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Veröffentlicht am 15.09.2016

Sie hört was andere nicht sehen! Ein Thriller der Extraklasse

Endgültig
2

Manche Gaben werden einem in die Wiege gelegt, andere dagegen muss man sich bitter erkämpfen.
Durch Schweiß und Blut, eiserne Disziplin und Mut, mit Hilfe eines strengen Lehrers oder alleine durch den ...

Manche Gaben werden einem in die Wiege gelegt, andere dagegen muss man sich bitter erkämpfen.
Durch Schweiß und Blut, eiserne Disziplin und Mut, mit Hilfe eines strengen Lehrers oder alleine durch den eigenen Willen.
Jennifer Aaron, die Hauptprotagonistin in diesem Buch hat all dies erfahren.

Aber erstmal kurz zur Story:
Aaron war Polizistin, eine gute sogar, doch dann ging bei einem Einsatz etwas schief. Die Folge für sie katastrophal - als Blinde aus der Rehabilitation entlassen schaffte sie ihren Weg zurück. Nun ist Aaron Verhörspezialistin und wird abberufen den Mann zu sprechen, der als vermeintlicher Täter eine Psychologin ermordet haben soll. Doch Aaron kennt diesen Mann, hatte bereits mit ihm zu tun und lässt Zweifel an seiner Schuld aufkommen. Jemand anderes muss dahinter stecken. Eine Person die Aaron kennt, eine Person die Rache nehmen wil. Warum? Wofür? Kann eine Blinde den Kampf gegen einen skrupelosen Menschen gewinnen?

"Endgültig" von Autor Andreas Pflüger, erschienen im Suhrkamp Verlag, ist ein Thriller der Extraklasse.
Eine Geschichte die unter die Haut geht, die man liest und gleichzeitig spürt. Eine Geschichte die eher leise als laut ist und doch immer wieder an den richtigen Stellen mit einem gewaltigen Knall in die nächste Runde geht.
'Zwischen Worten tasten. Das Verborgene erfühlen. Dem Schall von Lügen lauschen.' (Buch Seite 87)

Ein Satz der sich mir besonders einprägte war 'Wartet bis die Blinde ihn gesehen hat'.
Wie sollte ein blinder Mensch etwas sehen? Aaron hat gezeigt wie es geht. Sie 'sieht' Dinge, die entstehen durch Geräusche. Ein Windhauch, ein Schall, ein fehlendes Wort oder eines das zu viel ist. Damit kann sie ihr Gegenüber einschätzen und sondieren und liegt meistens genau richtig. Ihr Gespür ist ist so ausgeprägt das jede Lüge einen eigenen Ton bekommt und den kann Aaron hören.

Dem Autor ist es auf eine großartige Weise gelungen seine Protagonistin darzustellen. Verletzlich aber keinesfalls hilflos. Sehr gewissenhaft, nachdenklich und mit einem herzlichen Wesen. Dabei hat er es aber nicht übertrieben und keine Superwoman geschaffen, sondern eine Frau die durchaus leidet, hadert und letzendlich das tut was sie irre gut kann - fühlen, mit allen Sinnen.
Hier hat der Autor nicht einfach drauflos geschrieben, dafür sind all die Schilderungen zu präzise. Eine sorgfältige Recherche zum Thema Blindheit muss hier maßgeblich mit eingeflossen sein.

Durch den Schreibstil lässt der Autor alles für sich sprechen. Die Beschreibungen von Orten und Begebenheiten sind immer durch Dinge wiedergegeben die z.B. anhand von Gerüchen und Geräuschen erkennbar sind. Aarons Welt mag dunkel sein aber sie ist keine Stück langweilig, sondern so voller Dinge die vielleicht nur gehört, gerochen oder gefühlt werden wollen.
Mal abgesehen davon, die ganze Geschichte ist voller Geheimnisse und einer Spannung die ein kribbeln verursacht.
Was habe ich mit und um Aaron gefürchtet.

10 Dinge die ich an diesem Buch mag
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
● Aaron - weil sie so verletzlich scheint und dabei einfach nur stark ist
● Marlowe - weil er sich auch in mein Herz gestohlen hat
● Pavlik - weil er ein echter Freund ist
● das Cover - weil es so unscheinbar wirkt
● der Plot - weil er so genial konstruiert ist dabei aber nicht konstruiert wirkt
● Aarons Papa - weil er der Lehrer, der Drillmaster, der Freund war
● Boenisch - weil er so ein Waschlappen ist
● Niko - weil ich mich nicht in ihm geirrt habe
● Holm - weil ich zu ihm nichts sagen werde (selber lesen)
● das Buch - weil es einfach genial ist

Es ist erst März, aber dieses Leseerlebnis zu toppen wird den noch kommenden Büchern sehr schwerfallen.

