Eine außergewöhnliche Frauenfigur
Die englische FürstinWie bei allen ihren Romanen hat sich die Historikerin Sabine Weigand eine außergewöhnliche Frauenfigur zum Thema genommen. Dieses Mal fiel ihre Wahl auf Daisy von Pless. Ein Foto von Daisy gibt es zur ...
Wie bei allen ihren Romanen hat sich die Historikerin Sabine Weigand eine außergewöhnliche Frauenfigur zum Thema genommen. Dieses Mal fiel ihre Wahl auf Daisy von Pless. Ein Foto von Daisy gibt es zur Einstimmung auf dem Cover und vor jedem größeren Abschnitt des Buches, so daß man als Leser gleich ein Bild vor Augen hat.
Der Roman beginnt mit Daisys Kindheit in England, wo es für Mädchen wenig Bildung gab und den finanziellen Schwierigkeiten ihrer Eltern. Aus diesem Grunde wurde sie gegen ihren Willen mit dem 12 Jahre älteren, aber wohlhabenden Fürsten Hans Heinrich von Pless verheiratet. Sie musste nach Deutschland umziehen und wohnte in Fürstenstein in einem unvorstellbar riesigen, pompösen Schloß – allerdings zu ihrer großen Verwunderung ohne ein einziges Badezimmer. Sie war absolut unglücklich in ihrer Ehe, vor allem auch, weil sie nicht schwanger wurde. Von England war sie es gewohnt, freundlich mit dem Personal zu kommunizieren. In Fürstenstein und bei ihrem Ehemann stieß sie dabei auf Unverständnis, er fand dies unfürstlich und grenzte sich strikt vom Personal und vom Volk ab. Außerdem wird sie von ihm immer wieder gemaßregelt über irgendwelche Fauxpas bei Gesellschaften. Um sie bei Laune zu halten kauft er ihr Kleider und Schmuck und geht viel mit ihr auf Reisen. Ein ganz besonderes Spektakel bietet er ihr auf einer Ägyptenreise. Er heuert Perlentaucher an, die jeweils mit einer Perle auftauchen, aber am Ende stirbt ein Junge beim Tauchen. Daisys Perlenkette hat 738 Perlen und einen Wert von 3 Millionen Goldmark. Allerdings prophezeit eine alte Frau, daß diese Perlen Unglück bringen. Mittlerweile bewegt Daisy sich immer sicherer auf dem gesellschaftlichen Parkett, gewinnt mit ihrer charmanten Art und ihrer Schönheit die Männerherzen. Als sie durch den Stallburschen Joschi mit dem armseligen Leben der Bevölkerung in Berührung kommt, ändert sich ihr Leben von Grund auf und sie rebelliert gegen den Ehemann und engagiert sich für soziale Projekte. Ich möchte nicht zuviel erzählen, nur soviel - die Leser begleiten Daisy noch etliche Jahre, in denen sie viel Mut beweist, sich auch in die Politik mischt, den Krieg übersteht und in denen sie aber auch in der Liebe die ersehnte Erfüllung findet. Um auch die andere Seite zu zeigen, wird parallel dazu das Leben von Joschi weiter verfolgt.
Ohne Frage die Autorin hat auch für dieses Buch hervorragend recherchiert. Darüber informiert sie im Nachwort und erklärt auch, welche Passagen ihrer schriftstellerischen Freiheit entspringen. Wie immer gibt es im Anhang ein Personenverzeichnis, in welchem die historisch belegten Personen gekennzeichnet sind. Außerdem befinden sich etliche historische Dokumente, Zeitungsausschnitte bzw. Auszüge aus Daisys Tagebuch im Buch, die den Roman Authentizität verleihen. Sabine Weigand hat mir mit ihrem lebendigen und bildhaften Schreibstil Daisy von Pless hervorragend nahe gebracht.
Wie bei allen ihren Büchern gibt es auch für dieses eine absolute Leseempfehlung!