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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.09.2019

Überzeugt mich nicht so ganz

Meine wunderbare Frau
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Der Roman Meine wunderbare Frau ist das Debüt der US-amerikanischen Schriftstellerin Samantha Downing. Das Buch erschien im Original unter dem Titel My Lovely Wife und erhielt viele positive Rezensionen.

Der ...

Der Roman Meine wunderbare Frau ist das Debüt der US-amerikanischen Schriftstellerin Samantha Downing. Das Buch erschien im Original unter dem Titel My Lovely Wife und erhielt viele positive Rezensionen.

Der Roman stellt ein nur vorgeblich normales Paar in den Mittelpunkt. Der Icherzähler ist mit seiner Frau Millicent seit 15 Jahren verheiratet, sie leben in einem Vorort, haben zwei Kinder und wirken durchschnittlich. Er ist Tennislehrer, sie verkauft Immobilien. Schön bürgerlich also. Aber sie haben auch gemordet.

Das man mit negativen Protagonisten gute Literatur erschaffen kann, hat schon Patricia Highsmith mit ihrem Ripley bewiesen. An den kommen Samantha Downings Helden nicht ran, dafür sind sie zu zweit.
Das könnte faszinieren, aber der Roman hat einige Schwachpunkte. Die Handlung kommt nur schwer in Fahrt und stilistisch ist es eher fad.
Ganz gut gemacht sind noch die Passagen, die beschreiben wie er Millicent kennengelernt hat und sie ein Paar wurden.
Es fehlt mir aber leider an der psychologischen Gestaltung der Figuren viel. Sie bleiben einfach zu flach und unausgelotet. Die Story wird konsequent aus der Sicht des namenlosen Mannes erzählt und dieser Typ ist eher leer, Seine Frau wird mehr oder weniger dämonisiert. Das verhindert, das man einen Einblick in ihre Psyche, die offensichtlich stark beschädigt ist, bekommt.
Letztlich scheitert der Thriller für mich an dieser Erzählart. Ich konnte nicht wirklich in die Geschichte abtauchen.

Richtig Spannung kommt nur bedingt auf. Erst als es in der zweiten Hälfte noch Wendungen gibt, wird es interessanter, aber nicht glaubwürdiger.

Es gab dieses Jahr schon einige sehr gelungene Thriller-Debüts. Dieser gehört aus meiner Sicht nicht unbedingt dazu.

Veröffentlicht am 20.09.2019

Ein Roman in Überlänge

Brüder
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Brüder ist ein Roman um zwei Brüder, Mick und Gabriel.
Jackie Thomaes Debütroman Momente der Klarheit von 2015 hatte mich damals nicht so ganz überzeugt, daher habe ich zu Brüder hauptsächlich deswegen ...

Brüder ist ein Roman um zwei Brüder, Mick und Gabriel.
Jackie Thomaes Debütroman Momente der Klarheit von 2015 hatte mich damals nicht so ganz überzeugt, daher habe ich zu Brüder hauptsächlich deswegen gegriffen, weil es immerhin in der Shortlist für den Deutschen Bücherpreis ist. Leider wurde ich leicht enttäuscht. Es gibt zwar viele sprachlich gut gemachte Passagen, aber die Themen werden nicht klar herausgebracht und eigentlich bleibt alles banal und oberflächlich. Den Gedanken des Protagonisten Mick, insbesondere in der ersten Hälfte, fehlt jegliche Tiefgründigkeit. Das ändert sich in der zweiten Hälfte mit Gabriel als Hauptfigur. Da gibt es auch ein paar außergewöhnliche Szenen und mehrere Erzählperspektiven.Trotzdem bleibt es leider so, dass mich die Ereignisse kaum berühren.

Dabei ist die Geschichte zweier Halbbrüder mit dunkler Hautfarbe nicht uninteressant. Teilweise handelt es in der DDR und der Nachwendezeit, mit Gabriel auch in den Nullerjahren in London bis in die Gegenwart. Man hätte aber wirklich mehr daraus machen können.

Veröffentlicht am 20.09.2019

Durchschnitt

Kalte Schuld
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Der Kurzthriller Kalte Schuld ist Teil der Reihe um die Polizistin Mara Billinsky von Leo Born. Schon lange wollte ich was davon lesen, doch die Befürchtung, es wären nur weitere 08/15-Krimis haben mich ...