Vielleicht solten wir öfters mal die Augen schließen, für einen kurzen Moment nur und versuchen zu erspüren was um uns herum ist.
Damit wir auch die Dinge wahrnehmen die uns selbstverständlich sind aber eben doch besonders.

Absolut begeistert vergebe ich 5 von 5 Sternen plus einen extra da das Thema um die blinde Aaron bei mir kein Stück Mitleid hervorruft sondern ausschließlich Respekt.
c)K.B. 2016

Veröffentlicht am 11.11.2016

Die Ratten!

Rattenkinder
0

Bei diesem Buch habe ich so ca. in der Mitte herum, eher durch Zufall, erfahren das ich gerade einen 6. Band der Reihe um Tony Braun lese – `huch, das haben die Autoren aber gut gemacht´war mein erster ...

Bei diesem Buch habe ich so ca. in der Mitte herum, eher durch Zufall, erfahren das ich gerade einen 6. Band der Reihe um Tony Braun lese – `huch, das haben die Autoren aber gut gemacht´war mein erster Gedanke, der zweite dann direkt `tja, dann werde ich wohl doch noch die 5 Bände davor lesen müssen´. Es ist nämlich sehr gelungen, alles was in den Bändern davor geschehen ist, irgendwie versteckt hier zu platzieren ohne das mir ein Spoilergefühl aufkam.

Aber erst einmal kurz zur Geschichte:
Der Fundort einer toten Frau wird Chefinspektor Tony Braun durch den Patienten einer Psychatrie übermittelt. Dieser Viktor Maly leidet an einer Amnesie und scheint eine sehr unheilvolle Vergangenheit zu haben. Gemeinsam mit seiner jungen Kollegin Franka Morgen versucht Tony Licht ins Dunkel zu bringen und stößt im Laufe der Ermittlungen auf eine dubiose Firma. Das dort etwas nicht mit rechten Dingen zugeht wird schnell klar, nur was hat der ‚Rattenkönig‘ damit zu tun und warum wurde bei der Toten ein Rattenschädel zurück gelassen? Wer mordet und warum? Menschliche Abgründe tun sich auf und besonders Franka scheint etwas zu verschweigen.

„Nimm dich in Acht, wenn du in den goldenen Westen kommst. Dort haben die bösen Geister die Macht übernommen und das Mitgefühl aus den Herzen der Menschen vertrieben. „ (Buch Seite 229)

Generell hat mir dieses Buch sehr gut gefallen – diese Kombination aus der Vergangenheit der Roma in Tschechien und der Verbindung in die heutige Zeit.
Mich haben besonders die Schilderungen dieses fiktiven Ghettos Dogcity und den, für die dort lebenden Menschen, furchtbaren Zustände an das Buch gefesselt – da eben dieses fiktive Ghetto doch gar nicht so weit hergeholt ist.
Hier wurde eine sehr beklemmende Stimmung erzeugt, auch bestehend aus den Traditionen und Bräuchen der Menschen.
Aberglaube und wie manipulierbar diese Menschen doch waren und wie schamlos das ausgenutzt wurde.

„Ich weiß und fühle es. Spüre immer einen Schatten in meinem Rücken, wenn ich die gefrorenen Wege runtergehe.“ (Buch Seite 396)

Mit den dargestellten Charakteren war ich sehr zufrieden. Tony Braun ist etwas aufbrausend aber durchaus sympathisch. Genau wie seine Kollegen, allen voran Bruno Berger. Als besonders empfand ich Franka, ihr Geheimnis, sehr spürbar schon auf den ersten Seiten machte mich sehr neugierig auf diese junge Frau und ihre Vergangenheit. Auch diese Tara, eine Roma-Frau mit alles andere als einem leichten Leben hat der Geschichte unheimlich viel Raum gegeben und mich als Leserin tief mit hineingezogen.

Die einzelnen Kapitel wechseln in den Perspektiven und den Zeiträumen. Dadurch wird im Laufe des Buches die Vergangenheit mit der Gegenwart verknüpft und immer mehr offenbart sich die Geschichte des Rattenkönigs und seinen ‚Kindern‘. Eine sehr spannende Angelegenheit die das Buch gut lesbar machte.

Was mich einen Stern bei der Bewertung abziehen lässt ist die Tatsache, dass ich relativ früh wusste bzw. ahnte wer hinter allem steckt und warum und in dieser Hinsicht auch richtig lag.

