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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.09.2019

Der Mann aus der Vergangenheit

Perlen der Winde
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„...Ich fürchte mich nicht vor dieser Vergangenheit. Sie war und ist Liebe und deshalb ewig. Ein gesagtes Wort ist gesagt, ein geschriebenes Wort geschrieben...“

Wir schreiben das Jahr 2011. Catherine ...

„...Ich fürchte mich nicht vor dieser Vergangenheit. Sie war und ist Liebe und deshalb ewig. Ein gesagtes Wort ist gesagt, ein geschriebenes Wort geschrieben...“

Wir schreiben das Jahr 2011. Catherine Evans schweift mit ihren Erinnerungen in die Vergangenheit. Dann bekommt sie Besuch. Noel Bretagne bringt ihr die Nachricht, dass Edwin Cousteau Kunstwerke geschmuggelt hat. Er spricht von „hineingeschmuggelt“. Er bittet Catherine, alles über ihre letzte Begegnung mit Cousteau zu berichten.
Die Geschichte begann mit der Reise von Catherine und Pauline, ihrer Tochter, im Jahre 2005 nach Peloponnes in Griechenland. Beide sind Archäologen und sollten an einer Ausgrabungen teilnehmen.
Die Autorin hat eine abwechslungsreiche Geschichte geschrieben. Sie lässt sich schlecht einordnen. Es ist eine Prise Krimi, eine Spur Zeitreiseroman, ein wenig Mystik und eine bewegende Liebesgeschichte. Trotzdem konnte sie mich nicht hundertprozentig überzeugen.
Der Schriftstil beginnt fast poetisch, wie das Eingangszitat aus dem Prolog zeigt. Auch bei ihren Naturbeschreibungen zeigt die Autorin, dass sie den Umgang mit Metaphern exzellent beherrscht

„...Die aufgehende Sonne taucht die Felswände in rotgoldenes,funkelndes Licht...“

In Griechenland geht Catherine in eine Höhle, obwohl diese abgesperrt war. Dort findet sie einen verletzten Mann. Zwischen beiden beginnt es sofort zu knistern.
Noch weiß Catherine nicht, dass ihr eine anderer Mann auf der Spur ist. Edwin Cousteau sammelt alles, was selten und wertvoll ist. Da Catherine dafür bekannt ist, bei Ausgrabung auch auf besondere Fundstücke zu stoßen, hält Cousteau sie unter Beobachtung. Einst hat er versucht, sie zu bestechen. Das hat nicht funktioniert. Seitdem geht Catherine ihn am liebsten aus dem Weg.
In der Höhle hat Catherine nicht nur Konstantin getroffen, sondern auch vier edle Perlen gefunden.
Während Cousteau nur negativ gezeichnet wird, werden die anderen Personen differenzierter charakterisiert.
Im mittleren Teil der Handlung aber nehmen mir die erotischen Stellen zu viel Raum ein, zumal sich dann die eine oder andere Formulierung wiederholt. Außerdem ist Catherine kaum bei den Ausgrabungen anzutreffen, obwohl sie doch dafür nach Griechenland gekommen ist. Ihr ganzes Tun wird nur noch von Konstantin bestimmt. Auch der Schriftstil wird jetzt stellenweise flacher und verliert an Poesie.
Da Catherine mit Konstantin durch die Gegend reist, lerne ich einen Teil des Landes kennen. Erstaunlicherweise findet sich Konstantin in der ihm fremden Welt gut zurecht. Er stammt aus dem Jahre 1821. Ein Blick in sein Leben ist gleichzeitig ein Rückblick auf den Befreiungskampf der Griechen.
Erst im letzten Drittel gerät Edwin verstärkt in den Fokus der Handlung. Damit kommt auch Spannung auf.
Eine Spur Mystik und mehrere alte Legenden sind in das Geschehen eingebettet. Außerdem hat Catherine die Gabe, manche Ereignisse schon im Voraus im Traum zu erleben. Diese Stellen sind kursiv hervorgehoben.
Der Cliffhanger ist heftig.
Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Es hat zumindest Interesse an den Folgebänden geweckt.

Veröffentlicht am 04.05.2019

zu viele offen Fragen

Der Planet der verbotenen Erinnerungen
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„...Der Mensch lebte von der Erde, folglich waren die Speisen der Erde gut für ihn. Wir aber, wir sind keine Erdenmenschen mehr. In den letzten tausend Jahren haben wir uns zu einer astralen Spezis weiterentwickelt. ...

