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Veröffentlicht am 09.05.2019

Wieder gelungen!

Das Leben fällt, wohin es will
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Marie geniesst ihr Leben in vollen Zügen, als ihre ältere Schwester Christine an Krebs erkrankt. Spontan sagt sie zu, sich während der Chemotherapie um die beiden Kinder von Christine zu kümmern. Zudem ...

Marie geniesst ihr Leben in vollen Zügen, als ihre ältere Schwester Christine an Krebs erkrankt. Spontan sagt sie zu, sich während der Chemotherapie um die beiden Kinder von Christine zu kümmern. Zudem übernimmt sie Christines Chefposten in der Firma des Vaters. Eine Werft, die Segelboote baut. Und das, obwohl sich Marie geschworen hatte, nie mehr einen Fuss in die verhasste Firma zu setzen. Am ersten Tag im neuen Job, trifft sie dann auch als Erstes auf die rechte Hand von Christine, dem nervigen Daniel, der grundsätzlich alles besser weiss und sich gewohnt ist, sich bei der Chefin Christine, einzuschleimen.

Marie hat mir schon nach wenigen Buchseiten ihren Charakter gezeigt. Und genau das ist es, was ich ich an den Büchern von Petra Hülsmann unheimlich gerne mag. Sie hat eine Art zu schreiben, bei der einem als Leser die Figuren sehr nahe kommen. Der Spruch " aus dem Leben gegriffen " ist hier wirklich sehr passend. Marie macht eine grosse Entwicklung durch. Vom Partygirl, das das Leben nicht ganz so ernst nimmt und als das rabenschwarze Schaf der Familie angesehen wird. Bis zur taffen Geschäftsfrau, die nicht nur die Firma managt, sondern auch noch die Kinder ihrer Schwester. Diese Entwicklung geht sehr authentisch vor sich und so hatte ich zu keiner Zeit das Gefühl, sie wirkt aufgesetzt der Handlung zuliebe. Doch die Story dreht sich auch um eine lebensbedrohliche Krankheit, die mich betroffen gemacht hat. Christine, die Multitaskerin, die den Spagat zwischen Firma und Kinder scheinbar mühelos schafft, wird ernsthaft krank. Da sind bei mir doch auch leise Zwischentöne aufgekommen beim Lesen. Wie schnell kann sich ein Leben um 180 Grad ändern. Die Chemotherapie, mit all ihren Nebenwirkungen wird hier nicht beschönigt, sondern ist sehr realistisch beschrieben. Ausser, dass ich nicht ganz verstanden habe, weshalb Christine, obwohl es ihr so schlecht geht, jeden Abend zu Hause schläft und nicht gleich ganz in der Klinik bleibt, habe ich da nichts zu meckern.
Und schlussendlich beinhaltet "Das Leben fällt, wohin es will " auch noch eine wunderschöne und romantische Liebesgeschichte, die nie kitschig ist. Zwar etwas vorhersehbar, mangels ernsthaften anderer Kandidaten um das Herz von Marie. Doch trotzdem wunderbar erzählt und einfühlsam in die Handlung eingeflochten.
Marie leitet das Familienunternehmen, eine Werft. Und oft dreht sich die Handlung um Boote und den Segelsport, mit dem ich nichts am Hut habe. Ich empfand das Ganze als sehr interessant und da die Autorin auf lange Passagen mit diesem Thema verzichtet hat, habe ich mich nicht gelangweilt.
So ist die Geschichte sehr vielseitig und immer wieder habe ich mich köstlich amüsiert. Denn einige Passagen sind sehr witzig und humorvoll. Wie immer hat die Autorin eine gelungene Mischung zwischen berührend - humorvoll - romantisch - fesselnd erwischt!

Veröffentlicht am 03.05.2019

Leben mit Asperger!

Mein Leben als Sonntagskind
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Jasmijn Vink, wächst mit Bruder Emiel behütet bei ihren Eltern in Rotterdam auf. Jasmijn hat von klein auf Probleme, sich in eine Gruppe zu integrieren, schon die Vorschule in der Princes Marijkeschool ...

Jasmijn Vink, wächst mit Bruder Emiel behütet bei ihren Eltern in Rotterdam auf. Jasmijn hat von klein auf Probleme, sich in eine Gruppe zu integrieren, schon die Vorschule in der Princes Marijkeschool wird zur Katastrophe. Zu laut .... zu hell... zu viele Kinder sind dort für Jasmijn, die am liebsten für sich alleine ist und Bücher liest. Einzig zu Hause, bei ihrer Familie, mit ihrem Hund Senta oder beim Kreuzworträtseln und Singen mit ihren geliebten Grosseltern, findet Jasmijn Ruhe. Mit Anfang 20, erklärt die Diagnose "Asperger Syndrom" endlich Jasmijns Andersartigkeit und die Anfälle, die ihr überreiztes Hirn auslöst, wenn die Eindrücke zu viel für sie sind.

