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Veröffentlicht am 07.09.2019

Ein teuflischer Plan

Architekt des Bösen
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„Architekt des Bösen“ ist bereits der 5. Fall für das Kult-Ermittlerpaar Helen und Nicolas Eichborn. Die Vorgänger hatten mich begeistert und auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht. Worum geht es?
Clemens ...


„Architekt des Bösen“ ist bereits der 5. Fall für das Kult-Ermittlerpaar Helen und Nicolas Eichborn. Die Vorgänger hatten mich begeistert und auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht. Worum geht es?
Clemens Hagedorn ist der Architekt. Er ist ein Asperger. Durch seine Inselbegabung ist er sehr erfolgreich, nicht nur als Investmentbanker.
Bruno Sander ist der Chef einer Gruppe von Reichsbürgern und plant das perfekte Verbrechen. Hierfür hat er den Architekten beauftragt.
Hauptkommissar Joshua Lehmann jagt den Architekten und will als Markus Lechner undercover in der Organisation von Sander ermitteln.
Können die Eichborns die Katastrophe noch verhindern?
V.S. Gerling alias Volker Schulz hat seinen neuen Thriller packend in Szene gesetzt. Spannung von der ersten bis zur letzten Seite. Mehrere Handlungsstränge gilt es zu verfolgen. Wechselnde Perspektiven sorgen für Dynamik. Auch der Humor kommt nicht zu kurz.
Zitat: »Nicolas, wenn das deine Lösung ist, dann will ich mein Problem zurück.«
Immer wieder finden sich Bezüge zu den Vorgängern, erscheinen alte Bekannte und Feinde. Deshalb könnte ich mir vorstellen, dass Neueinsteiger, die die ersten Bände nicht kennen, Verständnisprobleme haben. Die Auflösung ist überraschend, aber absolut stimmig.
Nicolas und sein Team sind mir inzwischen ans Herz gewachsen. Über ein Wiedersehen würde ich mich daher sehr freuen.

Fazit: Gut, aber nicht das beste Buch der Reihe.

Veröffentlicht am 06.09.2019

Sex sells?

Mostviertler Jagd
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„Mostviertler Jagd“ von Helmut Scharner ist der dritte Fall für Kommissar Leopold Brandner und das Finale der Mostviertler-Trilogie rund um die Familien Schuster, Mayer und Chan. Es empfiehlt sich, die ...


„Mostviertler Jagd“ von Helmut Scharner ist der dritte Fall für Kommissar Leopold Brandner und das Finale der Mostviertler-Trilogie rund um die Familien Schuster, Mayer und Chan. Es empfiehlt sich, die beiden Vorgänger gelesen zu haben. Denn es gibt viele Bezüge aus der Vergangenheit, die hier eine Rolle spielen.
Schauplatz ist wieder Waidhofen an der Ypps. Brandner, inzwischen strafversetzt nach Sankt Pölten, ermittelt im Fall eines Wilderers bis auch Menschen dem Täter zum Opfer fallen. Die Spur führt zu dem aus „Mostviertler“ und „Mostschlinge“ bekannten Familienunternehmen Schuster Schuhe. Eine Hochzeit steht an.
Helmut Scharner hat seinen neuen Kriminalroman atmosphärisch und mit viel Lokalkolorit in Szene gesetzt. Wechselnde Orte und Perspektiven sorgen für Dynamik. Spannend, keine Frage.
Es geht um Macht - und Rache. Immer wieder erscheinen alte Bekannte und Feinde. Aber auch die Romantik kommt nicht zu kurz. Die Auflösung ist nicht wirklich überraschend, aber stimmig.
Viele falsche Fährten und akribische Polizeiarbeit ohne viel Action, sind genau mein Fall. Die Geschichte ist auserzählt. Und so bin ich schon gespannt auf das nächste Projekt des Autors.

Fazit: Gelungener Abschluss der Mostviertler-Trilogie. Lesenswert!

Veröffentlicht am 05.09.2019

Zwischen Wahn und Wirklichkeit

Die Einsamkeit der Seevögel
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In „Die Einsamkeit der Seevögel“ von Gøhril Gabrielsen geht es um eine Wissenschaftlerin, die für ihre Promotion im Winter auf einen Vogelberg in Nordnorwegen reist. Zuvor hatte sie ihre Tochter und ihren ...


