oder gar in ein Heim. Ihr Sozialarbeiter unterstützt sie in diesem Vorhaben, rät ihr aber auch Freunde zu finden, soziale Kontakte zu knüpfen. Doch erstens weiß Alvie gar nicht wozu das gut sein sollte und zweitens hatte sie noch nie Freunde - wie lernt man die überhaupt kennen? Da fällt ihr ein Junge auf, der im selben Park wie sie rumhängt.

Das Buch erzählt Alvies Geschichte aus der Ich-Perspektive, und der Leser lernt sie ziemlich gut kennen - und in meinem Fall auch lieben. Doch auch über Stanley erfahren wir im Verlauf des Buches immer mehr. Auch sein Leben war bisher kein Zuckerschlecken, auch er lebt allein, auch er hat Narben - in seinem Fall nicht nur im übertragenen Sinne. Jeder von ihnen ist sich selbst und vor allem der Umwelt ein Rätsel, aber zusammen funktionieren sie erstaunlich gut. Meistens jedenfalls.

In der Kurzbeschreibung steht, dass ihr gemeinsamer Weg 'zum Teil sehr komisch' ist. Finde ich überhaupt nicht, da ist so gar nichts Humorvolles in dem Roman, noch nicht mal unfreiwillig lustig wie es beim "Rosie Projekt" oft war. Aber das machte das Buch in meinen Augen nicht weniger gut (auch wenn ich solche kleinen witzigen Momente durchaus schätze). Ich fand es bewegend, erschreckend, berührend, aber vor allem unheimlich spannend zu lesen, wie Alvie ihr Leben meistert.

Das Cover finde ich eher unscheinbar, und ich bin wirklich froh dass ich dennoch neugierig genug war um die Kurzbeschreibung zu lesen - und mich daraufhin dann auch für das Buch entschieden habe. Im Nachhinein kann ich die Illustration auf dem Cover auch verstehen, das Original gefällt mir dennoch etwas besser - auch wenn das sicher ein bißchen andere Erwartungen an den Inhalt weckt.