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Veröffentlicht am 26.08.2019

Weihnachtswunder mit Katzen

Katzen für Mariette
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Auf Bitten einer gemeinsamen Bekannten besucht der Ich-Erzähler und Autor Michael Brown die schwer kranke Mariette Van Wyk in der Klinik, in der sie ihre letzten Tage verbringen wird. Der erste Besuch ...

Auf Bitten einer gemeinsamen Bekannten besucht der Ich-Erzähler und Autor Michael Brown die schwer kranke Mariette Van Wyk in der Klinik, in der sie ihre letzten Tage verbringen wird. Der erste Besuch erfolgt eher widerstrebend und aus Pflichtgefühl heraus, aber sehr bald wird aus der bisher lockeren Bekanntschaft eine tiefer gehende Freundschaft, und Michael erscheint täglich an Mariettes Krankenbett. Auf deren Bitte erzählt Michael ihr Geschichten aus seinem Leben mit Katzen. Es geht auf Weihnachten zu, und man könnte fast sagen, das Buch ist wie ein Adventskalender aufgebaut, denn für fast jeden Tag im Dezember gibt es eine Geschichte. Mit der Zeit erkennt Michael, dass nicht nur seine Geschichten ein großes Geschenk für Mariette sind, sondern dass die kranke Frau ihm auch etwas zurück gibt. Durch ihre Anteilnahme an seinem Leben und dem seiner vierbeinigen Freunde erreicht sie, dass er sich zurück besinnt und im Nachhinein so manche neue Erkenntnis aus seinen Erlebnissen mit Katzen gewinnt. Seine Geschichten sind vielfältig. Manche sind lustig und bringen Mariette zum Lachen, andere sind traurig oder tiefgründig und hinterlassen eine nachdenkliche Stille beim Erzähler und seiner Zuhörerin. Beide denken an vergangene Zeiten und können im Nachhinein Ereignisse aus ihrem früheren Leben besser einordnen und verstehen und können mit manchem, was sie lange beschäftigt hat, endlich abschließen. Mariette macht ihren Frieden mit sich und der Welt, und Michaels Geschichten werden zu ihrem ganz persönlichen Weihnachtswunder, aber auch Michael spürt eine Veränderung durch diese ungewöhnliche Freundschaft zu Mariette, und auch er betrachtet sie als sein Weihnachtswunder.

Hunde kommen bei den kleinen Geschichten schlecht weg, und generell würde ich sagen, dass das Buch eher für Katzenfreunde geeignet ist. Jeder, der Katzen liebt, wird sich über dieses nachdenkliche Büchlein freuen, das sich in seiner hochwertigen Aufmachung auch sehr gut als Geschenk eignet.

Veröffentlicht am 12.08.2019

Ein schöner, emotionaler, bittersüßer Sommerroman

Hortensiensommer
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Es hat einige Zeit gedauert, bis ich mich mit der Protagonistin anfreunden konnte, denn sie reagierte oft recht seltsam. Man ahnt sehr bald, dass ihr wohl in der Vergangenheit etwas Schlimmes widerfahren ...

Es hat einige Zeit gedauert, bis ich mich mit der Protagonistin anfreunden konnte, denn sie reagierte oft recht seltsam. Man ahnt sehr bald, dass ihr wohl in der Vergangenheit etwas Schlimmes widerfahren ist, und man muss auch berücksichtigen, dass jeder Mensch mit Problemen und Trauer anders umgeht. Johanna macht sehr lange den Fehler, nach der Vogel-Strauß-Taktik zu leben, den Kopf in den Sand stecken und nichts sehen oder hören. Dass diese Vorgehensweise falsch ist, erweist sich im Verlauf der Geschichte. Aber näher möchte ich gar nicht darauf eingehen, um nicht zu viel zu verraten. Auch Johannas Mieter Philipp, der in die Einliegerwohnung ihres Hauses zieht, spürt, dass mit Johanna etwas nicht stimmt. Aber auch er stößt auf eine Mauer des Schweigens und kann ihr nicht helfen. Mit sehr viel Einfühlungsvermögen und letztendlich durch die liebenswerte und direkte Art seiner kleinen Tochter kann Philipp zu Johannas Herz durchdringen, denn er spürt, dass sich hinter ihrer Verschlossenheit ein starker Kummer verbirgt. Philipp ist ein starker, sehr sympathischer Charakter, der seine eigenen Probleme hintenan stellt, und ich fand es toll, dass er sich sehr um Johanna bemüht und ihr vorgelesen hat. Der schönste, feinfühligste Satz im ganzen Buch kommt von ihm: „In einem Regentropfen kann sich ein ganzer Garten spiegeln“.
Überhaupt spielt Johannas Garten eine wichtige Rolle, und die Beschreibungen der Blumen und Pflanzen lesen sich wundervoll. Obwohl die Handlung zum Teil etwas schwermütig wirkt, gibt es durchaus auch humorvolle Momente, beispielsweise wenn Johanna einen Garten für einen schwierigen Kunden planen soll und diese Planung sich als Fass ohne Boden erweist.
Ich habe den Roman gerne gelesen, denn er spiegelt so ziemlich alle Facetten menschlicher Gefühle wieder. Philipp und seine allerliebste Tochter Klara habe ich sehr schnell in mein Herz geschlossen, und auch wenn es mit Johanna etwas länger gedauert hat, am Ende konnte ich sie gut verstehen und viele ihrer Reaktionen durchaus nachempfinden.

