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Veröffentlicht am 07.09.2019

Die Morgenröte

Bis ihr sie findet
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Vor dreißig Jahren machten sie sich auf zu einer Tour, eine Gruppe Jugendlicher. Sie kehrten zurück, aber eine fehlt. Die vierzehnjährige Aurora ist verschwunden und ihre sterblichen Überreste werden erst ...

Vor dreißig Jahren machten sie sich auf zu einer Tour, eine Gruppe Jugendlicher. Sie kehrten zurück, aber eine fehlt. Die vierzehnjährige Aurora ist verschwunden und ihre sterblichen Überreste werden erst viele Jahre später entdeckt. Damals selbst noch ein Jugendlicher übernimmt DCI Jonah Sheens nun die Untersuchung. Was ist damals wirklich passiert? Ist das junge Mädchen ermordet worden oder war es ein Unfall? Verheimlichten die anderen aus der Gruppe etwas? Alles, was vor Jahren schon erfragt wurde, muss noch einmal gesichtet werden. Sollte es Lücken geben oder sind Fehler passiert. Die Beteiligten von vor dreißig Jahren werden nochmals eingehend befragt.

Gut verfolgen kann man, wie schwierig es ist, die Ermittlungen nach so langer Zeit wieder aufzunehmen. Für die verwaisten Eltern ist das Leben irgendwie stehen geblieben, doch das Leben der anderen ging weiter. Sie leben nicht mehr am Ort, sie haben Karriere gemacht, sie erinnern sich nicht mehr. Die junge Kollegin Hanson übernimmt es unter anderem, die alten Akten zu sichten. Mit ihrer frischen Sichtweise entdeckt sie tatsächlich ein zwei Ungereimtheiten, die zu neuen Ansätzen führen. Doch die Befragungen ergeben zunächst nicht viel. Die Ermittler müssen einfach tiefer graben.

Der Gedanke, ein Verschwinden könnte auch nach dreißig Jahren noch aufgeklärt werden, ist sehr phantasieanregend. Gleich beginnt man zu überlegen, was wohl wirklich passiert ist. Die geschickt eingestreuten Rückblenden tun ihr übriges, um den einen oder anderen Verdacht zu wecken, um ihn bald wieder ad absurdum zu führen. Hier spielt die Autorin gekonnt mit dem Leser. Sehr wirklichkeitsgetreu schildert sie die Puzzlearbeit, die die Polizei zu leisten hat. Da muss tatsächlich beinahe jeder Stein wieder und wieder umgedreht werden. Dass dabei auch irreführende Spuren aufgetan werden, ist kein Wunder. Zu Beginn zwangsläufig etwas langsam nimmt die Handlung schließlich immer mehr an Fahrt auf, um weiter in eine Art Traumwelt zu führen, die nur schwer nachvollzogen werden kann. Teilweise fragt man sich, wieso einige Ereignisse nicht einfach im Laufe der ersten Ermittlung geklärt wurden. Doch insgesamt bietet dieser Roman eine interessante Handlung, die auf einer tollen Grundidee basiert.

Veröffentlicht am 18.08.2019

Darker

Sieben Arten Dunkelheit
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Die Geschwister Krigk und R’hee haben eine Begegnung mit einer anderen Dunkelheit, einer gefährlichen Dunkelheit. Sie müssen ihre Heimat verlassen, um selbst geschützt zu werden und die Welt zu schützen. ...

Die Geschwister Krigk und R’hee haben eine Begegnung mit einer anderen Dunkelheit, einer gefährlichen Dunkelheit. Sie müssen ihre Heimat verlassen, um selbst geschützt zu werden und die Welt zu schützen. In einer Welt, die uns bekannt vorkommt, lebt David, der es nicht so mit der Dunkelheit hat. In der Schule lernt er Ayumi kennen, die irgendwie zu leuchten scheint und doch nicht sehen kann. Sie macht ihn bekannt mit einer anderen Dunkelheit und mit ihrem Großvater, der David hilft, verschiedene Arten der Dunkelheit zu durchdringen. Der Großvater will alles tun, um die Dunkelheit im Zaum zu halten und er hofft, dass David und Ayumi ihm dabei eine Hilfe sein können.

Es gibt verschiedene Arten von Dunkelheit, von einem leichten Grau bis zum tiefsten Schwarz. Schon immer wurde über die Dunkelheit gewacht, damit sie im Herzen der Menschen keine Überhand gewinnt. Doch das Gefüge aus Dunkelheit und Licht scheint aus dem Gleichgewicht zu kommen. Ein übermächtiger Gegner hat sie an sein übles Werk gemacht. Ist es überhaupt möglich, dass ein alter Herr und zwei Jugendliche die Welt retten können? Und wird das Vielnachtamulett sie schützen können? Die Dunkelheit ist eine große Macht.