Da ich beruflich, unter anderem mit Menschen mit Asperger Syndrom, eine Form von Autismus, zu tun habe, war ich dementsprechend gespannt auf dieses Buch. Die Autorin hat im Erwachsenenalter erfahren, dass sie das Asperger Syndrom hat. Und so war ich überzeugt, dass diese Beeinträchtigung authentisch in die Story eingeflochten wurde. Ich bin absolut begeistert. Jasmijn ist ein Paradebeispiel eines Menschen mit Asperger! Vieles kam mir von meiner Arbeit her, sehr bekannt vor. Wenn ein Mensch mit Asperger den Lärm ungefiltert verarbeiten muss. Unklar gestellte Fragen nicht direkt beantwortet werden können … oder klipp und klar von dem Menschen mit Asperger, die dazu neigen, alles wörtlich zu nehmen, gesagt wird, was Sache ist! Dass, dabei ein Mensch mit Asperger, unbewusst sehr verletzend zu seinem Gegenüber sein kann, ist eine Tatsache. Das eingeschränkte Sozialverhalten, das ein Mensch mit Asperger an den Tag legt. Schwierigkeiten mit unbekannten Menschen verbal zu kommunizieren. All diese Punkte habe ich in diesem Buch wieder gefunden.
Als Leser ist man hautnah dabei, wie die Protagonistin als Vierjährige die Vorschule beginnt, dann die Schule durchläuft und schliesslich erwachsen wird und versucht ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Die Figur Jasmijn macht eine enorme Entwicklung durch und wirkt dadurch durch und durch authentisch. Berührend, wie die Eltern sich immer auf die Seite ihrer Tochter und ihrer Andersartigkeit stellen. Traurig, wie die Beeinträchtigung Jasmijn immer wieder Steine in den Weg legt. Für den Schulbesuch, Freunde zu finden, die erste Liebe zu geniessen, ins Kino zu gehen… Bedrückend, wie der ältere Bruder Emiel oft zurück stecken und Rücksicht nehmen muss. Judith Visser zeigt auch, wie engstirnig das heutige Schulsystem mit Kindern, die anders sind, manchmal umgeht. Wer nicht der Norm entspricht, muss sich anpassen. Etwas, was für Kinder mit Asperger nahezu unmöglich ist. Erstaunt hat mich, wie die Schulkollegen, Familie und Freunde der Familie selbstverständlich mit Jasmijn umgehen. Ich denke in der Realität hätte Jasmiijn ein Mobbingopfer werden können. Doch der Fokus der Autorin liegt nicht auf der Ausgrenzung, obwohl es schon Situationen, die in die Richtung gehen, im Buch gibt. Sondern darauf, zu zeigen wie Menschen mit Asperger fühlen, denken und handeln. Und wie das Umfeld, sei es Familie, Lehrer oder Klassenkameraden sehr viel Toleranz und Fingerspitzengefühl haben müssen. Gerade die Toleranz wird hier in der Figur Kristin, Jasmijns Freundin in der weiterführenden Schule, sehr gut vermittelt. Auch im realen Leben brauchen Menschen mit Asperger sehr viele " Kristins " um sich herum.
Es gibt keine Perpektivwechsel, Mittelpunkt ist durch das ganze Buch Jasmijn und ihr Leben. Ich empfand dies als sehr erholsam und die Geschichte ist sehr fesselnd. Der Schreibstil, der eher einfach gehalten und dabei sehr ausdrucksstark ist, hat mir sehr gefallen und mich begeistert! Obwohl das Buch sehr dick ist, hatte ich niemals das Gefühl, der Langatmigkeit.
"Mein Leben als Sonntagskind" ist definitiv ein Buch, bei dem ich traurig war, als ich es ausgelesen hatte.

Veröffentlicht am 11.04.2019

Gehört zur Pflichtlektüre in Schulen!

Das Mädchen mit den roten Schuhen
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Ruth Brooks ist acht Jahre alt als sie auf die renommierte Dalton School kommt. Sie ist zu Beginn froh, dass ihre beste Freundin, Christina Hallowell, mit in der Klasse ist. Ruths Mutter arbeitet für die ...