Lesenswert ist „Rattenkinder“ aber auf jeden Fall. Wer Spannung mag und gerne reale und zeithistorische Geschehnisse in Verbindung mit einer fiktiven Geschichte mag, liegt hiermit genau richtig. Das Autorenduo hat mich überzeugt und bei all den bösen Menschen, die sie dort ins Buch gepackt haben, auch nicht vergessen die Guten gebührend agieren zu lassen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Vergiftetes Vertrauen - ein Kriminalfall der leiseren Töne

Fuchskind
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'Fuchskind' ist der 2. Band der Autorin Annette Wieners um die Ex-Polizistin Gesine Cordes, erschienen bei List-Taschenbuch, kann aber als eigenständige Geschichte unabhängig voneinander gelesen werden.
Das ...

'Fuchskind' ist der 2. Band der Autorin Annette Wieners um die Ex-Polizistin Gesine Cordes, erschienen bei List-Taschenbuch, kann aber als eigenständige Geschichte unabhängig voneinander gelesen werden.
Das Cover dieses Kriminalroman hat mich sofort gefangen, diese düstere Atmosphäre, in ihrer Schlichtheit doch sehr besonders, was gerade die erhabene weiße Schrift noch einmal erhöht.

Aber erst einmal kurz zur Story:
Es ist schon einige Jahre her das die Polizistin Gesine Cordes den Boden unter den Füssen verlor. Der Tod ihres Sohnes und die folgende Scheidung hatte sie aus der Bahn geworfen. Nun ist sie aber angekommen. Ihre Wohnung ein ausrangierter aber liebevoll hergerichteter Wohnwagen auf einem Bauerhof. Gesine hat ihre Erfüllung in dem Beruf der Friedhofsgärtnerin gefunden. Sie kümmert sich um die lebenden Pflanzen und die Gräber der Verstorbenen. Bis zu einem folgenschweren, nebligen Morgen. Ein Findelkind, ein Baby, ausgesetzt auf dem Friedhof weckt alte Erinnerungen und eine Frauenleiche die kurz darauf neben dem Friedhof gefunden wird lässt Gesine nicht zur Ruhe kommen. Hängen diese zwei so unterschiedlichen Fälle zusammen? Besteht Gefahr für Gesine oder gar für das Findelkind?
Gesines Ermittlerinstinkt ist geweckt und als ihr Exmann auftaucht wird alles noch viel undurchsichtiger.

In dieser Geschichte ist vieles miteinander kombiniert.
Es geht um Verbrechen und Geheimnisse, Liebe und Fürsorge, Trauer und Wut, Familie und Freunde, Hass und Mord. Viele Komponenten die allesamt einen stimmigen und unterhaltsamen Kriminalroman ausmachen.

Band 1 'Kaninchenherz' kenne ich nicht, es kommt hier und dort mal zur Sprache, aber immer nur kurz. Was mir dabei sehr gefiel ist das es keinen unnötigen Spoiler zu dem ersten Band gab, somit könnte ich vollkommen unbedarft an diesen Vorgängerband gehen.
Ebenso wichtig, es fehlte mir nichts. Gesine wird gut beschrieben, ihre Lebensumstände dargelegt und ihre Empathiefähigkeit immer wieder aufs neue bestätigt.

Der Kriminalfall hat es in sich, Verdachtsmomente zur genüge aber lange Zeit eben nichts konkretes, so konnte ich lange miträtseln wer nun hinter dem Mord oder dem Aussetzen des Kindes steckte.
Der rote Faden im Buch sind die Pflanzen, vorrangig die giftigen.
Das ist wohl dem tragischen Tod von Gesines Sohn zu schulden, eine traumatische Erfahrung, die mir allerdings zu oft wiederholt wurde, da sie mit den Verbrechen selbst nichts zu tun hatte.
Die dafür regelmäßig vorkommenden Zeichnungen und Erläuterungen zu giftigen Pflanzen waren zwar sehr schön und auch informativ, passten aber absolut kein Stück zu dem/den Fällen.

Die Geschichte ist eine leise, ruhige Erzählung. Angenehm zu lesen und stellenweise wirklich herzergreifend.Die Charaktere der Protagonisten haben sich mir authentisch dargestellt, bis auf eine, aber diese sollte sich jeder selbst erlesen.

Spannung ist durchaus vorhanden, es wird gefährlich für Gesine und ihr Umfeld, dass hat die Autorin Annette Wieners komplett durch das Buch gezogen.

Gerne vergebe ich 4 von 5 Sternen.
c)K.B. 06/2016

Veröffentlicht am 15.09.2016

Psychografie einer Mutter

Remember Mia
1

Estelle - was hast du nur getan? Diese Frage hat sich mir die ganze Zeit aufgedrängt. Was ist mit der kleinen Mia geschehen und welche Rolle außer die einer Mutter hat Estelle gespielt?
"Remember Mia", ...