Veröffentlicht am 22.07.2019

Jeder, der Enno Brodersen kannte, wollte ihn tot sehen

Blutmöwen
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Für die Kommissarin Helene Christ ist dies bereits der fünfte Fall, für mich war es ihr erster. Ich kannte die Bücher von H. Dieter Neumann noch nicht, bin aber froh, das nun geändert zu haben, denn „Blutmöwen“ ...

Für die Kommissarin Helene Christ ist dies bereits der fünfte Fall, für mich war es ihr erster. Ich kannte die Bücher von H. Dieter Neumann noch nicht, bin aber froh, das nun geändert zu haben, denn „Blutmöwen“ hat mich richtig gepackt. Gleich zu Beginn gab es eine Szene, die mich direkt etwas verstört hat, denn ich wusste bisher nicht, dass Möwen anscheinend wirklich alles fressen! Also gab es am Rande gleich ein wenig Naturkunde für mich. Der Fall um den toten Bauern Brodersen ist verzwickt, und lange Zeit scheint es so, als könnte ihn Helene Christ mit ihren Kollegen nicht lösen. Zu viele Feinde scheint Brodersen zu haben, die ihm nach dem Leben hätten trachten können, oder war es vielleicht doch Selbstmord?. Im Umfeld des Opfers stoßen Kommissarin Christ und ihre Mitarbeiter auf eine Mauer aus Hass, Verstocktheit, Vorurteilen und Bigotterie. Die einzelnen Charaktere werden ausführlich beleuchtet, und es ergeben sich immer mehr interessante und relevante Aspekte. Nach und nach webt der Autor ein dichtes Netz aus einzelnen Fäden. Ob sich der Täter darin verfängt? Das muss jeder selbst erfahren und diesen Krimi lesen. Es lohnt sich auf jeden Fall, auch wenn es im letzten Viertel für mein Empfinden ein paar Ungereimtheiten gab.

Veröffentlicht am 20.07.2019

Fesselnd, romantisch und ein klein wenig unheimlich

Die vergessene Burg
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Die junge Paula Cooper lebt als Gesellschafterin bei einer kränklichen Verwandten. So recht zufrieden ist sie nicht mit ihrem Schicksal, denn sie hat den Eindruck, dass es Cousine Harriet immer dann plötzlich ...

Die junge Paula Cooper lebt als Gesellschafterin bei einer kränklichen Verwandten. So recht zufrieden ist sie nicht mit ihrem Schicksal, denn sie hat den Eindruck, dass es Cousine Harriet immer dann plötzlich schlecht geht, wenn sich für Paula gerade mal ein wenig Abwechslung bieten würde. Sie vereinnahmt Paula völlig, aus welchen Gründen auch immer. Auf mich machte Cousine Harriet von Anfang an einen selbstsüchtigen Eindruck. Das Arrangement, dass Paula bei der Cousine leben soll, wurde von ihrer Mutter getroffen. Als ein Brief aus Bonn für Paula eintrifft, erfährt die junge Frau das nur durch einen Zufall. Ihr schwer kranker Onkel Rudy, von dessen Existenz sie keine Ahnung hatte, schreibt ihr und bittet sie, zu ihm zu kommen. Die Enttäuschung über ihre Mutter und Cousine Harriet, die anscheinend unter einer Decke stecken und ihr etwas verheimlichen, lässt in Paula schnell den Entschluss reifen, die Einladung des Onkels anzunehmen. Paula hofft, von ihm etwas mehr über ihren verstorbenen Vater zu erfahren.
Allein reist die junge Frau an den Rhein und wird von ihrem Onkel sehr herzlich aufgenommen. Auch er möchte die Wahrheit über die Umstände erfahren, die damals zum frühen Tod seines Bruders geführt haben. Paula war noch ein Kleinkind, als sie ihren Vater verlor, und im Lauf der Zeit erfährt sie seltsame Dinge rund um dessen Tod. Bei ihrem Onkel Rudy findet sie endlich so etwas wie familiäre Zuneigung. Bonn und die Landschaft am Rhein fasziniert Paula, und nur zu gerne hilft sie ihrem Onkel in seinem Geschäft mit Touristenbedarf.
Bei einem Ausflug, um Land und Leute besser kennen zu lernen, begegnet Paula dem Fotografen Benjamin Trevor. Der erste gegenseitige Eindruck ist nicht gerade gut, denn Benjamin benimmt sich ihr und ihrer Begleiterin gegenüber sehr unhöflich, und Paula reagiert äußerst ungehalten. Wenig später findet unter einem völlig anderen Aspekt eine weitere zufällige Begegnung statt, die alles verändert und eine freundschaftliche Verbundenheit zwischen den jungen Leuten entstehen lässt, so dass Benjamin Paula hilft, Antworten auf die vielen offenen Fragen um die Vergangenheit zu finden.
Inmitten einer wundervoll beschriebenen Kulisse am Rhein stellt sich Paula den Rätseln der Vergangenheit. Auch ihr Onkel Rudy hat ein Geheimnis, wenn dieses auch sehr persönlich ist und nicht im Zusammenhang mit dem Tod von Paulas Vater steht. Der Klappentext war für mich in dieser Hinsicht ein wenig irritierend.
Die Darstellungen der verschiedenen Charaktere haben mir sehr gut gefallen. Paula und ihr Onkel waren mir auf Anhieb sympathisch, während Benjamin erst auf den zweiten Blick punkten konnte. Wundervoll sind die Landschaftsbeschreibungen und die Schilderungen diverser Sehenswürdigkeiten in Bonn und Umgebung. Der Schreibstil des Romans ist fesselnd und kurzweilig. Je weiter ich las, umso neugieriger wurde ich auf die Zusammenhänge und die Lösung, denn alles lässt sich ziemlich geheimnisvoll an, und lange weiß man nicht, in welche Richtung die Geschichte führt.
Bei der „vergessenen Burg“ handelt es sich um die Ruine Ehrenfels bei Rüdesheim. Was Paula mit dieser alten Burg verbindet, ist ein Geheimnis, das es zu lösen gilt. Das Ende der Geschichte war dann doch ziemlich schaurig und für mich nicht völlig glaubwürdig. Aber das tat dem Lesevergnügen keinen Abbruch, und ich habe trotzdem jede Seite des Romans genossen.

