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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.05.2019

Lebensabschnitt, literarisch betrachtet

Was das Leben kostet
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Deborah Levy schreibt in diesem Memoir-Buch autofictional. Also ist die Icherzählerin jemand, der die Eckdaten der Autorin teilt und sogar ihre Bücher schreibt und doch nicht ganz sie ist. So erhält Levy ...

Deborah Levy schreibt in diesem Memoir-Buch autofictional. Also ist die Icherzählerin jemand, der die Eckdaten der Autorin teilt und sogar ihre Bücher schreibt und doch nicht ganz sie ist. So erhält Levy die Möglichkeit, sich selbst und ihre Emotionen zu analysieren
Diese Form beherrscht Deborah Levy gut und Prosa und Essay vermengen sich im Text.
Die Icherzählerin schreibt stark reflektierend und zeigt den Alltag nach ihrer Trennung. Sie muss für sich und ihre Töchter ein neues Zuhause schaffen und einen Platz für s Schreiben finden und nicht zuletzt ausreichend Geld verdienen.

Die Überlegungen sind häufig philosophischer Natur, manches bezieht sich auf Simone de Beauvoir, Marguertite Duras oder sogar Martin Heidegger.

In der zweiten Hälfte des Buches liegt der Schwerpunkt auf den Erinnerungen an die verstorbene Mutter.

Der relativ kurze, aber stark verdichtete Text wurde aus dem Englischen von Barbara Schaden übersetzt, gefühlsmäßig sehr gut, würde ich sagen.

Veröffentlicht am 24.05.2019

Eine New Yorker Ikone

"Ich würde so etwas nie ohne Lippenstift lesen."
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Ich würde so etwas nie ohne Lippenstift lesen ist ein witziger Titel, der an eine andere Persönlichkeit erinnert, die scharfzüngige Dorothy Parker.
Die Journalistin und Schriftstellerin Maeve Brennan ...

Ich würde so etwas nie ohne Lippenstift lesen ist ein witziger Titel, der an eine andere Persönlichkeit erinnert, die scharfzüngige Dorothy Parker.
Die Journalistin und Schriftstellerin Maeve Brennan (1917–1993) war praktisch ihre Nachfolgerin. Sie war Redakteurin beim New Yorker und u.a. mit Trumans Capote bekannt.
Sie war „todschick, selbstbewusst, berufstätig und eine feste Größe in einer männerdominierten Öffentlichkeit“.
Auch für ein Mode- und Gesellschaftsmagazin schrieb sie, daher spielt auch die Welt der Mode eine Rolle in diesem Buch. Die emanzipierte Brennan war offensichtlich auch äußerlich eine Stilikone und „vielleicht“ das äußerliche Vorbild für die Hauptfigur von Frühstück bei Tiffany.

Ein Buch über Maeve Brennan ist aber vor allen auch eins über New York, insbesondere Manhattan, und auch über ihre irischen Wurzeln. Sie war 17 als sie in die USA kam. Ihre Karriere beim New Yorker und mit ihren literarischen Texten war bemerkenswert, bis sie später aufgrund Krankheit in Vergessenheit geriet.
Die Abschnitte über Brennans Arbeit als Literaturkritikerin und Kolumnistin fand ich amüsant. Die kritisierten Autoren waren das wahrscheinlich nicht, denn Brennan hatte eine scharfe Zunge und einen geschliffenen, glasklaren Verstand.
Aber auch die Passagen, in denen es um Maeve Brennans eigene Literatur geht, sind lesenswert.
Michaela Karl gelang eine interessante Biografie, bei der sie die Besonderheiten der Persönlichkeit Maeve Brennans herausarbeitete und besondere Momente festhielt.

Veröffentlicht am 24.05.2019

Symphonien und ihre Wirkung

Rausch und Stille
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Karl-Heinz Ott schreibt ausführlich über alle Sinfonien von Ludwig van Beethoven.
Davor bringt er aber zur Einleitung ein rasantes Stück Literatur rund um Beethoven und seine Zeit sowie seine Wirkung aus ...

Karl-Heinz Ott schreibt ausführlich über alle Sinfonien von Ludwig van Beethoven.
Davor bringt er aber zur Einleitung ein rasantes Stück Literatur rund um Beethoven und seine Zeit sowie seine Wirkung aus Sicht von verschiedenen Interessengruppen, z.B. Musikkritiker, Literatur und Philosophie. Es wird einem fast schwindelig von den vielen überzeugen den Verweisen, die Ott eloquent bringt.