Man wird dem Autor zustimmen, das es verschiedene Arten der Dunkelheit gibt. Daraus eine Romanidee zu generieren, hat etwas Faszinierendes. Neugierig widmet man sich den Worten und findet eine Geschichte von jungen Menschen, die einen Weg durch die Dunkelheit zu gehen haben. Gut gefällt dabei, wie unterschiedlich die Persönlichkeiten herausgearbeitet sind und welche Entwicklung sie durchmachen. Es gibt nicht nur schwarz und weiß, sondern viele Schattierungen dazwischen. Sorgen und Nöte stehen neben Hoffnung und Energie. Zwar wird das Buch als All-Age-Fantasy beschrieben, allerdings könnte man den Eindruck gewinnen, dass es sich doch eher für jüngere Leser eignet. Und manchmal kommt die Frage auf, ob einzelne Punkte, die nur angerissen werden, wirklich schon auserzählt sind. Doch insgesamt überwiegt die Freude an einer fesselnden Idee bei Weitem.

Veröffentlicht am 15.08.2019

Dolce Vita

Tante Poldi und die sizilianischen Löwen
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Die Isolde Oberreiter ist von der Schwermut geplagt. Doch mit sechzig soll alles besser werden. Sie zieht in die Heimat ihres verstorbenen Mannes, ins sonnige Sizilien. Ihr Neffe besucht seine Tante Poldi ...

Die Isolde Oberreiter ist von der Schwermut geplagt. Doch mit sechzig soll alles besser werden. Sie zieht in die Heimat ihres verstorbenen Mannes, ins sonnige Sizilien. Ihr Neffe besucht seine Tante Poldi regelmäßig. Ihm berichtet sie von der italienischen Verwandtschaft, die sie herzlich in die Familie aufnehmen. Lebensfreude soll sie lernen und das süße Leben. Bald schon nennt die Poldi ein Häuschen ihr eigen, dass Positives verströmt. Trotzdem muss es ein wenig auf Vordermann gebracht werden. Dabei hilft der Valentino, den die Tante Poldi viel zu früh tot am Strand findet. Da kann einfach etwas nicht mit richtigen Dingen zugegangen sein.

Es ist der Neffe, der von Poldis Abenteuern berichtet. Doch natürlich lässt sich die Poldi nicht das Heft aus der Hand nehmen und sie verleiht dem Bericht ihr eigenes Timbre. War doch ihr Vater ein ein Polizeibeamter in Augsburg, sieht sie sich durchaus in der Lage, den Tot Valentinos aufzuklären. Doch erstmal verhilft sie der örtlichen Polizei zu einem Kompetenzgerangel, weil sie mehrere Stellen anruft, um den Tod zu melden. Eigentlich hätte sie es wissen müssen, schließlich sind Uniformen ihr Hobby und sie fotografiert gerne deren hübsche Träger. Doch so lernt sie Kommissar Montana kennen, der ist nicht von schlechten Eltern und in Poldis Alter.

Launig wird dieses Hörbuch vorgetragen von Philip Moog. Es ist schon bewundernswert, wie er Poldis bajuwarische Mundart nachahmt und auch den anderen Akteuren eine eigene Stimme gibt. Vielleicht wird es manchmal etwas viel damit, aber dennoch hält dieses Hörbuch einige Lacher bereit. Die Situationskomik ist gelungen und auch die Darstellung der Bayerin auf Sizilien. Die Poldi ist einfach eine, die nicht aufgibt, auch wenn die Schwermut sie manchmal plagt. Der ungeklärte Todesfall ist da gerade die richtige Ablenkung (der Montana natürlich auch). Dass dabei manchmal etwas übertrieben wird, verzeiht man schnell. Denn kurzweilig ist es an Poldis Abenteuern teilzuhaben und sich zu freuen, wenn sie nach und nach das dolce Vita lernt. Da kann man sich direkt eine Scheibe abschneiden.

Veröffentlicht am 10.08.2019

Der Wendepunkt

Redemption Point
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Immer noch sind Ted Conkaffey und Amanda Pharrell die ungewöhnlichsten und auch einzigen Privatdetektive von Crimson Lake. Und eigentlich will die Polizei nicht viel mit ihnen zu tun haben, aber wohl oder ...

Immer noch sind Ted Conkaffey und Amanda Pharrell die ungewöhnlichsten und auch einzigen Privatdetektive von Crimson Lake. Und eigentlich will die Polizei nicht viel mit ihnen zu tun haben, aber wohl oder übel müssen die Beamten akzeptieren, dass der Vater eines jungen Mordopfers Ted engagiert. Er traut Ted zu, den Täter zu finden. Die neu eingesetzte Kommissarin Pip Sweeney ist eigentlich froh über die Unterstützung, schließlich ist es ihr erster großer Fall. Zunächst tappen die Ermittler jedoch im dunkeln. Zwei Opfer, Mitarbeiter in einer Bar, keine Feinde, Nachbarn in der Umgebung, die nichts gesehen und gehört haben.

