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Veröffentlicht am 28.08.2019

Eine außergewöhnliche Frauenfigur

Die englische Fürstin
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Wie bei allen ihren Romanen hat sich die Historikerin Sabine Weigand eine außergewöhnliche Frauenfigur zum Thema genommen. Dieses Mal fiel ihre Wahl auf Daisy von Pless. Ein Foto von Daisy gibt es zur ...

Wie bei allen ihren Romanen hat sich die Historikerin Sabine Weigand eine außergewöhnliche Frauenfigur zum Thema genommen. Dieses Mal fiel ihre Wahl auf Daisy von Pless. Ein Foto von Daisy gibt es zur Einstimmung auf dem Cover und vor jedem größeren Abschnitt des Buches, so daß man als Leser gleich ein Bild vor Augen hat.

Der Roman beginnt mit Daisys Kindheit in England, wo es für Mädchen wenig Bildung gab und den finanziellen Schwierigkeiten ihrer Eltern. Aus diesem Grunde wurde sie gegen ihren Willen mit dem 12 Jahre älteren, aber wohlhabenden Fürsten Hans Heinrich von Pless verheiratet. Sie musste nach Deutschland umziehen und wohnte in Fürstenstein in einem unvorstellbar riesigen, pompösen Schloß – allerdings zu ihrer großen Verwunderung ohne ein einziges Badezimmer. Sie war absolut unglücklich in ihrer Ehe, vor allem auch, weil sie nicht schwanger wurde. Von England war sie es gewohnt, freundlich mit dem Personal zu kommunizieren. In Fürstenstein und bei ihrem Ehemann stieß sie dabei auf Unverständnis, er fand dies unfürstlich und grenzte sich strikt vom Personal und vom Volk ab. Außerdem wird sie von ihm immer wieder gemaßregelt über irgendwelche Fauxpas bei Gesellschaften. Um sie bei Laune zu halten kauft er ihr Kleider und Schmuck und geht viel mit ihr auf Reisen. Ein ganz besonderes Spektakel bietet er ihr auf einer Ägyptenreise. Er heuert Perlentaucher an, die jeweils mit einer Perle auftauchen, aber am Ende stirbt ein Junge beim Tauchen. Daisys Perlenkette hat 738 Perlen und einen Wert von 3 Millionen Goldmark. Allerdings prophezeit eine alte Frau, daß diese Perlen Unglück bringen. Mittlerweile bewegt Daisy sich immer sicherer auf dem gesellschaftlichen Parkett, gewinnt mit ihrer charmanten Art und ihrer Schönheit die Männerherzen. Als sie durch den Stallburschen Joschi mit dem armseligen Leben der Bevölkerung in Berührung kommt, ändert sich ihr Leben von Grund auf und sie rebelliert gegen den Ehemann und engagiert sich für soziale Projekte. Ich möchte nicht zuviel erzählen, nur soviel - die Leser begleiten Daisy noch etliche Jahre, in denen sie viel Mut beweist, sich auch in die Politik mischt, den Krieg übersteht und in denen sie aber auch in der Liebe die ersehnte Erfüllung findet. Um auch die andere Seite zu zeigen, wird parallel dazu das Leben von Joschi weiter verfolgt.



Ohne Frage die Autorin hat auch für dieses Buch hervorragend recherchiert. Darüber informiert sie im Nachwort und erklärt auch, welche Passagen ihrer schriftstellerischen Freiheit entspringen. Wie immer gibt es im Anhang ein Personenverzeichnis, in welchem die historisch belegten Personen gekennzeichnet sind. Außerdem befinden sich etliche historische Dokumente, Zeitungsausschnitte bzw. Auszüge aus Daisys Tagebuch im Buch, die den Roman Authentizität verleihen. Sabine Weigand hat mir mit ihrem lebendigen und bildhaften Schreibstil Daisy von Pless hervorragend nahe gebracht.

Wie bei allen ihren Büchern gibt es auch für dieses eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 24.08.2019

Der Bienville Poker Club

Verratenes Land
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Da sein Vater schwer erkrankt ist, kommt der Pulitzerpreisträger Marshall McEwan zurück nach Bienville/Mississippi. Kurz darauf wird der Archäologe Buck Ferris von einem Ziegelstein erschlagen im Mississippi ...

