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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.03.2021

Manchmal etwas nervig

Lehrerzimmer
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„...Feueralarm, gähnte einer der Schüler und ging an mir vorbei wieder hinaus. Machen die immer am ersten Schultag, sagte der Zweite. Den Dritten fragte ich, was ich jetzt tun solle. Fenster zu und Klassenbuch ...

„...Feueralarm, gähnte einer der Schüler und ging an mir vorbei wieder hinaus. Machen die immer am ersten Schultag, sagte der Zweite. Den Dritten fragte ich, was ich jetzt tun solle. Fenster zu und Klassenbuch retten, sagte er, der Rest kann verbrennen...“

Studienassessor Kranich hat es endlich geschafft. Er bekommt eine Stelle an einem Gymnasium in Göppingen. Schon beim Vorstellungsgespräch lernt er einen Direktor kennen, der als Alleinherrscher regiert, die Kollegen gegeneinander ausspielt und sehr subtil seine Botschaften vermittelt.
Der Roman ist in Ich – Form geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen.
Kranich gelangt schnell in eine Gruppe von Kollegen, die das Schulsystem unterminieren wollen. Letztendlich erkennen sie aber selbst, dass sie viel reden und nichts tun.
Der Schriftstil ist satirisch überhöht. Die Geschehnisse werden gekonnt überspitzt dargestellt.

„...Schwellendidaktik, wiederholte Renner. Wichtigste Fähigkeit eines jeden Lehrers. Und was heißt das? Fragte ich. Dass du die Stunde in dem Moment vorbereitest, sagte Renner, in dem du über die Schwelle ins Klassenzimmer trittst...“

Der Autor konzentriert sich auf das Geschehen im Klassenzimmer. Die Schüler spielen nur eine untergeordnete Rolle. Gefallen hat mir an vielen Stellen der Wortwitz. Das Verhalten des Direktors wirkt aber mit der Zeit nur noch nervig. Es geht ihm um den schönen Schein nach außen. Die wirklichen Probleme werden kaum gesehen. Er verliert sich in Nebenschauplätzen.
Das Buch hat mir gut gefallen, hätte aber an manchen Stellen eine Straffung vertragen.

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Veröffentlicht am 09.10.2020

Liane und der fremde Kontinent

Liane und das Land der Geschichten
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„...Im dritten Stock eines blauen Wohnhauses an einer breiten Straße in einer großen Stadt wohnt ein Mädchen. Sie ist weder besonders groß noch besonders klein und hatte braune Haare, die im Sommer einen ...

„...Im dritten Stock eines blauen Wohnhauses an einer breiten Straße in einer großen Stadt wohnt ein Mädchen. Sie ist weder besonders groß noch besonders klein und hatte braune Haare, die im Sommer einen blonden Schimmer bekamen, im Herbst dagegen einen rötlichen...“

Mit diesen Worten beginnt das Buch über das Mädchen Liane. Sie ist vielseitig interessiert und sehr wissbegierig. Leider werden ihre Fragen selten beantwortet. Deshalb kennt sie sich gut mit Nachschlagewerken aus. Liane hat einen großen Kummer. Sie mag ihren Namen nicht und wird damit sogar in der Schule gehänselt. Dass von den Erwachsenen keiner dagegen einschreiten, ist für mich allerdings unverständlich.
Die Autorin hat ein fantasievolles Kinderbuch geschrieben. Trotzdem lässt es mich zum Teil unbefriedigt zurück.
Das Familienleben wirkt auf mich so, als lebe Liane nur nebenher. Es scheint sich niemand wirklich mit ihr zu beschäftigen. Andererseits wirkt es einem Moment so, als nähmen die Eltern Rücksicht auf ihre Tochter. Meiner Meinung nach aber ist sie alt genug und vor allem aufgeweckt genug, um ihr auch in schwierigen Situationen die Wahrheit zu sagen.
Erst nach der Hälfte nimmt die Geschichte wirklich Fahrt auf. Liane findet einen Globus. Den packt sie mit ein, als sie für einige Zeit zu den Großeltern fährt. Dort lernt sie zwei Kinder von einem unbekannten Kontinent kennen. Die erzählen ihr:

„...Es ist so: Wann immer hier ein Kind begeistert in einem Buch liest oder ein Erwachsener eine Geschichte oder ein Märchen erzählt und ein kreativer Gedanke entsteht, geht auf unserem Kontinent eine Blume auf oder zwitschert ein Vogel...“