Ruth Brooks ist acht Jahre alt als sie auf die renommierte Dalton School kommt. Sie ist zu Beginn froh, dass ihre beste Freundin, Christina Hallowell, mit in der Klasse ist. Ruths Mutter arbeitet für die Hallowells und die beiden Mädchen kennen sich gut, da Ruth ihre Nachmittage bei Christina verbringt, während die Mutter dort arbeitet. Auf der neuen Schule muss Ruth feststellen, dass sie die Einzige ist, die anders aussieht. Vor allem Maia, eine reiche und verwöhnte Mitschülerin, lässt das Ruth spüren. Und Christina benimmt sich in der Schule plötzlich anders Ruth gegenüber als zu Hause.


Ruth hat mich sehr berührt. Ihr Eifer, es den Mädchen in der Schule gleich tun zu wollen, um dann zu erfahren, dass sie immer anders sein wird, ist unendlich traurig. Und das einzig und allein auf Grund ihrer Hautfarbe. Egal wie gut Ruth in der Schule ist. Egal, wieviele Schritte sie auf die neuen Mitschülerinnen zu geht. Im Vordergrund steht ihr Aussehen!! Und damit greift die Autorin ein Thema auf, das Tausende kleiner Mädchen auf der ganzen Welt begleitet : Rassismus. Egal was sie anstellen, wie viel sie lernen, um Integration bemüht sind. Sie werden nie ganz dazugehören. Ein authentisches Thema, überhaupt nicht weltfremd verpackt. Denn genau eine Geschichte wie die von Ruth, geschieht immer wieder irgendwo auf dieser Welt.
Die halbe Geschichte über habe ich darüber nachgedacht, was der Titel mit dem Inhalt des Buches zu tun hat? Die Auflösung, ein einzelner, kleiner Satz hat mich fast umgehauen. Und spiegelt die Hoffnung auf eine Welt ohne Rassismus, Ausgrenzung und Anderssein.
Diese Kurzgeschichte ist die Vorgeschichte zu dem Buch " Kleine grosse Schritte" und hat mir so richtig Lust gemacht, dieses ebenfalls zu lesen.
Denn die Autorin greift nicht nur ein Thema auf, das mich sehr interessiert. Sie hat es auch verstanden auf 34 Ebook Seiten eine vollständige Geschichte, die in mir nachklingen wird, zu schaffen.
Ueber den Schreibstil möchte ich mich gar nicht lange auslassen. Jodi Picoult versteht es hervorragend, Tiefe der Figuren zu erreichen und die Handlung einerseits zügig ( im Anbetracht der wenigen Seiten) andererseits vollständig voranzutreiben.
Ich wünschte mir, dass " Das Mädchen mit den roten Schuhen " in vielen Schulklassen auf dieser Welt zur Pflichtlektüre gehören würde.

Veröffentlicht am 10.04.2019

Leseempfehlung!

Tote Asche
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Kira Roth trauert um ihre Mutter, die nach einer langen und schweren Krankheit verstorben ist. Eines Tages findet Kira in der Küche ihrer Wohnung, die Urne ihrer Mutter, die längst begraben wurde. Dabei ...

Kira Roth trauert um ihre Mutter, die nach einer langen und schweren Krankheit verstorben ist. Eines Tages findet Kira in der Küche ihrer Wohnung, die Urne ihrer Mutter, die längst begraben wurde. Dabei steckt ein Zettel, der Andeutungen macht, dass Kira nicht die Tochter von Maria war … und, dass sie es nicht verdient hat zu leben. Kira kriegt es mit der Angst zu tun, denn nachdem sie sich von dem ersten Schock erholt hat, geschehen Dinge, die Kira verunsichern und sie ängstigen. Hat es jemand auf Kira abgesehen oder bildet sie sich alles nur ein? Kira beginnt die Vergangenheit ihrer Mutter zu durchleuchten und entdeckt Ungereimtheiten. Als ein Mord geschieht, hat Kira Angst dafür verantwortlich zu sein.

