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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.12.2019

überraschend anders, ein A-Ha-Effekt nach dem anderen....

13zehn
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"Ein Mann robbt durch den Dreck, gefangen im Kugelhagel der Deutschen. Um ihn herum Tod und Schmerz. Immer wieder wiederholt er den einen Satz: "Ich bin in der Hölle." Doch sterben möchte er nicht, noch ...

"Ein Mann robbt durch den Dreck, gefangen im Kugelhagel der Deutschen. Um ihn herum Tod und Schmerz. Immer wieder wiederholt er den einen Satz: "Ich bin in der Hölle." Doch sterben möchte er nicht, noch nicht, und schon gar nicht hier.... "

Das Cover und auch die Beschreibung des Buches hat mich im Vorfeld schon wahnsinnig neugierig gemacht. Gegliedert ist das Buch in 7 Kapitel, in augenscheinlich abgeschlossene Geschichten und einen roten Faden, der alles zusammen hält. Dabei sind die Geschichten sowie auch die "Zwischensequenzen" allesamt gleich lesenswert. Jegliche Beschreibung von Leid, Liebe, Verzweiflung und Hoffnung ist so detailiert und bildhaft beschrieben das es mir schwer fiel das Buch aus den Händen zu legen. Die Kriegserlebnisse zum Beispiel werden so anschaulich erzählt das den Leser automatisch ein beklemmendes Gefühl beschleicht, und das obwohl das Kapitel nicht sonderlich lang ist. In einem anderen Kapitel wird die Geschichte eines jungen Mannes erzählt, dabei gefiel mir besonders gut die Mauer als Sinnbild für Stephans Leben.

Das ganze Buch über findet man solche Beschreibungen, immer wieder treten Figuren in Nebenhandlungen auf, die scheinbar uninteressant wirken, mit der Zeit aber immer wichtiger für die Story werden. Und irgendwann kommt dann plötzlich der A-Ha-Effekt, aus dem dann doch wieder Verwirrung entsteht. Mit dem Fortschreiten des Buches wird immer deutlicher, dass die Geschenisse miteinander zusammen hängen, doch wie wird erst sehr spät klar, mir zumindest

Abgehackte Sätze und Sätze in normalen Längen wechseln sich ab, zum Teil auch die Erzählform, was das ganze nochmal interessanter macht. Für mich war das Lesen des Buches ein Auf und Ab der Gefühlswelt, Überraschung, Entsetzen, Trauer und Freude lösen sich nahezu im Sekundentakt ab.

Mein einziger Kritikpunkt sind die vielen Ausschnitte aus verschiedenen englischsprachigen Liedern. Warum diese dabei sind, wird im Nachwort klar (welches mir sehr gut gefallen hat), ich muss allerdings gestehen dass ich diese nur überlesen habe da sie für mich nichts wesentliches zur Story beitrugen.

Für Freunde des mysteriösen ein Muss, und auch alle anderen dürfen sich gerne fragen: Bist du bereit für die Wahrheit?

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.11.2019

tolles Buch, habe mich köstlich amüsiert

Komm, wir fliegen nach Gran Canaria
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" Heinz ist verzweifelt auf der Suche nach etwas essbaren. Er war bereits im Garten fleissig, schließlich geht es morgen in den Urlaub, da muss alles ordentlich sein. Nun hat er Hunger. Da seine Frau ...

" Heinz ist verzweifelt auf der Suche nach etwas essbaren. Er war bereits im Garten fleissig, schließlich geht es morgen in den Urlaub, da muss alles ordentlich sein. Nun hat er Hunger. Da seine Frau noch bei der Arbeit ist, muss er sich wohl selbst etwas machen. Doch im Kühlschrank gibt es nur Gemüse, im Küchenschrank nur Nussbrot. Beim Gedanken an seinen ersten Kontakt mir einem Bissen Nussbrot wird es ihm schon wieder schlecht. Also weiter suchen. Als er seiner Tochter am Telefon erzählt, er würde gerade kochen, nimmt das Unheil seinen Lauf.... "

Heinz ist Pensionär und ein Ordnungsliebhaber, seine Frau nennt es Kontrollzwang. Er leidet ziemlich unter dem Gesundheitsfimmel seiner Frau Uschi, die gerne das Zepter in der Hand hält. Trotz diverser Uneinigkeiten lieben die beiden sich, auch wenn das nicht immer so deutlich zu sehen ist.