In „Die Einsamkeit der Seevögel“ von Gøhril Gabrielsen geht es um eine Wissenschaftlerin, die für ihre Promotion im Winter auf einen Vogelberg in Nordnorwegen reist. Zuvor hatte sie ihre Tochter und ihren Ex-Ehemann verlassen. Nun wartet sie auf ihren Geliebten Jo.
Um den Alltag zu bewältigen, hat die Protagonistin strenge Tagesabläufe mit festgelegten Routinen entwickelt: Beobachten der Wetterbedingungen, Aufschreiben der Testergebnisse und systematisches Schneeschaufeln. Aber Jo taucht nicht auf.
Dafür taucht In ihrem Kopf immer häufiger ihr gewalttätiger Ex-Mann auf. Als sie in einem lokalen Geschichtsbuch blättert, das die grausame Vergangenheit des Ortes enthüllt, vermischt sich diese mit ihren eigenen Erinnerungen in einem schrecklichen Albtraum.
Was ist wahr und was ist nur das Ergebnis unserer Fantasie? Im hellen, aber hektischen Alltag unserer städtischen Realität glauben wir die Antwort zu wissen. Aber wie sieht es aus, wenn wir in der Einsamkeit der Natur oder in den dunklen Bereichen unseres Daseins auf uns selbst zurück geworfen werden? Bis wohin sind wir Herr unserer Gefühle, unserer Ängste und Befürchtungen?
Ich finde es spannend, wie frühere Ereignisse ihre Schatten bis in die Gegenwart werfen. Nichts im Leben bleibt ohne Folgen. Und wenn dann zusätzlich die Landschaft oder bestimmte Orte eine Rolle spielen, sind die Folgen noch mal dramatischer, denke ich.
Die Isolation von der Außenwelt, mit der die Protagonistin nur über eine instabile Telefonverbindung in Kontakt treten kann, treibt sie langsam in die dunklen Winkel ihres Seins. Die etablierten Rituale beginnen zu bröckeln. Ihr fettiges Haar, ihre entzündete Haut und ihr verschmutzter Körper werden zu einem äußeren Bild des inneren Verfalls.
„Die Einsamkeit der Seevögel“ ist ein intensiver Spannungsroman, der unter die Haut geht. Mit der menschlichen Psyche passiert etwas, wenn sie von der Außenwelt isoliert ist. Gøhril Gabrielsen schafft es, diese Ausnahmesituation auf ihre ganz eigene Weise zu beschreiben. Auch wenn ich mir ein anderes Ende gewünscht hätte…

Fazit: Atmosphärisch dicht und spannend. Ein Buch, das lange nachhallt.

Veröffentlicht am 04.09.2019

Von Immobilienhaien und toten Kaninchen

Der Tote vom Elbhang
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„Der Tote vom Elbhang“ ist das Krimidebüt der Buchautorin Anke Küpper. Die Geschichte spielt 2015 und ist in Hamburg verortet. Worum geht es?
Auf einem zur Zwangsversteigerung ausgeschriebenen Grundstück ...


„Der Tote vom Elbhang“ ist das Krimidebüt der Buchautorin Anke Küpper. Die Geschichte spielt 2015 und ist in Hamburg verortet. Worum geht es?
Auf einem zur Zwangsversteigerung ausgeschriebenen Grundstück in einem noblen Elbvorort werden menschliche Knochen gefunden. Sie wurden sorgsam gesäubert und in Fell eingewickelt.
Wer ist der Tote? Svea Kopetzki und ihr Team von der Mordkommission Hamburg ermitteln…
Anke Küpper hat ihren Kriminalroman atmosphärisch und mit viel Lokalkolorit in Szene gesetzt. Erzählt wird die Geschichte aus wechselnden Perspektiven, auch aus Tätersicht. Spannend, keine Frage. Die Polizeiarbeit ist gut geschildert, eine langwierige Puzzlearbeit. Dass das Privatleben der Ermittler so viel Raum einnimmt, hat mich gestört.
Geht es um Grundstücksspekulation? Es wird ermittelt, manch falsche Fährte begangen, überraschende Nebenwege tun sich auf und lassen bis zum Schluss mehrere Verdächtige als Täter infrage kommen. Am Ende ist der Kriminalfall gelöst. Aber es bleiben mehr als genug lose Enden, die neugierig auf die Fortsetzung machen.

Fazit: Svea Kopetzki ermittelt in Hamburg. Netter Krimi für zwischendurch.

Veröffentlicht am 14.08.2019

Was für eine Tragödie

Nacht in Caracas
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„Nacht in Caracas“ ist der Debütroman der Journalistin Karina Sainz Borgo über das Schicksal einer jungen Frau und den Untergang Venezuelas. Der aktuelle Konflikt interessiert mich brennend. Deshalb wollte ...


„Nacht in Caracas“ ist der Debütroman der Journalistin Karina Sainz Borgo über das Schicksal einer jungen Frau und den Untergang Venezuelas. Der aktuelle Konflikt interessiert mich brennend. Deshalb wollte ich mehr über dieses Land erfahren - und wurde nicht enttäuscht.
Als ihre Mutter stirbt, verliert Adelaida Falcón nicht nur sie, sie verliert auch ihre Wohnung, einfach alles. Denn sie muss alles hinter sich lassen, um zu überleben. Aufhören, sich so zu nennen, wie sie heißt, Kleidung von jemand anderen tragen, die Erinnerungen von jemand anderen stehlen.
Erzählt wird die Geschichte in der Ich-Perspektive aus Sicht von Adelaida. Es geht um Identität, Tod und Gewalt. „Nacht in Caracas“ ist ein eindringlicher Roman mit vielen unerwarteten Wendungen. Der uns zeigt, wie schnell die Welt, die wir kennen, zerfallen kann.

Fazit: Eine bedrückende Lektüre, ein starkes Debüt.