" Tote Asche " ist eines dieser Bücher, die man kaum mehr aus der Hand legen kann. Familiengeheimnisse und eine dunkle Vergangenheit sind Themen, die mich in Büchern sehr faszinieren. Doch dieses Buch bietet noch viel mehr. Spannung von der ersten bis zur letzten Seite, Rätseln, wer hinter den merkwürdigen Dingen, die Kira geschehen, stecken mag und ein Plot, der hervorragend durchdacht wurde. Vor allem die Frage, ob Kira sich alles einbildet oder ihr jemand Böses will, empfand ich als sehr fesselnd. Zudem ist die Figur Kira und ihre gesundheitlichen Probleme in der Vergangenheit sehr gut charakterisiert. Gerade in psychologischer Sicht, der Einblick in ein erlebtes Trauma, empfand ich Kira als sehr überzeugend. Immer wieder hat die Autorin mit, wie nebenbei eingeworfenen Sätzen, falsche Spuren gelegt. Irgendwann habe ich buchstäblich fast jeden verdächtigt für die merkwürdigen Geschehnisse verantwortlich zu sein. Die Auflösung hat mich regelrecht umgehauen. WoW! Grosses Kino!
Man merkt wohl meinen Sätzen an, dass ich sehr mitgefiebert habe. So empfand ich die Geschichte als sehr abwechslungsreich und fesselnd. Gefallen hat mir, dass Patricia Walter darauf verzichtet hat, unnötige Verstrickungen der Figuren einzubauen. Der Plot wirkt dadurch sehr durchdacht und man " arbeitet " sich Stück für Stück den roten Faden in der Story entlang.
Wie auch in " dunkle Vergangenheit " , das ich schon gelesen habe, fokussiert sich Patricia Walter auf das Wesentliche im Schreibstil.
Dadurch liest er sich sehr flüssig und ist wunderbar rund. Zudem erlebt man lesend immer wieder Szenen, die absolut authentisch geschrieben sind. Gerade zu Beginn, als Kira als Mädchen im Eis einbricht. Das stelle ich mir genauso beängstigend vor, wie die Szene geschrieben wurde.
Für mich ist dieses Buch ein Lesehighlight im zur Zeit etwas weichgespülten Dschungel der Thriller Neuerscheinungen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Charaktere
  • Spannung
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 09.04.2019

Ernstes Thema!

Sonntags bei Sophie
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Sophie, Rosa und Melanie sind gute Freundinnen seit sie in einer WG zusammen gewohnt haben. Sie haben schon viel zusammen erlebt, Schönes und weniger Schönes.
Nun ist Melanie schwanger von ihrem verheirateten ...

Sophie, Rosa und Melanie sind gute Freundinnen seit sie in einer WG zusammen gewohnt haben. Sie haben schon viel zusammen erlebt, Schönes und weniger Schönes.
Nun ist Melanie schwanger von ihrem verheirateten Freund und Rosa und Sophie freuen sich riesig auf das Baby, da beide kinderlos sind.
Rosa ist mit dem lieblosen Uwe verheiratet , den die Freundinnen am liebsten nicht an Rosas Seite möchten. Doch Rosa hat ihre eigene Strategie gegen die Launen ihres Mannes. Sie sucht sich ab und zu einen Mann für eine Nacht.
Als bei Sophie zum zweiten Mal Krebs ausbricht, stürzt für die drei Freundinnen die Welt zusammen. Leider gibt es dieses Mal keine Chance auf Heilung und die Freundinnen versuchen mit ihren sonntäglichen Treffen Stück für Stück Abschied zu nehmen voneinander. Durch Sophies Schicksal rücken Melanie und Rosa auch ihre Prioritäten im Leben zurecht. Doch wird sich der grösste Wunsch von Sophie, Melanies Baby noch im Arm halten zu können, erfüllen?

Eines vorneweg: Trotz des emotional geladenen Themas ist dieses Buch nicht nur traurig. Es ist auch stellenweise zum Schmunzeln, hat mich nachdenklich gemacht und meine Lebenseinstellung ein wenig zurecht gerückt.
Da die Geschichte aus der Sicht der gesunden Freundinnen Melanie und Rosa geschrieben wurde, erscheint das Leiden von Sophie etwas abgemildert. Ich war sehr froh darum, da ich teilweise mit meinen Emotionen zu kämpfen hatte.
" Sonntags bei Sophie " zeigt auch wie tief verbunden Freunde sein können und dies nicht nur auf den Bezug von Krankheit und Tod, sondern auch im Hinblick auf Schwangerschaft, Beziehungsprobleme und regelmässige Treffen.
Ein emotionales Buch, das ich allen Lesern wärmstens empfehle, die eine tiefgründige Geschichte über wahre Freundschaft lesen möchten.

Die Autorin schreibt in einem flüssigen Schreibstil, dem man ohne Mühe und trotz der verschiedenen Lebensgeschichten problemlos folgen kann. Ab Seite 2 war ich tief in der Geschichte versunken. Auch "Kaugummiseiten" wie man das des öfteren in Büchern findet , gibt es in diesem Buch nicht!
Von mir 5 Sterne !