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Veröffentlicht am 16.09.2019

Harry Holes schwerster Fall

Messer (Ein Harry-Hole-Krimi 12)
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Ich kenne keinen Autor, der mich auch beim 12. Band einer Serie so fesselt, wie Jo Nesbo. Harry Hole leidet und bleibt doch ein guter Ermittler. Seine Ehefrau Rakel und er lernten sich vor 15 Jahren kennen. ...

Ich kenne keinen Autor, der mich auch beim 12. Band einer Serie so fesselt, wie Jo Nesbo. Harry Hole leidet und bleibt doch ein guter Ermittler. Seine Ehefrau Rakel und er lernten sich vor 15 Jahren kennen. Immer mal wieder trennten sie sich, bis Harry dann doch mir ihr vor den Traualtar ging. Doch, sie warf ihn aus der gemeinsamen Wohnung, weil Rakel nicht mehr mit seinem Alkoholkonsum und seiner fanatischen Suche nach dem „Verlobten“, dem Serienvergewaltiger Svein Finne, leben konnte. Das ist nun 2 Monate, 15 Tage und 20 Stunden her. Und was macht Harry? Er trinkt um zu vergessen. Wacht zuweilen in fremden Betten auf und kann sich an nichts erinnern. Seine Alkoholexzesse kosteten ihn auch noch den Job an der Uni.

Harry ist wieder auf der alten Dienststelle aber nicht mehr der Held von früher. Obwohl er gleich zu Beginn des Buches ein falsches Geständnis entlarvt und den wahren Täter überführt. Ja, und dann wird ihm eröffnet, dass eine Frau durch einen Messerstich in ihrem Haus ermordet wurde. Er fährt sofort hin und muss sich die Leiche seiner großen Liebe anschauen. Kein Wunder, dass er noch tiefer in den Abgrund gerät. Ist es wirklich der Vergewaltiger Svein Finne, der sie tötete? Welches perfide Spiel hat er drauf und wie schafft er es, alle hinters Licht zu führen? Harry wäre am liebsten nur noch betrunken, damit er nichts fühlen muss. Aber er weiß auch, dass nur er in der Lage ist, den Mörder Rakels zu finden. Svein Finne war Harrys erster Fall und er brachte ihn hinter Gitter. Der schwor ihm damals, dass er sich an ihm und seiner Familie rächen würde. Es ist also kein Wunder, dass Harry unentwegt nach ihm sucht.

Die meisten Bücher einer Reihe sind spätestens nach Band sechs für mich langweilig und vorhersehbar. Nicht bei Messer und dem Ermittler Harry Hole. Ja, er ist Alkoholiker und stürzt eigentlich in jedem Band mal mehr, mal weniger ab. Aber die Wendungen und die vielen Verdächtigen, das ist bei jedem Buch immer wieder neu und sehr fein durchdacht. Und immer, wenn ich denk, ja, der oder die waren es, dann kommen neue Aspekte dazu und meine Annahme löst sich in Luft auf.

Jo Nesbo ist mal wieder ein spannender Nervenkitzel gelungen, den ich selbst in der Nacht nicht aus der Hand legen konnte. Aus dem Grund fünf Sterne und meine ausdrückliche Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 09.09.2019

Thomas auf der Suche nach dem Gral

Der Erzfeind
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Der Erzfeind von Bernard Cornwell ist das dritte und letzte Hörbuch der Bücher vom Heiligen Gral. Und auch hier liest wieder Frank Stöckle. Ich könnte ihm noch länger zuhören aber leider war das Buch nach ...

Der Erzfeind von Bernard Cornwell ist das dritte und letzte Hörbuch der Bücher vom Heiligen Gral. Und auch hier liest wieder Frank Stöckle. Ich könnte ihm noch länger zuhören aber leider war das Buch nach 12,5 Stunden beendet. Herr Stöckle ist ein begnadeter Vorleser und für mich einer der besten in Deutschland.

