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Veröffentlicht am 07.06.2019

Etliche Wiederholungen, vorhersehbare Wendungen und gegen null tendierende Spannung

Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht
0

Geschafft! Das schoss mir durch den Kopf als ich dieses mittelmäßige Finale dieser durchschnittlichen Reihe endlich hinter mir hatte. Jetzt habe ich sie alle 5 gelesen und kann sie von meinem SuB streichen. ...

Geschafft! Das schoss mir durch den Kopf als ich dieses mittelmäßige Finale dieser durchschnittlichen Reihe endlich hinter mir hatte. Jetzt habe ich sie alle 5 gelesen und kann sie von meinem SuB streichen. Mehr als diese Genugtuung und ein bisschen Amüsement hat mir diese Reihe aber leider nicht beschert und so werde ich sie bestimmt nicht mehr zur Hand nehmen und ihr keine Träne nachweinen. Zeit also, ein letztes Mal mit dieser Reihe abzurechnen!


Erster Satz: "Kylie Galen sah von dem Peperoni-Salami-Pizzastück auf dem feinen Porzellanteller vor sich auf."


Dabei fing es am Anfang gar nicht übel an. Auch wenn wir nicht wie versprochen mit Kylie bei den Chamäleons leben dürfen, sondern gleich mit ihrer Rückkehr ins Camp einsteigen, gelingt diese Rückkehr durch eine Flucht und einen Kampf mit Mario als rasanter Einstieg. Schade ist, dass wir nach dem hohen Spannungslevel zu Beginn keine genaueren Informationen über die Gemeinschaft der Chamäleons erhalten sondern schnell wieder in den langweiligen Camp-Alltag einsteigen. Statt diesen Teil wie ein wahrer Finalband ein wenig flotter aufzuziehen, erwartet uns hier mal wieder die alte Leier und wir ziehen in einem ätzenden Mittelteil unsere gewohnten Kreise um Kylies´ Andersartigkeit (gesteigert durch ein heiliges Schwert, das sie neuerdings verfolgt), einen neuen, gruseligen Geist mit zulösendem Problem und natürlich die Frage aller Fragen: wen nimmt sie nun - Lucas oder Derek (kotz). So warten also bloß die ersten 100 und die letzten 20 Seiten mit wirklicher Handlung und Neuigkeiten auf und dazwischen erwartet uns Teenie-Gefühlschaos 5.0 - viel zu lang, mit etlichen Wiederholungen und zum Einschlafen erzählt. Spannung und Action treten hier wieder zugunsten von liebeskranken Teenies zurück. C.C. Hunter hat hier also wieder ihre Prioritäten anderes gesteckt, als ich es für passend empfunden hätte.


"Das Einzige, was zählte, war, dass sie ihre Mom rettete. In dem Moment wusste sie, was Mario gemeint hatte, als er von ihrer Schwäche gesprochen hatte. Liebe. Schwäche hin oder her, Liebe war das Einzige, wofür es sich lohnte zu sterben."


Einige Punkte, die mir gut gefallen haben, wurden dabei immer wieder von nervtötenden Wiederholungen und schierer Ideenlosigkeit überschattet, sodass ich bis zum Ende leider eine ziemliche Anti-Haltung gegen das Buch entwickelt habe. Gut gefallen hat mir zum Beispiel, dass hier die Bedeutung der Familie, die Wichtigkeit von Vertrauen und das Thema Vergebung in den Mittelpunkt rücken. Kylies tiefe Freundschaft zu Miranda, Della, Holiday und Burnett war zusammen mit der Beziehung zu ihrer Mutter, ihrem Stiefvater und zu Daniel ein Lichtblick und konnten mich über die 592 Seiten retten. Kylies Hin-und-Her zwischen Lucas und Derek konnte ich aber wirklich nicht mehr ertragen. Es war doch wirklich von Anfang an klar, wen sie am Ende nimmt und als dann die Entscheidung auf Lucas fiel hielt sich die Überraschung bei mir in Grenzen. Das war aber noch nicht das Schlimmste an dem Ganzen. Ganz übel waren seine dick aufgetragenen Liebesbekundungen, seine permanente Leidensmiene und liebeskranke Reue sowie Kylies Hinhaltetaktik, mit der sie ihm - ja was eigentlich? - helfen wollte(?). Dass ich ihre Versöhnung und den Grund dafür irgendwie überlesen habe, spricht ja Bände dafür, dass ihr Liebesdrama am Ende nur noch unnötig und konstruiert war.

Kylie nervt also mit ständigen Heulattacken, müsste eigentlich schon verhungert sein, so oft wie erwähnt wird, dass sie keinen Appetit hat und ihr Essen stehen lässt und führt etliche Gespräche über Verhütung und Schwangerschaftstests. Lucas hechelt ihr wie ein liebeskranker Hund hinterher. Derek findet die neue Liebe seines Lebens (schwupp, ganz plötzlich aufgetaucht - ist das nicht praktisch?) und der Rest lebt so vor sich hin. UND WO BLEIBT HIER DIE HANDLUNG? Mir wird seit Band 1 ein spannender Endkampf mit Mario und seinen Schergen versprochen, die … ja was wollen die eigentlich? Während ich auf den spannenden Showdown wartete (der übrigens nicht kam), wurde mir bewusst, wie lächerlich und oberflächlich unsere Antagonisten eigentlich sind und in mir keimte der Verdacht, dass die "Bedrohung" durch Mario einfach nur benutzt wurde, um ab und zu ein paar Actionszenen in den Liebesmorast einpflanzen zu können, richtig mit diesem Handlungsstrang beschäftigt, haben wir uns leider nie.


"Du wirst zu mir kommen, Kylie Galen, bereit zu leiden und zu sterben durch meine Hand, nur zu meinem Vergnügen. Du wirst mir nicht entkommen. Deine Schwäche wird dir zum Verhängnis werden!"


