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Julia_Matos

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.07.2019

Das Jahr 2057: Spannende Themen, Denkanstöße, mit offenen Fragen überfrachtet

Die Unvollkommenen
1

Es ist für das Verständnis hilfreich und für die emotionale Bindung zu wiederkehrenden Figuren vorteilhaft, „Die Optimierer“, fünf Jahre zuvor spielend (im Jahr 2052), gelesen zu haben.
„Die Unvollkommenen“ ...

Es ist für das Verständnis hilfreich und für die emotionale Bindung zu wiederkehrenden Figuren vorteilhaft, „Die Optimierer“, fünf Jahre zuvor spielend (im Jahr 2052), gelesen zu haben.
„Die Unvollkommenen“ wird erzählt aus der Perspektive von Lila, bekannt aus dem Vorgängerband. Die Handlung wird fortgesetzt und Samson nimmt erneut eine Schlüsselrolle ein.
Dieses Werk ist streckenweise schwierig und nicht flüssig zu lesen. So wechselt man beispielsweise zwischen Realität und schwer einzuordnenden Traumsequenzen. Motive und Bedeutungen bleiben oft nebulös oder schwer nachvollziehbar. Einerseits regt dies zum Spekulieren an und ist herausfordernd im guten Sinne, andererseits droht es zu verwirren und zu verunsichern. Zwar ist die Handlung spannend, aber so richtig genießen, eintauchen, mitfiebern konnte ich nicht.
Der beschriebene Fanatismus mit religiösen Anspielungen wirkt unrealistisch und ist nicht meins.
Man sollte eine Affinität zu Nahe-Zukunft-/Science-Fiction-Thrillern haben und Gedankenspiele mögen zu Themen wie Überwachungsstaat, Steuerung von Emotionen, Rolle künstlicher Intelligenz in einer Gesellschaft, digitalisiertes Bewusstsein. Es ist weder Dystopie noch Utopie.
Viele treffende Zitate sind beinhaltet, die zum Nachdenken und Sinnieren anregen können. Insgesamt spielen Psychologie und Philosophie eine große Rolle.
Bei den Figuren haben mir der schwer einzuschätzende Kophler sowie Homunkulus am besten gefallen.
Das Ende ist auf eine spezielle Art und Weise stimmig geraten. Es wirft aber mehr Fragen auf als es beantwortet. Dies dürfte polarisieren. Auch wenn ich tendenziell offenen Enden etwas abgewinnen kann, finde ich es in diesem Fall eher unbefriedigend. Eine Fortsetzung ist derzeit nicht geplant.
4 Sterne, weil mich die Themen faszinieren und ich es zu schätzen weiß, dass die Geschichte nachhallt, zum Reflektieren und zum Austausch (in meinem Fall in einer Leserunde) animiert.
Hätte ich „Die Optimierer“ nicht gelesen, wäre ich möglicherweise überfordert gewesen und meine Beurteilung läge wahrscheinlich bei 3 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Idee
  • Geschichte
  • Figuren
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 16.04.2019

Band 3: Wenig überraschend, wenig informativ, dafür emotional

Das bedrohte Glück
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Man sollte Band 1 und 2 gelesen haben. Band 3 ist verortet im Jahr 1894 in Wien rund um Karl, Therese und ihre Kinder Franz und Helene sowie in Hamburg rund um Luise, Ehemann Hans, Liebhaber Hamza, Vater ...

