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Veröffentlicht am 03.09.2019

Play it again ... Aidan!

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle
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Ein Mann erwacht mitten in einem verregneten Wald, ohne Erinnerung, wie er hierher gekommen ist; er hat sein Gedächtnis verloren. Nach und nach wird ihm klar, dass er nicht der ist, der er zu sein scheint ...

Ein Mann erwacht mitten in einem verregneten Wald, ohne Erinnerung, wie er hierher gekommen ist; er hat sein Gedächtnis verloren. Nach und nach wird ihm klar, dass er nicht der ist, der er zu sein scheint - und das für acht Tage. Genau so lange hat er Zeit, den Mord an Evelyn Hardcastle zu klären. Sie ist die Tochter des heruntergekommenen Herrenhauses, in dem sich eine große Gesellschaft versammelt hat zum Jagen, Feiern und ... Morden. Jeden Tag erwacht Aidan Bishop, so der Name des Mannes, in einer anderen Person, nimmt die Erinnerungen der anderen jedoch mit. Findet er nicht rechtzeitig bis abends um elf heraus, wer der Mörder ist, geht dieses grausame Spiel immer weiter, ohne einen Ausweg. Schlimmer ist nur noch, dass auch jemand anderes aus dem verfluchten Anwesen entkommen möchte, und dieser geht knallhart über Leichen - Evelyn bleibt nicht die Einzige.


Das ist bestimmt ein Buch, das polarisiert. Es fängt schon damit an, dass man fast ohne Erklärung in die Handlung geworfen wird, und gemeinsam mit dem Gedächtnislosen versucht herauszufinden, was passiert ist und worum es überhaupt geht. Dafür nimmt sich der Autor Zeit, seine Personen - in den meisten Fällen die Wirte Aidans - intensiv einzuführen. Es ist wohl nicht jedermanns Sache, ein Ereignis aus verschiedenen Blickwinkeln zu sehen. Und zugegeben, es sind ein paar Längen drin, aber andererseits fand ich es sehr faszinierend, wie immer mehr die einzelnen Handlungsstränge zusammengeführt wurden, wie sich aus jedem Blickwinkel der Wirte etwas geringfügig anderes ergab, zumal sich diese Wirte auch sehr voneinander unterscheiden und das auch mega ausgedrückt wurde. Man muss auch das Ende mögen, die Erklärungen für manche Dinge sind eher übernatürlich, auch wenn dieser Begriff es nicht genau trifft. Und man kann sich Gedanken darüber machen, ob Menschen fähig sind, sich zu ändern, zu bereuen, besser zu werden. Ob man verzeihen kann oder auch sollte. Man bekommt hier nicht nur einen Krimi im klassischen Whodunnit-Stil, man kann, wenn man dann möchte, sich gern noch philosophischen Fragen widmen.

Veröffentlicht am 26.08.2019

Nothing. Else. Matters.

One True Queen, Band 1: Von Sternen gekrönt (Epische Romantasy von SPIEGEL-Bestsellerautorin Jennifer Benkau)
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Mailin ist siebzehn, lebt in einem kleinen Nest in Irland und könnte ein ganz normales Mädchen sein. Doch ihre Schwester Vicky liegt seit sieben Jahren im Wachkoma, ihre Mutter ist alleinerziehend und ...

Mailin ist siebzehn, lebt in einem kleinen Nest in Irland und könnte ein ganz normales Mädchen sein. Doch ihre Schwester Vicky liegt seit sieben Jahren im Wachkoma, ihre Mutter ist alleinerziehend und weiß kaum, wie sie sich, ihre beiden Töchter und eine Pflegerin für Vicky finanzieren soll. Einzig Kendo kann Mailin auf andere Gedanken bringen. Doch eines Tages, nach einem harten Training im Dojo, wird es ihr schwarz vor Augen, und als sie wieder zu sich kommt, befindet sie sich weder in Irland noch in irgendeiner Gegend, die sie kennt. Vor allem ist sie sofort in Gefahr, gefressen oder erwürgt zu werden von diversen Tieren und Pflanzen. In dieser Situation hilft ihr ein Fremder, wenn auch unwillig. Genauso unwillig begleitet dieser Fremde, den sie Peter nennt, in die Hauptstadt dieses seltsamen Landes, bevor er verschwindet. Mailin wird gefangen genommen und erkennt schnell: Sie soll die nächste Königin werden, doch Königinnen werden hier nicht alt ...