Da sein Vater schwer erkrankt ist, kommt der Pulitzerpreisträger Marshall McEwan zurück nach Bienville/Mississippi. Kurz darauf wird der Archäologe Buck Ferris von einem Ziegelstein erschlagen im Mississippi gefunden. Es handelt sich angeblich um einen Unfall. Aber Marshall glaubt nicht an diese Version und stellt seine eigenen Nachforschungen an. Buck Ferris hat nach einem schweren Unglück, an dem Marshall von seinem Vater die Schuld bekam, die Vaterrolle übernommen und stand ihm deshalb sehr nahe. Marshalls Meinung nach hatte der Tod etwas mit den Ausgrabungen von Buck zu tun. Er suchte auf einem Privatgelände nach Überresten einer indianischen Siedlung und wollte das mit Knochenfunden belegen. Wenn etwas gefunden worden wäre, hätte das bedeutet, daß die von Chinesen geplante Papierfabrik vorerst mit einem Baustopp belegt worden wäre. Leider gibt es verschiedene Interessenslagen, denn es darf nicht außer Acht gelassen werden, daß die neue Fabrik Arbeitsplätze und Wohlstand bringen würde. Die Recherchen von Marshall stoßen sehr auf den Ärger des Bienville Poker Clubs, einer Vereinigung der zwölf einflussreichsten und mächtigsten Männer der Stadt. Es ist ein Naturgesetz, daß der „Bienville Poker Club“ alles durchsetzt immer gewinnt. Aber wird Marshall es schaffen, daß die Wahrheit ans Tageslicht kommt und die Gerechtigkeit siegt?


Auf den knapp 900 Seiten hat es der Autor geschafft mich so zu fesseln, daß ich das Buch innerhalb von 2 Tagen gelesen habe. Durch seine bildhafte Beschreibung des Ortes, seiner Bewohner und der Lebenssituation hatte ich echtes Kopfkino ablaufen. Alles wirkt absolut realistisch, authentisch und glaubwürdig, es könnte genauso passieren bzw. passiert sein. Es geht vor allem um Macht, Geld, Korruption, Intrigen, Affären, aber auch um Freundschaft. Ich möchte keine einzige Seite missen. Das Buch lässt sich flüssig und spannend lesen und als Leser hofft man bis zum Ende auf den Sieg der kleinen Leute. Sehr gut gefallen hat mir die Beschreibung von Marshall und seiner Zerrissenheit bezüglich der Traumata seiner Vergangenheit, wie sie immer wieder in seinen Gedanken auftauchen, ihn beschäftigen und wie er versucht damit umzugehen. Auf der anderen Seite hängt er immer noch an einer alten Liebe fest. Darüber hinaus kann er sich auf alte Freundschaften seines Vaters verlassen und dadurch erfolgreich agieren.

Wer die Natchez-Bücher von Greg Iles gelesen hat, wird dieses mit Sicherheit begeistert lesen. Von mir eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 17.08.2019

Spannende Ermittlungen auch im 4. Fall

Inspektor Takeda und das doppelte Spiel
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Ich bin ein begeisterter Anhänger dieser Reihe, deshalb wollte ich auch den 4. Band sofort lesen. Inspektor Kenjiro Takeda ist immer noch zum Austausch in Hamburg und seine Zusammenarbeit mit Kriminalhauptkommissarin ...

Ich bin ein begeisterter Anhänger dieser Reihe, deshalb wollte ich auch den 4. Band sofort lesen. Inspektor Kenjiro Takeda ist immer noch zum Austausch in Hamburg und seine Zusammenarbeit mit Kriminalhauptkommissarin Claudia Harms wird immer besser. Sie kennen sich und ihre Eigenheiten mittlerweile gut und stellen sich auf den anderen ein.

In Hamburg wird der japanische Fußballer des HSV Ryutaro Matsumoto (Matsu) erschossen in einem Hinterhof aufgefunden. Ferner hat er eine Einstichstelle unterhalb des Nabels und es sieht direkt nach einer Hinrichtung aus. Er war Publikumsliebling, Werbeikone, Frauenschwarm, aber trotzdem bescheiden und seit der Winterpause in einem Formtief. Es ist davon auszugehen, daß die Nachricht in Japan wie eine Bombe einschlagen wird. So geschieht es auch, denn Ken erhält einen Anruf vom stellvertretenden japanischen Innenminister, der eine schnelle Aufklärung des Falles erwartet. Bei ihren Nachforschungen in Hamburg begegnen sie dem Hamburger Geschäftsmann Henningsen, der ein Faible für japanische Fußballer hat und als Schiffsausrüster schon viele Jahre mit Japan zusammenarbeitet. Daher hat er in Hamburg einen japanischen Freundeskreis aufgebaut und ist Sponsor einer Glaubensgemeinschaft. Als dann aus Japan ein arroganter Regierungsrat anreist, wird es Ken und Claudia zuviel, denn so simpel sehen sie die Sache nicht. Offiziell nehmen sie Urlaub, tatsächlich reisen sie nach Tokio, um dort weiter zu ermitteln und kommen sogar in Kontakt mit den Yakuza. Nach ihrer Rückkehr kommt es zu einem großen Showdown und der Lösung des Falles.


