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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.08.2019

Ein Silberdrache am Horizont

Silberdrache (Silberdrache 1)
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Der Waisenjunge Joss findet ein silbernes Drachenei, aus dem kurz danach der Drache Lysendra schlüpft. Silberdrachen sind selten, und so ist auch der Clan der Lennix auf der Suche nach diesem Drachen, ...

Der Waisenjunge Joss findet ein silbernes Drachenei, aus dem kurz danach der Drache Lysendra schlüpft. Silberdrachen sind selten, und so ist auch der Clan der Lennix auf der Suche nach diesem Drachen, denn sie sollen viel Macht verleihen. Joss schließt mit Lysendra einen Bund ab. Bald findet er sich mit seiner Schwester Allie im Kampf gegen die Familie Linnox. Währenddessen muss in einer anderen Welt Sirin um ihre Mutter bangen, dabei verliert sie zunehmend die Hoffnung.

Mit einer Welt, in der Drachen als gefährliche Raptoren leben, in einem Bündnis mit der machtgeilen Familie Linnox, hat die Autorin Angie Sage eine gefährliche Welt erschaffen. Hier leben sowohl die Waisenkinder Joss und Allie wie auch viele Drachen, die von den Raptoren bedroht werden. Der Silberdrache erscheint für alle wie ein Silberstreif am Horizont – für Joss und Allie sowie für alle Drachen, die den Raptoren entgehen wollen, aber auch für Sirin, die mit ihrer Mutter den Anker ihres Lebens zu verlieren droht. Das Buch ist der erste Band einer Reihe, ein gelungener Auftakt, der Lust auf mehr Abenteuer mit den drei Kindern und dem Silberdrachen macht. Schade nur, dass Sirins Pflegefamilie dabei so schlecht wegkommt – denn diese Familien haben bereits genug Vorurteile, mit denen sie sich täglich auseinandersetzen müssen, sie sollten nicht auch noch in einem Kinderbuch festgemauert werden. Gestört hat mich auch, wie naiv Joss dargestellt wird, das konnte ich oft nicht nachvollziehen.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr flüssig, so dass sich das Buch sehr gut liest. Unnütz aber finde ich die vielen Passagen, in denen Gewalt geschildert wird: in den Kämpfen, die doch sehr ausführlich erzählt werden, wie auch in den Grausamkeiten der Familie Lennix, wo vieles ganz nebenbei und damit unkommentiert erzählt wird. Ein Kinderbuch sollte Gewalt nicht völlig ausschließen, aber dennoch altersgerecht damit umgehen, und so kann ich das empfohlene Alter ab 11 Jahren nicht nachvollziehen.

Insgesamt eine spannende Fantasy-Geschichte mit ein paar kleinen Fehlern, die ich dennoch sehr gerne für Jugendliche und Erwachsene empfehlen möchte. Auf die Fortsetzung bin ich gespannt, und vielleicht muss ich dann nicht mehr so viele Kleinigkeiten kritisieren.

Veröffentlicht am 20.08.2019

Atmosphärisch dicht

Die Stille des Todes
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In der baskischen Stadt Vitoria geht die Angst um: In der Kathedrale wurde ein totes Paar gefunden, nackt, die Hände auf den Wangen des anderen. Es erinnert an eine Serie von vor zwanzig Jahren, doch der ...

In der baskischen Stadt Vitoria geht die Angst um: In der Kathedrale wurde ein totes Paar gefunden, nackt, die Hände auf den Wangen des anderen. Es erinnert an eine Serie von vor zwanzig Jahren, doch der Täter von damals sitzt hinter Gittern. Er hat immer seine Unschuld beteuert. Inspector Ayala, genannt Kraken, nimmt Kontakt zu ihm im Knast auf. Mit seiner Kollegin Esti versucht Ayala, diesen Fall zu lösen. Können weitere Tote verhindert werden?

