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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.09.2019

Die dunklen Seiten und Zeiten

Wir gegen euch
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In Björnstadt brodelt es. Seit einem üblen Vorfall sind die Bewohner zwiegespalten. Auch in Hed wird Stimmung gegen den einen oder anderen gemacht und nichts ist mehr so, wie es einmal war. Kaum jemand ...

In Björnstadt brodelt es. Seit einem üblen Vorfall sind die Bewohner zwiegespalten. Auch in Hed wird Stimmung gegen den einen oder anderen gemacht und nichts ist mehr so, wie es einmal war. Kaum jemand lebt sein Leben noch wie zuvor. Und alles gerät immer mehr ins Rutschen. Doch ohne Zusammenhalt gehen alle unter. Also muss etwas geschehen und so kommt es, dass ungewöhnliche Methoden genutzt werden, um zu retten, was unrettbar erscheint …

Der Stil ist ganz so, wie man das von Backman kennt. Leicht zu lesen, ganz unkompliziert und direkt. Aber er packt so viel zwischen die Zeilen, sogar zwischen die Worte, dass daraus schwere Kost entsteht, die ganz entsetzlich tief unter die Haut geht und den Leser mehr entsetzt, als der blutigste Psychothriller es vermag. Nein, das Buch liest sich nicht mal eben so weg. Es fordert. Es stellt den Leser auf eine harte Probe. Es belastet. Und all das ist der Grund dafür, warum es so gut ist.

Aber was soll man anderen Lesern über dieses Buch erzählen? Es steckt so voller Themen, die uns in unserem eigenen Leben immer und überall begegnen und ist so einfach brandaktuell. Aber es rührt eben stark in den Wunden. Lichte, fröhliche Momente gibt es diesmal wenige, dennoch strahlen die dann umso heller. Und obwohl das Buch wirklich extrem düster ist, gibt es dennoch Hoffnung und Kraft. Das schafft Backman, wie kein anderer.

Für mich ist dieses Buch ein Zerrspiegel unserer Gesellschaft, der viele Konflikte aufzeigt und verstärkt wiederspiegelt. Es zeigt uns, wie nahe wir tagtäglich an der großen Katastrophe vorbeischliddern und dass wir immer nur das sehen, was wir sehen wollen, unsere Komfortzone nur ungern verlassen und uns wundern, wenn die Dinge gar nicht so sind, wie wir glaubten – weil wir immer nur unseren eigenen Blickwinkel als Maßstab anerkennen.

Dieses Buch verletzt, es reißt aus der Traumwelt, es erschüttert. Und genau das braucht man ab und zu. Bequem ist es nicht und es hat lange gedauert, bis ich es fertig gelesen hatte, denn so nebenbei liest man dieses Buch auf keinen Fall. Und dennoch – oder gerade deshalb – gebe ich die vollen fünf Sterne. Aber bitte, Herr Backman – schreiben sie mal wieder ein „helleres“ Buch. Ihr Humor ist so schön und man fand (verständlicherweise) so wenig davon in diesem Buch.

Veröffentlicht am 08.09.2019

Ich liebe diesen Humor!

Du bleibst mein Sieger, Tiger
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Dieses Bch sollte jede/r über Vierzig unbedingt kaufen und lesen bzw. hören! Es ist urkomisch, obwohl gar keine Witze erzählt werden, sondern der ganz normale Alltagswahnsinn dargestellt wird. Jawohl, ...

Dieses Bch sollte jede/r über Vierzig unbedingt kaufen und lesen bzw. hören! Es ist urkomisch, obwohl gar keine Witze erzählt werden, sondern der ganz normale Alltagswahnsinn dargestellt wird. Jawohl, irgendwann sind die Namen der „Stars“ nur noch böhmische Berge und man ist entsetzt, wenn man seine eigenen Jugendhelden heute sieht – sie sind natürlich ebenso älter geworden, wie man selbst.

Das ganze Leben hat schöne und lustige Seiten – vom „Alter“ aus gesehen, ist die Jugend genauso witzig und komisch, wie die Jugendlichen die „Alten“ sehen. Aber meist vergisst man das und jammert der verlorenen, vergangenen Jugend nach. Leo und Gutsch erinnern daran und das so wunderbar selbstironisch, dass man immer wieder laut auflachen muss. Wer Ende 40/Anfang 50 ist, wird das Buch besonders genial finden, denn dann kann man viele Anspielungen auf die Jugend in den 80ern am besten verstehen.

Man erkennt sich einfach immer wieder selbst. Und erkennt, dass wir uns alle gar nicht so groß unterscheiden und uns das Leben gern selbst schwer machen. Wir nehmen nicht die Dinge wichtig, die uns wichtig sind – sondern die, von denen wir glauben (!), dass sie für andere (!) wichtig sind. Und dazu gibt es unzählige Beispiele!