Dieser Beginn haut den Leser nahezu um, doch dann wird es ruhiger.
Für Nichtmusiker wird es in den Musikdetails außerdem manchmal auch etwas schwierig zu folgen.
Daher wird man in der Regel die Musik begleitend zum Buch klingen lassen.
Das lockert die Textabschnitte auch sofort auf.

Vergleiche zu anderen Komponisten, z.B. Hayden gibt es hauptsächlich anfangs,bei späteren Sinfonien ist Beethovens Eigenständigkeit dominierend.
Ich mag außerdem Otts Abschnitte über Besonderheiten, zum Beispiel die musikalischen Scherze, die Scherzi. Es werden auch andere Komponisten in diesem Zusammenhang genannt, z.B. Mozart und Schumann.
Interessanterweise folgen auch den Abschnitten über die Sinfonien zwischendurch immer wieder Ausflüge in die Literatur und Gesellschaft seiner Zeit, also Goethe, Eckermann, E.T.S.Hoffmann, Napoleon etc. sowie auch neuere Literatur wie Saramago, Andre Gide oder Alejo Carpentier. Philosophen wie Heidegger, Derrida und Roland Barthes ebenso, was ich sehr interessant, fast erleuchtend fand.

Ott widmet sich den Sinfonien ausführlich. Ich persönlich liebe ja die idyllische 6-Sinfonie, die praktisch zeitgleich zur aufwühlenden fünften entstand und so wunderschön dahinfließt. Heiter ist auch die 8.Sinfonie! Was dann in der neunten Sinfonie inklusive der Ode an die Freude ist imposant wie nichts anderes.

Das Buch braucht seine Zeit. Vieles was ich erst einmal nur so überflogen habe, lohnt sich offensichtlich weiter ausgeführt zu werden und so ist das mächtige Buch, dass von seiner Leichtigkeit profitiert, etwas für die Dauer.
Die entstehende Wirkung aus Tönen und Schrift ist enorm!

Veröffentlicht am 18.05.2019

18 Erzählungen

So viele Hähne, so nah beim Haus
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Mit so viele Hähne, so nah am Haus hat der niederländische Schriftsteller Maarten ´t Hart einen Erzählungsband vorgelegt. Ein autobiografischer Gehalt ist offensichtlich.

Verschmitzte Ironie ist ein Markenzeichen ...

Mit so viele Hähne, so nah am Haus hat der niederländische Schriftsteller Maarten ´t Hart einen Erzählungsband vorgelegt. Ein autobiografischer Gehalt ist offensichtlich.

Verschmitzte Ironie ist ein Markenzeichen des Autors, die in manchen der Erzählungen gut zum tragen kommt. So bedeutend wie mancher Roman sind sie meiner Einschätzung nach nicht, aber einiges ist amüsant und für seine treue Lesergemeinschaft sicher ein Leckerbissen. Überwiegend geht es jedoch gelassen und undramatisch zu.
Klassische Musik spielt öfter eine Rolle, wie sie für den Autor wohl überhaupt wichtig ist.
Ich mochte besonders die Stories um den Hausverkauf und um den Hund bei den Plattenklubabenden sowie die mit der schwedischen Übersetzerin. Außerdem die Kurzgeschichten Speckpfannkuchen und Der Hauptpreis. Auch die Titelgeschichte ist erwähnenswert.

Veröffentlicht am 17.05.2019

Farbfeldmalerei

Mark Rothko
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Der 1970 gestorbene amerikanische Maler Mark Rothko hat ein sehr interessantes Werk. Ich kannte Mark Rothko nur den Namen nach, aber nicht sein Werk. Dieses mächtige Ausstellungsbuch ist sehr informativ. ...

Der 1970 gestorbene amerikanische Maler Mark Rothko hat ein sehr interessantes Werk. Ich kannte Mark Rothko nur den Namen nach, aber nicht sein Werk. Dieses mächtige Ausstellungsbuch ist sehr informativ. Einige Texte geben Auskunft über sein Leben. Er war eine vielschichtige Persönlichkeit. Dann die imposanten expressionistischen Gemälde der Ausstellung. Einige Gemälde gehörten zu den teuersten, die je verkauft wurden.
Mich bewegten im Buch schwerpunktmäßig tatsächlich hauptsächlich die Werke der Farbfeldmalerei.Durch das Buch bekommt man natürlich nur einen ungefähren Eindruck. Das kann das Betrachten in Realität nicht ersetzen. Das kann man auch nicht verlangen. Daher weckte das Buch einen großen Bedarf bei mir, wieder mal eine Ausstellung in einem Museum zu sehen. Ich denke, sich mit weiter Mark Rothkos Werk zu beschäftigen, ist eine lohnenswerte Aufgabe.