Und dann, nachdem mir auf hundert Seiten erzählt wurde, dass Kylie Mario auf keinen Fall besiegen kann weil er so viel stärker ist als sie, dass sie leiden und sterben wird, dass es aussichtslos ist blablabla, dann war ich irgendwann auf Seite 530 angelangt und ein spannender Endkampf war noch lange nicht in Sicht. Dafür, dass das Finale ja "soo aussichtslos und gefährlich" werden sollte, wurde ich angesichts der schrumpfenden Restseitenzahl immer skeptischer - zu recht. Denn als es dann endlich losgeht (total unspektakulär, aus dem Nichts), bekommen wir eine Wendung vorgesetzt, die es eigentlich nicht verdient, so genannt zu werden (ich habe es schon seit Band 2 gewusst) und starten in einen Kampf, der in zwei Seiten abgeschlossen wird. Da fehlten einfach der Knalleffekt, der eindeutige Bezug zum größeren Handlungsrahmen und die zündende Idee dahinter. Auf der Buchrückseite wird die Geschichte als "packendes Finale", "actionreich" und "romantisch" angepriesen. Ich kann alles in allem leider keiner dieser drei Attribute zustimmen.

Damit endet die Reihe genau so wie sie begonnen hat: absolut mittelmäßig, wenn nicht sogar etwas unterdurchschnittlich. In der Idee mit dem Camp, den Geistern, den Konflikten mit der FRU, gewaltbereiten Gangs und den verschiedenen, spannenden Protagonisten wäre so viel Potential gewesen, doch leider verrennt sich die Autorin in einer grottigen Dreiecksbeziehung und einem übersteigerten Identitätskonflikt und behandelt durch das unregelmäßige Miteinbinden elementarer Ereignisse oder richtungsweisender Elemente, die Spannung stiefmütterlich. Mir fehlten hier die Tiefgründigkeit der dargestellten Welt, interessante Intrigen zum Mitdenken und eine prickelnde, mystische Atmosphäre. Stattdessen werden wir mit vorhersehbaren Wendungen abgespeist und von Wiederholungen überhäuft. Mein Endfazit für die Reihe lautet also: wirklich nur für anspruchslose Leser weiterzuempfehlen!



Fazit:


Ein rasanter Einstieg, ein lächerlich kurzer und unspektakulärer Endkampf und dazwischen: 400 Seiten Teenie-Gefühlschaos 5.0 mit etlichen Wiederholungen, vorhersehbaren Wendungen und gegen null tendierender Spannung. Für das "große Finale" einer fünfbändigen Reihe echt mies!

Veröffentlicht am 07.06.2019

Etliche WIederholungen, vorhersehbare Wendungen und gegen null tendierende Spannung.

Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht
0

Geschafft! Das schoss mir durch den Kopf als ich dieses mittelmäßige Finale dieser durchschnittlichen Reihe endlich hinter mir hatte. Jetzt habe ich sie alle 5 gelesen und kann sie von meinem SuB streichen. ...

Geschafft! Das schoss mir durch den Kopf als ich dieses mittelmäßige Finale dieser durchschnittlichen Reihe endlich hinter mir hatte. Jetzt habe ich sie alle 5 gelesen und kann sie von meinem SuB streichen. Mehr als diese Genugtuung und ein bisschen Amüsement hat mir diese Reihe aber leider nicht beschert und so werde ich sie bestimmt nicht mehr zur Hand nehmen und ihr keine Träne nachweinen. Zeit also, ein letztes Mal mit dieser Reihe abzurechnen!


Erster Satz: "Kylie Galen sah von dem Peperoni-Salami-Pizzastück auf dem feinen Porzellanteller vor sich auf."


Dabei fing es am Anfang gar nicht übel an. Auch wenn wir nicht wie versprochen mit Kylie bei den Chamäleons leben dürfen, sondern gleich mit ihrer Rückkehr ins Camp einsteigen, gelingt diese Rückkehr durch eine Flucht und einen Kampf mit Mario als rasanter Einstieg. Schade ist, dass wir nach dem hohen Spannungslevel zu Beginn keine genaueren Informationen über die Gemeinschaft der Chamäleons erhalten sondern schnell wieder in den langweiligen Camp-Alltag einsteigen. Statt diesen Teil wie ein wahrer Finalband ein wenig flotter aufzuziehen, erwartet uns hier mal wieder die alte Leier und wir ziehen in einem ätzenden Mittelteil unsere gewohnten Kreise um Kylies´ Andersartigkeit (gesteigert durch ein heiliges Schwert, das sie neuerdings verfolgt), einen neuen, gruseligen Geist mit zulösendem Problem und natürlich die Frage aller Fragen: wen nimmt sie nun - Lucas oder Derek (kotz). So warten also bloß die ersten 100 und die letzten 20 Seiten mit wirklicher Handlung und Neuigkeiten auf und dazwischen erwartet uns Teenie-Gefühlschaos 5.0 - viel zu lang, mit etlichen Wiederholungen und zum Einschlafen erzählt. Spannung und Action treten hier wieder zugunsten von liebeskranken Teenies zurück. C.C. Hunter hat hier also wieder ihre Prioritäten anderes gesteckt, als ich es für passend empfunden hätte.


"Das Einzige, was zählte, war, dass sie ihre Mom rettete. In dem Moment wusste sie, was Mario gemeint hatte, als er von ihrer Schwäche gesprochen hatte. Liebe. Schwäche hin oder her, Liebe war das Einzige, wofür es sich lohnte zu sterben."


Einige Punkte, die mir gut gefallen haben, wurden dabei immer wieder von nervtötenden Wiederholungen und schierer Ideenlosigkeit überschattet, sodass ich bis zum Ende leider eine ziemliche Anti-Haltung gegen das Buch entwickelt habe. Gut gefallen hat mir zum Beispiel, dass hier die Bedeutung der Familie, die Wichtigkeit von Vertrauen und das Thema Vergebung in den Mittelpunkt rücken. Kylies tiefe Freundschaft zu Miranda, Della, Holiday und Burnett war zusammen mit der Beziehung zu ihrer Mutter, ihrem Stiefvater und zu Daniel ein Lichtblick und konnten mich über die 592 Seiten retten. Kylies Hin-und-Her zwischen Lucas und Derek konnte ich aber wirklich nicht mehr ertragen. Es war doch wirklich von Anfang an klar, wen sie am Ende nimmt und als dann die Entscheidung auf Lucas fiel hielt sich die Überraschung bei mir in Grenzen. Das war aber noch nicht das Schlimmste an dem Ganzen. Ganz übel waren seine dick aufgetragenen Liebesbekundungen, seine permanente Leidensmiene und liebeskranke Reue sowie Kylies Hinhaltetaktik, mit der sie ihm - ja was eigentlich? - helfen wollte(?). Dass ich ihre Versöhnung und den Grund dafür irgendwie überlesen habe, spricht ja Bände dafür, dass ihr Liebesdrama am Ende nur noch unnötig und konstruiert war.