Seitdem nicht mehr so viel gelesen wird, verliert der sogenannte achte Kontinent immer mehr von seiner Vegetation. Die fremden Kinder stellen fest:

„...Der Mensch braucht Fantasie, die ist so wichtig wie Brot und Wasser. Früher erlebten die Kinder noch Abenteuer, sie spielten auf der Straße und ließen ihrer Fantasie freien Lauf...“

Liane möchte den beiden helfen, ihren Kontinent zu retten. Jetzt beginnt für sie eine Zeit fantasievoller Erlebnisse. Die fremde Welt und ihre Besonderheiten werden gut beschrieben. Diese Welt wird Liane verändern. Sie erkennt, dass man manchmal Mut braucht, dass Teilnahme wichtiger sein kann als Sieg oder dass es keine Option ist, bei Schwierigkeiten sofort aufzugeben.
Das Buch hat mir gut gefallen. Vor allem in zweiten Teil werden wichtige Dinge angesprochen, während die erste Hälfte sich etwas zog.

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Veröffentlicht am 14.04.2020

Phantasievolles Abenteuer

Das Geheimnis der Taiga-Pyramiden
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„...Für ihn war Nebel nichts anderes als kondensiertes Wasser, das einem das Licht nahm...“

Im Jahre 1979 treffen sich in Igarka mitten in der sibirischen Taiga drei Wissenschaftler. Peter ist Parapsychologe. ...


„...Für ihn war Nebel nichts anderes als kondensiertes Wasser, das einem das Licht nahm...“

Im Jahre 1979 treffen sich in Igarka mitten in der sibirischen Taiga drei Wissenschaftler. Peter ist Parapsychologe. Er hat die Expedition geplant und durchgesetzt. Georg ist Geologe. Von ihm stammt das Eingangszitat. Hanna ist Archäologin. Sie und Georg waren vor Jahren ein Paar.
Peter behauptet, dass es in der Taiga drei Pyramiden gibt, die von den Vergangenen gebaut wurden.
Als Aufpasser wird ihnen Dmitri zur Seite gestellt.
Die Autoren haben eine spannende und phantasievolle Geschichte geschrieben.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Das beginnt schon damit, dass die Protagonisten ausreichend charakterisiert werden.
Peter ist von seiner Mission überzeugt. Für ihn sind die anderen nur Werkzeuge, um sein Ziel zu erreichen. Deshalb behält er auch wesentliche Informationen für sich.
Georg ist Naturwissenschaftler und Realist. Er glaubt nur, was sich beweisen lässt. Sein Ehrgeiz ist gering ausgeprägt.
Hanna hofft auf eine wissenschaftliche Sensation. Sie mag aber keine Alleingänge.
Bei Dmitri bedienen sich die Autoren allerdings eines Klischees. Groß, kräftig, frauenfeindlich und militärisch auftretend wird er dargestellt. Er ist allerdings der Einzige, der die örtlichen Verhältnisse kennt. Das müssen die anderen schmerzlich begreifen, als sie bei der Anreise von den Wetterkapriolen der Taiga überrascht werden.
Der erste Eindruck von den Pyramiden klingt so:

„...Die Pflanzen schmiegen sich fast wie eine zweite Haut an die Oberfläche der Pyramiden, ohne ihre Gestalt zu beeinträchtigen oder gar zu zerstören...“

Stilistisch und inhaltlich gehört die Beschreibung der Pyramiden und ihr Wirken auf die Menschen zu den Höhepunkten der Geschichte.

„...Die Stufen waren aus poliertem Marmor, doch im Licht der Steinplättchen glänzten sie, als wären sie aus flüssigem Gold...“

Georg sieht genauer hin und konstatiert:

„...Das gefällt mir nicht. Dieser Ort, dieses Bauwerk spielt mit uns. Warum?...“

Beim Gang durch die Pyramiden erfahren die Besucher nach und nach, was in der Vergangenheit passiert ist und welchem Zweck die Bauwerke dienten. Peter hofft, sie als vollkommener Mensch verlassen zu können und den Ruhm seines Lebens zu ernten. Nie hatte er sich so geirrt. Eigentlich hätte er schon stutzig werden müssen. Als ihn Gedanken heimsuchten, die er so nicht kannte.
Mag sein, das die Vergangenheit selbst der heutigen Menschheit auf wissenschaftlichen Gebiet haushoch überlegen waren. In Fragen von Ethik und Moral waren sie auf niedriger Stufe stehengeblieben. Das zeigt sich am Schluss des Geschehens.
Das Buch endet mit einer Überraschung im Jahre 2019.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Das kann aber nicht über ihre Ecken und Kanten hinwegtäuschen. Zum einen wurden zu Beginn die politischen Verhältnisse im Jahre 1979 außen vor gelassen. Zum zweiten bleiben die Vergangenen ein geheimnisvolles Volk, von denen ich außer ihrem Agieren in den Pyramiden nichts weiß. Zum Dritten bleiben zwischen den Jahren 1979 und 2019 ein paar Fragen unbeantwortet.