Schon bei den ersten Sätzen war Heinz mir sympathisch, dann noch sein Kontakt mir dem Nussbrot, einfach herrlich, ich musste so lachen. Drea schreibt wie immer äußerst bildhaft und mitreissend, diesmal allerdings nicht wie gewohnt in einem Thriller sondern in einer Komödie. Darum war ich extrem gespannt auf das Buch. Und was soll ich sagen, ich wurde nicht enttäuscht. Drea beschreibt so viele lustige und süße Szenen, wie z.B. als er Uschi um 7 Uhr wecken soll weil sie pünktlich zum Flughafen müssen. Oder der Teil mit den Tennissocken in den Sandalen, ich habe Tränen gelacht. So viel Klischee, aber alles mit einem liebevollen Augenzwinkern verpackt.

Hin und wieder tat mir Heinz ja schon leid, ich konnte mir so richtig vorstellen wie er vor dem Büffet steht und schockiert auf seinen Teller blickt. Mir würde es an seiner Stelle genauso gehen

Ich kann das Buch wirklich jedem weiterempfehlen, der gerne mal herzhaft beim lesen lachen möchte und gleichzeitig ein paar Ausflugtipps für den nächsten Gran Canaria Urlaub sucht

Veröffentlicht am 02.11.2019

Liebe, Schmerz und Leidenschaft - eine tolle Mischung für einen Psycho-Krimi

Schlimmer als dein Tod
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Ihre Gedanken trieben ziellos umher, ihr Körper hatte keine Form. Sie wusste nur, dass sie aufwachte, auch wenn es Stunden zu dauern schien. Lange starrte sie in die Dämmerung, während jeder Atemzug ...

Ihre Gedanken trieben ziellos umher, ihr Körper hatte keine Form. Sie wusste nur, dass sie aufwachte, auch wenn es Stunden zu dauern schien. Lange starrte sie in die Dämmerung, während jeder Atemzug ihr mehr Luft zu nehmen als zu geben schien. Wo bin ich? Ihr Geist war ein langer Korridor mit geschlossenen Türen, in dem namenlose Schatten vorbeihuschten und im Nichts verschwanden. Sie versuchte um Hilfe zu rufen, aber ihre Stimme gehorchte ihr nicht. Sie lag wie in einer Zwangsjacke, die sie innerlich und äußerlich fesselte. Eine schwere Stille erfüllte den Raum mit den sich ablösenden Tapetenbahnen. Der Lack der geschlossenen Tür war vergilbt und rissig. Es roch nach Schimmel.Wer bin ich? Wieso lag sie in diesem faulig riechenden Raum, indem nichts darauf hinwies, dass er überhaupt bewohnt war? Nein, das war kein Zimmer, in dem man an einem normalen Morgen erwachte. Irgendetwas war hier schrecklich verkehrt...." (Auszug aus dem Buch, Seite 7)

Jessica ist der Star am Ceasar, einem kleinen Theater. Sie ist leidenschaftliche Stepp-Tänzerin und bringt ihr Publikum in Verzückung. Doch nicht nur ihr Publikum, auch ein Teil der Crew liegt ihr zu Füßen, so wie auch Roger, ihr Ehemann. Trotz des Altersunterschieds scheinen die beiden sich gut zu ergänzen.

