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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.09.2019

Faszinierende Reise durch die Berliner Zeitgeschichte der 50-er Jahre

Die Schwestern vom Ku'damm: Wunderbare Zeiten
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Was habe ich den 2. Teil herbeigefiebert, und selbst nach der langen Wartezeit hat mich die Handlung gleich nach den ersten Zeilen wieder komplett eingefangen und in die aufregende Zeit der 5oer Jahre ...

Was habe ich den 2. Teil herbeigefiebert, und selbst nach der langen Wartezeit hat mich die Handlung gleich nach den ersten Zeilen wieder komplett eingefangen und in die aufregende Zeit der 5oer Jahre mitgenommen.
In diesem Teil steht Silvie Thalheim im Mittelpunkt. Die Schwester, die mir im ersten Teil zeitweise etwas oberflächlich erschien, ist inzwischen sehr erfolgreiche Moderatorin beim Radio mit eigenen Sendungen und bastelt stetig an ihrer Karriere weiter. Der Familienbetrieb interessiert sie eher nur am Rande.
Mit der Familie Thalheim geht es durch gute und auch schlechte Zeiten. Silvies Entwicklung hat mir hierbei besonders gut gefallen. Sie tanzt nach wie vor nicht nach Papas Pfeife sondern geht unbeirrt ihren eigenen Weg, auch wenn der mitunter ziemlich steinig ist. Trotzdem schafft sie es immer wieder, dabei auch den Familienbetrieb nicht aus den Augen zu verlieren.
Brigitte Riebe hat es wieder einmal geschafft, eine Atmosphäre zu schaffen, bei der ich nicht nur mitgelesen habe sondern aufgrund der lebendig gezeichneten, authentischen Charaktere das Gefühl hatte, mittenmang in den 50er Jahren dabei zu sein. Es war wieder wie bei einem Treffen unter Freunden – die totale Wohlfühlatmosphäre. Dabei gab es eine Zeitreise durch das Berlin der 50-er Jahre mit all den bekannten Ost/West-Problemen und Verstrickungen, die im Anhang auch noch einmal sehr übersichtlich und detailliert dargestellt sind. Durch geschickt eingestreute kurze Rückblicke auf die Geschehnisse in Band 1 könnte man diesen Band theoretisch auch ohne Vorkenntnisse lesen (was jedoch sehr schade für den/die Leser*in wäre).
Auch der 2. Teil war für meinen Geschmack viel zu schnell ausgelesen und ich fiebere jetzt wieder – dem 3. Teil entgegen.

Veröffentlicht am 14.09.2019

Rückblick auf ein bewegtes Leben

Ein neues Blau
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Nach Beendigung der Leseprobe hat mich vor allem die Frage beschäftigt, wie das im Prolog aufgeführte Porzellanschälchen mit der Blüte im „neuen Blau“ es wohl durch die Jahrhunderte geschafft hat. Auf ...

Nach Beendigung der Leseprobe hat mich vor allem die Frage beschäftigt, wie das im Prolog aufgeführte Porzellanschälchen mit der Blüte im „neuen Blau“ es wohl durch die Jahrhunderte geschafft hat. Auf die Antwort musste ich etwas warten…
Zunächst finden Lilli und Anja zueinander. Obwohl beide Frauen über 50 Lebensjahre trennen haben sie doch eine Gemeinsamkeit – beide sind innerlich zerrissen und auf der Suche nach einem Halt. Auf ihren nachmittäglichen Treffen öffnet sich Lilli und lässt Anja an ihrem außergewöhnlichen, bewegten und erfülltem Leben teilhaben. Als 6-jährige wird sie nach dem Tod ihrer Mutter von einem guten Freund ihres Vaters, einem Halbjapaner, erzogen und lernt von ihm die Liebe zum Tee, Kalligraphie und fernöstliche Denk- und Lebensweisen kennen. Als junge Frau erkennt sie ihre Liebe zum Porzellan und wird als Töpferin und Porzellanmalerin ausgebildet. Während der Nazizeit muss sie fliehen und lebt einige Zeit in Amerika, ehe sie nach Berlin zurückkehrt. Neben einer Zeitreise durch 60 Jahre Berliner Geschichte gibt es auch jede Menge anderer Hintergrundinformationen wie z. B. zur Geschichte des Porzellans und dessen Herstellung.
Parallel dazu erfährt man im gegenwärtigen Handlungsstrang von Anjas Leben und ihren derzeitigen Problemen.
Tom Sallers Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen, mitunter fast poetisch, dabei aber leicht und ruhig. Die Kapitel sind alle mit einer Überschrift versehen, die bereits etwas zum Inhalt verrät. Gerade diese Tatsache hat es mir sehr erschwert, das Buch wieder aus der Hand zu legen. Vor allem in Lillis Handlungsstrang hat die Geschichte mich dermaßen fasziniert, dass dies kaum möglich war. Alle Charaktere sind sehr authentisch und realistisch beschrieben und die Handlung hat sich dadurch gut nachvollziehen lassen. Besonders Takeshi ist mir aber ans Herz gewachsen. Diese Ruhe, die er ausgestrahlt hat, habe ich auch mit in meinen Alltag nehmen können.
Lillis Reise durch die Vergangenheit hat mich gefesselt und berührt, und diese wunderbare Geschichte verdient eine ganz klare Leseempfehlung (und um noch einmal auf meine ausstehende Antwort vom Beginn zu kommen, die findet man im Epilog)