Man sollte Band 1 und 2 gelesen haben. Band 3 ist verortet im Jahr 1894 in Wien rund um Karl, Therese und ihre Kinder Franz und Helene sowie in Hamburg rund um Luise, Ehemann Hans, Liebhaber Hamza, Vater Robert, Onkel Georg, Cousine Frederike, Cousin Richard und die übrige Hansen-Verwandtschaft.
Während ethnische und politische Konflikte in Kamerun schwelen, leider vergleichsweise nüchtern, schwer einprägsam und kurz nur in Briefen wiedergegeben, stehen im Mittelpunkt persönliche Schicksalsschläge der Protagonisten, die sich überwiegend bereits in Band 1 oder 2 anbahnten und nicht überraschen.
Sprachlich einfach gehalten und streckenweise mit Längen behaftet, z. B. wie die Kinder ausgehbereit gemacht werden. Im Rahmen des auktorialen Erzählstils ist die Erzählung frauenlastig. Ich hätte mich über Einblicke in das Seelenleben von Hamza und Florentinus gefreut. Frederike bleibt blass diesmal. Das Kritisieren fauler, selbstsüchtiger Nebenfiguren gerät im Kontrast zum Gutmenschentum anfangs zu einseitig für meinen Geschmack. Durch deren Innenansichten wird das später teilweise durchbrochen, z. B. wertet Kapitel 12 dieses Werk auf.
Kommt in Bezug auf Spannung, Gefühle, Faszination und Flair lange nicht an den starken Auftaktband heran. Das ändert sich in den letzten Kapiteln. Da entladen sich Spannung und große Gefühle und ich fühlte mich am Ende für davor empfundene Durststrecken entschädigt.
Fairerweise viele Auflösungen und kein ultimativ fieser Cliffhanger. Man könnte sogar die Reihe für sich abschließen, anstatt mit dem ab Oktober 2019 erhältlichen Band 4 fortzufahren.

Zwischenfazit zur Hansen-Saga:
Die Reihe konzentriert sich auf Liebschaften, Melodramatik und Intrigen, mit oft vorhersehbarem Verlauf. Ich hatte gehofft, mehr Kenntniszuwachs mitzunehmen. Politische Themen, hier Frauenbilder, Homosexualität und Kolonialismus, werden für meinen Geschmack zu oberflächlich oder einseitig skizziert (undifferenziert pro Offenheit und Gleichberechtigung). Das Potenzial für Wow-Momente wird nicht ausgeschöpft.
Jeder Band ist innerhalb von 5 bis 6 Stunden gelesen. Für Werke von Autoren wie Follett, Di Fulvio oder Dübell zahlt man mehr, liest dafür länger, ohne Fortsetzungen in unerwartetem Umfang, und lernt mehr, nebst Grauzeichnung anstatt dominierendem Schwarz-Weiß.
Vorzüge: Auch abends nach einem anstrengenden Tag flüssig lesbar, schwer aus der Hand zu legen. Ich mag es, in die atmosphärischen Städte Hamburg und Wien in den 1890ern einzutauchen (und auf‘s exotische Kamerun zu hoffen). Und es gibt mehrere Sympathieträger (für mich insbesondere Karl, Therese und Luise), die Gefühle entfachen und mitfiebern lassen. Daher greife ich trotz Kritik immer wieder gern zu.

Veröffentlicht am 08.04.2019

Unterhaltsame laienkompatible Hard-Sci-Fi mit Logiklöchern und ungenutztem Potenzial

Io
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Gefreut haben mich
- das Wiedersehen mit der liebgewonnenen Weltraumcrew und zusätzliche Einblicke in deren Gedanken- und Gefühlswelt,
- die kurzen Impressionen zum China der Zukunft und zu politischen ...

Gefreut haben mich
- das Wiedersehen mit der liebgewonnenen Weltraumcrew und zusätzliche Einblicke in deren Gedanken- und Gefühlswelt,
- die kurzen Impressionen zum China der Zukunft und zu politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen im Jahr 2047/2048 (hiervon gern mehr Details in weiteren Bänden),
- die Lerneffekte und das atmosphärische und spannende Erkunden des Jupitermondes Io,
- ein Ende, das zwar nicht alle Fragen beantwortet, es aber ermöglicht, die Eismond-Reihe zufrieden nach 3 Bänden abzuschließen.