Zuerst einmal fiel mir das Cover auf. Normalerweise gehe ich darauf eher weniger ein da sich jeder selbst ein BIld machen kann und die Geschmäcker verschieden sind. Doch dieses hier hat es mir angetan, ebenso die Aufmachung im Buch wodurch es sich von einem normalen Taschenbuch unterscheidet. Dies ist mir bereits bei mehreren Büchern aus der "Edition tingeltangel" aufgefallen.
Zu Beginn lernen wir Jessica kennen. Sie ist jung, begabt, ehrgeizig, mit ihren Steppschuhen quasi verbunden. Ihr Mann Roger ist um einiges älter, bei ihm fehlt das Verständnis für ihre Leidenschaft. Dies merkt man ganz deutlich auf seiner Geburtstagsparty. Ich fand es spannend zu beobachten wie die Autorin es schafft aus einer scheinbar lockeren und entspannten Atmosphäre einen Stimmungsumschwung heraufzubeschwören, ohne plump zu wirken. Feine Nuancen sind zwischen den Worten zu spüren.

Obwohl die ersten Seiten nichts besonders tragisches passiert, las ich fasziniert weiter. Die zwischenmenschlichen Beziehungen sind vortrefflich beschrieben. Die Autorin bedient sich einer äußerst bildhaften Sprache, wodurch die Fuguren allesamt Tiefe bekommen. Ziemlich jeder ist hier egozentrisch, ich würde sogar soweit gehen und sagen, niemand hier ist im herrkömmlichen Sinne "normal". Jeder hat seine Macken, seine Ecken und Kanten. Aber genau das macht die Atmosphäre des Buches aus.

Dies ist ein Buch voller menschlicher Tragödien, verbunden zu einem spannenden Psycho-Krimi der Extra-Klasse. Teilweise ist soviel Gefühl zwischen den Zeilen zu lesen, dass der Krimi in den Hintergrund gerät. Für Fans des eingemachten, mit Vorliebe für viel Blut und Gewalt, ist dieser Krimi eher nichts. Wer aber Wert auf gut ausgearbeitete Figuren und Verbindungen legt, ist hiermit richtig bedient.

Veröffentlicht am 15.09.2019

Die kalte Atmosphäre des Buches sorgt für Spannung, der dazu gewählte Titel passt hervorragend.

Eiskalte Ostsee
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1946, eine Zelle der Rotarmisten. In ihr sitzen ein paar Überlebende des Kriegs. Den Schrecken des Krieges vor Augen waren sie in der Hoffnung auf ein neues Leben heimgekehrt. Bis eines Nachts der Traum ...

1946, eine Zelle der Rotarmisten. In ihr sitzen ein paar Überlebende des Kriegs. Den Schrecken des Krieges vor Augen waren sie in der Hoffnung auf ein neues Leben heimgekehrt. Bis eines Nachts der Traum jäh zerplatzt. Ein Wagen mit russischen Soldaten kommt, nimmt sie mit, sperrten sie in eine Zelle. Der jüngste von ihnen verschwindet gleich nach der Ankunft. Plötzlich schwere Schritte vor der Zelle, ein Schlüsselbund klirrt, die Tür öffnet sich...

Auch hier gibt es (wie in vielen anderen Krimis oder Thriller) mit Anne Berber wieder einen Ermittler in einer unglücklichen Beziehung, glücklicherweise ist dies aber nicht das vorherrschende Thema. Zu Beginn noch etwas unsicher geht Anne Berber ganz in den Ermittlungen zu dem am Strand gefunden Toten auf.
Durch diverse Verwicklungen quartiert sie sich in der Pension von Sören Hilgert ein. Doch auch er hat, wie einige der Inselbewohner, ein Geheimnis.

Die Beklemmung im Prolog ist fast greifbar, so authentisch beschreibt die Autorin die Anfangsszene sowie auch diverse andere Szenen im Buch.
Die Geschichte spielt auf Rügen, Julia Bruns stellt die Gegend so bildlich dar, dass ich mir alles sehr gut vorstellen konnte obwohl ich selbst noch nie dort war. Ich konnte die von ihr beschriebene salzige Meeresluft sogar riechen, da ich das Buch während meines Ostsee-Urlaubs gelesen habe. Die Protagonisten sind zum Großteil authentisch, wenngleich die Autorin den Hotelbesitzer Dombrowski für meine Begriffe zu überzogen darstellt.