Estelle - was hast du nur getan? Diese Frage hat sich mir die ganze Zeit aufgedrängt. Was ist mit der kleinen Mia geschehen und welche Rolle außer die einer Mutter hat Estelle gespielt?
"Remember Mia", das Debüt der Autorin Alexandra Burt, erschienen bei dtv Verlagsgesellschaft umfasst 384 Seiten und ist in der Kategorie des Thrillers angesiedelt.

Für mich war es allerdings eher eine Art der Unterhaltungslektüre. Natürlich kam Spannung auf, schon meine erste Frage spiegelt das wider, doch über viele Kapitel zog sich die Geschichte endlos in Estelles Erinnerungen dahin.

Aber erst einmal kurz zur Story :
Estelle erwacht im Krankenhaus. Ein schwerer Autounfall hat sie fast das Leben gekostet. Doch da ist noch mehr - eine Schusswunde und Estelles Erkenntnis das irgendwo da draußen ihre kleine Tochter Mia ist, die bereits vor dem Unfall verschwunden war.
Für die Polizei, die Medien, ihrem persönlichem Umfeld ist schnell ein Urteil gesprochen, Estelle hat Mia etwas angetan!
Aber stimmt das auch? Kann eine Mutter ihrem geliebten Kind Schaden zufügen? Estelle setzt alles daran ihre Erinnerungen wieder zu bekommen. Ein Aufenthalt in einer Klinik soll ihr endlich Gewissheit verschaffen und sie zurück führen zu dem Tag an dem Mia verschwand und das Wie und Warum zu Tage fördern.

Estelle, die Mutter; Jack, der Vater; Mia, das Kind - eine Familie die gar keine mehr ist. Hat der Vater etwas mit Mias Verschwinden zu tun?
Er kommt im Buch schlecht weg, ein Unsympath, Egoist und alles andere als guter Ehemann.
Auch Estelle wirkte oft negativ. Eine Mutter die an Rande ihrer Grenzen steht, körperlich wie auch seelisch. Mia macht ihr schwer zu schaffen, ein Schrei-Kind das alle Aufmerksamkeit fordert.

Doch auch ihr Umfeld bekommt zur genüge ihr Fett weg.
Die ermittelnden Polizisten sind ja fast schon klischeehaft dargestellt in ihren unfähigen und abstrusen Ermittlungen zum Verschwinden Mias.
Estelles fast schon einziger Vertrauter in der Klinik und ein Gehilfe auf dem Weg zur Erinnerung, der Psychologe, kam mir als einziger im positiven Sinne rüber.

Viele Teile des Buches sind einzig den Erinnerungen Estelles gewidmet. Das hat mich stellenweise sehr gestört, da darüber immer mehr der Spannung verloren ging. Hätte ich nicht um diese Schusswunde gewusst und damit dass irgendetwas ganz gewaltig aus dem Runder lief, dann wäre ich bestimmt üner so manche Seiten hinweg geflogen um nur den oder diesen Abschnitt beenden zu können.

Während der ganzen Zeit konnte ich mir keinen Reim machen wer gut oder böse ist. Wer will Estelle wirklich helfen und wer eben nicht?
Diese Szenerien um die Problematik mit ihrem Kind, den ständigen Gewissensbissen der Kleinen nicht gerecht zu werden.
Ihre Sorgen und Nöte, ihr Gefühl von Versagen und Einsamkeit war sehr gut geschildert.
Aus psychologischer Sicht wirklich klasse gemacht, tiefgründig genug und mit sehr schön ausgearbeiteten Sätzen und Abschnitten.
Das hat mich mehr als einmal sehr berührt.
Und doch war es mir einfach zu viel davon, diese Wiederholungen störten mich ungemein und so hat der Reiz der Geschichte sich mehr oder eher weniger in Wohlgefallen aufgelöst.

Der Prolog war ein Pageturner, der Rest eher angenehmer Zeitvertreib. In den letzten Kapiteln hin wurde es dann (viel zu spät) spannend und brachte einige Dinge zum Vorschein die ich so nie erwartet hätte.

Der Schluss selbst hat mit Sicherheit eine wichtige Bedeutung für die Autorin, mir hat er sich nicht erschlossen und so blieb ich ratlos zurück.

3,5 von 5 Sternen, da es mich letztendlich gefesselt hat, denn ich musste es unbedingt wissen - Estelle, was hast du getan?
c)K.B. 06/2016

Veröffentlicht am 15.09.2016

Jugendthriller oder Dystopie? Egal, gut ist es so oder so!