„...Der Mensch lebte von der Erde, folglich waren die Speisen der Erde gut für ihn. Wir aber, wir sind keine Erdenmenschen mehr. In den letzten tausend Jahren haben wir uns zu einer astralen Spezis weiterentwickelt. Wir haben den Raum gemeistert, und an der Bezwingung der Zeit arbeiten wir noch...“

Wie schon das obige Zitat zeigt, befinden wir uns in einer fernen Zukunft. Benjamin ist Gedankendesigner. Doch der Tod seines Professors hat in ihm Fragen aufgeworfen. Wer sind die Exegeten? Was macht sie zu etwas Besonderen? Um dies zu erforschen, ist er auf Makoto gelandet. Sein Auftrag muss geheim bleiben, denn die Exegeten entsprechen nicht dem gängigen Bild der Zeit.
Der Autor hat zwar einen spannenden Roman geschrieben, doch der rote Faden geht ab und an verloren.
Die Geschichte lässt sich nicht ganz einfach lesen. Das liegt nicht zuletzt an der komplexen Welt der Zukunft. Der menschliche Körper wird gekonnt mit technischen Raffinessen aufgewertet. Gleichzeitig werden alle gedanklich gleichgeschaltet, denn Erinnerungen gibt es nur noch auf Speicherchip, den man im Körper trägt. Das menschliche Gedächtnis als Hort der Erinnerung, wird ausgeblendet.
Benjamin gelangt an die Erinnerungsfragmente seines Mentors und Professor. Sie reichen zurück in eine Zeit, wo in der Galaktopole, einer Art Gefängnis, Menschen aller Religionen umerzogen wurden. Trotzdem ist es einigen gelungen, die Erinnerung daran zu bewahren.
Wie die offizielle Regel lautet, besagt das folgende Zitat.

„...Nur wer etwas tat, existierte. Menschsein und Arbeiten waren eins, tun und Sein nicht länger voneinander unterscheidbar. […] Bürger, du bist, was du tust...“

Verschiedene Entwicklungen der Menschheit werden kurz angerissen. Keine davon allerdings macht für mich diese Zukunft lebenswert. Und es gibt eine neue Bedrohung. Sie wird als interstellare Wolke bezeichnet, aber weder genauer erklärt noch deren Wirkung dargestellt. Für mich als Leser bleibt sie eine anonyme Gefahr, deren Sinn ich nicht verstehe.
Das Buch wird in zwei Zeitebenen erzählt. Zum einen begleite ich Benjamin auf seinen Weg über den Planeten Makoto, zum anderen werden immer wieder die Fragmente von Professor Taliesin val Akumei eingeblendet. Doch auch in den Bereich erscheint mir manches unvollendet. Der Professor hat mit der Zeit experimentiert. Das ist schief gegangen. Warum, ist unklar. Für mich liest es sich wie Sabotage. Aber vom wem? Und warum haben ihn danach Freunde und Familie verlassen?
Interessant fand ich, das es in der Welt der Zukunft noch bestechliche Beamte gibt. Die interstellare Wolke verschärft das Flüchtlingsproblem. Auch darüber geht die Meinung der Exegeten auseinander. Für mich sind die Exegeten Menschen, die abseits des Mainstreams leben und auf persönliche Erinnerungen setzen. Was sie damit für die anderen so gefährlich macht, bleibt für mich unklar. Deutlich wird allerdings, dass sie ein anderes Menschenbild als ihre Zeitgenossen haben. Das zeigt sich vor allem im Umgang mit dem Tod.
Die Geschichte hat mir gut gefallen. Trotzdem hat sie ein paar Schwächen. Zum einen nimmt die Begegnung mit den Exegeten nur einen geringen Teil des Buches ein, zum anderen ist es ein Ende ohne Hoffnung. Die Welt der Zukunft ist eine Welt ohne Religion. Der Gegenentwurf durch die Exegeten allerdings ist mir zu unausgereift.

Veröffentlicht am 22.12.2018

zu viele offen Fragen

Kurswechsel: Anker der Freundschaft
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„...Generell liebte sie es, mit Aufmerksamkeit und Bewunderung überhäuft zu werden. Sie hielt sich daran fest. Ihre Schönheit war ihre Sicherheit...“

Merit arbeitet bei einer Kreativagentur als Mädchen ...

