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Veröffentlicht am 01.09.2019

Neue Sorgen im Cafè Hannah

Café Hannah - Teil 4
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„...Hallo? Warum sollte dir ein Mann etwas bieten müssen? Bist du nicht emanzipiert?...“

Hannah ist mit Andy zusammen. Doch richtig glücklich ist sie nicht, obwohl sich Andy alle Mühe gibt. Dann erreicht ...

„...Hallo? Warum sollte dir ein Mann etwas bieten müssen? Bist du nicht emanzipiert?...“

Hannah ist mit Andy zusammen. Doch richtig glücklich ist sie nicht, obwohl sich Andy alle Mühe gibt. Dann erreicht sie ein Anruf von ihrem Sohn JJ. Sein Vater und Hannahs erster Mann hat Krebs. Hannah fährt nach Lübeck.
Die Autorin hat einen Gegenwartsroman geschrieben, in dem sie verschiedene Lebensschicksale erzählt und miteinander verknüpft. Es ist der vierte Teil der Reihe. Außerdem gibt es einen Kurzroman, der die Vorgeschichte erzählt. Den kenne ich, die ersten drei Teile nicht. Trotzdem hatte ich kein Problem, der Handlung zu folgen. Das liegt auch daran, dass die Autorin an den Anfang eine Zusammenfassung der ersten drei Teile gesetzt hat.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er ist locker und leicht, beinhaltet aber ebenfalls ernste Themen. Das Besondere der Geschichte besteht darin, dass in jedem der 9 Kapitel ein anderer Protagonist im Mittelpunkt steht.
Cafè Hannah ist ein Ort, wo man sich wohlfühlen kann. Es geht nicht nur um Essen und Trinken, die Beschäftigen haben auch ein Auge für die Befindlichkeiten ihrer Kunden. Man kennt sich, man schätzt sich und man weiß, dass jeder willkommen ist.
Im ersten Kapitel steht Hannah im Mittelpunkt. Sie muss ihre Zeit momentan gut einteilen, wenn sie sich regelmäßig um ihren kranken Exmann kümmern will, das Cafè am Laufen halten möchte und Andy nicht vernachlässigen darf. Da sind Konflikte vorprogrammiert.
JJ; ihr Sohn; hat in Amerika auf Lehramt studiert und ist seit kurzem in Deutschland. Seine ersten Erfahrungen klingen so:

„...In den ersten Wochen nach seinem Umzug hatte er versucht, gelangweilten Teenagern die englische Sprache nahezubringen. Instagram und die neueste Mode waren ihnen weit wichtiger gewesen als Grammatik...“

Nun arbeitet er als Deutschlehrer in der Flüchtlingshilfe. Hier wird er mit deren vielfältigen Problemen konfrontiert und muss erleben, dass eine gut integrierte Frau abgeschoben werden soll. Die hatte zuvor schon festgestellt:

„...Die Deutschen jammern ständig, dass wir viel Geld kosten, aber wir dürfen nichts tun, um unser eigenes Geld zu verdienen...“

Und dann bekommt Svenja, Hannahs Nichte, eine Nachricht, die ihr bisherigen Leben auf den Kopf stellt. Das Eingangszitat stammt von ihr. Sie selbst stellt sich die Frage. Sie muss sich damit auseinandersetzen, wie ihr Verlobter reagieren wird. Der ist - leider – Egoist durch und durch.
Weitere Geschichten von Erfolg und Neuanfang folgen. Verlust und Niederlage finden ebenfalls ihren Niederschlag in den Erzählungen. Gut ausgearbeitete Gespräche ermöglichen mir einen Blick in die Psyche der Protagonisten. Viel Raum bleibt für persönliche Gefühle.
Themen wie Stalking und Scheidung spielen genauso eine Rolle wie finanzielle Durststrecken im Geschäftsleben. Irgendwie hat jeder, der mit Cafè Hannah zu tun hat, sein Päckchen zu tragen. Manche Sorge löst sich schnell, andere brauchen Zeit. So ist nun einmal das Leben.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich werde sicher die ersten Teile noch lesen.

Veröffentlicht am 31.08.2019

Empfehlenswertes Kinderbuch

Gedichte und Geschichten zur Herbstzeit
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„...Wenn das satte Grün des Sommers
langsam schwindet, kommt die Zeit
für den Maler Herbst, der seinen
Farbkasten hält bereit...“

Das Büchlein besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil enthält es 10 Gedichte ...