Mit vielen Nebenhandlungen und gewichtig an Seiten kommt dieser Thriller der Autorin Eva García Sãenz daher. Deshalb ist der Einstieg in das Buch nicht ganz einfach, muss der Leser sich doch erstmal orientieren, wie die einzelnen Personen zusammenhängen, was durch die baskischen Namen etwas erschwert wird. Wer sich jedoch durch dieses Dickicht hindurch wagt, wird mit einem spannenden Thriller belohnt, der mit einer äußerst verblüffenden Lösung aufwartet. Erst nach und nach wird diese aufgerollt, man rätselt mit und versucht die Puzzlestücke der Ermittlung zusammenzufügen. Authentisch erscheint das Umfeld des Ermittlerteams. Die Spannung baut sich zunehmend auf, bis man am Schluss der Geschichte immer schneller blättert und liest. Dabei hat man als Leser den Eindruck, sich selbst durch Vitoria zu bewegen, so bildlich erzählt die Autorin aus ihrer Heimat.

Dieser Thriller hat mich sehr gut unterhalten können, auf die Fortsetzung bin ich bereits gespannt. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 20.08.2019

Alptraumhaft und hoffnungsvoll zugleich

Das Labyrinth des Fauns
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Spanien, 1944. Ofelia zieht mit ihrer schwangeren Mutter in die Berge, zu ihrem neuen Stiefvater. Während die Mutter sich ein gutes Leben erhofft, ist Ofelia von Anfang an misstrauisch. Bald findet sie ...

Spanien, 1944. Ofelia zieht mit ihrer schwangeren Mutter in die Berge, zu ihrem neuen Stiefvater. Während die Mutter sich ein gutes Leben erhofft, ist Ofelia von Anfang an misstrauisch. Bald findet sie sich wieder in einem Wald voller verzauberter Orte und magischer Wesen. Ein Faun stellt Ofelia drei Aufgaben: Wenn sie die besteht, ist sie die lang gesuchte Prinzessin Moanna.

Eine Welt voller alptraumhafter Wesen ist es, in die Autorin Cornelia Funke den Leser hineinbittet: der Stiefvater ist voller Hass und Gewalt; die magischen Wesen, mit denen Ofelia zu kämpfen hat, scheinen bösen Träumen entsprungen. Ofelia erhält dennoch Hilfe von magischen Wesen wie auch von der Haushälterin des Stiefvaters. Eine düstere Atmosphäre herrscht vor, sie spiegelt das Erleben der Menschen im spanischen Bürgerkrieg im Jahr 1944. Die Gefahr zieht sich durch die gesamte Geschichte hindurch, denn Gefahr droht sowohl dem magischen Reich, in das Moanna zurück kommen soll, wie auch in der realen Welt, in der sich die Widerstandskämpfer gegen den Faschismus auflehnen. Die Grenzen zwischen der Realität und der magischen Welt zerfließen immer mehr, und doch bleiben die Parallelen in beiden Welten erhalten. Die bildgewaltige, poetische Sprache der Geschichte verwebt Mystik und Fantasy zu einer einzigartigen Erzählung.

Diese bittere Geschichte über den Widerstand gerät zu einem alptraumhaften Märchen für Erwachsene, dessen düstere Atmosphäre Hoffnung geben möchte auch in aussichtslosen Situationen. Es ist keine leichte Kost, aber dennoch empfehle ich es gerne weiter.

Veröffentlicht am 15.08.2019

Geheimnisvolles Abenteuer

Secret Keepers 1: Zeit der Späher
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Der elfjährige Ruben findet zufällig ein geheimnisvolles Päckchen mit einer ganz besonderen Uhr darin: Sie kann seinen Träger unsichtbar machen. Doch bald wird klar, dass jemand Ruben auf der Spur ist, ...