„...Generell liebte sie es, mit Aufmerksamkeit und Bewunderung überhäuft zu werden. Sie hielt sich daran fest. Ihre Schönheit war ihre Sicherheit...“

Merit arbeitet bei einer Kreativagentur als Mädchen für alles. Doch das Geld reicht nicht zum Leben. Deshalb will sie kurzfristig Urlaub nehmen und als Office Girl auf einem Schiff anheuern.
Die Autorin hat einen amüsanten Gegenwartsroman geschrieben. Der Schriftstil lässt sich flott lesen.
Ihre Protagonistin Merit ist mir allerdings nicht besonders sympathisch. Sie weiß, dass Charly sie braucht. Das interessiert sie aber nicht im geringsten.

„...Der Job bei Charly war ihr Anker. Er hatte sie gerettet. Das hatte sie nicht vergessen...“

Genau das aber sehe ich anders. Sie ist sehr auf sich bezogen. Wie Charly von jetzt auf gleich ohne sie zurechtkommt, interessiert sie nicht. Das Eingangszitat charakterisiert sie gut.
Auf den Schiff kommt allerdings der Schock. Sie ist nur eine Schönheit unter Vieren und muss sich plötzlich behaupten.
Die Zustände auf dem Luxusliner werden gut dargestellt. Merit wird mit dem Job ins kalte Wasser geschmissen und zeigt, dass sie mehr kann, als schön sein. Als es einen Toten gibt, sind neue Qualitäten gefragt. Merit muss lernen, herauszufinden, wem sie vertrauen kann. Anfeindungen und Eifersüchteleien bestimmen dass Verhalten der Office Girls untereinander.
Der Handlungsablauf wird flott erzählt. Dadurch baut sich eine gute Grundspannung auf. Die Geschichte ist für manche Überraschung gut.
Am Ende gibt es zu viele offen Fragen. Der Cliffhanger ist heftig. Das ich als Leser keinerlei Antworten auf Täter und Motiv des Mordes erhalte, mag ich so nicht. Es sind mir am Schluss zu viele Spekulationen. Schade! Aus der Geschichte wäre mehr zumachen gewesen.

Veröffentlicht am 13.11.2018

Spannend, aber das Ende befriedigt nicht

Das Auge der Ahnen
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„...Der Plan des Häuptlings ist mir seitdem sonnenklar: Er will die Ankömmlinge in Sicherheit wiegen und dann das Schiff ausrauben, ohne dass wir es bemerken...“

Das Buch beginnt mit eine kurzen Zeitungsnotiz. ...

„...Der Plan des Häuptlings ist mir seitdem sonnenklar: Er will die Ankömmlinge in Sicherheit wiegen und dann das Schiff ausrauben, ohne dass wir es bemerken...“

