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Veröffentlicht am 26.12.2020

Thriller in eiskalter Kulisse

Frostgrab
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Dieser durchaus spannende Thriller spielt in den französischen Alpen und handelt von einer Clique, die in der Vergangenheit ein tragisches Ereignis erlebte und 10 Jahre später erneut zusammenkommt. Doch ...

Dieser durchaus spannende Thriller spielt in den französischen Alpen und handelt von einer Clique, die in der Vergangenheit ein tragisches Ereignis erlebte und 10 Jahre später erneut zusammenkommt. Doch es soll kein nettes Zusammensein werden, denn es geschehen mysteriöse Dinge und schnell wird klar, dass er von ihnen ein falsches Spiel spielt.

Der Schreibstil ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, er ist nicht ganz im typischen Thrillerton geschrieben, sondern hat einen Hauch von den Stereotypen romantischer Romane. Die Hauptfigur Milla, aus deren Sicht die Ereignisse erzählt werden, hat aber eine gute Erzählstimme, die ihre Mitstreiter*innen nachvollziehbar einordnet.

Alles in allem hat mir dieser Thriller aber gut gefallen. Er ist spannend erzählt, die Snowboardtermini nehmen nicht überhand und die Figuren sind gut geschrieben. Die Geheimnisse werden nach und nach aufgedeckt und sind schlüssig gestaltet. Robuste Thrillerkost in eiskalter Kulisse - ein schönes Winterbuch!

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.06.2019

Klein, aber schön

Kunstgeschichte als Brotbelag
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In diesem handlichen Büchlein werden zwei Dinge zusammengebracht, die die Welt jeden Tag schöner machen: Kunst und Essen.

Verschiedenste Kunstwerke werden als Brotkunst umgesetzt und die Ergebnisse sind ...

In diesem handlichen Büchlein werden zwei Dinge zusammengebracht, die die Welt jeden Tag schöner machen: Kunst und Essen.

Verschiedenste Kunstwerke werden als Brotkunst umgesetzt und die Ergebnisse sind kleine kulinarische Kunstwerke, die manchmal Lust aufs Reinbeißen machen, wie zum Beispiel bei Monets „Seerosenteich“ und manchmal nicht, wie zum Beispiel bei der Interpretation von Günther Ueckers „Ohne Titel“ - Nägel auf Leinwand.

Die Druckqualität der Fotos ist gut, die Bilder an sich sind relativ klein, aber für den Preis angemessen. Mir gefällt, dass immer dabei steht, welche Zutaten auf dem Brot Platz gefunden haben.
Den Titel finde ich ein bisschen merkwürdig und zu umständlich, das Titelbild finde ich auch nicht optimal, es gibt in meinen Augen viel schönere Kunstbrote als „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“.

Ich beurteile dieses Buch unabhängig von der Herausgeberin Marie Sophie Hingst, die sich mit äußerst fragwürdigen Mitteln bekannt gemacht hat.

Veröffentlicht am 11.09.2018

Blick in menschliche Abgründe

Mörderinnen
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Eine Sammlung von vier Geschichten über vier Mörderinnen und ihre Motive. Veikko Barthel gibt einen Einblick in die Lebensgeschichten und das Umfeld der Täterinnen. Er schreibt dabei nicht immer wertfrei, ...

Eine Sammlung von vier Geschichten über vier Mörderinnen und ihre Motive. Veikko Barthel gibt einen Einblick in die Lebensgeschichten und das Umfeld der Täterinnen. Er schreibt dabei nicht immer wertfrei, aber das ist auch gar nicht seine Absicht, wie er im Vorwort erläutert.

„Die Kindsmörderin“ ist noch klar unterteilt in Tat, Prozess, Urteil. Elvira bringt ihr Kind unbemerkt auf die Welt, erstickt es, nimmt es mit zur Arbeit und zerkocht es, spült die Überreste in der Toilette hinunter. Die Gründe für die Tat werden erst im Verlauf des Prozesses deutlich.
Warum die vermeintlich so grausame Babymörderin so handelt, wird für die Leserin am Ende des Prozesses durchaus nachvollziehbar.