Kylie nervt also mit ständigen Heulattacken, müsste eigentlich schon verhungert sein, so oft wie erwähnt wird, dass sie keinen Appetit hat und ihr Essen stehen lässt und führt etliche Gespräche über Verhütung und Schwangerschaftstests. Lucas hechelt ihr wie ein liebeskranker Hund hinterher. Derek findet die neue Liebe seines Lebens (schwupp, ganz plötzlich aufgetaucht - ist das nicht praktisch?) und der Rest lebt so vor sich hin. UND WO BLEIBT HIER DIE HANDLUNG? Mir wird seit Band 1 ein spannender Endkampf mit Mario und seinen Schergen versprochen, die … ja was wollen die eigentlich? Während ich auf den spannenden Showdown wartete (der übrigens nicht kam), wurde mir bewusst, wie lächerlich und oberflächlich unsere Antagonisten eigentlich sind und in mir keimte der Verdacht, dass die "Bedrohung" durch Mario einfach nur benutzt wurde, um ab und zu ein paar Actionszenen in den Liebesmorast einpflanzen zu können, richtig mit diesem Handlungsstrang beschäftigt, haben wir uns leider nie.


"Du wirst zu mir kommen, Kylie Galen, bereit zu leiden und zu sterben durch meine Hand, nur zu meinem Vergnügen. Du wirst mir nicht entkommen. Deine Schwäche wird dir zum Verhängnis werden!"


Und dann, nachdem mir auf hundert Seiten erzählt wurde, dass Kylie Mario auf keinen Fall besiegen kann weil er so viel stärker ist als sie, dass sie leiden und sterben wird, dass es aussichtslos ist blablabla, dann war ich irgendwann auf Seite 530 angelangt und ein spannender Endkampf war noch lange nicht in Sicht. Dafür, dass das Finale ja "soo aussichtslos und gefährlich" werden sollte, wurde ich angesichts der schrumpfenden Restseitenzahl immer skeptischer - zu recht. Denn als es dann endlich losgeht (total unspektakulär, aus dem Nichts), bekommen wir eine Wendung vorgesetzt, die es eigentlich nicht verdient, so genannt zu werden (ich habe es schon seit Band 2 gewusst) und starten in einen Kampf, der in zwei Seiten abgeschlossen wird. Da fehlten einfach der Knalleffekt, der eindeutige Bezug zum größeren Handlungsrahmen und die zündende Idee dahinter. Auf der Buchrückseite wird die Geschichte als "packendes Finale", "actionreich" und "romantisch" angepriesen. Ich kann alles in allem leider keiner dieser drei Attribute zustimmen.

Damit endet die Reihe genau so wie sie begonnen hat: absolut mittelmäßig, wenn nicht sogar etwas unterdurchschnittlich. In der Idee mit dem Camp, den Geistern, den Konflikten mit der FRU, gewaltbereiten Gangs und den verschiedenen, spannenden Protagonisten wäre so viel Potential gewesen, doch leider verrennt sich die Autorin in einer grottigen Dreiecksbeziehung und einem übersteigerten Identitätskonflikt und behandelt durch das unregelmäßige Miteinbinden elementarer Ereignisse oder richtungsweisender Elemente, die Spannung stiefmütterlich. Mir fehlten hier die Tiefgründigkeit der dargestellten Welt, interessante Intrigen zum Mitdenken und eine prickelnde, mystische Atmosphäre. Stattdessen werden wir mit vorhersehbaren Wendungen abgespeist und von Wiederholungen überhäuft. Mein Endfazit für die Reihe lautet also: wirklich nur für anspruchslose Leser weiterzuempfehlen!



Fazit:


Ein rasanter Einstieg, ein lächerlich kurzer und unspektakulärer Endkampf und dazwischen: 400 Seiten Teenie-Gefühlschaos 5.0 mit etlichen Wiederholungen, vorhersehbaren Wendungen und gegen null tendierender Spannung. Für das "große Finale" einer fünfbändigen Reihe echt mies!

Veröffentlicht am 07.06.2019

Etliche Wiederholungen, vorhersehbare Wendungen und gegen null tendierende Spannung

Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht
0

Geschafft! Das schoss mir durch den Kopf als ich dieses mittelmäßige Finale dieser durchschnittlichen Reihe endlich hinter mir hatte. Jetzt habe ich sie alle 5 gelesen und kann sie von meinem SuB streichen. ...

Geschafft! Das schoss mir durch den Kopf als ich dieses mittelmäßige Finale dieser durchschnittlichen Reihe endlich hinter mir hatte. Jetzt habe ich sie alle 5 gelesen und kann sie von meinem SuB streichen. Mehr als diese Genugtuung und ein bisschen Amüsement hat mir diese Reihe aber leider nicht beschert und so werde ich sie bestimmt nicht mehr zur Hand nehmen und ihr keine Träne nachweinen. Zeit also, ein letztes Mal mit dieser Reihe abzurechnen!


Erster Satz: "Kylie Galen sah von dem Peperoni-Salami-Pizzastück auf dem feinen Porzellanteller vor sich auf."


