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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.11.2019

Schwächster Band der Reihe

Hotel Cartagena
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Eine Geburtstagsfeier im Kollegenkreis endet in einem Fiasko. Und diesmal ist ausnahmsweise nicht Chasity Riley dafür verantwortlich. Eine Gruppe von Bewaffneten dringt in die Location ein und nimmt die ...

Eine Geburtstagsfeier im Kollegenkreis endet in einem Fiasko. Und diesmal ist ausnahmsweise nicht Chasity Riley dafür verantwortlich. Eine Gruppe von Bewaffneten dringt in die Location ein und nimmt die Gäste als Geiseln. Wer, warum und wieso erschließt sich erst allmählich im Handlungsverlauf. Ein junger Mann, ein neues Leben in Kolumbien, Drogen, die falschen Freunde – die Katastrophe scheint unausweichlich. Und nun soll in der Nobelbar eine alte Rechnung beglichen werden.

Was soll ich sagen? Ich habe sämtliche Bände der Reihe mit der toughen Staatsanwältin mit dem losen Mundwerk gerne gelesen, neun mittlerweile, aber „Hotel Cartagena“ konnte mich nicht überzeugen. Mag damit zusammenhängen, dass diesmal für mein Empfinden zu viel Drumherum und zu wenig Chasity zu lesen war. Mit Ausnahme ihres Schwafelns im Delirium infolge einer Blutvergiftung. Aber: diese Verletzung am Daumen und die nachfolgende Bewusstseinstrübung hätte man nicht so ausufernd beschreiben müssen, denn das überstrapaziert die Geduld des Lesers immens.

Fazit: „Hotel Cartagena“ ist für mich definitiv der schwächste Band der Reihe.

Veröffentlicht am 09.09.2019

Was war denn das?

The Chain - Durchbrichst du die Kette, stirbt dein Kind
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Ein solcher Thriller findet immer wieder seine Leser: Kind wird entführt. Mutter alleinerziehend und krebskrank. Bedingung für die Freilassung ist zum einen Lösegeld, zum anderen ein neuer „Platzhalter“ ...

Ein solcher Thriller findet immer wieder seine Leser: Kind wird entführt. Mutter alleinerziehend und krebskrank. Bedingung für die Freilassung ist zum einen Lösegeld, zum anderen ein neuer „Platzhalter“ für das Entführungsopfer, das freigelassen wird, sobald diese beiden Forderungen erfüllt sind. Eine Vorgehensweise, wie bei dem altbekannten Kettenbrief. Und wer die Kette unterbricht, muss mit den schlimmsten Konsequenzen rechnen…

Oh.mein.Gott. Was war denn das?

250 Seiten, die das Fühlen, die Ohnmacht und das Handeln der Mutter rauf und runter beschreiben. Nicht zu vergessen, wie in Büchern dieses Kalibers üblich, die unvermeidliche Love-Story. Dann noch 130 Seiten für die Täter, ihr Trauma, ihre Motive und schlussendlich den Showdown. Weil…wenn eine Mutter ihr Kind in Gefahr sieht, wird sie zur rachsüchtigen Furie. Ein Klischee folgt dem nächsten, alles schon einmal gelesen. Und da hilft es auch nicht, dass der Autor mehrmals Camus zitiert.

So sieht es also aus, wenn ein von mir hochgeschätzter Autor seine Schreiberseele an den amerikanischen Kommerz verkauft, denn immerhin hat er sich damit auf der Bestseller-Liste der New York Times platziert, was ihm mit den Sean Duffy-Krimis nie gelungen ist. Mit „The Chain“ hat Adrain McKinty einen Thriller geschrieben, der massenkompatibel ist. Verkauft sich offenbar gut, ist ein Thema das den Nerv der weiblichen Leserschaft trifft und schon zigfach in Buchform von diversen Autoren behandelt worden. Die Filmrechte sind wohl auch schon verkauft. Bleibt zu hoffen, dass der Erlös ihm die nötige Sicherheit verschafft, um wieder Romane in der Qualität zu schreiben, die wir von ihm gewohnt sind.

Im Nachwort schreibt McKinty, dass er diesen Stoff schon lange für eine Short Story in der Schublade hatte. Hätte er es nur dabei belassen.

