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Veröffentlicht am 27.09.2019

Erwartungen wurden leider nicht erfüllt

Miroloi
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Miroloi von Karen Köhler, erschienen im Hanser Verlag am 19.08.2019.

Man hat ihr den Namen verwehrt. Sie wurde als Findling in einem Karton mit alten Zeitungen vor dem Haus des Betvaters abgestellt. ...

Miroloi von Karen Köhler, erschienen im Hanser Verlag am 19.08.2019.

Man hat ihr den Namen verwehrt. Sie wurde als Findling in einem Karton mit alten Zeitungen vor dem Haus des Betvaters abgestellt. Der Ältestenrat des Dorfes entscheidet über die Bewohner der kleinen Insel, die sich nach der Khorabel richtet. Es gibt die Insel, die eigentlich auch keinen wirklichen Namen hat und das Drüben. Das ist der Rest der Welt. Bei „ihr“ munkeln die Dörfler, dass sie von drüben kommt. Die Kinder verspotten sie, verprügeln sie und als sie sich wehrte schlägt man ihr die Knochen entzwei und wirft sie aus der Schule. Nicht dass sie dort viel hätte lernen können da es den Frauen und Mädchen der Insel verboten ist das Lesen und Schreiben zu lernen.

Namenlos wie sie ist hat das Mädchen kein Recht auf eine Miroloi, dies ist die Totenklage. Wir sind nun in dieser Totenklage, in der die Namenlose ihr Leben in Strophen berichtet. Es ist eine einfache Sprache von einem Teenager, der ausgestoßen wurde in einer patriarchischen Welt in der diejenigen die klüger als der Durchschnitt sind dies verbergen müssen, um nicht bestraft zu werden. Auf der einen Seite wirkt die Namenlose naiv und dumm, auf der anderen Seite wurde sie vom Betvater aufgezogen der Drüben gewesen ist und seinem Findelkind schlussendlich das Lesen beibringt. Natürlich ist der Khorabel eine Mischung der verschiedenen Religionen und wird als Schrift immer dem aktuellen Glauben angepasst.

Dieses Buch ist etwas Feminismus für Regentage. Gut geeignet, um die schöne Umgebung mit mediterranem Flair zu genießen, unaufgeregt genug, um die Hobbyfeministin nicht auf dumme Gedanken zu bringen und später in den Chor der „wir sind viel Fortschrittlichere Frauen“ bei zu treten. Kann man lesen. Muss man aber nicht.

Veröffentlicht am 03.08.2019

Nett mit Einschränkungen

Netter is better
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Netter is better: Die hohe Kunst der guten Laune von Thomas Hermanns, erschienen im Gräfe und Unzer Verlag am 4. Juni 2019

Thomas Hermanns ist Magister der Theaterwisschenschaften und fühlte sich offensichtlich ...

Netter is better: Die hohe Kunst der guten Laune von Thomas Hermanns, erschienen im Gräfe und Unzer Verlag am 4. Juni 2019

Thomas Hermanns ist Magister der Theaterwisschenschaften und fühlte sich offensichtlich sehr unglücklich innerhalb seines Studiums. Als bunter Paradiesvogel mit dem Ziel Spaß zu haben eckte er ständig mit seinen Kommilitonen an. Irgendwie hatten sie seine „A Chorus Line“ Fantasien zum Studium der Theaterwissenschaften, die irgendwo zwischen Muppet Show und Fame lagen nicht so wirklich im Blut. Was aus seinen Mitschülern wurde, entweder habe ich es im Buch verpasst, oder er hat sich darüber ausgeschwiegen.

Als Rahmenprogramm für dieses Buch dient seine Teilnahme an einer Show mit Namen „Let’s dance“.

Auf dieses Buch bin ich durch ein Interview im ZDF aufmerksam geworden bei dem er als unheimlich sympathischer Mensch rübergekommen ist und ich dachte, dass dieses Buch eine Anleitung zum netten Umgang miteinander sein müsse. Soweit meine Fehleinschätzung. Dazu muss ich sagen, dass ich wenig TV sehe und ich die Person Thomas Hermanns nicht wirklich zuordnen konnte.