Rain – Das tödliche Element
3

Während der ersten Seiten dachte ich nur - was ein pupertäres Gequatsche, hoffentlich geht das so nicht weiter sonst muss ich das Buch zur Seite legen. Das habe ich dann auch gemacht, aber erst nachdem ...

Während der ersten Seiten dachte ich nur - was ein pupertäres Gequatsche, hoffentlich geht das so nicht weiter sonst muss ich das Buch zur Seite legen. Das habe ich dann auch gemacht, aber erst nachdem ich dieses Buch in einem Rutsch durchgelesen hatte.


"Rain" von Autorin Virginia Bergin, erschienen im Fischer Verlag, jetzt auch als Taschenbuch erhältlich, ist Band 1 zu der Geschichte um Ruby und den tödlichen Regen.


Aber erstmal zur Story :
Ruby, eine Teenagernervensäge, ein Mädchen das so gerne den Jungen ihrer Träume küssen möchte, die erzählt was das Zeugs hält und man dadurch fast schon an ihren Lippen klebt.
Der Regen macht ihr einen Strich durch die Kuss-Rechnung und auch durch ihr komplettes Leben. Ein Regen der tödlich ist und unzählige Opfer fordert. Ruby, die auf einmal Rücksicht nehmen muss und es auch kann hat nur noch ein Ziel - Überleben und ihren Vater finden, dabei aber tunlichst dem Regen und anderen Überlebenden aus dem Weg gehen. Es wird gefährlich!

Diese Geschichte ist durch Ruby wiedergegeben und ich musste tief in mich gehen, ob dieses jugendliche Gehabe, ihre Sprüche und Handlungen so wirklich sein können. Ja doch, warum eigentlich nicht? Zwar sagt kein Mensch egal ob alt oder jung "Schmetterling, Schmetterling, Schmetterling" wenn er oder sie flucht, aber Ruby hat es sich so vorgenommen und deshalb, bitte nicht wundern, im Buch sind tatsächlich einige dieser kleinen Flatterer abgebildet. Das hat mich etwas im Lesefluss gestört, aber auch nur weil ich dann immer überlegte was denn da jetzt besser hinpasst.
So eine ???? Idee hab ich noch in keinem Buch gelesen.
(Sorry, ich hab keine Schmetterlinge).

Trotz oder auch gerade wegen dieser bildlichen Sprache merkt man als LeserIn aber das Ruby durchaus mutig ist und vielleicht rettet ihr egoistisches Verhalten deswegen nicht nur ihr Leben.

Den Schreibstil fand ich sehr gelungen, sonst wäre ich nicht von Seite zu Seite geflogen. Hier und da recht grausam durch die Schilderungen der vielen Toten bzw. was geschieht wenn ein Mensch mit dem Regen in Kontakt kam.
Rubys Ängste und Emotionen fand ich mit jeder weiteren Seite immer besser dargestellt. Ihre Überlebenskunst besteht darin die Menschen und Unmenschen denen sie begegnete unterscheiden zu können. Ihr Gespür ist gut, sie ahnt was da auf die Menschheit (denen die noch übrig sind) zukommt und entscheidet sich auch mal gegen vermeintlichen Retter.

Ruby alleine wäre nicht zu ertragen, deshalb bekommt sie Weggefährten zur Seite gestellt. Nicht alle davon haben 2 Beine, aber alle zusammen sind sie ein Haufen Alleinunterhalter und es hat mich stellenweise sehr amüsiert.
Ein Alltag der so vollkommen untypisch war und doch wurde das Beste daraus gemacht.
Einkaufen, wenn man es denn so nennen kann wurde in vielerlei Hinsicht zu einem Extrem Shopping.

Stellenweise gab es Begebenheiten die mir einen Kloß im Hals verursachten und so ein kleines bisschen, ganz dezent und sehr versteckt offenbarte, dass Ruby doch trotz ihrer frechen Klappe richtig viel Herz hat, die Situation mit diesem elenden Regen sie aber immer wieder daran hinderte sich einfach mal gehen zu lassen.

Die Geschichte ist spannend, unterhaltsam, furchteinflößend und wirft für mich die Frage auf - wer wäre ich? Wie würde ich handeln?
Band 2 "Storm - die Auserwählte" ist ab dem 22. März 2016 im Handel und dann definitiv in meinem Bücherregal. Denn da sind noch so viele offene Fragen und ich muss wissen wie Ruby und die Geschichte sich weiter entwickelt.
Gerne vergebe ich sehr gute 4 von 5 Sternen.
c)K.B. 2016