Die Story über Hackfleisch ist einfach unfassbar witzig. Und nicht nur die – aber sie ist quasi stellvertretend für alle das Paradebeispiel. Wunderbar und genial, wie hier ein Thema ans andere gereiht ist und es immer quasi nahtlos passt. Und Themen gibt es viele – da erkennt sich echt jeder irgendwo wieder. Ein bisschen trifft hier Heinz Ehrhardt auf Ephraim Kishon, gewürzt mit einer Prise Otto und etwas Robert Gernhardt. Wunderbar! Und das verstehen wohl auch nicht allzu viele unter Vierzig …!

Ja, hier erzählt ein männlicher Ich-Erzähler und die Autoren sind Männer. Aber ich als Frau finde, sie machen das wunderbar und noch dazu so, dass wir Frauen sehr wohl mit und über sie lachen können und dürfen – und das dann auch bitte über uns selbst können müssen. So anders als sie benehmen wir und nämlich auch nicht. So! Sind wir doch mal ehrlich! Und ja, wir Frauen lieben unsere Männer auch dann, wenn sie in die Alterspubertät kommen. Sie bleiben unsere Sieger. Ich fühle mich total verstanden und freue mich über diese Entdeckung (des Buches) – dafür gebe ich fünf Sterne!

Veröffentlicht am 07.09.2019

Fred, Jonas , Herr Marek und die Sache mit der Freundschaft

Alles nur aus Zuckersand
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Fred Ernst, ein Zehnjähriger 1979 im Ostteil Deutschlands, erzählt die Geschichte seiner Freundschaft zu Jonas, dessen Mutter einen Ausreiseantrag gestellt hat. Das hat Folgen für alle, auch für Fred – ...

Fred Ernst, ein Zehnjähriger 1979 im Ostteil Deutschlands, erzählt die Geschichte seiner Freundschaft zu Jonas, dessen Mutter einen Ausreiseantrag gestellt hat. Das hat Folgen für alle, auch für Fred – denn der Staat sieht es gar nicht gern, wenn Ausreisewillige Kontakt zu anderen haben. Sie könnten sie ja überreden …! Fred und Jonas überlegen, wie sie weiter Freunde bleiben können, denn es sind den Ausreisewilligen nach ihrer Auswanderung keine Kontakte mehr erlaubt. Werden die beiden ihre Freundschaft retten können?

Charly Hübner spricht das Buch bezaubernd ein. So ein kleiner Ost-Slang taucht hin und wieder auf, aber nicht so heftig, dass es albern werden könnte. Die Kids der Zeit waren ein bisschen anders als heute, dennoch ist die Geschichte für die heutige Generation verständlich erzählt. Dirk Kummer schafft es, diese „Zeitbrücke“ sehr gut zu schlagen.

Die Gefühle des Zehnjährigen Fred werden sehr einprägsam und nachvollziehbar geschildert. Seine Gedanken, seine Ängste und Sorgen, die Abläufe in der damaligen DDR – all das ist so formuliert, dass vierzig Jahre später Gleichaltrige einen Blick in dieses Kapitel unserer Geschichte werfen können und sehen, wie frei sie selbst sind. Aber auch für Erwachsene ist dieses Buch ein wahres Geschenk, das die Mauer in den Köpfen einreißen kann.

Mich hat Dirk Kummer sehr bewegt und beeindruckt. Ich gebe für diese wunderbare Geschichte über Freundschaft über alle Grenzen und Schwierigkeiten hinweg die vollen fünf Sterne.

Veröffentlicht am 01.09.2019

Lotto-Otto in der Klemme

Guglhupfgeschwader
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Jetzt ist der Franz Eberhofer schon zehn Jahre Dorfpolizist in Niederkaltenkirchen und es bahnt sich das Dienstjubiläum an. Noch schöner ist, dass der Kreisverkehr in seiner Heimatstadt glatt nach ihm ...

Jetzt ist der Franz Eberhofer schon zehn Jahre Dorfpolizist in Niederkaltenkirchen und es bahnt sich das Dienstjubiläum an. Noch schöner ist, dass der Kreisverkehr in seiner Heimatstadt glatt nach ihm benannt wird. Das freut die einen und ärgert die anderen, ganz klar. Doch dann wird der Franz ganz unvorhergesehen in eine ganz üble Geschichte gezogen. Der Lotto-Otto, der eigentlich Oskar heißt, steckt bis Oberkante Unterlippe in Schwierigkeiten und auf konventionelle Art lässt sich da nicht mehr helfen, zumal es aussieht, als müsste der Franz gegen Kollegen ermitteln …