Wir hangeln uns mit dem Autor vom Studium nach New York wo alles größer, besser, einfach netter ist was sich auch nicht innerhalb dieses Buchs relativiert. Irgendwie muss auch jeder der seine Art des Humors nicht im vollen Umfang teilt eine langweiliger Intellektuelle Spaßbremse sein, oder aber bei einer Steuerbehörde arbeiten, oder sogar eine verkniffene Bankkauffrau sein. Soviel zu netter is better.
Insgesamt ist das Buch eine Reise durch die Comedy Welt des Thomas Hermanns, wobei kaum Namen erwähnt wurden, die mir ein Begriff sind, derweilen Namen von mir bekannten Comedians so gut wie keinen Eingang ins Buch gefunden haben. Insgesamt fühlt sich das Buch an wie die Fortsetzung von „ein Käfig voller Narren“ und bietet den Fans von Thomas Hermanns einen schönen, plüschigen Showroom durch den der Autor hektisch wie ein Duracell Häschen hoppelt. Hätte er sein Buch tatsächlich “was nicht glitzert, ist nicht hübsch!“ genannt, würden Inhalt und Titel eine unglaublich gute Symbiose eingegangen sein. So ist es eine mehr oder weniger interessante Biografie eines Entertainers, der uns spätestens auf jeder zweiten Seite im Buch wissen lässt, dass er homosexuell ist. Ich glaube das hätte ich allein daraus abgeleitet, dass er seine verschiedenen Outfits zum Besten gegeben hat.

Das Buch ist sicher ein Leckerbissen für seine Fans. Es ist weder eine Hilfe wie man Situationen freundlich bewältigen kann noch eine wirkliche Hilfe wie man sowas überhaupt macht da er sich versucht um die Konfrontationen des Lebens herumdrückt. Aber zugegeben, ich habe mir einige Aufzeichnungen auf YouTube angesehen und so doch noch einige vergnügliche Zeit mit Thomas Hermanns verbracht.

Veröffentlicht am 03.07.2019

Englische Adelige müssen etwas durchgeknallt wirken

Cherringham - Folge 14
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Die Legende von Combe Castle: Cherringham - Landluft kann tödlich sein von Neil Richards und Matthew Costello, gelesen von Sabina Godec. Dieses ungekürzte Hörbuch ist im Lübbe Audio Verlag am 12. Februar ...

Die Legende von Combe Castle: Cherringham - Landluft kann tödlich sein von Neil Richards und Matthew Costello, gelesen von Sabina Godec. Dieses ungekürzte Hörbuch ist im Lübbe Audio Verlag am 12. Februar 2016 erschienen.

Adel allein macht nicht glücklich. Dass müssen die verarmten FitzHenrys, Eigentümer des als Kulturerbe ernannten, aber ziemlich heruntergekommenen Anwesens Combe Castle feststellen.
So haben sie ihr Schloss teilweise für zahlendes Publikum geöffnet um nicht verkaufen zu müssen. Als sie bedroht werden und in den Ausstellungsräumen Vandalen zuschlagen bitten sie Jack und Sarah um Hilfe. Es gibt genug Leute die die FitzHenrys los werden möchten.
Angenehmer Cosy-Crime Krimi der etwas anspruchslos ist, dafür aber ein schönes britisches Gefühl mitbringt. Die Charaktere sind wieder herrlich skurril bzw. exzentrisch wie man es bei den Reichen und Adligen nennen würde. Sarah und Jack gehen inzwischen recht routiniert ihren Ermittlungen nach.
Schön geschrieben, etwas vorhersagbar und wie immer schön gelesen von Sabina Godec. Leichte Kost bei der sich sehr gut Routinearbeiten in Haus und Garten erledigen lassen.

Veröffentlicht am 13.06.2019

Zu wenig Krimi selbst für einen Cosy-Crime

Ein irischer Todesfall
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Ein irischer Todesfall von Pia O'Connell, erschienen im Piper Spannungsvoll Verlag am 4. Juni 2019.
1994 ziehen die Kindergärtnerin Elli O’Shea, ihr Mann Sean und ihr Sohn nach Irland da Sean einen neuen ...

Ein irischer Todesfall von Pia O'Connell, erschienen im Piper Spannungsvoll Verlag am 4. Juni 2019.
1994 ziehen die Kindergärtnerin Elli O’Shea, ihr Mann Sean und ihr Sohn nach Irland da Sean einen neuen Job bekommen hat. Sie kommen erst einmal in einem gemieteten Haus in Carlow nur wenige Meter von Ellis Schwiegereltern entfernt unter.

Völlig unerwartet stirbt Seans reicher Onkel, der eine Wurst- und Pasteten Fabrik besitzt. Seine junge Witwe lässt es bei der Beerdigung zu einem Eklat kommen und kurze Zeit später geht ein Schreiben bei der Polizei ein, dass Onkel Jim vergiftet wurde. Die trauernde Witwe will Gewissheit haben und stimmt einer Obduktion zu was natürlich alle Verwandten ihres Mannes aufregt. Als sich der Verdacht bestätigt werden sehr schnell die beiden Söhne aus erster Ehe verhaftet. Sean glaubt fest an die Unschuld seiner Cousins und bittet einen befreundeten Privatdetektiv sich mal um zu hören. Elli, die die Verwandtschaft kaum kennt weiß nicht wem sie glauben soll und ist erst einmal alles auf sich einwirken.