Das letzte Kapitel der Suche nach dem Heiligen Gral beginnt mit der Eroberung Calais. Die Einwohner haben viel Geduld aufbringen müssen, die Stadt wurde sehr lange belagert. Danach geht es für Thomas von Hookton weiter und sein Freund Robbie, der Schotte, begleitet ihn. Sie kommen zum Schloss von Astarac, das dem Mörder Vexille gehört. Er tötete den Vater von Thomas und auch jetzt soll wieder jemand getötet werden. Eine junge Frau ist es, die im Kerker auf das Verbrennen auf dem Scheiterhaufen wartet. Thomas rettet sie und beide müssen fliehen. Eine Frau und zwei Männer, da ist Ärger vorprogrammiert. Thomas und Robbie streiten sich heftig und später geht Robbie eigene Wege.

Bernard Cornwell nimmt kein Blatt vor dem Mund und beschreibt die Situation zwischen Kirche und Volk sehr gut. Zwei Zitate aus dem Buch zeigen das unter anderem: Für Geld tut die Kirche alles und Gott ist kein Hund an der Leine der Kirche. Die Zitate beziehen sich auf den Bann eines Bischofs gegenüber Thomas. Der lässt sich in keiner Weise davon beirren und geht (reitet) weiter seinen Weg.

Findet er dabei den Gral und wenn ja, wie geht er damit um? Findet er eine neue Liebe oder wird er zum Schluss gar getötet? Begegnet er Robbie noch einmal und kann sich mit ihm versöhnen. Es sind viele Fragen, die alle zum Schluss des Buches beantwortet werden. Die Reihe gefiel mir ausgesprochen gut. Cornwall ist ein befähigter Autor, der mich mit seinen Romanen bestens unterhält. Sie sind nicht nur spannend, sondern gespickt mit vielen historischen Fakten. Ich gebe eine Empfehlung zum Hören der Bücher und das ohne Abstriche.

Veröffentlicht am 31.08.2019

Der Engel von Waldenburg

Die englische Fürstin
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Als Sabine Weigand Polen besuchte und dort das stolze Anwesen Schloss Fürstenstein besichtigen konnte, erfuhr sie von Daisy von Pless. Sie war derart beeindruckt von dieser tapferen Frau, dass sie weiter ...

Als Sabine Weigand Polen besuchte und dort das stolze Anwesen Schloss Fürstenstein besichtigen konnte, erfuhr sie von Daisy von Pless. Sie war derart beeindruckt von dieser tapferen Frau, dass sie weiter recherchierte. Diese intensiven Recherchen boten die Grundlage für

DieEnglischeFürstin.

Frau Weigand ist bekannt dafür, dass sie faktenreiche Romane schreibt und dabei häufig Hauptpersonen erzählen lässt, die keinen hohen Bekanntheitsgrad haben. So auch bei Daisy von Pless. Sie wächst behütet mit ihren beiden Geschwistern in England auf. Das beschreibt die Autorin in der Ich-Form im Namen Daisys. Ihre Mutter hat ein Verhältnis mit dem Prinzen of Wales, dem späteren König Edward. Die Eltern Daisys haben Geldprobleme und der Verkauf ihres Landhauses steht im Raum.

Zu dem Zeitpunkt steht das Debüt Daisys an und sie fährt mit ihrer Mutter nach London. Beim ersten Ball, den die Queen Victoria ausrichtet, geschieht das Unglaubliche. Nach der Begrüßung der Queen, per Handschlag und mit Knicks, stolpert Daisy und fällt hin. Die Adeligen lachen und die junge Frau ist zu Tode betrübt. Aber nicht lange, gilt sie doch als schönste Debütantin, die London je sah. Da verwundert es nicht, dass ein reicher Fürst aus Deutschland ihr einen Antrag macht. Sie lehnt ab, da sie den Mann nicht mag und er wesentlich älter als sie ist.