Veröffentlicht am 17.06.2019

Das perfekte Urlaubsbuch - nicht nur für Rom-Reisende!

Pizza Amore
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Mit ihrem Roman „Pizza Amore“ entführt uns Brigitte Kanitz nach Rom, genauer gesagt in die Vatikanstadt, denn dort hofft Sina, Hilfe zu finden. Die norddeutsche Grundschullehrerin leidet unter einer Menschen-Phobie, ...

Mit ihrem Roman „Pizza Amore“ entführt uns Brigitte Kanitz nach Rom, genauer gesagt in die Vatikanstadt, denn dort hofft Sina, Hilfe zu finden. Die norddeutsche Grundschullehrerin leidet unter einer Menschen-Phobie, die sich in einer Essstörung äußert, und diese Phobie hat sie ihrem Onkel Thilo zu verdanken, der als Kardinal im Vatikan lebt, und sie hofft, dass er auch wieder etwas dagegen tun kann. Sinas Nachbarin Esther, verwitwete Schulrektorin im Vorruhesand, muss ihre ganze Überredungskunst aufbieten, um die junge Frau zu dieser Romreise zu bewegen, denn Sina würde sich am liebsten einigeln, vor allem nach einem peinlichen Vorfall während eines Sommerfestes der Schule. Die erste Zeit nach ihrer Ankunft in Rom meidet sie auch Menschenansammlungen, während sich die zweiundsechzigjährige Esther hoffnungslos in einen jungen Schweizer Gardisten verknallt. Auch Sina hat sich unrettbar verliebt, seit sie den schönen Pietro das erste Mal auf einem Foto gesehen hat. Aber auch ihre Liebesgeschichte hat einen Haken, denn Pietro lebt, wie Sinas Onkel, in der Vatikanstadt und ist Priester.
Während Esther, wenn sie nicht gerade um ihren jungen Offizier herum schleicht, ihre Freundin Sina schon in eine Lovestory à la „Dornenvögel“ verstrickt sieht, hat diese ganz andere Sorgen, denn ihre Angststörung lässt sich gar nicht so einfach überwinden, und ob Onkel Thilo ihr wirklich helfen kann?

Ich habe diesen Roman wieder mit großem Vergnügen gelesen, denn er hat alles, was man sich von einer humorvollen Urlaubs- und Sommerlektüre erwartet. Die Charaktere sind originell und gut gezeichnet, und die Atmosphäre der Ewigen Stadt hat die Autorin in all ihren Facetten wunderbar eingefangen. Die Story ist erfrischend und humorvoll geschildert, und es kommt zu einigen kuriosen Begebenheiten, die mir so manches Schmunzeln entlockt haben. Natürlich kommt auch die Romantik nicht zu kurz, wenn sich auch vieles nicht so entwickelt wie gedacht, und so kam mir zuletzt der Spruch in den Sinn: „Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt“.
Von mir bekommt „Pizza Amore“ eine glatte Leseempfehlung, denn es ist die ideale Urlaubslektüre, nicht nur für Rom-Reisende.