Bei diesem Buch war ich ständig hin- und hergerissen. Einerseits ist es schon teilweise sehr originell: Die Ausgangslage, diverse Situationen, Gefahren oder auch diese Gesellschaft in Skye. Andererseits dürfen natürlich die üblichen Klischees nicht fehlen: Wunderschöne, geheimnisvolle Typen, die das Mädchen erst mal wie Dreck unter ihren Fußsohlen behandeln, sofortiges Verfallen in tiefste Liebe, eine Art Liebesdreieck ist auch noch vorhanden. Die Leute sind mir auch alle zu perfekt, als dass ich wirklich mitfühlen könnte, sodass mir manchmal die Spannung fehlte. Auch fehlte mir im Endeffekt eine Erklärung, wie das Ganze funktioniert. Trotzdem ließ sich das Buch schnell lesen, was dem guten Schreibstil der Autorin zu verdanken ist. Vielleicht hätte ich es auch besser gefunden, wenn ich nicht in letzter Zeit Jugendbücher gelesen hätte, die wirklich einfach nur genial waren und es natürlich für andere schwer wird, da ranzukommen. Ich vergebe mal wohlwollend vier Punkte und warte noch den nächsten Teil ab, bevor ich ein endgültiges Urteil fälle.

Veröffentlicht am 21.08.2019

Mörderisches Camping

Bis ihr sie findet
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1983 verbringen sieben Jugendliche ein Wochenende im Wald. Sie wollen campen, trinken, Drogen nehmen, Sex und Spaß haben. Doch nur sechs von ihnen kehren zurück - die Jüngste, Aurora, ist spurlos verschwunden. ...

1983 verbringen sieben Jugendliche ein Wochenende im Wald. Sie wollen campen, trinken, Drogen nehmen, Sex und Spaß haben. Doch nur sechs von ihnen kehren zurück - die Jüngste, Aurora, ist spurlos verschwunden.
30 Jahre später erhält Chiefinspector Jonah Sheens die Nachricht, dass eine Leiche gefunden wurde, nur wenige Meter vom damaligen Campingplatz entfernt. Er hat diesen Fall nie vergessen, war es doch der erste große Fall, an dem er als damals 19jähriger mitgearbeitet hatte. Und er kannte die Beteiligten noch aus der Schule. Mittlerweile sind sie alle gestandene und gemachte Leute und doch hat jeder von ihnen etwas zu verbergen. Aber nur eine Person von ihnen weiß etwas über den Mord und diese Person wird auch alles tun, um das Geheimnis zu wahren - selbst wenn es dabei wieder zu Todesfällen kommen sollte.

Endlich mal wieder ein klassischer Whodunnit, bei dem einerseits die Polizeiarbeit im Vordergrund steht, andererseits spannende Rückblenden in die Zeit des Campingausflugs passieren. Dabei kann man immer schön vergleichen, wer was wie erzählt und ob das mit dem, was man als Leser (mehr) weiß (als die Polizei) zusammenpassen kann. Dabei bin ich auch selbst klassisch an der Nase herumgeführt worden, eine Weile dachte ich an einen Täter, der mir wie ein duftendes Würstchen immer wieder vor die Nase gehalten wurde. Sehr gut gemacht! Was mir nicht so richtig gefallen hat, war, dass doch mindestens zwei Personen zumindest annähernd Bescheid wussten; meiner Meinung nach hätten diese nie so lange geschwiegen, sie waren nicht fest genug mit der mörderischen Person verbunden. Was mich auch immer wieder bei englischen Büchern ein bisschen fertigmacht, ist die Selbstverständlichkeit, mit der alle Leute sich dort ins Koma saufen, auch und gerade in sehr jungen Jahren. Oder dass da scheinbar alle mit vierzehn, fünfzehn auf reichhaltige Erfahrungen im Sexleben zurückgreifen können. Doch das nur nebenbei, ich habe diesen Krimi sehr gern gelesen, die Spannung war meistens hoch, gerade in den Rückblicken konnte man sich eines gewissen Grusels nicht erwehren, da man ja wusste, was passieren würde. Bin von daher also schon sehr gespannt auf den zweiten Teil dieser Reihe, der 2020 zumindest im Englischen schon angekündigt ist.

Veröffentlicht am 10.08.2019

Krims und Krams und Brocken

Söldner. Band 1
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Härter, als sich als Gaukler (á la Dieb) seinen Unterhalt zu verdienen und immer in der Gefahr zu schweben, eine Hand oder das Leben zu verlieren, ist nur noch das Leben selbst. Rafael weiß das, denn er ...