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Veröffentlicht am 16.09.2019

Der Mann aus der Vergangenheit

Perlen der Winde
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„...Ich fürchte mich nicht vor dieser Vergangenheit. Sie war und ist Liebe und deshalb ewig. Ein gesagtes Wort ist gesagt, ein geschriebenes Wort geschrieben...“

Wir schreiben das Jahr 2011. Catherine ...

„...Ich fürchte mich nicht vor dieser Vergangenheit. Sie war und ist Liebe und deshalb ewig. Ein gesagtes Wort ist gesagt, ein geschriebenes Wort geschrieben...“

Wir schreiben das Jahr 2011. Catherine Evans schweift mit ihren Erinnerungen in die Vergangenheit. Dann bekommt sie Besuch. Noel Bretagne bringt ihr die Nachricht, dass Edwin Cousteau Kunstwerke geschmuggelt hat. Er spricht von „hineingeschmuggelt“. Er bittet Catherine, alles über ihre letzte Begegnung mit Cousteau zu berichten.
Die Geschichte begann mit der Reise von Catherine und Pauline, ihrer Tochter, im Jahre 2005 nach Peloponnes in Griechenland. Beide sind Archäologen und sollten an einer Ausgrabungen teilnehmen.
Die Autorin hat eine abwechslungsreiche Geschichte geschrieben. Sie lässt sich schlecht einordnen. Es ist eine Prise Krimi, eine Spur Zeitreiseroman, ein wenig Mystik und eine bewegende Liebesgeschichte. Trotzdem konnte sie mich nicht hundertprozentig überzeugen.
Der Schriftstil beginnt fast poetisch, wie das Eingangszitat aus dem Prolog zeigt. Auch bei ihren Naturbeschreibungen zeigt die Autorin, dass sie den Umgang mit Metaphern exzellent beherrscht

„...Die aufgehende Sonne taucht die Felswände in rotgoldenes,funkelndes Licht...“

In Griechenland geht Catherine in eine Höhle, obwohl diese abgesperrt war. Dort findet sie einen verletzten Mann. Zwischen beiden beginnt es sofort zu knistern.
Noch weiß Catherine nicht, dass ihr eine anderer Mann auf der Spur ist. Edwin Cousteau sammelt alles, was selten und wertvoll ist. Da Catherine dafür bekannt ist, bei Ausgrabung auch auf besondere Fundstücke zu stoßen, hält Cousteau sie unter Beobachtung. Einst hat er versucht, sie zu bestechen. Das hat nicht funktioniert. Seitdem geht Catherine ihn am liebsten aus dem Weg.
In der Höhle hat Catherine nicht nur Konstantin getroffen, sondern auch vier edle Perlen gefunden.
Während Cousteau nur negativ gezeichnet wird, werden die anderen Personen differenzierter charakterisiert.
Im mittleren Teil der Handlung aber nehmen mir die erotischen Stellen zu viel Raum ein, zumal sich dann die eine oder andere Formulierung wiederholt. Außerdem ist Catherine kaum bei den Ausgrabungen anzutreffen, obwohl sie doch dafür nach Griechenland gekommen ist. Ihr ganzes Tun wird nur noch von Konstantin bestimmt. Auch der Schriftstil wird jetzt stellenweise flacher und verliert an Poesie.
Da Catherine mit Konstantin durch die Gegend reist, lerne ich einen Teil des Landes kennen. Erstaunlicherweise findet sich Konstantin in der ihm fremden Welt gut zurecht. Er stammt aus dem Jahre 1821. Ein Blick in sein Leben ist gleichzeitig ein Rückblick auf den Befreiungskampf der Griechen.
Erst im letzten Drittel gerät Edwin verstärkt in den Fokus der Handlung. Damit kommt auch Spannung auf.
Eine Spur Mystik und mehrere alte Legenden sind in das Geschehen eingebettet. Außerdem hat Catherine die Gabe, manche Ereignisse schon im Voraus im Traum zu erleben. Diese Stellen sind kursiv hervorgehoben.
Der Cliffhanger ist heftig.
Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Es hat zumindest Interesse an den Folgebänden geweckt.