Der Kurzthriller Kalte Schuld ist Teil der Reihe um die Polizistin Mara Billinsky von Leo Born. Schon lange wollte ich was davon lesen, doch die Befürchtung, es wären nur weitere 08/15-Krimis haben mich bisher abgehalten. Doch Kalte Schuld ist gerade mal 150 Seiten lang und schnell gelesen. Tatsächlich weicht die Handlung nicht viel vom Üblichen ab: übertrieben grausame Morde, sadistische Schurken, toughe Polizisten.
Was den Text zu etwas besonderen macht, ist die Hauptfigur Mara Billinsky, genannt die Krähe. So kaltschnäuzig und nervenstark ist nicht jede Ermittlerin, dabei bleibt sie bis z einem gewissen Grad unangepasst.
Immerhin ermittelt sie aber doch zusammen mit ihrem Kollegen Jan Rosen im Team. Das gibt Gelegenheit zu guten Dialogen bei den Verhören. Unterbrochen auch mal von einem Abschnitt aus der Sicht des Auftragskillers Chul Hong. Spannung ergibt sich aus der Frage, ist der Mörder ein Serientäter oder handelt es sich um eine Einzeltat? Aber auch nicht sehr viel. Ohne die überzeugende Hauptfigur ist der Plot nicht überzeugend.
Ich war zufrieden beim Lesen, aber es bleibt am Schluss zu wenig hängen und ich habe auch nicht das Gefühl, unbedingt die anderen Teile der Serie lesen zu müssen.

Veröffentlicht am 09.09.2019

Ein Haus, 2 Autos, 1 Kind

Jesolo
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Der Roman Jesolo von Tanja Raich ist nominiert für das Shortlist-Debüt 2019 des Österreichischen Buchpreises. Der Roman erzählt von der schwierigen Beziehung eines Paares, die nach einem gemeinsamen Urlaub ...

Der Roman Jesolo von Tanja Raich ist nominiert für das Shortlist-Debüt 2019 des Österreichischen Buchpreises. Der Roman erzählt von der schwierigen Beziehung eines Paares, die nach einem gemeinsamen Urlaub in Jesolo in eine Krise geraten.
Andrea und Georg sind langjährig zusammen. Er möchte, dass sie zusammenziehen, sie beharrt auf ihrer Unabhängigkeit. Erst als sie Schwanger wird, fühlt sie sich gezwungen, die Konventionen zu erfüllen, begleitet von einem Gefühl der Ohnmacht.

Die Handlung wird konsequent aus der Sicht von Andrea erzählt, die sich von den Erwartungen wie erdrückt fühlt.

Sprachlich bleibt der Roman für mich zwiespältig. Die Sätze sind kurz, auf Dauer war dieser Stil nicht nach meinem Geschmack. Aber es gelingt ein Einblick in das Innenleben und den Emotionen einer Frau, die zwischen inneren Ansprüchen und äußeren Anforderungen resigniert.

Veröffentlicht am 08.09.2019

bleibt hinter den Erwartungen zurück

Bis ihr sie findet
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Eine weitere junge Autorin legt mit „Bis ihr sie findet“ ein Krimidebüt vor. Man hat das Gefühl, die Anzahl an Debüts steigt drastisch und von so einigen, die mit Beifall begleitet gestartet haben, verschwinden ...

Eine weitere junge Autorin legt mit „Bis ihr sie findet“ ein Krimidebüt vor. Man hat das Gefühl, die Anzahl an Debüts steigt drastisch und von so einigen, die mit Beifall begleitet gestartet haben, verschwinden wieder in der Versenkung.

Stilistisch wird konventionell erzählt.

Zur Handlung: Ein Kind findet eine 30 Jahre alte Leiche. Es sind die Überreste eines 14jährigen Mädchens namens Aurora, die damals verschwunden war. Es wird ermittelt.
Die Abschnitte wechseln dann zwischen dem Zeitpunkt der Ermittlungen und dem Ereignis vor 30 Jahren, als eine Gruppe Jugendliche campen waren. Connor, Jojo, Topaz, Coralie, Benners, Brett. Unter ihnen auch Aurora, die jüngste unter ihnen.
Ein junger Englischlehrer campte auch in der Nähe.

Stückchenweise erfährt man mehr davon, was damals vorgefallen war.
Eine bewährte Erzählmethode, die es schon oft gab. Kennt man auch aus creative-writing-Kursen. Nicht sehr originell, aber es funktioniert ein weiteres mal.

Was mir aber fehlte war, dass die Figuren mehr entwickelt werden. Durch die Verhöre erfährt man ein wenig über sie, über Aurora ganz gut in dem Rückblick-Passagen, aber viele Details über die emotionale Lage der Beteiligten gibt es anfangs nicht. Es bleibt das Gefühl, dass die damals Jugendlichen und auch der Inspektor mehr Potential gehabt hätten.