Dabei fing es am Anfang gar nicht übel an. Auch wenn wir nicht wie versprochen mit Kylie bei den Chamäleons leben dürfen, sondern gleich mit ihrer Rückkehr ins Camp einsteigen, gelingt diese Rückkehr durch eine Flucht und einen Kampf mit Mario als rasanter Einstieg. Schade ist, dass wir nach dem hohen Spannungslevel zu Beginn keine genaueren Informationen über die Gemeinschaft der Chamäleons erhalten sondern schnell wieder in den langweiligen Camp-Alltag einsteigen. Statt diesen Teil wie ein wahrer Finalband ein wenig flotter aufzuziehen, erwartet uns hier mal wieder die alte Leier und wir ziehen in einem ätzenden Mittelteil unsere gewohnten Kreise um Kylies´ Andersartigkeit (gesteigert durch ein heiliges Schwert, das sie neuerdings verfolgt), einen neuen, gruseligen Geist mit zulösendem Problem und natürlich die Frage aller Fragen: wen nimmt sie nun - Lucas oder Derek (kotz). So warten also bloß die ersten 100 und die letzten 20 Seiten mit wirklicher Handlung und Neuigkeiten auf und dazwischen erwartet uns Teenie-Gefühlschaos 5.0 - viel zu lang, mit etlichen Wiederholungen und zum Einschlafen erzählt. Spannung und Action treten hier wieder zugunsten von liebeskranken Teenies zurück. C.C. Hunter hat hier also wieder ihre Prioritäten anderes gesteckt, als ich es für passend empfunden hätte.


"Das Einzige, was zählte, war, dass sie ihre Mom rettete. In dem Moment wusste sie, was Mario gemeint hatte, als er von ihrer Schwäche gesprochen hatte. Liebe. Schwäche hin oder her, Liebe war das Einzige, wofür es sich lohnte zu sterben."


Einige Punkte, die mir gut gefallen haben, wurden dabei immer wieder von nervtötenden Wiederholungen und schierer Ideenlosigkeit überschattet, sodass ich bis zum Ende leider eine ziemliche Anti-Haltung gegen das Buch entwickelt habe. Gut gefallen hat mir zum Beispiel, dass hier die Bedeutung der Familie, die Wichtigkeit von Vertrauen und das Thema Vergebung in den Mittelpunkt rücken. Kylies tiefe Freundschaft zu Miranda, Della, Holiday und Burnett war zusammen mit der Beziehung zu ihrer Mutter, ihrem Stiefvater und zu Daniel ein Lichtblick und konnten mich über die 592 Seiten retten. Kylies Hin-und-Her zwischen Lucas und Derek konnte ich aber wirklich nicht mehr ertragen. Es war doch wirklich von Anfang an klar, wen sie am Ende nimmt und als dann die Entscheidung auf Lucas fiel hielt sich die Überraschung bei mir in Grenzen. Das war aber noch nicht das Schlimmste an dem Ganzen. Ganz übel waren seine dick aufgetragenen Liebesbekundungen, seine permanente Leidensmiene und liebeskranke Reue sowie Kylies Hinhaltetaktik, mit der sie ihm - ja was eigentlich? - helfen wollte(?). Dass ich ihre Versöhnung und den Grund dafür irgendwie überlesen habe, spricht ja Bände dafür, dass ihr Liebesdrama am Ende nur noch unnötig und konstruiert war.

Kylie nervt also mit ständigen Heulattacken, müsste eigentlich schon verhungert sein, so oft wie erwähnt wird, dass sie keinen Appetit hat und ihr Essen stehen lässt und führt etliche Gespräche über Verhütung und Schwangerschaftstests. Lucas hechelt ihr wie ein liebeskranker Hund hinterher. Derek findet die neue Liebe seines Lebens (schwupp, ganz plötzlich aufgetaucht - ist das nicht praktisch?) und der Rest lebt so vor sich hin. UND WO BLEIBT HIER DIE HANDLUNG? Mir wird seit Band 1 ein spannender Endkampf mit Mario und seinen Schergen versprochen, die … ja was wollen die eigentlich? Während ich auf den spannenden Showdown wartete (der übrigens nicht kam), wurde mir bewusst, wie lächerlich und oberflächlich unsere Antagonisten eigentlich sind und in mir keimte der Verdacht, dass die "Bedrohung" durch Mario einfach nur benutzt wurde, um ab und zu ein paar Actionszenen in den Liebesmorast einpflanzen zu können, richtig mit diesem Handlungsstrang beschäftigt, haben wir uns leider nie.


"Du wirst zu mir kommen, Kylie Galen, bereit zu leiden und zu sterben durch meine Hand, nur zu meinem Vergnügen. Du wirst mir nicht entkommen. Deine Schwäche wird dir zum Verhängnis werden!"


Und dann, nachdem mir auf hundert Seiten erzählt wurde, dass Kylie Mario auf keinen Fall besiegen kann weil er so viel stärker ist als sie, dass sie leiden und sterben wird, dass es aussichtslos ist blablabla, dann war ich irgendwann auf Seite 530 angelangt und ein spannender Endkampf war noch lange nicht in Sicht. Dafür, dass das Finale ja "soo aussichtslos und gefährlich" werden sollte, wurde ich angesichts der schrumpfenden Restseitenzahl immer skeptischer - zu recht. Denn als es dann endlich losgeht (total unspektakulär, aus dem Nichts), bekommen wir eine Wendung vorgesetzt, die es eigentlich nicht verdient, so genannt zu werden (ich habe es schon seit Band 2 gewusst) und starten in einen Kampf, der in zwei Seiten abgeschlossen wird. Da fehlten einfach der Knalleffekt, der eindeutige Bezug zum größeren Handlungsrahmen und die zündende Idee dahinter. Auf der Buchrückseite wird die Geschichte als "packendes Finale", "actionreich" und "romantisch" angepriesen. Ich kann alles in allem leider keiner dieser drei Attribute zustimmen.

Damit endet die Reihe genau so wie sie begonnen hat: absolut mittelmäßig, wenn nicht sogar etwas unterdurchschnittlich. In der Idee mit dem Camp, den Geistern, den Konflikten mit der FRU, gewaltbereiten Gangs und den verschiedenen, spannenden Protagonisten wäre so viel Potential gewesen, doch leider verrennt sich die Autorin in einer grottigen Dreiecksbeziehung und einem übersteigerten Identitätskonflikt und behandelt durch das unregelmäßige Miteinbinden elementarer Ereignisse oder richtungsweisender Elemente, die Spannung stiefmütterlich. Mir fehlten hier die Tiefgründigkeit der dargestellten Welt, interessante Intrigen zum Mitdenken und eine prickelnde, mystische Atmosphäre. Stattdessen werden wir mit vorhersehbaren Wendungen abgespeist und von Wiederholungen überhäuft. Mein Endfazit für die Reihe lautet also: wirklich nur für anspruchslose Leser weiterzuempfehlen!