Ted Conkaffey, der dem schlimmen Verdacht ausgesetzt war, ein Mädchen überfallen zu haben, versucht auch in seiner eigenen Sache, den wirklichen Täter zu finden. Und Amanda, die verurteilte Mörderin, hat im Gegensatz dazu mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen. Sie hat zwar eine eigenartige Persönlichkeit entwickelt, doch sie gehört inzwischen in Teds Leben. Ungefähr so wie seine Gänse, nur dass sie ihn verarzten kann, wenn er mal wieder mit jemanden aneinander gerät, der ihm handfest kundtun muss, was er von Entführern hält, deren Unschuld nicht erwiesen ist. In dieser Ermittlung ist Ted durch unerwartete Entwicklungen in seinem Fall abgelenkt, hier muss er eher unfreiwillig die Hilfe von einem Drogenboss annehmen.

Ted und Amanda haben hier ihren zweiten gemeinsamen Auftritt. Mit den schnellen Szenenwechseln und den verschiedenen Erzählperspektiven wird dem Leser ein abwechslungsreiches Werk präsentiert. Schließlich sind es zwei Fälle, die gelöst werden wollen. Wer hatte einen Grund, Mitarbeiter einer Bar zu töten? Und wer war der wirkliche Täter, für den Ted in Haft kam und fast verurteilt worden wäre. Vor Teds Kampf um die Wiederherstellung seines Rufes verblasst Amandas Suche nach einem Mörder etwas. Beinahe als sei sogar der Autorin die eine Sache wichtiger gewesen als die andere. Mit großer Intensität wird Teds Mühen um sich selbst dargestellt, sein Weg zu einer mehr in sich ruhenden Persönlichkeit. Dagegen flattert Amanda etwas ziellos durch den Roman und das kurze Aufblinken von Pip Sweeney wird zur etwas traurigen Randnotiz. Dennoch birgt dieser Kriminalroman mit seinem schrägen und doch sympathischen Ermittler-Duo einiges an Potential und weckt Interesse am weiteren Fortkommen seiner Protagonisten.

Ein dritter Band der Reihe ist auf Englisch (auf Deutsch im November 2019) bereits erschienen. Man darf also gespannt sein wie es weitergeht.


Veröffentlicht am 03.08.2019

Community Berlin

Kopfjagd
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In Berlin wird ein offensichtlich schwer reicher arabischer Geschäftsmann tot aufgefunden. Am Fundort fehlt der Kopf der Leiche. Kommissar Heiko Brandt wird mit den Ermittlungen betraut. Er leitet ein ...

In Berlin wird ein offensichtlich schwer reicher arabischer Geschäftsmann tot aufgefunden. Am Fundort fehlt der Kopf der Leiche. Kommissar Heiko Brandt wird mit den Ermittlungen betraut. Er leitet ein Sonderdezernat für Tötungsdelikte mit fremdkulturellen Hintergrund, das zur Zeit aus einer Person besteht. Zunächst gilt es, den Toten zu identifizieren und zu erforschen, weshalb er sich in der Hauptstadt aufhielt. Ein Fall mit einer weiteren Toten, deren Name nicht bekannt ist, betrifft Brandt nur am Rande. Da er jedoch selbst eine Weile auf den Philippinen gelebt hat, möchte er dafür sorgen, dass die Tote einen Namen bekommt und ihre Familie von ihrem Ableben erfährt.

Ob ihm ein Berufsleben Ethnologe besser gefallen hätte, kann Heiko Brandt nicht sagen. Ein traumatisches Erlebnis hat ihn in die Heimat gebracht und so stellt er seine Erfahrungen mit fremden Kulturen der Polizei zur Verfügung. Wie in jeder großen Stadt so tummeln sich auch in Berlin Menschen der verschiedensten Kulturen. Oft bilden sie dabei ihre kleinen Communities, in der die Verbindung zur Heimat gepflegt wird. Während der Ermittlungen bekommt Brandt eine neue Partnerin, die ebenso eigenwillig ist wie er selbst und auf alle Fälle kann sie besser Auto fahren als er.

Das Autorenduo ist bekannt für seine spannenden Krimis. Möglicherweise neigt man dazu, sich mit den Ermittlern eher zu identifizieren, die man zuerst kennengelernt hat. Das wären in diesem Fall die anderen. Ob man in jedem Fall Kommissare mit einen problembehafteten Hintergrund braucht, mag dahingestellt sein. Das Tötungsdelikt, welches er aufklären soll, hat es jedenfalls in sich. Hier zeigen die Autoren großes Geschick. Sie locken, sie spielen, sie zeigen, dass es in Berlin mehr gibt als man beim Durchwandern der Straßen vermuten würde. Ein Fall, der auch die ganze Vielfalt der Kulturen zeigt, die in Berlin heimisch sind. Nicht alles kann dabei positiv sein, wie es in einer Gesellschaft normal ist. Dieser Kriminalroman fesselt mit seiner besonderen Komposition.