Veröffentlicht am 04.08.2019

Konventionell gestrickt

Der Kinderflüsterer
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Der Kinderflüsterer von Alex North ist das beste Beispiel, wie cleveres Marketing ein eher mittelmäßiges Buch in die Bestsellerlisten hypen kann. Ein seltsames Haus, eine Mordserie vor zwanzig Jahren, ...

Der Kinderflüsterer von Alex North ist das beste Beispiel, wie cleveres Marketing ein eher mittelmäßiges Buch in die Bestsellerlisten hypen kann. Ein seltsames Haus, eine Mordserie vor zwanzig Jahren, ein verschwundenes Kind, ein Vater und ein Sohn, die unter dem Verlust der Mutter leiden und trauern, das Kind mit einer dissoziativen Störung, das Stimmen hört und mit diesen imaginären Personen kommuniziert, ein verurteilter Mörder, der noch immer den Polizeibeamten manipuliert, der ihn hinter Gitter gebracht hat. Alles schon mehrfach gelesen.

Knackende Dielen und Stimmen vor dem nächtlichen Fenster? Ach, kommt, das ist doch wirklich Grusel für Anfänger. Für mich war das weder mysteriös noch beängstigend. Warum? Weil man die Vorkommnisse durchaus rational aus der Story heraus erklären konnte. Aber am meisten habe ich mich darüber geärgert, dass der Autor im letzten Kapitel einen Täter aus dem Hut gezaubert hat, der im Verlauf der Geschichte noch keinerlei Raum einnahm.

Warum ich das Buch dennoch zu Ende gelesen habe? Nun, ich wollte wissen, wie sich die Beziehung zwischen Vater und Sohn entwickelt, die beide durch den Tod der Mutter/Frau verstört, hilflos und anfällig für diese Merkwürdigkeiten ihres neuen Wohnorts waren. Beide traumatisiert, der Vater noch mehr als das Kind, da er neben seinen aktuellen Problemen ein Päckchen aus seiner eigenen Familiengeschichte mit sich herumgeschleppt hat. Aber das muss man North lassen, das hat er sehr eindringlich und einleuchtend geschildert. Allerdings waren diese beiden Personen auch die einzigen, die von der Charakterisierung her überzeugend angelegt waren, alle anderen blieben (mit Ausnahme des DI aus der lange zurückliegenden Mordserie) eher blass. Daran konnte auch die angedeutete Lovestory nichts ändern.

Bin ich zu anspruchsvoll? Mag sein, aber „Der Kinderflüsterer“ ist mit Sicherheit kein Roman, der mir im Gedächtnis bleiben wird. Dafür war er viel zu konventionell gestrickt.

Veröffentlicht am 16.07.2019

Trockenes und schwer verdauliches Überraschungsmenü

Menu surprise
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Man nehme: ein noch nicht komplett von Touristen vereinnahmtes französisches Département , die kulinarischen Highlights dieser Region, literweise Wein, kleinstädtisches Savoir-vivre, einen Mord mit aktuellem ...

Man nehme: ein noch nicht komplett von Touristen vereinnahmtes französisches Département , die kulinarischen Highlights dieser Region, literweise Wein, kleinstädtisches Savoir-vivre, einen Mord mit aktuellem politischen Bezug, dessen Wurzeln aber auch in die Vergangenheit zurückreichen, einen sympathischen Protagonisten, der mit (fast) allen gut Freund ist – und voilà, schon hat man die Zutaten für eine Krimireihe, die mit „Menu surprise“ mittlerweile bei Band 11 angelangt ist.

Bruno Courrèges, viele Jahre als Polizeichef für das Städtchen St Denis im Périgord verantwortlich, muss sein Tätigkeitsfeld ausweiten. Er wurde im Zuge eines Pilotprojekts befördert, und neben einer neuen Uniform und einer neuen Pistole, obliegt ihm nun auch die Zuständigkeit für das gesamte Vézère-Tal in der Dordogne.