Fazit:


Ein rasanter Einstieg, ein lächerlich kurzer und unspektakulärer Endkampf und dazwischen: 400 Seiten Teenie-Gefühlschaos 5.0 mit etlichen Wiederholungen, vorhersehbaren Wendungen und gegen null tendierender Spannung. Für das "große Finale" einer fünfbändigen Reihe echt mies!

Veröffentlicht am 13.05.2019

Angestaubte Sprache, aufgeblasene Monologe und eine diskontinuierliche Konstruktion der Handlung

Faust
0

Der depressive und vom Leben enttäuschte Universalgelehrte Faust geht zum Überwinden seiner Lebenskrise einen Packt mit dem Teufel Mephisto ein. Sollte Mephisto Faust so weit bringen, dass er einen glücklichen ...

Der depressive und vom Leben enttäuschte Universalgelehrte Faust geht zum Überwinden seiner Lebenskrise einen Packt mit dem Teufel Mephisto ein. Sollte Mephisto Faust so weit bringen, dass er einen glücklichen Augenblick festhalten wolle, dann erhält er Fausts Seele. Mephisto tut alles, um Faust vom rechten Weg abzubringen. Er macht ihn jünger und verhilft ihm zu einer Affäre mit einem jungen, unschuldigen Mädchen - Gretchen - dessen physische und psychische Existenz er durch sein triebhaftes, egoistisches Verhalten zerstört. Seine Lebenskrise überwindet er jedoch nicht und sein Irren wird mit "Faust II" weitergeführt.


Vorangestellt muss ich wohl sagen, dass dieser Klassiker eine meiner Deutsch-Abi-Lektüren war, ich mich also im schulischen Rahmen damit beschäftigt habe. Auch wenn ich mir im Rahmen der Klassiker-Challenge das Ziel gesetzt habe, alten Klassikern eine Chance zu geben, hätte ich mich wohl nie an diesen verstaubten Schinken gewagt. Und auch wenn ich die Handlung besser verstanden habe, als ich zu Beginn angenommen hatte, habe ich mich nur durch diese Tragödie gequält. Das liegt meiner Ansicht nach weniger daran, dass ich ein Kulturbanause bin, vielmehr fand ich die Geschichte einfach grottenschlecht erzählt und weder die Handlung noch die Sprache oder die Themen konnten mich abholen. Natürlich ist es sehr schwierig ein solches Werk angemessen zu rezensieren. Und vielleicht kann es auch sein, dass aus mir mit dieser Meinungsäußerung auch der Frust spricht, dass ich mich mit diesem Werkt zwei Jahre lang beschäftigen musste. Dennoch würde ich sagen, dass ich mir nach etlichen Klausuren, detaillierter Textarbeit, spannenden Diskussionen und einer Abiprüfung durchaus das Recht verdient habe, das Werk von meinem Standpunkt aus kritisch zu bewerten.



Wie bin ich mit der Sprache zurecht gekommen?


Goethes Faust ist ein Theaterstück, das aus 28 einzelnen Szenen ohne Akteinteilung besteht. Vielmehr hat sich Goethe hier für ein Stationendrama mit asymmetrischem Aufbau entschieden (2 Peripetien), das man nach der typischen Dramenaufteilung in die Gelehrtentragödie und die Gretchentragödie gliedern kann. Dabei wird die Geschichte nur über Monologe und Dialoge erzählt, die bis auf eine Prosaszene in gereimten Versen verfasst sind. Wem sich bei den Worten Madrigalvers, Knittelvers, Blankvers und freien Rhythmen schon die Nackenhaare sträuben, sollte lieber die Finger davon lassen. Am meisten zu schaffen gemacht hat mir aber nicht die gereimte Sprache mit ihren vielfältigen Versformen und aufgeblasenen Wortbildern, sondern vor allem die diskontinuierliche Szenenfolge. Ständige Zeitsprünge, Ortswechsel und das plötzliche Auf- und Abtreten von Figuren machen das Verfolgen der dialogisch präsentierten Handlung sehr schwer. In der sprachlichen Gestaltung sind eindeutige Einflüsse des Sturm und Drangs erkennbar (eine Epoche deren Gefühlsbetontheit und Ichbezogenheit mir ehrlich gesagt sehr auf die Nerven geht). So hielt Goethe wohl nicht wirklich etwas von einer Einheit von Zeit, Ort, fortlaufender Handlung oder sprachlicher Geschlossenheit sondern legte stattdessen viel Wert auf ausschweifende Monologe von Seiten Fausts über seine Lebenskrise, seinen Treibstau oder über seine entgrenzenden Naturerlebnisse. Wenn ich also sage, die Sprache ist sehr altmodisch und recht anspruchsvoll meine ich eigentlich langweilig und angestaubt. Ich kann beim besten Willen nicht verstehen, welche Art von Faszination für dieses Werk, Menschen dazu treibt, sich freiwillig diesem Kuddelmuddel zu widmen.



Wie finde ich die Konstruktion der Handlung?


Goethe hat dieses Werk über mehrere Jahrzehnte hinweg in mehreren Phasen verfasst („Urfaust“, Fragmente, …). Leider kann man die zeitweisen Arbeitsschritte und die fehlende Stringenz auch der Handlung anspüren. So ist das passendste Attribut, das mir zum Aufbau des Dramas einfällt: verwirrende Inhomogenität. Viele wichtige Informationen werden übergangen, nebenbei erwähnt oder äußerst ungenau wiedergegeben und aufgrund der diskontinuierlichen Szenenfolge lassen sich auch die häufigen Zeitsprünge, die im krassen Gegensatz zu den ausschweifenden Wiederholungen am Anfang stehen, äußerst schlecht identifizieren. So wird dem unwissenden Leser Gretchens Schwangerschaft verschwiegen (bloß wenn man es weiß, kann man Anspielungen erkennen), die Geburt des Kindes, ihr Konflikt und ihr Kindsmord werden zugunsten der widerlich orgiastischen "Walpurgisnacht" und dem parodierenden "Walpurgisnachtstraum" komplett ausgespart. Ich halte mich selbst für eine recht aufmerksame Leserin, aber wenn ich keine schlauen Zusammenfassungen im Internet zur Hilfe gehabt hätte, hätte ich gerade im letzten Teil wenig der Handlung verstanden. Auf der einen Seiten haben mich also die vielen Wiederholungen gleicher Gedankengänge (vor allem Fausts scheinheilige Selbstgespräche, wie weit er bei Gretchen gehen darf) und auf der anderen Seite das Aussparen wichtiger Informationen und essenzieller Szenen, die zum Verständnis der Handlung notwendig sind sowie die nicht vorhandene Kennzeichnung von riesigen Zeitsprüngen, ziemlich verwirrt und genervt. Hätte ein heutiger Roman sich diese grottige Konstruktion geleistet, wäre er in der Luft zerrissen worden.