Schwächen:
- Antriebsfeder für Lis Verhalten wirkt zu gewollt und nicht glaubhaft,
- gebildete Figuren wirken streckenweise dumm oder naiv,
- Ende auf die letzten Seiten gequetscht, kurz und abrupt,
- Kontinuitätsfehler, d. h. angeführte Probleme wie die Energieversorgung im Auftaktband „Enceladus“, Kommunikationsbarrieren zum Enceladus-Wesen, Entwicklung des Babys, KI Siri scheinen gar nicht oder nur halbherzig weiterverfolgt zu werden,
- hochspannende Denkansätze und Themenfelder wie das Enceladus-Wesen, Konflikte rund um Künstliche Intelligenz und digitalisierte Persönlichkeit werden zu kurz angerissen.

Wenn man zu „Io“ greift, sollte man unbedingt die Vorgängerbände „Enceladus“ und „Titan“ kennen.
Von mir gelesen als Band 3 des für 9,99 € gekauften 4-bändigen Eismond-Sammelbandes.

Es ist immer noch ein Werk, das mich (als Noch-Sci-Fi-Neuling mit Interesse an Zukunftswelten und technischen und naturwissenschaftlichen Phänomenen, ohne entsprechenden Beruf) unterhält und bildet, aber es verärgert, wenn vorhandene inhaltliche Potenziale nicht genutzt werden und ich regelmäßig Zeugnisse mangelnder Liebe zum Detail vorfinde, die wohl auch dem fehlenden Lektorat und der Eile aufgrund des hohen Turnus der Veröffentlichungen (mehr als 5 Bücher jährlich) geschuldet sind. Selbst wenn man wie ich diverse Bücher von Brandon Q. Morris liest und im x-ten Folgeband oder Ableger (Never Ending Story) ein Denkansatz doch noch vertieft wird, macht es den Unmut nicht ungeschehen. Eine solche Abhängigkeit zu schaffen, empfinde ich nicht als fördernswertes, faires Marketing.

Veröffentlicht am 15.03.2019

Einblicke in leidenschaftliches Lieben und Leben von 1944 bis 1947

Madame Piaf und das Lied der Liebe
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Michelle Marly gelingt ein leidenschaftliches Plädoyer für eine beeindruckende Persönlichkeit. In der dritten Person erzählt sie aus der Perspektive der berühmten Sängerin Édith Piaf, wie diese die Jahre ...

Michelle Marly gelingt ein leidenschaftliches Plädoyer für eine beeindruckende Persönlichkeit. In der dritten Person erzählt sie aus der Perspektive der berühmten Sängerin Édith Piaf, wie diese die Jahre 1944 bis 1947 wahrnahm. Erlebbar gemacht werden ihre Musikkarriere, ihr Lifestyle unmittelbar nach dem Ende der Besatzung Frankreichs, ihre Liebschaften und Freundschaften.
In kurzen und durch die Formatierung klar erkennbaren Rückblicken werden zudem besonders prägende Momente ihrer Vergangenheit beleuchtet. Highlights, die Verständnis und Mitfühlfaktor enorm fördern und sich im Gedächtnis verankern.
Erotik spielt sich im Kopf ab, der eigentliche Akt wird nicht im Detail geschildert.
Ich hatte mich mit ihrer Biografie bis dato nicht beschäftigt und empfand die Darstellungen als sehr interessant, unterhaltsam und inspirierend. Ihre Impulsivität, Willensstärke sowie Disziplin kommen gut zur Geltung. Die stimmigen Ausführungen hinterlassen tatsächlich das Gefühl, diese Frau, die in ihrem Wesen und Lebenslauf anders ist als ich, verstehen zu können.
Die Umgebungsbeschreibungen erzeugen Atmosphäre, sodass mein Kopfkino funktionierte. Außerdem tritt ein Lerneffekt ein, indem auf das gesellschaftliche Leben auf dem Land, in Paris und anderen französischen Städten eingegangen wird.
Schade, dass die Zeitsprünge mit Fortschritt des Romans immer größer werden. Das Jahr 1944 wird ausführlich dargestellt, macht gut zwei Drittel des Romans aus, sodass es Raum für Kürzungen gegeben hätte. An 1945 bis 1947 nimmt man hingegen nur episodenhaft teil, was emotionale Distanz schafft.
Ein Dreh- und Angelpunkt wird ins Nachwort verbannt. Dass Autorin oder Verlag nicht die Zuversicht hatten, hierdurch ausgelöste Emotionen glaubhaft transportieren zu können, denke ich nicht. Wahrscheinlich passt es einfach nicht ins vorgegebene Gesamtkonzept der Reihe „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe” hinein. Aus meiner Sicht bedauerlich, weil ein Wow-Effekt und die große Gefühlsexplosion am Ende ausbleiben.
Das lobenswerte Nachwort, in dem u. a. die weitere Entwicklung im Mittelpunkt stehender Persönlichkeiten kurz ausgeführt und Quellen benannt werden, macht glaubhaft, dass die Autorin solide recherchiert hat und es in der Realität ganz ähnlich abgelaufen sein muss.
Im Ergebnis freue ich mich, auf flüssige Weise ein abgeschlossenes Werk gelesen zu haben, emotional involviert, über Höhen und Tiefen einer faszinierenden, starken Frau in einer Gesellschaft im Umbruch.