Die kalte Atmosphäre des Buches sorgt für Spannung, der dazu gewählte Titel passt hervorragend.

Die Lebenssituation in der "Ostzone" wird düster beschrieben. Auch wenn das Vergangenheit ist (sein sollte), spielt es in der Gegenwart der Protagonisten teilweise noch eine große Rolle. Die einen verherrlichen, die anderen verdammen das damalige System. Diese unterschiedlichen Sichtweisen auf ein und dieselbe Vergangenheit wird von Julia Bruns sehr gut aufgezeigt und hinterlässt mich mit einem beklemmenden Gefühl. Wie hätte man selbst in der DDR gelebt? Hätte man sich angepasst? Sich dagegen aufgelehnt? Im verborgenen gekämpft? Oder sich der Stasi angeschlossen um ungeschoren davon zu kommen?

Ein äusserst fesselnder Krimi, in dem die Gegenwart und die deutsch-deutsche Vergangenheit miteinander verschmelzen.

Veröffentlicht am 20.08.2019

eine tolle Fortsetzung, die Lust auf den letzten Teil macht

Jenseits von schwarz
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"Eddie schließt sich aus Versehen aus der Wohnung aus, wie immer im Streß. Aber ihre Nachbarin weiss zum Glück Rat, der Vater ihrer Tageskinder kann Eddie sicherlich helfen. Erleichtert stimmt Eddie zu, ...

"Eddie schließt sich aus Versehen aus der Wohnung aus, wie immer im Streß. Aber ihre Nachbarin weiss zum Glück Rat, der Vater ihrer Tageskinder kann Eddie sicherlich helfen. Erleichtert stimmt Eddie zu, bereut aber schnell ihre Zustimmung, als sie sieht, wer ihr da zur Hilfe kommt..."

Das Buch besteht wie der erste Teil aus zwei Erzählungen aus der Ich-Perspektive, einmal aus der Sicht von Zombie und aus der Sicht der Polizistin Eddie Beelitz. Die beiden haben sich im ersten Teil "Jenseits von Wut" während Ermittlungen zu einem Mordfall kennen gelernt.

Nachdem Zombie mir im ersten Teil immer sehr suspekt war und Unbehagen auslöste, wurde er mir nun immer sympathischer. Da ihn der Tod seiner Schwester sehr mitnimmt, lässt er sich ziemlich gehen, man kann ihn fast schon depressiv nennen. Einzig seine Kinder geben ihm noch halt.
Eddie ist wieder einmal im Streß, Kind und Job verlangen ihr immer noch einiges ab. Auch die Entwicklungen in ihrem privaten Umfeld stellen sie vor eine Herausforderung. Zudem benötigteine junge Nachbarin mehr denn je die Unterstützung ihrer Freundinnen Eddie und Mütze.

Wie gesagt, hat sich mein Eindruck von Zombie gewandelt. Und das, obwohl meist das Negative seine Gedanken beherrscht. Lucie Flebbe gelingt es auch hier wieder hervorragend, die Gefühlswelt der Protagonisten darzustellen. Ich nahm ihr alle Gefühle vorbehaltlos ab, da sie für mich vollkommen nachvollziehbar waren, eine logische Folge der vergangenen Ereignisse.

Zombies Passagen sind eher schwarz und dunkel, die von Eddie wirken trotz allem Ärger heller und freundlicher. Obwohl die Protagonisten so unterschiedlich sind, sind sie sich dennoch recht ähnlich. Der Spagat zwischen den beiden Erzählsträngen gelingt der Autorin scheinbar mühelos.
Der Spannungsbogen steigt von Kapitel zu Kapitel und wird kontinuierlich hoch gehalten ohne abzuflachen oder zu langweilen. Durch den Wechsel zwischen Zombie und Eddie gewinnt die Geschichte immer mehr an Fahrt, ich bin quasi durch die Kapitel geflogen.
Das Ende lässt Raum für Spekulationen, und ich freue mich schon riesig auf den letzten Teil der Trilogie und auf ein Wiedersehen mit alten Bekannten.