Kann ich mich mit den Protagonisten identifizieren?

Allgemein ist das angesichts des Alters des Werks recht schwierig, da die Figuren in einer komplett anderen Zeit gelebt haben und sich sowohl ihre Denk- als auch Lebensweise stark von unserer unterscheidet. Dazu kommt, dass die Hauptfigur Faust mit seinen schätzungsweise 50 Jahren in einer Lebenskrise steckt, die man wohl heutzutage als Midlife Crises betiteln würde und die ich nur schwer auf meine eigene Lebenswelt beziehen kann. So leidet er an einem emotionalen Defizit, hat keine engen sozialen Bindungen und sein immenser Triebstau sorgt in seiner Beziehung mit Gretchen für ein Schwanken zwischen Schwärmerei und sexuellem Verlangen. Ein weiterer Punkt, weshalb ich mit Faust nicht besonders viel anfangen konnte, ist seine verantwortungslose, zerstörerische Ich-Bezogenheit, mit der er das Leben der jungen Margarete zerstört und die Tatsache, dass er all seine Schuld an ihrem Schicksal leugnet, verdrängt und auf Mephisto abzuwälzen versucht. Ihr seht also - ein sehr liebenswerter Charakter, dieser Heinrich Faust.

Da sich mit "Faust" und "Steppenwolf" gleich zwei Schwerpunktlektüren mit den Lebenskrisen älterer Männer befassen und das für mich als junge Frau nicht besonders relevant ist, kam die Prüfungskommission doch tatsächlich auf die Idee, uns "Faust" mit der Begründung schmackhaft zu machen, dass ja mit Margarete ein junges Mädchen eine wichtige Rolle spiele. Dass sie erst 14 Jahre alt ist und sich naiv (trotz guter Intuition) von dem viel älteren Faust verführen (mal ehrlich, das ist trotz seiner Verjüngung echt widerlich), benutzen und wegwerfen lässt, macht sie meiner Meinung nach trotzdem nicht unbedingt zur passendsten Identifikationsperson Die einzig erfreuliche Wendung, die ihren Charakter anbelangt ist, dass sie sich am Ende im Kerker dazu entscheidet, nicht mit Faust zu fliehen, sondern ihre Schuld bekennt, zu sich selbst zurückfindet und sich ihrem Gericht stellt.

Wen ich als einziges wirklich interessant fand, ist Mephisto, da er mit seinen verschiedenen Rollen und Erscheinungsformen sowie mit seiner Stellung als Katalysator des Guten im Weltgefüge als einziger eine gewisse Ambivalenz und Tiefe besitzt. Spannend finde ich auch den Gedanken, dass Faust und Mephisto als antithetische Figuration eines inneren Prozesses gesehen werden können, Mephisto also zum Alter Ego oder zur Wesensdimension Faust werden würde.


Ist das Thema des Romans noch zeitgemäß? Inwiefern lässt es sich auf die heutige Zeit beziehen?

Ganz grob geht es im Faust mit seiner "Zwei-Seelen-Problematik" um den Widerspruch zwischen Körper und Geist, Wissen und Spaß, Intellektualität und Sinnlichem, Göttlichem und Irdischem und dem daraus folgenden Streben nach Entgrenzung. Faust leidet unter seinem begrenzten Erkenntnisvermögen und als klassischer Pantheist unter der Enge des mittelalterlichen Wissenschaftsbetriebs, was ihn in eine tiefe Depression stürzt (Gelehrtentragödie). Auf der anderen Seite, locken ihn aber auch die sinnlichen Erfüllungen, was zur Gretchentragödie führt. Diese Thematik, dieser grundsätzliche Widerspruch, ist in ihren Grundzügen meiner Meinung nach immer noch relevant.

Sehr spannend finde ich außerdem, dass Goethe 1808 so offen über Religion und die Abkehr von dieser schreibt. Faust äußert sich als klassischer Pantheist und scheint nicht viel von Gretchens Frömmigkeit zu halten und auch das Gottesbild im "Prolog im Himmel" lässt eher auf eine ganzheitliche Betrachtung der religiösen Vorstellung schließen, als auf eine christliche. Goethes Vorstellung von "Gut und Böse" und Mephisto als wichtige Erfüllungshilfe, der die Menschen in ihrer Trägheit zum Streben bringt, empfinde ich ebenfalls als recht fortschrittlich.

Auch wenn das vermutlich nicht so beabsichtigt war, könnte man außerdem in Gretchens Opferrolle ein abschreckendes Beispiel für das Scheitern einer Beziehung sehen. Da sich die beiden in Alter, Schicht, Intelligenz, Reife, Religiosität und Ehrlichkeit der Absichten stark unterscheiden, ist ein Scheitern eigentlich vorprogrammiert. Ihre Beziehung war von Beginn an von Hierarchie, Abhängigkeit und von keiner richtigen Liebe von Seiten Fausts geprägt und stand unter dem Vorzeichen von Lug und Betrug.



Gesamteindruck: Ein Klassiker und must-read?

Goethes "Faust" ist insofern ein interessanter Klassiker als dass es Merkmale mehrerer verschiedener Epochen aufweist (Weimarer Klassik, Sturm und Drang, Aufklärung) und für die damalige Zeit recht fortschrittlich war was Sozialkritik, Religionskritik und Wissenschaftskritik anbelangt. Ob es ein "must-read" ist, würde ich dennoch entschiedenen verneinen. Weder die umständliche Sprache mit den aufgeblasenen Dialogen, den vielen Wiederholungen noch die diskontinuierliche Konstruktion der Handlung oder die fragwürdigen Figuren konnten mich überzeugen. So ist alles was von dem Werk bleibt der schale Triumpf, es einmal in meinem Leben gelesen zu haben.