Der elfjährige Ruben findet zufällig ein geheimnisvolles Päckchen mit einer ganz besonderen Uhr darin: Sie kann seinen Träger unsichtbar machen. Doch bald wird klar, dass jemand Ruben auf der Spur ist, denn er wird beobachtet und soll dazu ermuntert werden, die Uhr abzugeben. Ruben merkt, in welcher Gefahr er und seine Mutter schweben. Doch er will das Geheimnis der Uhr ganz aufdecken. Und das hat es in sich…

Ruben ist ein aufgeweckter mutiger Junge, der sehr verantwortungsvoll mit seinem Fund umgehen kann. Seine Neugier lässt ihn erahnen, dass diese Uhr sehr wertvoll ist und dass man mit ihr viel Böses tun kann. Nur wenn er ihr Geheimnis voll aufdeckt, weiß er, was er damit tun soll. Dafür nimmt er einige Gefahren in Kauf, was die Spannung beim Lesen ganz schön hoch hält. Allerdings enthält das Buch einige Längen, hier hätte die Geschichte durchaus gestrafft werden können, so dass der Spannungsbogen über die gesamte Lektüre gezogen wäre. Was mir aber unbedingt fehlt, sind Hintergrundinformationen über die Welt, in der Ruben lebt. Warum gibt es dort Späher, wer ist der geheimnisvolle Schatten, der über alle herrscht? Manches davon wird vermutlich im nächsten Band aufgegriffen werden, doch mir fehlte immer wieder die Grundlage für Rubens Handeln.

Wer nur hat den Klappentext zu diesem Buch geschrieben? Leider verrät er die gesamte Geschichte. Diese Kurzfassung hätte sich eher geeignet als Einstieg in den nächsten Band, um sich trotz Lesepause im Geschehen wieder zurechtzufinden.

Trotz allem finde ich die Geschichte sehr spannend und empfehle sie gerne weiter an alle mit Interesse an guten Abenteuerbüchern.

Veröffentlicht am 10.08.2019

Beklemmend und verstörend

Harz
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Liv Haarder lebt mit ihren Eltern sehr abgeschieden. Offiziell gilt sie als tot, ertrunken in der Brandung. Das ist der Angst ihres Vaters zu verdanken, sie zu verlieren. Ihre Mutter ist unförmig dick ...

Liv Haarder lebt mit ihren Eltern sehr abgeschieden. Offiziell gilt sie als tot, ertrunken in der Brandung. Das ist der Angst ihres Vaters zu verdanken, sie zu verlieren. Ihre Mutter ist unförmig dick und kommt seit langem nicht mehr aus dem Bett heraus, sie kann auch nicht mehr sprechen. Ihr Vater schottet sich und seine Familie völlig von der Umwelt ab. So lebt Liv ein sorgsam abgeschirmtes Leben, nur in der Begleitung ihres Vaters und ihrer Mutter sowie der vielen angesammelten Dinge in Haus und Hof sowie einiger in Harz konservierter Tiere.

Es ist eine beklemmend verkehrte Welt, die vorwiegend aus Livs Sichtweise erzählt wird, eines Kindes, das diese verkehrte Welt als völlig normal erlebt. Aber auch die Erwachsenen dieser kleinen, begrenzten Welt dürfen zu Wort kommen – und trotz leichter Zweifel der Mutter gilt diese Sichtweise für die gesamte Kleinfamilie Haarder. Dies wird so meisterhaft und konsequent beschrieben, dass diese Beklemmung mit jeder Seite, die der Leser umblättert, noch mehr spürbar wird. Aber gleichzeitig sind die Innenansichten der Protagonisten völlig nachvollziehbar. Ganz zu Recht hat die Autorin Ane Riel für dieses Buch mehrere Literaturpreise gewonnen. Am Schluss dieser Geschichte musste ich erstmal tief durchatmen, um wieder aus der Beklemmung dieses Buches aufzutauchen.

Dieses Buch als Thriller einzuordnen fällt schwer. Es ist eher das Psychogramm eines gestörten Familienverbundes, und mit diesem Etikett wird jeder Leser genau das erhalten, was er sich von dieser Geschichte erwartet. Für dieses Buch vergebe ich sehr gerne 4 von 5 Sternen und empfehle es unbedingt weiter.