„...Wenn das satte Grün des Sommers
langsam schwindet, kommt die Zeit
für den Maler Herbst, der seinen
Farbkasten hält bereit...“

Das Büchlein besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil enthält es 10 Gedichte zum Thema Herbst. Es geht unter anderem um Drachenbau und Halloween, bunte Blätter und trockenes Laub.
Die Sprache ist kindgerecht. Die Verse sind einprägsam.
Viele schöne Zeichnungen illustrieren die Gedichte.

„...Ich habe heute Menschenkinder mit Flugdrachen gesehen. Sie hatten so viel Spaß. Warum gibt es keine Drachen für Biber?...“

Im zweiten Teil erzählen acht Geschichten aus der Welt der Tiere im Sagawald. Im Unterschied zu den Gedichten gibt es in den Erzählungen einen inneren Zusammenhalt.
Die Tiere des Waldes wollen den Biberjungen Balduin seinen Wunsch erfüllen und ihm zum Erntedankfest einen Drachen schenken. Jeder bringt sich dazu mit seinen besonderen Fähigkeiten und phantasievollen Ideen ein. Es werden auch alle als Helfer gebraucht, den nebenbei läuft die Vorbereitung für den Winter. So entsteht in gemeinsamer Arbeit das Werk. Den Kindern wird dabei auf fast unauffällige Art eine Menge an Wissen vermittelt.
Auch hier sorgen liebevollen Zeichnungen für die Anschaulichkeit der Geschichten.
Im Anhang gibt es fünf Schablonen von Waldtieren zum Ausmalen. Ausschneiden und Kopieren sind ausdrücklich erwünscht.
Das Büchlein hat mir ausgezeichnet gefallen. Während die Gedichte die Besonderheiten des Herbstes hervorheben, zeigen die Geschichten, was man mit gemeinschaftlicher Arbeit alles erreichen kann.

Veröffentlicht am 29.08.2019

Spannend

5 Geschwister: Im verbotenen Grab (Band 12)
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„...Alle blickten auf den Eingang des Grabes TT33. Es sah eigentlich ganz unscheinbar aus. Eine schwere Stahltür in einer Felsspalte...“

Die Geschwister Marianne, Esther, Hans-Georg, Petra und Alexander ...

„...Alle blickten auf den Eingang des Grabes TT33. Es sah eigentlich ganz unscheinbar aus. Eine schwere Stahltür in einer Felsspalte...“

Die Geschwister Marianne, Esther, Hans-Georg, Petra und Alexander haben eine Einladung nach Ägypten. Der Archäologe Jonas Dümisch hat sie um Hilfe gebeten. Die Erforschung des Grabes TT33 steht auf Messers Schneide. Immer mehr Arbeiter werden krank. Sie leiden an Unwohlsein und Krämpfen.
Die Autoren haben erneut ein spannendes Jugendbuch geschrieben.
Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Während Marianne und Petra sich im Krankenzelt umsehen, gehen die anderen Drei mit Professor Dümlich und dem ägyptischen Archäologen Amid ins Grab. Die Atmosphäre darin lässt nur einen begrenzten Aufenthalt zu. Das liegt an den Hinterlassenschaften vieler hundert Fledermäuse. Alexander, der Jüngste, entgeht nur knapp einen Unfall, weil die Situation für ihn eher ein Abenteuer ist. Ursachen für die Ausbreitung der Krankheit aber finden sie momentan nicht. Die Einheimischen sprechen von einem Fluch.
Im Krankenzelt unterhält sich Marianne mit Rana. Sie betet für die Kranken.
Sehr gut wird die Motivation des Forschers wiedergegeben. Er glaubt, den Fund seines Lebens gemacht zu haben. Um die Arbeit nicht gefährden, wurde kein Arzt hinzugezogen.
Für die Geschwister sind die Erkundungen schwierig, da sie auf Schritt und Tritt begleitet werden. Erst als sie sich dieser Bewachung entziehen, gibt es Fortschritte.
Gut gefallen haben mir die inhaltsreichen Diskussionen über den ägyptischen Totenkult und vergleichende Betrachtungen mit dem Christentum. Das wirkt nicht aufgesetzt, sondern ergibt sich logisch im Gespräch mit Rana. Sie äußert ihre Ängste und Sorgen. Marianne fasst ihre Erkenntnis so zusammen:

„...Wir müssen keine hundertachtzig Prüfungen mehr bestehen und gegen den Tod kämpfen. Das hat Jesu alles schon für uns gemacht...“

Ab und an blitzt ein feiner Humor durch, wie das folgende Zitat zeigt:

„...Weißt du, Petra, der Ort, an dem wir uns befinden, nennt sich Wüste. Das offensichtlichste Merkmal dieser Landschaftsform ist, dass sie zu großen Teilen aus Sand besteht...“

Mehrere Zeichnungen veranschaulichen die Handlung. Darauf sind auch Hieroglyphen zu sehen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist spannend und informativ.