Veröffentlicht am 04.05.2019

zu viele offen Fragen

Der Planet der verbotenen Erinnerungen
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„...Der Mensch lebte von der Erde, folglich waren die Speisen der Erde gut für ihn. Wir aber, wir sind keine Erdenmenschen mehr. In den letzten tausend Jahren haben wir uns zu einer astralen Spezis weiterentwickelt. ...

„...Der Mensch lebte von der Erde, folglich waren die Speisen der Erde gut für ihn. Wir aber, wir sind keine Erdenmenschen mehr. In den letzten tausend Jahren haben wir uns zu einer astralen Spezis weiterentwickelt. Wir haben den Raum gemeistert, und an der Bezwingung der Zeit arbeiten wir noch...“

Wie schon das obige Zitat zeigt, befinden wir uns in einer fernen Zukunft. Benjamin ist Gedankendesigner. Doch der Tod seines Professors hat in ihm Fragen aufgeworfen. Wer sind die Exegeten? Was macht sie zu etwas Besonderen? Um dies zu erforschen, ist er auf Makoto gelandet. Sein Auftrag muss geheim bleiben, denn die Exegeten entsprechen nicht dem gängigen Bild der Zeit.
Der Autor hat zwar einen spannenden Roman geschrieben, doch der rote Faden geht ab und an verloren.
Die Geschichte lässt sich nicht ganz einfach lesen. Das liegt nicht zuletzt an der komplexen Welt der Zukunft. Der menschliche Körper wird gekonnt mit technischen Raffinessen aufgewertet. Gleichzeitig werden alle gedanklich gleichgeschaltet, denn Erinnerungen gibt es nur noch auf Speicherchip, den man im Körper trägt. Das menschliche Gedächtnis als Hort der Erinnerung, wird ausgeblendet.
Benjamin gelangt an die Erinnerungsfragmente seines Mentors und Professor. Sie reichen zurück in eine Zeit, wo in der Galaktopole, einer Art Gefängnis, Menschen aller Religionen umerzogen wurden. Trotzdem ist es einigen gelungen, die Erinnerung daran zu bewahren.
Wie die offizielle Regel lautet, besagt das folgende Zitat.

„...Nur wer etwas tat, existierte. Menschsein und Arbeiten waren eins, tun und Sein nicht länger voneinander unterscheidbar. […] Bürger, du bist, was du tust...“

Verschiedene Entwicklungen der Menschheit werden kurz angerissen. Keine davon allerdings macht für mich diese Zukunft lebenswert. Und es gibt eine neue Bedrohung. Sie wird als interstellare Wolke bezeichnet, aber weder genauer erklärt noch deren Wirkung dargestellt. Für mich als Leser bleibt sie eine anonyme Gefahr, deren Sinn ich nicht verstehe.
Das Buch wird in zwei Zeitebenen erzählt. Zum einen begleite ich Benjamin auf seinen Weg über den Planeten Makoto, zum anderen werden immer wieder die Fragmente von Professor Taliesin val Akumei eingeblendet. Doch auch in den Bereich erscheint mir manches unvollendet. Der Professor hat mit der Zeit experimentiert. Das ist schief gegangen. Warum, ist unklar. Für mich liest es sich wie Sabotage. Aber vom wem? Und warum haben ihn danach Freunde und Familie verlassen?
Interessant fand ich, das es in der Welt der Zukunft noch bestechliche Beamte gibt. Die interstellare Wolke verschärft das Flüchtlingsproblem. Auch darüber geht die Meinung der Exegeten auseinander. Für mich sind die Exegeten Menschen, die abseits des Mainstreams leben und auf persönliche Erinnerungen setzen. Was sie damit für die anderen so gefährlich macht, bleibt für mich unklar. Deutlich wird allerdings, dass sie ein anderes Menschenbild als ihre Zeitgenossen haben. Das zeigt sich vor allem im Umgang mit dem Tod.
Die Geschichte hat mir gut gefallen. Trotzdem hat sie ein paar Schwächen. Zum einen nimmt die Begegnung mit den Exegeten nur einen geringen Teil des Buches ein, zum anderen ist es ein Ende ohne Hoffnung. Die Welt der Zukunft ist eine Welt ohne Religion. Der Gegenentwurf durch die Exegeten allerdings ist mir zu unausgereift.