Veröffentlicht am 13.05.2019

Angestaubte Sprache, aufgeblasene Monologe und eine diskontinuierliche Konstruktion der Handlung

Faust
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Der depressive und vom Leben enttäuschte Universalgelehrte Faust geht zum Überwinden seiner Lebenskrise einen Packt mit dem Teufel Mephisto ein. Sollte Mephisto Faust so weit bringen, dass er einen glücklichen ...

Der depressive und vom Leben enttäuschte Universalgelehrte Faust geht zum Überwinden seiner Lebenskrise einen Packt mit dem Teufel Mephisto ein. Sollte Mephisto Faust so weit bringen, dass er einen glücklichen Augenblick festhalten wolle, dann erhält er Fausts Seele. Mephisto tut alles, um Faust vom rechten Weg abzubringen. Er macht ihn jünger und verhilft ihm zu einer Affäre mit einem jungen, unschuldigen Mädchen - Gretchen - dessen physische und psychische Existenz er durch sein triebhaftes, egoistisches Verhalten zerstört. Seine Lebenskrise überwindet er jedoch nicht und sein Irren wird mit "Faust II" weitergeführt.


Vorangestellt muss ich wohl sagen, dass dieser Klassiker eine meiner Deutsch-Abi-Lektüren war, ich mich also im schulischen Rahmen damit beschäftigt habe. Auch wenn ich mir im Rahmen der Klassiker-Challenge das Ziel gesetzt habe, alten Klassikern eine Chance zu geben, hätte ich mich wohl nie an diesen verstaubten Schinken gewagt. Und auch wenn ich die Handlung besser verstanden habe, als ich zu Beginn angenommen hatte, habe ich mich nur durch diese Tragödie gequält. Das liegt meiner Ansicht nach weniger daran, dass ich ein Kulturbanause bin, vielmehr fand ich die Geschichte einfach grottenschlecht erzählt und weder die Handlung noch die Sprache oder die Themen konnten mich abholen. Natürlich ist es sehr schwierig ein solches Werk angemessen zu rezensieren. Und vielleicht kann es auch sein, dass aus mir mit dieser Meinungsäußerung auch der Frust spricht, dass ich mich mit diesem Werkt zwei Jahre lang beschäftigen musste. Dennoch würde ich sagen, dass ich mir nach etlichen Klausuren, detaillierter Textarbeit, spannenden Diskussionen und einer Abiprüfung durchaus das Recht verdient habe, das Werk von meinem Standpunkt aus kritisch zu bewerten.



Wie bin ich mit der Sprache zurecht gekommen?


Goethes Faust ist ein Theaterstück, das aus 28 einzelnen Szenen ohne Akteinteilung besteht. Vielmehr hat sich Goethe hier für ein Stationendrama mit asymmetrischem Aufbau entschieden (2 Peripetien), das man nach der typischen Dramenaufteilung in die Gelehrtentragödie und die Gretchentragödie gliedern kann. Dabei wird die Geschichte nur über Monologe und Dialoge erzählt, die bis auf eine Prosaszene in gereimten Versen verfasst sind. Wem sich bei den Worten Madrigalvers, Knittelvers, Blankvers und freien Rhythmen schon die Nackenhaare sträuben, sollte lieber die Finger davon lassen. Am meisten zu schaffen gemacht hat mir aber nicht die gereimte Sprache mit ihren vielfältigen Versformen und aufgeblasenen Wortbildern, sondern vor allem die diskontinuierliche Szenenfolge. Ständige Zeitsprünge, Ortswechsel und das plötzliche Auf- und Abtreten von Figuren machen das Verfolgen der dialogisch präsentierten Handlung sehr schwer. In der sprachlichen Gestaltung sind eindeutige Einflüsse des Sturm und Drangs erkennbar (eine Epoche deren Gefühlsbetontheit und Ichbezogenheit mir ehrlich gesagt sehr auf die Nerven geht). So hielt Goethe wohl nicht wirklich etwas von einer Einheit von Zeit, Ort, fortlaufender Handlung oder sprachlicher Geschlossenheit sondern legte stattdessen viel Wert auf ausschweifende Monologe von Seiten Fausts über seine Lebenskrise, seinen Treibstau oder über seine entgrenzenden Naturerlebnisse. Wenn ich also sage, die Sprache ist sehr altmodisch und recht anspruchsvoll meine ich eigentlich langweilig und angestaubt. Ich kann beim besten Willen nicht verstehen, welche Art von Faszination für dieses Werk, Menschen dazu treibt, sich freiwillig diesem Kuddelmuddel zu widmen.



Wie finde ich die Konstruktion der Handlung?


Goethe hat dieses Werk über mehrere Jahrzehnte hinweg in mehreren Phasen verfasst („Urfaust“, Fragmente, …). Leider kann man die zeitweisen Arbeitsschritte und die fehlende Stringenz auch der Handlung anspüren. So ist das passendste Attribut, das mir zum Aufbau des Dramas einfällt: verwirrende Inhomogenität. Viele wichtige Informationen werden übergangen, nebenbei erwähnt oder äußerst ungenau wiedergegeben und aufgrund der diskontinuierlichen Szenenfolge lassen sich auch die häufigen Zeitsprünge, die im krassen Gegensatz zu den ausschweifenden Wiederholungen am Anfang stehen, äußerst schlecht identifizieren. So wird dem unwissenden Leser Gretchens Schwangerschaft verschwiegen (bloß wenn man es weiß, kann man Anspielungen erkennen), die Geburt des Kindes, ihr Konflikt und ihr Kindsmord werden zugunsten der widerlich orgiastischen "Walpurgisnacht" und dem parodierenden "Walpurgisnachtstraum" komplett ausgespart. Ich halte mich selbst für eine recht aufmerksame Leserin, aber wenn ich keine schlauen Zusammenfassungen im Internet zur Hilfe gehabt hätte, hätte ich gerade im letzten Teil wenig der Handlung verstanden. Auf der einen Seiten haben mich also die vielen Wiederholungen gleicher Gedankengänge (vor allem Fausts scheinheilige Selbstgespräche, wie weit er bei Gretchen gehen darf) und auf der anderen Seite das Aussparen wichtiger Informationen und essenzieller Szenen, die zum Verständnis der Handlung notwendig sind sowie die nicht vorhandene Kennzeichnung von riesigen Zeitsprüngen, ziemlich verwirrt und genervt. Hätte ein heutiger Roman sich diese grottige Konstruktion geleistet, wäre er in der Luft zerrissen worden.