Natürlich dauert es nicht lange, bis er sich mit seinem ersten Fall in der neuen Rolle konfrontiert sieht: die Teilnehmerin eines Kulinarik-Kurses seiner Ex-Freundin Pamela ist nicht aufgetaucht. Bruno forscht nach und findet zwei Leichen, ihre und die eines Mannes, mit dem sie, in angeregter Unterhaltung vertieft, gesehen wurde. Ob Mord oder erweiterter Selbstmord kann nicht zweifelsfrei festgestellt werden. Hilft alles nichts, Brunos altmodische Polizeiarbeit ist gefragt. Seine Ermittlungen führen ihn zu einem Vorfall in Gibraltar, bei dem 1988 drei Mitglieder der Provisional IRA vom SAS getötet wurden. Aber was hat das zu bedeuten? Und welches Interesse haben britische und amerikanische Geheimdienste an der Aufklärung des Falls? Steht vielleicht ein terroristischer Anschlag bevor?

Nun ja, aus diesem Plot hätte man durchaus einen spannenden Thriller/Krimi stricken können, aber leider fehlt diesem „Überraschungsmenü“ der letzte Kick, was daran liegen mag, dass sämtliche Informationen zu dem 1988er Vorfall in Gesprächen transportiert werden. Das macht gerade diesen interessanten und für die Handlung wesentlichen Aspekt trocken und schwer verdaulich.

Leider verliert sich Walker, im früheren Leben Historiker und politischer Journalist, in (zugegebenermaßen) stimmungsvollen Landschaftsbeschreibungen des Périgord, endlosen Menüfolgen samt der dazugehörigen Kochrezepte, was zwar einen zukünftigen Dordogne-Urlauber in Vorfreude versetzen mag, für einen Krimileser aber auf Dauer äußerst ermüdend ist, weil so sowohl Tempo als auch Spannungsaufbau immer wieder ausgebremst werden. Frankreich-Liebhaber und/oder Gourmet hin oder her, hätte sich der Autor ähnlich intensiv seiner Story gewidmet, wäre daraus bestimmt ein spannendes Leseerlebnis geworden. So wirkt „Menu surprise“ leider eher wie eine Tourismusbroschüre von France Voyage – von einem Kriminalroman erwarte ich definitiv mehr.

Veröffentlicht am 02.07.2019

Dünne und anspruchslose Story

Something in the Water – Im Sog des Verbrechens
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Von der Presse in ihrem Heimatland gelobt, von Reese Witherspoon gepusht, die Filmrechte bereits verkauft – für die Schauspielerin und Autorin Catherine Steadman könnte es nicht besser laufen. Sie ist ...

Von der Presse in ihrem Heimatland gelobt, von Reese Witherspoon gepusht, die Filmrechte bereits verkauft – für die Schauspielerin und Autorin Catherine Steadman könnte es nicht besser laufen. Sie ist mit ihrem Debüt „Something in the Water – Im Sog des Verbrechens“ auf Erfolgskurs.

Frisch verheiratet verbringen Erin und Mark ihre Flitterwochen auf Bora Bora, einem Atoll im Südpazifik. Leisten können sie sich diesen Luxusurlaub mit Erster Klasse-Flug und Top-Hotel eigentlich nicht, denn Mark hat seinen gutdotierten Job verloren. Aber sie genießen es, haben sie doch lange genug darauf gespart. Sonne, Schirmchendrinks und kristallklares Wasser, so lässt sich’s leben. Bei einem Tauchausflug stoßen sie auf das Wrack eines abgestürzten Flugzeugs und finden eine große Tasche. Doch anstatt den Fund der Polizei zu melden, behalten sie diese. Hätten sie mal die Finger davon gelassen, denn damit nimmt das Unheil seinen Lauf…

Seien wir doch mal ehrlich, eine solche Geschichte haben wird in englischen Lady-Thrillern doch schon zigmal gelesen. Mit viel Drumherumgerede über Erins Trauma in der Vergangenheit, darüber wie sie ihren wunderbaren Ehemann kennengelernt hat, wie die Hochzeit geplant wurde, wird die dünne und anspruchslose Story aufgeblasen. Genießen kann man das nur, wenn man über Logiklücken hinwegsieht und seinen gesunden Menschenverstand an der Garderobe abgibt. Für mich gehört „Something in the Water – Im Sog des Verbrechens“ jedenfalls eindeutig in die Kategorie Bücher, die die Welt nicht braucht.