Veröffentlicht am 27.08.2019

hochbrisant

Öxit
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„...Der ordentliche Bundesparteitag steigt Mitte September. Angeblich spitzen Sie darauf, den Parteivorsitz zu übernehmen. Treten Sie gegen den Kanzler an?...“

Lou ist Journalistin und auf den Weg nach ...

„...Der ordentliche Bundesparteitag steigt Mitte September. Angeblich spitzen Sie darauf, den Parteivorsitz zu übernehmen. Treten Sie gegen den Kanzler an?...“

Lou ist Journalistin und auf den Weg nach Hause. Von ihr soll in den folgenden Tagen ein Artikel veröffentlicht werden, der das politische Wien zum Beben bringt. Doch der Artikel wird nie erscheinen. Noch am heutigen Abend stirbt Lou.
Der Fall landet bei Oberst Radek Kubica und Chefinspektor Franz Dvorak.
Der Autor hat einen fesselnden und politisch brisanten Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Begonnen hatte die Geschichte einige Wochen zuvor. Moritz Petrell will Bundeskanzler werden. Dazu sind ihm alle Mittel recht. Natürlich sagt er im Interview nicht die Wahrheit, wie das Eingangszitat zeigt, denn die Frage verneint er. Dafür plädiert er für den Austritt Österreichs aus der EU. Bestechung und Erpressung sind probate Mittel, um Parteigenossen auf Linie zu bringen.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Ruhige Momente gibt es vor allem dann, wenn Sehenswürdigkeiten von Wien näher beschrieben werden.
Die Personen werden gut charakterisiert.Den beiden Kriminalisten sagt man Akribie und Sturheit nach. Beides brauchen sie, denn selbst ihre Vorgesetzten geben sich viel Mühe, ihnen Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Manchmal wird Dvorak sehr deutlich:

„...Weil man bei uns grundsätzlich nur Leute auf Seminare schickt, die ihr Metier beherrschen, während jene daheim sitzen, für die solche Trainings gedacht sind...“

Zu Petrell fällt der Satz:

„...Er ist ein ehrgeiziger Emporkömmling ohne Verankerung in der Basis. Sobald es hart auf hart geht, kann er einpacken...“

Momentan allerdings hat er eine Menge Aufwind. Dazu kommt, das er in der Lage ist, Frauen zu beeindrucken, für sich arbeiten zu lassen und sie letztendlich auszunutzen, ohne das sie es mitbekommen.
Während die Kriminalisten mit dem Mord an Lou beschäftigt sind, lassen weitere Morde die Stadt aufhorchen. Schnell weiß Kubica, wer der Mörder ist, doch der Verhaftung scheint er immer einen Schritt voraus zu sein.
Erschreckend am Roman ist der Filz, der Politik, Medien und Polizei durchzieht. Kaum einer kann sich der Manipulation entziehen. Versuche werden rigoros und manchmal sehr brutal unterbunden. Kaum einer ist bereit, sich zu widersetzen, droht doch der Verlust einen gut dotierten Jobs. Je höher die Position, desto eher ist jemand zu erpressen.
Als Leser ist man schnell der Meinung, dass man die Hintermänner kennt und wartet nur darauf, dass denen endlich das Handwerk gelegt wird.
Erst am Ende begreift man, wie sehr man sich geirrt hat. Der Autor versteht es, mich als Leser geschickt auf falsche Fährten zu führen.
Gut gefallen hat mir, dass auch Kubicas Privatleben wieder eine Rolle spielt. Nach wie vor ist der polnische Pfarrer Wozzek derjenige, der Kubica selbst in schwierigsten Situationen aufbauen kann .Nicht zu unterschätzen sind ebenfalls seine vielfältigen Kontakte und Beziehungen. Das liest sich dann so:

„...Hochwürden sagte zu, Licht in diese Angelegenheit zu bringen. Allerdings werde das voraussichtlich ein paar Tage dauern...“

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Par excellence wird in einer spannenden Handlung dargestellt, wie schnell Demagogie den demokratischen Staat unterhöhlen kann.