Auch bei diesem Band spürte man die Liebe des Autors zu Japan und seine fundierten Kenntnisse der Menschen und der Lebensweise. Das macht für mich diese Krimis zu etwas Besonderem. Vor allem bei jedem Band hat er einen neuen Einfall, damit etwas Abwechslung in die Ermittlungen kommt und es kein 08/15-Krimi wird. Mittlerweise kennt man Ken und seine Marotten bezüglich Zigaretten, Alkohol und Musik, da gab es keine großen Neuigkeiten zu berichten. Gut gefallen mir auch die immer wieder eingestreuten Schmunzelpassagen. So z.B., daß Ken sich vornimmt, künftig Mettbrötchen mit Zwiebeln zu essen, um lästige Damen abzuwimmeln oder auch die Szene wie Claudia die Sitzung verlässt – ganz großes Kino. Sehr gut fand ich, daß ein Teil des Buches in Japan spielt und der Autor – ohne oberlehrerhaft zu sein - den Leser mit der Deutschen Claudia mitgenommen hat, um Japan - seine Menschen, die Kultur und das Leben - kennen zu lernen. Ken und Claudia akzeptieren die Mentalität des anderen und aus der Sympathie scheint jetzt mehr zu werden. Der Fall selbst wurde spannend beschrieben, nach einigen Wendungen und Überraschungen wurde er zufriedenstellend gelöst.



Ich fühlte mich wieder sehr gut unterhalten und bleibe den beiden Ermittlern weiterhin treu. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 27.07.2019

Eine spannende Jagd nach dem Wolf

Im Wald der Wölfe (Jan-Römer-Krimi 4)
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Der vierte Band mit dem Journalisten Jan Römer, seiner Kollegin Stefanie Schneider, genannt Mütze und ihrem türkischen Freund Arslan.

Jan macht derzeit in einer Blockhütte im Thüringer Wald Urlaub als ...

Der vierte Band mit dem Journalisten Jan Römer, seiner Kollegin Stefanie Schneider, genannt Mütze und ihrem türkischen Freund Arslan.

Jan macht derzeit in einer Blockhütte im Thüringer Wald Urlaub als bei ihm abends eine blutüberströmte Frau klopft und um Hilfe bittet. Hannah Wozniak, Kinderpsychologin erzählt Jan von ungeklärten Mordfällen noch zu Zeiten der DDR im nahe gelegenen Wald der Wölfe. Eines hatten die Toten gemeinsam – ihnen wurde ein Wolfsmal in die Stirn gebrannt. Der letzte Tote war der Unternehmer Werner Lehmann, 62 Jahre, Rassist, unsympathisch und er wurde erschossen. Ein anderer Todesfall war Martina Thalbach, sie wurde 1984 getötet und für sie wurde ein Holzkreuz an ihrem Fundort aufgestellt mit ihren Daten und dem Spruch „Der Mensch ist des Menschen Wolf“. Hannah gibt Jan noch den Hinweis auf den Journalistenkollegen Peter Drechsler, der ihm mehr erzählen kann. Und hier beginnt die Sache spannend zu werden, denn Mütze und Arslan wollen nicht von Köln aus helfen, sondern reisen mit der neuen Freundin von Arslan, einer Psychologiestudentin, nach Frauenwald. Bei ihrer gemeinsamen Suche entdecken sie ein imposantes Areal mit alten Autos und einem Bunker mit Schießanlage, der vom Schützenclub Tarot frequentiert wird. Aber bei allen ihren Aktivitäten werden sie aus dem Hintergrund beobachtet und der Wolf kommt ihnen ganz gefährlich nahe.

Als weiteren Strang – kursiv gedruckt - kommt der Wolf zu Wort. Der Leser erfährt einiges aus seiner Kindheit und seinem Großvater, dem großen Wolf. Dieser hatte ihn unter seine Fittiche genommen, weil er den Vater für zu weich und unterwürfig hielt. Der große Wolf arbeitete für die Regierung, wurde von allen respektiert und geachtet. Er selbst sah sich als Gott und lernte dem kleinen Wolf schon mit 8 Jahren wie man eine Pistole zerlegt, wie man sich prügelt und den Schmerz besiegt.