„Die Gattenmörderin“ beginnt damit, dass der Verteidiger die Angeklagte trifft, dann wird aus der Sicht der Täterin erzählt wie es zur Tat kommt. Hertha steht unter dem Verdacht ihren Mann umgebracht zu haben, sie verleugnet die Tat komplett, meint, er hätte Selbstmord begangen. Beide sind Rentner, reich, die Kinder sind ausgezogen und haben eigene Familien, beide leiden darunter, dass sie keine Aufgabe mehr haben und werden zu Alkoholikern. An seinem Geburtstag spitzt sich die Situation so zu, dass sie schließlich in seinem Tod mündet.
Die Geschichte ist stringenter erzählt als die erste, leider beschränkt sie sich nur auf die Biografie der Täterin, der juristische Aspekt, der mir bei der ersten Geschichte besonders gut gefallen hat, fällt hier weitestgehend weg.

„Die Sadistin“ beginnt wortwörtlich mit einem Cliffhanger, der erst am Ende aufgeklärt wird. Hier wird die Geschichte aus Sicht des ermittelnden Kommissars geschildert. Dieser ist damit beauftragt, eine Frau ausfindig zu machen, die in pornografischen Videos gequält und misshandelt wird. Die Videoszenen werden sehr sachlich und neutral geschildert, das macht es aber nicht unbedingt einfacher sie zu lesen. Diese Erzählung fokussiert sich mehr auf das Opfer, erst im Laufe ihres Verhörs kommt die ganze Wahrheit ans Licht.

Die letzte Geschichte ist im Gegensatz zu den vorhergehenden ziemlich lang geraten. „Die Giftmörderin“ wird persönlicher beschrieben als die Fälle davor. Sie hat ein relativ offenes Ende was das Motiv und die Schuld angeht, überlässt es der Leserin ihr eigenes Urteil zu fällen, obwohl Natascha, die Giftmörderin, durchaus wertend beschrieben wird.

Gut hat mir gefallen, dass es mit der Auswahl der Täterinnen einen Einblick in verschiedene Gesellschaftsschichten gibt: arm, reich, lesbisch/bisexuell, Migrationshintergrund.
Der Schreibstil ist vor allem im Vorwort recht umständlich und akademisch. Die eigentlichen Geschichten sind dann einfach und sehr flüssig zu lesen. Teilweise driftet die Sprache ins Reißerische um Spannung zu erzeugen, was nicht unbedingt nötig gewesen wäre.
Während die ersten beiden Geschichten sehr kurz und relativ direkt erzählt werden, sind die letzten beiden eher umständlich und ausschweifend geraten.

Alles in allem ist mit „Mörderinnen“ eine interessante, vielfältige Sammlung von echten Kriminalfällen gelungen. Beim Einblick in die Biografie der Täterinnen wird deutlich, dass schon Kleinigkeiten dazu führen können, dass die Grenze zum Mord überschritten wird. Barthel schafft es die Taten zumindest zum Teil nachvollziehbar zu machen und der Fokus auf Frauen als Täterinnen ist eine sehr willkommene Abwechslung zum überwiegend männlichen Täterbild der Kriminalliteratur.

Veröffentlicht am 26.05.2018

Ereignisreiche Mysterystory voller Rätsel und Geheimnisse

Der Kreidemann
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1986: Eddie ist ein Kind und wird mit seinen Freunden Fat Gav, Mickey, Nicky und Hoppo in eine Reihe unglücklicher Ereignisse verwickelt. Alles beginnt mit einem Unfall, bei dem ein Mädchen schwer verletzt ...

1986: Eddie ist ein Kind und wird mit seinen Freunden Fat Gav, Mickey, Nicky und Hoppo in eine Reihe unglücklicher Ereignisse verwickelt. Alles beginnt mit einem Unfall, bei dem ein Mädchen schwer verletzt wird und endet mit mehreren Toten und mehr Fragen als Antworten. Außerdem findet er überall Kreidezeichnungen, die unmittelbar mit den Ereignissen in Verbindung zu stehen scheinen.

2016: Ed ist mittlerweile 42, arbeitet als Lehrer in der Schule und wohnt immer noch in der selben Stadt, im selben Haus, im selben Zimmer. Einer seiner alten Freunde hat sich angekündigt und plötzlich tauchen überall wieder die Kreidezeichnungen auf, die ihn seit seiner Kindheit verfolgen. Ed macht sich daran, endlich das Rätsel seiner Kindheit zu lösen und sich den Dämonen seiner Vergangenheit zu stellen.