Auch diesmal ist der Eberhofer-Franz ganz er selbst. Wäre ja auch echt schlimm, wenn er sich um 180° wenden würde. Seine Macken und Fehler sind mir schon ans Herz gewachsen und dass er genau damit immer wieder in Fettnäpfchen tritt, macht die Bücher so unterhaltsam. Und sind wir doch mal ehrlich – eigentlich bräuchten wir im wahren Leben doch viel mehr Typen wie den Eberhofer! Seine Art, auf ganz neuen Wegen zum Ziel zu kommen, kann zwar anstrengend sein, aber ganz so verkehrt ist sie dann doch nicht. Das wird auch seine Susi unterschreiben, denke ich mir. Die ärgert sich zwar immer mal wieder – zu Recht – über ihren Franz, aber sie weiß andererseits auch, was sie an ihm hat.

Die Ermittlungen nehmen relativ wenig Raum ein, dafür das Gemenschel untereinander. Der beatles-hörende Papa und seine Joints, die grantelnde Oma, der sich durchschnorrende Franz, der streitsüchtige Bruder Leopold, die entzückende Nichte Sushi-Uschi, der Karpfen mit Sohn Ansgar, der Lotto-Otto und die Nicole, der Bürgermeister und nicht zuletzt Rudi, der nicht wenig Anteil an den Erfolgen vom Franz hat, aber, sind wir mal ehrlich, allein auch nicht viel auf die Beine bringt. Das ist eine so entzückende Ansammlung von Originalen, dass sie zusammen einfach nur eine geniale Story ergeben können.

Sprachstil und Wortwitz sind wie immer – typisch Rita Falk, typisch Eberhofer und typisch Tramitz. Das Lesen und/oder Hören macht einfach Laune, stellt nicht so hohe Anforderungen (das meine ich nicht böse – zur Entspannung muss man auch mal „seichte Literatur“ haben) und geht so nebenbei auch ans Herz. Ich hatte viel Spaß und merke, dass ich auch nach zehn Bänden noch lange nicht genug vom Eberhofer und seinen Methoden habe.

Vielleicht haben Neueinsteiger nicht ganz so viel Spaß, weil sie die Eigenheiten vom Franz (noch) nicht kennen, aber ich denke, die meisten werden sowieso schon alle (oder einige) vorherigen Bände kennen und mir zustimmen – das ist ein würdiges Dienstjubiläum. Deshalb gebe ich auch die vollen fünf Sterne.

Veröffentlicht am 28.08.2019

Wohnraum-Erweiterung für die sommerlichen Monate

Mein Open-Air-Wohnzimmer
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Für die Gestaltung unserer Terrasse war ich auf der Suche nach Anregungen. In diesem Buch gibt Christina Setzer dem Leser alles nötige „Handwerkzeug“ mit auf den Weg, in fünf Schritten einen Balkon – ganz ...

Für die Gestaltung unserer Terrasse war ich auf der Suche nach Anregungen. In diesem Buch gibt Christina Setzer dem Leser alles nötige „Handwerkzeug“ mit auf den Weg, in fünf Schritten einen Balkon – ganz gleich, welcher Größe – ebenso zu einem zusätzlichen Wohnraum zu gestalten, wie auch eine Terrasse.

Jeder einzelne Schritt wird genau beschrieben und erklärt. Da gibt es ordentlich Stoff zum Durcharbeiten! So auf die Schnelle ist hier weder ein Outdoor-Wohnzimmer geschaffen noch das Wissen gelesen! Genau das macht in meinen Augen das Buch so empfehlenswert.

Die Beispiele sind grandios und die Erklärungen versteht wirklich jeder. Die fünf Schritte sind simpel, aber selbstredend dennoch mit Arbeit und Zeit verbunden. Doch das Ergebnis ist all das wert! Dennoch sollte einem klar sein, dass eine solche Wohlfühl-Oase auch ihren Preis hat. Klar, man kann günstig kaufen und auch vorhandene Dinge nutzen, aber dennoch wird man kaum ganz ohne Neuanschaffungen auskommen. Meiner Meinung nach lohnt es sich. Lieber ein Jahr mit der Realisierung warten und dafür bis dahin gut und sorgfältig planen und eine kleine Spardose für das Projekt anlegen und schön prall füllen!

Es wird, wie nicht anders zu erwarten war, auch ein bisschen Werbung gemacht. Das ist einerseits schade, andererseits vermutlich kaum zu umgehen. Mir fehlen nur ein paar mehr Do-it-yourself-Ideen, aber dafür kann man sich dann eben noch ein weiteres Buch besorgen.

Insgesamt nicht nur ein inspirierendes, sondern ein begleitendes und helfendes Buch. Mir gefällt es sehr und ich gebe die vollen fünf Sterne.