Der Autor hat verschiedene Fährten auslegt, wer hinter den Morden stecken könnte. Aber da die ersten Taten schon 60 Jahre zurückliegen, dürften der oder die Mörder selbst schon gestorben sein. Mittlerweile handelt es sich schon um die dritte Generation und die Ausgangslagen unterscheiden sich definitiv, nur das eingebrannte Wolfsmal bleibt. Am Ende gibt es zur schlüssigen Auflösung einen filmreifen Showdown.


Ich kannte alle Vorgängerbände und deshalb habe ich mich auf diesen 4. Band sehr gefreut und das zu Recht. Kurze Kapitel brachten mich dazu, das Buch in einem Rutsch zu lesen. Der Schreibstil war flüssig zu lesen und die Spannung steigerte sich bis zum Ende. Jan und Mütze waren sich in den anderen Bänden schon sympathisch, jetzt hat sich das allerdings gesteigert. Nur sie mussten sich das selbst erst einmal eingestehen, daß aus ihrer Freundschaft Liebe wird. Auch Arslan und seine Handlungen waren wieder authentisch und manchmal konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Seine Freundin Lena fand ich gut beschrieben, sie hat sich gut in das Team eingefügt und wertvolle Tipps gegeben. Linus Geschke hat alle Figuren sehr gut charakterisiert, ich hatte stets Bilder vor Augen und auch die einsame Atmosphäre im Wald sowie die Bedrohung durch den Wolf wurden gut beschrieben. Sehr informativ und interessant fand ich die Erläuterungen des Autors im Anhang.


Alles in allem fühlte ich mich gut unterhalten und empfehle diesen Krimi gerne weiter!

Veröffentlicht am 07.07.2019

Auch der 2. Band erschütternd und bewegend

Zeit aus Glas
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Band 1 endete mit der Progromnacht und in Band 2 beginnt mit der gleich anschließenden Zeit. Das Haus von Familie Meyer wurde verwüstet und sie mussten sich notgedrungen trennen und sind getrennt untergekommen. ...

Band 1 endete mit der Progromnacht und in Band 2 beginnt mit der gleich anschließenden Zeit. Das Haus von Familie Meyer wurde verwüstet und sie mussten sich notgedrungen trennen und sind getrennt untergekommen. Die 17jährige Ruth beweist in der nachfolgenden Zeit wieder ihren Mut und ihre Stärke. Mutter Martha hingegen ist verzweifelt, verbittert, voll mit Hass, Wut, Trauer und bricht schlussendlich zusammen . Es gibt ständig neue Gesetze und Auflagen, die der jüdischen Bevölkerung das Leben noch schwerer machen. In der jüdischen Bevölkerung tragen sich die meisten mit dem Gedanken an Flucht, nur diese ist teuer und die Nazis lassen sich die Ausreise mit viel Geld bezahlen. Das einzig positive ist, daß sie sich auf die Freundschaft der früheren Chauffeursehepaar Aretz und deren Kindern verlassen können. Von Freund Helmuth erhält Ruth einen Tipp, daß Aushilfen in England gesucht werden. Sie glaubt, daß von dort aus die Chancen höher sind, ihre Familie zu retten. Vater Meyer wird verhaftet, verurteilt und muß binnen 24 Stunden eine Besuchserlaubnis vorweisen oder er wird in ein Konzentrationslager verlegt. Und wiederum ist es Ruth, die mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln kämpft.


Im vorliegenden zweiten Band spürt der Leser in jeder Zeile die Tragweite der neuen Gesetze. Durch Ruth Meyers Tagebuch als Basis für diesen Roman, werden die Geschehnisse besonders erschütternd und berührend. Der Leser wird durch diese realistische Beschreibung förmlich mit hineinkatapultiert in die Geschehnisse und umso bewegender und deprimierender ist sie und jedem muß klar sein, daß diese sich wirklich niemals wiederholen dürfen und alles dafür getan werden muß! Die Autorin klärt in ihrem Nachwort über Wahrheit und Fiktion auf. Aufgrund der Thematik ist dies kein Wohlfühlbuch, aber der angenehme und auch durchdringende Schreibstil der Autorin, hat mich das Buch erst nach dem Ende wieder aus der Hand legen lassen. Den Titel des 2. Bandes fand ich sehr gut gewählt und passend.

Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen und jetzt heißt es warten auf den letzten Band der Trilogie. Von mir gibt es für diesen Band auch wieder eine unbedingte Leseempfehlung!