Die Geschichte wird aus Eds Sicht geschildert, und der Leser ist seinem Blickwinkel komplett ausgeliefert. Wir sehen alles aus Eds zuerst kindlicher, später erwachsener Perspektive. Der Perspektivwechsel ist dabei gut gelungen, die Sprache des erwachsenen Ed lässt sich gut von der des jungen Ed unterscheiden. Das Buch ist in zwei Handlungsabschnitte aufgeteilt, die abwechselnd erzählt werden.

Der Stil der Autorin ist leicht lesbar, verständlich und zeichnet sich durch teilweise sehr drastische Darstellungen aus. Die Sprache ist temporeich und die Geschichte überschlägt sich fast vor Ereignissen, die Charakterzeichnung kommt dabei vor allem bei den Nebencharakteren leider zu kurz, so ist lernt der Leser vor allem Nicky, aber auch Hoppo nur wenig kennen.

Sowohl sprachlich als auch inhaltlich erinnert das Buch sehr an Stephen King: fünf Kinder, die im Sommer in den 80er Jahren mehreren schrecklichen Ereignissen ausgesetzt sind, der durch die Handlung getragene Spannungsverlauf und die sehr drastische Schilderung traumatischer Ereignisse. Mr Halloran und (Minispoiler!) die spätere Axtszene sind sicher als Hommage an King zu sehen, das Buch ist ohnehin gespickt mit popkulturellen Referenzen.

Die Bezeichnung als Thriller finde ich nicht optimal, da die Erwartungshaltung des Lesers oder zumindest meine Erwartungshaltung an das Buch eine andere war. Eine Genrebezeichnung zu finden, gestaltet sich meiner Meinung nach nur schwierig, ich würde es als eine Mischung aus Spannungs-Abenteuer-Thriller-Horror-Roman bezeichnen.

Es lässt sich zwar gut und flüssig lesen, aber das liegt vor allem an den vielen Rätseln, für die man, um sie zu lösen, weiter lesen muss. Wenn man sich auf diese Art des Schreibens einlässt, ist man innerhalb kürzester Zeit gefangen in einem Strudel aus sich überschlagenden Ereignissen, offenen Fragen und scheinbar unzusammenhängenden Todesfällen.


Für mich eine gelungene rasante Mysterystory voller Rätsel, Menschen mit Geheimnissen und Kreidemännchen. Allein das Ende lässt mich ein wenig enttäuscht zurück. 7/10 Punkte

Veröffentlicht am 12.03.2024

Überzeugender Schreibstil, erwartbare Geschichte

Hallo, du Schöne
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Das Cover greift auf eine normschöne Frau zurück, die natürlich erstmal den Blick auf sich zieht, weil wir darauf sozialisiert werden, dass uns solche Frauengesichter auffallen. Auch die Geschichte ist, ...

Das Cover greift auf eine normschöne Frau zurück, die natürlich erstmal den Blick auf sich zieht, weil wir darauf sozialisiert werden, dass uns solche Frauengesichter auffallen. Auch die Geschichte ist, man könnte sagen, eher nach traditionellen Lesegewohnheiten ausgelegt und zeigt uns jetzt keinen bahnbrechend, neue Sicht auf heterosexuelle Liebesbeziehungen und ihre Verbindung zu Familie.

Der Schreibstil hat mir richtig gut gefallen, ich mochte wie klar und elegant erzählt wurde. Die Geschichte fand ich auch zuerst ziemlich gut, mit der Zeit wurde sie ein bisschen langweilig und erwartbar, schon wieder eine heterosexuelle Liebesgeschichte mit klassischen Themen.

Die Figuren waren auch schön erzählt, aber wirklich neu oder anders waren sie nicht. Ich glaub ein bisschen kürzer und ein paar neue und interessante Ideen hätten dem Roman richtig gut getan und würden ihn wirklich zu einem Pageturner machen! So ist es einfach nur eine sehr klassische Familiengeschichte, die nicht wirklich neues zur LIteraturgeschichte beiträgt.

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