Veröffentlicht am 25.08.2019

Neue Freiheiten anno 1918

Amalientöchter
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„...Klara seufzte, warum waren Männer bloß so schrecklich kompliziert? Warum durfte man als Frau nicht einfach direkt fragen, Du, was ist das zwischen uns denn jetzt?...“

Wir befinden uns in Weimar anno ...

„...Klara seufzte, warum waren Männer bloß so schrecklich kompliziert? Warum durfte man als Frau nicht einfach direkt fragen, Du, was ist das zwischen uns denn jetzt?...“

Wir befinden uns in Weimar anno 1918. Die 19jährige Klara wartet auf eine Nachricht ihres Verlobten Fritz. Der arbeitet als Arzt in einem Lazarett und sollte eigentlich zurück in Weimar sein. Bald fährt er allerdings wieder nach Berlin. Klara setzt durch, dass sie ihn dorthin folgen darf.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen und gut recherchierten historischen Roman geschrieben. Er spielt in der Zeit des Umbruchs vom Kaiserreich zur Demokratie. Nach dem Einstieg in Weimar wechselt die Handlung nach Berlin, um im dritten Kapitel nach Weimar zurückzukehren.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Es wird von Anfang an ein latente Spannung aufgebaut. Im eher konservativen Weimar wird von Klara erwartet, das sie sich nach den Normen einer sogenannten höheren Tochter verhält. Nicht immer fällt das Klara leicht.

„...Frauen dürfen Männer niemals Vorhaltungen machen, das steht ihnen erstens nicht zu, und zweitens mögen Männer es nicht, auf etwaige Verfehlungen hingewiesen zu werden...“

Glücklicherweise kann Fritz mit Klaras offener Art umgehen. Er nimmt es mit Humor.
Sehr anschaulich werden die Örtlichkeiten in Weimar beschrieben, wenn ich als Leser Klara auf ihren Wegen durch die Stadt begleite.

„...Sie entschied, den langen, schönen Weg durch den Ilmpark zu nehmen, vorbei an der künstlichen Ruine und der Shakespeare-Statue...“

In Berlin trifft Klara bei Fritz` Onkel auf ein viel aufgeschlossenere Gesellschaft. Sie passt sich schnell an. Alles scheint möglich. Nach dem Wahlrecht hoffen die Frauen auf weitere Chancen.
Doch die Situation ist gefährlich. Es gibt nicht nur friedliche Demonstranten. Die Gewalt auf der Straße nimmt von Seiten verschiedener politischen Strömungen zu. In gut ausgearbeiteten Gesprächen wird zum Beispiel die Einstellung zu Rosa Luxemburg deutlich. Klara bewundert die Frau, während anderer ihr jegliches politisches Verständnis absprechen. Das klingt dann so:

„...Was diese Luxemburg sich überhaupt einbildet! […] Frauen verstehe nichts von Politik. Sie sind doch viel zu emotional! Sie können einfach nicht logisch denken...“

Nach einem einschneidenden Erlebnis kehrt Fritz kurz entschlossen nach Weimar zurück. Dort wird sich am Rande der politischen Umwälzungen auch die Zukunft von Klara und ihm entscheiden. Sehr ausführlich werden Klaras innere Zerrissenheit und ihre Kämpfe um den richtigen Weg dargestellt.
Währenddessen hat sich die Weimarer Bevölkerung um die Abgeordneten der Nationalversammlung und das zu ihrem Schutz mitgeschickte Militär zu kümmern. An der einen oder anderen Tagung lässt mich die Autorin teilnehmen. Hart prallen dort die Meinungen aufeinander, als es um die Verfassung der Weimarer Republik geht. Geschluckt habe ich allerdings, als einer der Abgeordneten, der gerade die Seite gewechselt hat, zu Klara sagt.

„...Links hat ausgedient. Die Zukunft gehört den Rechten...“

In einem ausführlichen Nachwort trennt die Autorin Realität und Fiktion.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Eingebettet in sehr persönliche Schicksale wird gezeigt, was der ersten demokratischen Verfassung voraus ging.