Der Cosy-Crime-Roman beginnt wie er soll: mit einer Leiche, einer ehemaligen Kindergärtnerin, die gerade erst ins Dorf gezogen ist und zwischen Haussuche, Familienfeiern und kleinen Gemeinheiten der Verwandtschaft Zeit findet zu ermitteln und völlig andere Rückschlüsse als die Polizei zieht. Soweit, so Cosy-Crime-Roman.

Die Autorin scheint mit Elli einen Teil ihrer Auswanderungsgeschichte von Regensburg nach Carlow ab zu arbeiten. Da das Setting stimmig ist und die Umgebung sich authentisch anfühlt ist ihr das auch gut gelungen. Der Krimi Teil der Geschichte ist aber mehr als vorhersagbar und trotz einiger Nebelkerzen, die gezündet werden, ziemlich langweilig.

Nun kommen wir zum Humor. Vorhanden, aber nicht meiner. Die Beschreibung der Wohnsituation ist ja noch recht witzig gewesen und es kann auch lustig sein, wenn man über seine Mitmenschen gedanklich ablästert. Leider kommt die Protagonistin bei mir als unangenehme Person rüber, deren Überheblichkeit sich rein darauf zurückführen lässt, dass sie Kleidergröße 36 trägt. Jeder der es wagt dick bis dicker zu sein muss irgendwie dumm rüberkommen und einen schlechten Geschmack haben. Dafür werden dann auch einige Szenen in den Plot geschrieben durch die man sich langweilen muss und die nun gar nichts zur Geschichte beitragen. Außerdem hat man etwas das Gefühl einer Dauerwerbesendung ausgesetzt zu sein. Es fallen so viele Markennamen, dass man das Gefühl hat, die Autorin hat einige Werbeverträge mit diversen Firmen abgeschlossen.

Insgesamt ist da noch viel Luft nach oben was den Krimibereich angeht. Die Beschreibung des ländlichen Irlands von 1994 fand ich ganz interessant.

Veröffentlicht am 08.05.2019

Gesellschaftskritisches Buch mit langweiligen Protagonisten

Willkommen in Lake Success
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Willkommen in Lake Success von Gary Shteyngart, erschienen im Penguin Verlag am 15. April 2019

Barry Cohen ist einer der 1 % Reichen von denen vor Trump so oft die Rede gewesen ist. Es ist das Wahljahr ...

Willkommen in Lake Success von Gary Shteyngart, erschienen im Penguin Verlag am 15. April 2019

Barry Cohen ist einer der 1 % Reichen von denen vor Trump so oft die Rede gewesen ist. Es ist das Wahljahr und Barrys Leben bekommt einen Knacks. Nachdem er sich bei einem Essen mit Nachbarn daneben benommen hat, bekommen Seema, seine sehr gebildete und unheimlich schöne Frau, und er richtig Ärger miteinander und er packt einen Koffer mit seinen Sammleruhren und beschließt sich auf den Weg zu machen um seine Studentenfreundin auf zu suchen und mit ihr das perfekte Leben zu leben. Für diese Reise besteigt er einen dieser legendären Greyhound Busse und umgibt sich mit den Menschen die seinen Reichtum mit ihrer Arbeit geschaffen haben.

Was sich wie ein Roadtrip anhört beginnt mehr mit einer Reise in sich selbst und wie sich der Autor vorstellt, dass Trump gewählt wurde. Barry und Trump sind da glaube ich bei dieser Geschichte sogar austauschbar was ein Teil des Witzes der Story ausmacht. Im Laufe der Geschichte findet dann tatsächlich eine Reise quer durch Amerika statt auf der Barry sexuelle Begegnungen hat und wir belangloses aus seinem Leben erfahren. Die Hauptpersonen des Romans haben keine Tiefe, wirken unrealistisch und langweilig. Da das Paar einen autistischen Sohn hat kann ich nach der Lektüre vermutlich wenigstens bei dem Thema mitreden.

Der Schreibstil und die Gesellschaftskritik die in dem Buch durchaus vorhanden sind macht es zu einem Buch welches ich als gut bezeichnen würde. Die Längen in der Erzählung und das fade Leben der Protagonisten haben mich enttäuscht, aber wenigstens nicht so weit, dass ich es nicht doch noch mal mit einem anderen Shteyngart Buch versuchen würde.