Veröffentlicht am 07.02.2019

Spannend, düster, blutig – gelungene Fortsetzung

Ganymeds Flüstern
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Aufgrund des gut durchdachten Weltenbaus und der spannenden Rätsel und weil ich doch gern wissen möchte, wie es mit Rachel, Theodore, seiner Tochter und ihren Gefährten weitergeht, habe ich mir die Fortsetzung ...

Aufgrund des gut durchdachten Weltenbaus und der spannenden Rätsel und weil ich doch gern wissen möchte, wie es mit Rachel, Theodore, seiner Tochter und ihren Gefährten weitergeht, habe ich mir die Fortsetzung gekauft. Das war eine gute Entscheidung.
Durch die kapitelweise abwechselnde Perspektive und die zwei sehr verschiedenen Schauplätze fühle ich mich immer gut bei der Stange gehalten. Hinweise verleiten zu Spekulationen, wie sich die Handlungsstränge im finalen Band verknüpfen könnten. Der zentrale Wow-Effekt kam unerwartet und hat mir sehr gefallen.
Emotionen und innere Kämpfe erhalten mehr Raum, auch Einblicke in die Vergangenheit werden vertieft, hierdurch konnte ich mich in die Hauptfiguren gut hineinfühlen und mitfiebern.
Charmant und amüsant sind die neckischen Frotzeleien (Klötzchen-Aufbau-Ingenieur, Schaltkreispsychologe usw.).
Von den Nebenfiguren habe ich Patrick und Jack besonders ins Herz geschlossen.
Ich bin neugierig, ob sich eine Romanze anbahnt.
Die Beschreibungen sind weiterhin gut verständlich und bildhaft und versprühen eine zumeist bedrohliche Atmosphäre.
Sternabzug, weil die vorhandenen gesellschaftskritischen Töne unterlaufen werden, indem Drogen und Augmentationen sowie brachiale Aggressivität allzu oft als Schlüssel zum Erfolg verkauft werden und die brutalen Darstellungen in Los Angeles ziemlich ausschweifend geraten sind. Immerhin besteht die Aussicht, dass demnächst Planung, Teamwork, Intelligenz und Kombinationsgabe stärker zählen.
In der aktuellen Kindle-Edition sind nur wenige Rechtschreibfehler verblieben.
Die Storyentwicklung ist spannend, Band 3 bereits vorbestellt.
An Joshua Tree möchte ich den Wunsch richten, das Personenverzeichnis fortzuschreiben, sodass Kenntnisstände der vorangegangenen Bände berücksichtigt sind.