Kann ich mich mit den Protagonisten identifizieren?

Allgemein ist das angesichts des Alters des Werks recht schwierig, da die Figuren in einer komplett anderen Zeit gelebt haben und sich sowohl ihre Denk- als auch Lebensweise stark von unserer unterscheidet. Dazu kommt, dass die Hauptfigur Faust mit seinen schätzungsweise 50 Jahren in einer Lebenskrise steckt, die man wohl heutzutage als Midlife Crises betiteln würde und die ich nur schwer auf meine eigene Lebenswelt beziehen kann. So leidet er an einem emotionalen Defizit, hat keine engen sozialen Bindungen und sein immenser Triebstau sorgt in seiner Beziehung mit Gretchen für ein Schwanken zwischen Schwärmerei und sexuellem Verlangen. Ein weiterer Punkt, weshalb ich mit Faust nicht besonders viel anfangen konnte, ist seine verantwortungslose, zerstörerische Ich-Bezogenheit, mit der er das Leben der jungen Margarete zerstört und die Tatsache, dass er all seine Schuld an ihrem Schicksal leugnet, verdrängt und auf Mephisto abzuwälzen versucht. Ihr seht also - ein sehr liebenswerter Charakter, dieser Heinrich Faust.

Da sich mit "Faust" und "Steppenwolf" gleich zwei Schwerpunktlektüren mit den Lebenskrisen älterer Männer befassen und das für mich als junge Frau nicht besonders relevant ist, kam die Prüfungskommission doch tatsächlich auf die Idee, uns "Faust" mit der Begründung schmackhaft zu machen, dass ja mit Margarete ein junges Mädchen eine wichtige Rolle spiele. Dass sie erst 14 Jahre alt ist und sich naiv (trotz guter Intuition) von dem viel älteren Faust verführen (mal ehrlich, das ist trotz seiner Verjüngung echt widerlich), benutzen und wegwerfen lässt, macht sie meiner Meinung nach trotzdem nicht unbedingt zur passendsten Identifikationsperson Die einzig erfreuliche Wendung, die ihren Charakter anbelangt ist, dass sie sich am Ende im Kerker dazu entscheidet, nicht mit Faust zu fliehen, sondern ihre Schuld bekennt, zu sich selbst zurückfindet und sich ihrem Gericht stellt.

Wen ich als einziges wirklich interessant fand, ist Mephisto, da er mit seinen verschiedenen Rollen und Erscheinungsformen sowie mit seiner Stellung als Katalysator des Guten im Weltgefüge als einziger eine gewisse Ambivalenz und Tiefe besitzt. Spannend finde ich auch den Gedanken, dass Faust und Mephisto als antithetische Figuration eines inneren Prozesses gesehen werden können, Mephisto also zum Alter Ego oder zur Wesensdimension Faust werden würde.


Ist das Thema des Romans noch zeitgemäß? Inwiefern lässt es sich auf die heutige Zeit beziehen?

Ganz grob geht es im Faust mit seiner "Zwei-Seelen-Problematik" um den Widerspruch zwischen Körper und Geist, Wissen und Spaß, Intellektualität und Sinnlichem, Göttlichem und Irdischem und dem daraus folgenden Streben nach Entgrenzung. Faust leidet unter seinem begrenzten Erkenntnisvermögen und als klassischer Pantheist unter der Enge des mittelalterlichen Wissenschaftsbetriebs, was ihn in eine tiefe Depression stürzt (Gelehrtentragödie). Auf der anderen Seite, locken ihn aber auch die sinnlichen Erfüllungen, was zur Gretchentragödie führt. Diese Thematik, dieser grundsätzliche Widerspruch, ist in ihren Grundzügen meiner Meinung nach immer noch relevant.

Sehr spannend finde ich außerdem, dass Goethe 1808 so offen über Religion und die Abkehr von dieser schreibt. Faust äußert sich als klassischer Pantheist und scheint nicht viel von Gretchens Frömmigkeit zu halten und auch das Gottesbild im "Prolog im Himmel" lässt eher auf eine ganzheitliche Betrachtung der religiösen Vorstellung schließen, als auf eine christliche. Goethes Vorstellung von "Gut und Böse" und Mephisto als wichtige Erfüllungshilfe, der die Menschen in ihrer Trägheit zum Streben bringt, empfinde ich ebenfalls als recht fortschrittlich.

Auch wenn das vermutlich nicht so beabsichtigt war, könnte man außerdem in Gretchens Opferrolle ein abschreckendes Beispiel für das Scheitern einer Beziehung sehen. Da sich die beiden in Alter, Schicht, Intelligenz, Reife, Religiosität und Ehrlichkeit der Absichten stark unterscheiden, ist ein Scheitern eigentlich vorprogrammiert. Ihre Beziehung war von Beginn an von Hierarchie, Abhängigkeit und von keiner richtigen Liebe von Seiten Fausts geprägt und stand unter dem Vorzeichen von Lug und Betrug.



Gesamteindruck: Ein Klassiker und must-read?

Goethes "Faust" ist insofern ein interessanter Klassiker als dass es Merkmale mehrerer verschiedener Epochen aufweist (Weimarer Klassik, Sturm und Drang, Aufklärung) und für die damalige Zeit recht fortschrittlich war was Sozialkritik, Religionskritik und Wissenschaftskritik anbelangt. Ob es ein "must-read" ist, würde ich dennoch entschiedenen verneinen. Weder die umständliche Sprache mit den aufgeblasenen Dialogen, den vielen Wiederholungen noch die diskontinuierliche Konstruktion der Handlung oder die fragwürdigen Figuren konnten mich überzeugen. So ist alles was von dem Werk bleibt der schale Triumpf, es einmal in meinem Leben gelesen zu haben.