Die Mutter Daisys redet allerdings so lange auf sie ein, dass sie der Hochzeit dann doch zustimmt. Traurig geht sie mit ihrem Mann nach Schlesien. Sie ist jung und schüchtern. Stets versucht sie, es ihrem Mann recht zu machen und zieht dennoch immer wieder seinen Zorn auf sich. Mit der Geburt des ersten Kindes steigt ihr Selbstbewusstsein und sie fängt an, sich zu wehren. Sie geht eigene Wege.

Parallel zum Leben der Englischen Fürstin beschreibt die Autorin auch den Werdegang Joschis, einem armen Arbeiterkind. Vater und Mutter arbeiten in einem der Kohlengrube des Ehemanns Daisys. Durch ihn erfährt Daisy von der Armut der Menschen, die für den Fürsten Pless arbeiten. Auch wird ihr immer klarer, wie herzlos und hart ihr Mann ist. Sie kämpft gegen seine Härte und setzt sich trotz großer Schwierigkeiten für die Grubenarbeiter Schlesiens ein. Kindern und Behinderten gilt dabei ihre größte Sorge. Auch die halb verhungerten jungen Mütter finden in ihr eine wichtige Unterstützung.

DieEnglischeFürstin war wieder mal ein Buch, welches mir sehr gut gefiel. Der Stil von Frau Weigand ist abwechslungsreich und lebendig. Die Charaktere entwickeln sich im Laufe des Buches und wachsen mir ans Herz. Besonders die Lage der Arbeiter zur damaligen Zeit, ist eindrücklich beschrieben. Aber auch die Darstellung der Geschehnisse an der Front zeugen von intensiver Recherche. Ja, das Buch nahm mich gefangen und es gibt etliche Fakten, die hier verarbeitet sind. Das schreibt Frau Weigand auch im Anhang. Zudem gibt es ein Personenverzeichnis, ein Abbildungsverzeichnis und die Erläuterungen zu Fußnoten.

Das Cover ist geschmückt mit einem Abbild der Fürstin, welches von James Lafayette stammt. Sehr passend und perfekt ausgewählt, so finde ich. Sowohl dem Verlag als auch #NetGalleyDE gilt mein Dank, dass ich das Buch lesen durfte.

Veröffentlicht am 19.08.2019

Am Ende sind alle Menschen gleich

Der Zopf
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„Drei Frauen, drei Leben, drei Kontinente“, so beginnt der Klappentext des Buches Der Zopf von Laetitia Colombani. Da ist zunächst die Inderin Smita. Sie arbeitet als „Kloputzerin“. Das heißt, dass sie ...

„Drei Frauen, drei Leben, drei Kontinente“, so beginnt der Klappentext des Buches Der Zopf von Laetitia Colombani. Da ist zunächst die Inderin Smita. Sie arbeitet als „Kloputzerin“. Das heißt, dass sie zur niedrigsten Kaste Indiens, der Dalit, gehört und die Fäkalien der sozial über ihr stehenden Menschen entsorgen muss. Dieses Schicksal möchte sie ihrer Tochter Lalita ersparen und kämpft dafür, dass die lesen und schreiben lernt. Nur so hat Lalita eine Chance, dem alltäglichen Gestank und Schmutz zu entgehen. Obwohl Smita es schafft, die Tochter in der Schule anzumelden, sieht sie sich unüberwindbarer Grenzen gegenüber.

Die Firma Lanfredi steht auf Sizilien und gehört Giulias Vater. Sie ist seit Jahrzehnten in der Hand der Familie. Nach einem Unfall des Vaters stellt sich heraus, dass die Fabrik für feine Perücken vor dem Ruin steht. Und das nach 100 Jahren. So lange lebte die ganze Familie von der Firma. Guila ist eine unersättliche Leserin und hat kaum soziale Kontakte außerhalb der Fabrik. Nun muss sie ganz plötzlich einen Weg finden, damit sie das Geschäft retten kann. Die Haarteile und Perücken werden aus Echthaar gemacht. Das stammt entweder von Friseuren der Insel und dem Festland oder es wurde von den Menschen gesammelt. Gezahlt werden die Haare nach Gewicht und vor der Verarbeitung gesäubert und entfärbt. Es ist die letzte Fabrik dieser Art in Palermo und der Stolz ihrer Besitzer.