Härter, als sich als Gaukler (á la Dieb) seinen Unterhalt zu verdienen und immer in der Gefahr zu schweben, eine Hand oder das Leben zu verlieren, ist nur noch das Leben selbst. Rafael weiß das, denn er ist mit seinem Karren, Pferd Diego und Regenwurm Borsti unterwegs. Früher hatte er noch einen Partner, Krims, doch der wurde von einer Wache umgebracht, die es für unangemessen hielt, dass Rafael und Krims den Bauern ein wenig das Geld aus der Tasche zogen. Obwohl es Rafael eilig hat, wird er von Soldaten aufgehalten und für Kriegsdienste eingezogen: als Feldschergehilfe soll er einem machtgierigen Herzog dienen. Hier trifft er zum zweiten Mal auf Brocken - den größten, gewaltigsten, brutalsten und unbesiegbarsten Söldner aller Zeiten, der als Feldmarschall die Truppen anführt. Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein, und doch schweißt sie ein Geheimnis auf Gedeih und Verderben bei einer Reise ins Ungewisse zusammen. Begleitet werden sie dabei noch von einem jungen Söldner, dem Rafael das Leben, aber leider kaum den Geist oder das Gedächtnis retten konnte.

Zweifellos ist auch diese Geschichte von Sam Feuerbach wieder außergewöhnliche Fantasy, die sich vom Einheitsbrei abhebt. Leider ist Feuerbach sein größter Gegner: Er hat mit dem Totengräbersohn die Messlatte so dermaßen hoch angelegt, dass kaum etwas daran kommt, nicht einmal etwas von ihm selbst Geschriebenes. So glänzt er zwar auch hier wieder mit spritzigen Dialogen, witzigen Wortspielen und hitzigen Protagonisten, doch fallen diese im Vergleich zu Farin, Emicho und Co. ein wenig ab. Mega ist natürlich wieder Robert Frank als Sprecher, der wie üblich auf genial-perfekte Weise das Buch einspricht und damit den richtigen Rahmen verleiht. Ich bin also neugierig auf Teil 2, aber nicht ganz so vom Hocker gerissen wie früher.

Veröffentlicht am 01.08.2019

Wo der Bergkönig haust

Stella Montgomery und die magischen Bilder von Wakestone Hall
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Die Tanten haben Stellas schöne und angenehme Zeit auf Wormwood Mire beendet und sie in ein furchtbares Internat geschickt. Hier sind die Mädchen alle furchtbar brav und gehorsam und wer aus der Reihe ...

Die Tanten haben Stellas schöne und angenehme Zeit auf Wormwood Mire beendet und sie in ein furchtbares Internat geschickt. Hier sind die Mädchen alle furchtbar brav und gehorsam und wer aus der Reihe tanzt, wird zu der schrecklichen Direktorin geschickt und kommt völlig verändert wieder. Zum Glück findet Stella durch ein nächtliches Abenteuer schnell zwei Freundinnen, ebenfalls Mädchen, die neu am Internat sind. Eines davon, Ottilie, ist eine Waise, während Amaryllis ein kämpferischer Typ ist. Doch dann verschwindet eines Tages Ottilie spurlos und Stella und Amaryllis machen sich auf die Suche nach ihr. Dabei kommen sie nicht nur dem Geheimnis des Internat und seinen magischen Bildern auf die Spur, sondern auch ungeheuerlichen Ungeheuern in einer grauenvollen Tiefe.

Ich habe das Gefühl, dass hiermit die Geschichte um Stella Montgomery beendet ist, was recht schade ist, denn es gäbe bestimmt noch viel zu entdecken. Ansonsten gibt es Ähnliches zu vermelden wie in Band 1 und 2. Man taucht auf leichte und kindliche Weise ins Ende des 19./Beginn des 20. Jahrhunderts ein, bekommt Einblicke in die Art der Erziehung und das Leben, das geführt wurde. Das wird charmant verbunden mit einem Abenteuer, das mir hier manchmal zu leicht und problemlos gelöst wurde. Wie üblich sind die Zeichnungen hier sehr magisch und ansprechend; ein Vorteil, wenn die Autorin auch gleichzeitig eine mega Illustratorin ist. Alles in allem lässt es sich schnell lesen und macht Spaß mitzuerleben.