Das Buch beginnt mit eine kurzen Zeitungsnotiz. Ein Schweizer Ehepaar erlebt den Rebellenüberfall auf ein Hotel auf der Südseeinsel Turaluga.
Dann wechselt die Handlung in die Schweiz. Pia leitet eine Galerie und bereitet gerade eine Ausstellung vor. Zwei Künstler stehen im Mittelpunkt. Das ist zum einen Pias Freund Martin mit seinen Knopfbildern, zum anderen die Werke von Louis Attare, einem Flüchtling aus Turaluga. Kurz nach Schließung der Galerie verlangt Dr. Reto Runami aus Turaluga Eintritt. Wenige Minuten später bricht er tot zusammen.
Zur gleichen Zeit wartet Martin auf Louis, den er persönlich noch nie getroffen hat. Der aber wird von einem Unbekannten angegriffen. Er kommt frei und folgt seinem Angreifer.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen Thriller geschrieben. Der Grundgedanke der Geschichte bietet Stoff für eine spannende Handlung.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Kurze Kapitel und schnell wechselnde Handlungsorte zeichnen ihn aus. Allerdings ist es nicht einfach, den roten Faden in der Geschichte zu finden. Außerdem bleibt lange unklar, ob die Personen wirklich die sind, für die sie sich ausgeben. Es scheint so, als würden die Konflikte der Insel Turaluga in einer Stadt der Schweiz ausgetragen.
Hinzu kommt, dass die Personen sehr gegensätzlich agieren. Einerseits ist Pia vom Konsul der Insel fasziniert, andererseits traut sie ihm nicht. Auch Pia und Martin gehen sich aus dem Weg, obwohl es für die Handlung besser wäre, sie würden miteinander reden.
Polizeilicher Ermittlungen spielen nur am Rande eine Rolle, obwohl es nicht nur eine Leiche gibt.
Als besonderes Stilmittel werden zwischendurch Ausschnitte aus Briefen eines Alois Bucher aus dem Jahre 1889 veröffentlicht. Er erzählt einem Freund von seiner Expedition auf Turaluga. Der meist sachliche Schriftstil des Botanikers vermittelt einen guten Eindruck von Land und Leuten, aber auch den Gefahren für die Forscher. Das Eingangszitat stammt aus einem der Briefe.
Gut beschrieben werden Martins Bilder. Ich habe sie vor Augen. Louis` Kunst dagegen bleibt mir fremd. Sie hört sich für mich leicht chaotisch an.
Die Autorin ist eine Meisterin in der Verschleierung der Motive und der wahren Täter. Die Auflösung am Schluss konnte mich aber leider nicht überzeugen. Das Zusammenführen der Fäden war nicht in jedem Fall schlüssig. Hier hätte ich mir mehr Sorgfalt gewünscht.

Veröffentlicht am 31.07.2018

Biblische Geschichten ins Heute übertragen

Der Fremde im Zug
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„...Sie wollten doch die Kurzfassung. Dann ist es dieses eine Gebot. Aber um dieses Gebot herum ist praktisch die ganze Bibel entstanden: Geschichten, Gleichnisse, Psalmen...“

Der Untertitel des Buches ...

„...Sie wollten doch die Kurzfassung. Dann ist es dieses eine Gebot. Aber um dieses Gebot herum ist praktisch die ganze Bibel entstanden: Geschichten, Gleichnisse, Psalmen...“

Der Untertitel des Buches lautet: biblische Gleichnisse ins Heute übertragen. Die Idee fand ich spannend. Die Umsetzung hat mich nicht überzeugt.
Das Buch enthält zwanzig Geschichten. Einige sind gelungen. Manche sind sehr gut erzählt, passen aber nicht zu betreffenden Gleichnis. Andere Erzählungen haben mir gar nichts gesagt.
Auf einige möchte ich nun speziell eingehen.
Das obige Zitat stammt von der Geschichte des Fremden aus dem Zug. Es geht um das Gebot der Nächstenliebe und das Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Die Erzählung gehört zu denjenigen, die mir gefallen haben. Sie kann durchaus so im Heute und Hier passieren.
Zu den berührendsten Geschichten gehört „Ein Leben für ein Leben?“. Hier wird auf behutsame Art der innere Kampf einer Mutter wiedergegeben, die sich fragt, wie weit sie für ihr schwerkrankes Kind gehen würde. Allerdings finde ich den Bezug zum angegebenen Gleichnis weniger passend.
Einen besonderen Weg geht der Autor, um das Gleichnis vom verlorenen Sohn neu zu erzählen. Hier arbeitet er mit Chatprotokollen. Der Grundgedanke wird gut herausgearbeitet.
Kein Verständnis habe ich dafür, wenn biblische Gleichnisse in die Welt der Stars und Sternchen gelegt werden, wie bei der Hochzeitsgeschichte. So hätte sie Jesu nie erzählt. Seine Bezüge stammten aus der Lebenswirklichkeit des Volkes, nicht aus abgehobenen Schichten.
Auch die Geschichte von den ungleichen Zwillingen hat mir nicht zugesagt. Dass die Letzten die ersten sein werden, heißt doch nicht, dass Faulheit belohnt wird.
Der Schriftstil der Geschichten ist unterschiedlich. Einige haben einen Ich-Erzähler. Speziell in einem Fall wird ein feiner Humor kreiert. Häufig führen gut ausgearbeitete Dialoge zur entsprechenden Schlussfolgerung des Gleichnisses.
Dass bedeutet auch, dass der Schriftstil für die meisten Geschichten von mir positiv bewertet wird. Inhaltlich aber habe ich einige Vorbehalte, was ich an wenigen Beispielen belegt habe.