Sarah Cohen lebt in Montreal und sehr ehrgeizig. Sie lebt alleine mit ihrer Tochter und diese wird von ihr vernachlässigt. Und das nur, um ihre Karriere voranzutreiben. Sie hat eigens für das Kind einen Angestellten, der sich um sie kümmert. Sarah arbeitet in einer Anwaltskanzlei und sehr schnell wird sie dort auch Gesellschafterin. Sie ist am Ziel ihrer Wünsche. Doch dann erfährt sie, dass sie an Krebs erkrankte und erst dann merkt sie, was wirklich wichtig ist im Leben. Auch die vermeintlichen Freunde lernt sie nun erst richtig kennen.

Unterschiedlicher können die Lebensumstände der drei Frauen nicht sein. Trotzdem schafft es die Autorin, die Schicksale so miteinander zu verflechten, dass am Ende ein stimmiges Bild entsteht. Die Sprache ist ansprechend und ja, für meinen Geschmack gehoben. Das Buch lässt sich gut lesen, da die Autorin sehr bildhaft erzählt. Ein Buch, dass ich unbedingt empfehle.

Veröffentlicht am 16.08.2019

Spannend und nicht vorhersehbar

Das verborgene Cottage
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DasVerborgeneCottage von Pauline Peters beginnt im Herbst des Jahres 1908 in England. Erst wenige Wochen verheiratet und schon heißt es, Abschied nehmen. Als Victoria und Jeremy ihre Hochzeit nachfeiern, ...

DasVerborgeneCottage von Pauline Peters beginnt im Herbst des Jahres 1908 in England. Erst wenige Wochen verheiratet und schon heißt es, Abschied nehmen. Als Victoria und Jeremy ihre Hochzeit nachfeiern, erleidet Jeremys Vater einen Schwächeanfall. Die gemeinsamen Flitterwochen fallen aus und Victoria fährt alleine nach Irland. Dort gerät sie in Lebensgefahr und wird von einem jungen Mann gerettet. Erschwerend kommt hinzu, dass Victoria schwanger ist und auch das Baby in großer Gefahr war. Der junge Mann heißt Josef und lebt in einer einsam gelegenen Kate.

Wenige Stunden später wird eine junge Frau ermordet und Josef muss als Verdächtiger ins Gefängnis. Das geht außerordentlich schnell und für Victoria sieht es so aus, als sei er ein Bauernopfer. Sie engagiert einen guten Strafverteidiger und will ihrem Retter helfen. Ob es ihr gelingt und ist er tatsächlich nicht der Mörder?

Das Buch ist spannend aufgebaut und erst ganz zum Schluss klärt sich alles auf. Das Ende hat mich überrascht und war für mich nicht vorhersehbar. Im Laufe des Lesens erfuhr ich, dass das Buch einer Reihe ist, aber das hat dem Lesefluss keinen Abbruch getan. Auch wenn ich die vorher erschienen Bände nicht kannte, kam ich leicht in die Geschichte hinein. Das Vertuschen von Verbrechen der „Mächtigen“ hat sich bis heute nicht geändert. Wie gut, dass es damals bereits Zeitungen mit guten Journalisten gab, die alles an die Öffentlichkeit brachten.

Nicht nur die Wendungen und Spannungsbögen gefielen mir in

DasVerborgeneCottage. Auch die Beschreibung des Lebens damals fand ich interessant. Das Mit- beziehungsweise Gegeneinander von Iren und Engländern ist lebhaft beschrieben. Am Ende des Buches weist die Autorin noch zusätzlich auf die belegbaren Fakten der Story hin. Für mich ein Buch sowohl für historisch Interessierte als auch Fans von spannenden Krimis.

Ich danke dem Verlag und #NetGalleyDE, dass ich das Buch lesen durfte.