Veröffentlicht am 13.09.2019

Wer es noch nicht ist wird jetzt zum Suppenfan

Schnell und einfach zum Suppenglück
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"Schnell und einfach zum Suppenglück" - ob das zutreffend ist, hat mich neugierig gemacht und jaaa, es stimmt.
Das Suppenkochbuch ist zwar etwas unhandlich, weil doch sehr groß, punktet dafür aber mit ...

"Schnell und einfach zum Suppenglück" - ob das zutreffend ist, hat mich neugierig gemacht und jaaa, es stimmt.
Das Suppenkochbuch ist zwar etwas unhandlich, weil doch sehr groß, punktet dafür aber mit wunderschönen Bebilderungen zu den jeweiligen Rezepten. Einer kurzen theoretischen Einführung zu Instant- oder selbstgekochten Brühen folgt dann der Praxisteil mit 80 Rezepten. Ob als Vorsuppe oder Hauptgang, klar oder cremig, fein oder deftig, international, kalt oder warm - hier findet man alles, was den Suppenfan beglückt.
Mir gefallen besonders die Alternativen zu den jeweiligen Rezepten. So gibt es zu jeder Suppe noch eine weitere geschmacklich veränderte Variante nur anhand von ausgetauschten Kleinigkeiten. Auch die Klößchenrezepte werde ich demnächst ausgiebig testen. Nach einer Hühnersuppe steht als nächstes der Raviolitopf auf dem Programm und es werden sicherlich weitere folgen.

Veröffentlicht am 03.09.2019

Ein Lesehighlight

Es wird Zeit
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Das ist nicht mein erster Roman von Ildiko von Kürthy, der mich gut unterhalten hat, aber der erste, der mich dabei auch beeindruckt hat, weil ich mich zwischen den Zeilen so oft wiedererkannt habe.
Für ...

Das ist nicht mein erster Roman von Ildiko von Kürthy, der mich gut unterhalten hat, aber der erste, der mich dabei auch beeindruckt hat, weil ich mich zwischen den Zeilen so oft wiedererkannt habe.
Für dieses wundervolle Buch braucht man allerdings meiner Meinung nach schon ein/e gewisse/s Lebensalter und -erfahrung, um manche Gedankengänge nachvollziehen zu können.

Judith als Protagonistin war mir sofort sehr nah, weil mir einige ihrer Fragen über das bisher gelebte Leben sehr bekannt vorgekommen sind. Die 2. Lebenshälfte, also ü 50, hat bei mir zumindest auch die eine oder andere gedankliche Verwirrung hervorgerufen, so dass ich mich gut in sie hineinversetzen konnte. Im Roman gibt es jede Menge Lebensweisheiten, mein Lieblingszitat ist dieses: "Ich finde, zum gelungenen Älterwerden gehört, zu akzeptieren, dass nicht alles so gelaufen ist, wie man sich das Anfang zwanzig mal ausgedacht hatte." Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.

Aber dieser Roman hat noch so viel mehr zu bieten als gut Ratschläge. Es geht um langjährige Freundschaften, Träume, auch unerfüllte, den Mut zum Neubeginn und zu seinen eigenen Entscheidungen und um Abschiede. Mit Judith und ihrem durchweg sympathischem Freundeskreis hatte ich viel Spaß, aber die eine oder andere Träne war auch dabei.

Schon das Cover hat mir sehr gut gefallen und mich an die 50-er Jahre erinnert. Zufall oder ein Bezug zum Alter der Protagonistin? Durch den angenehmen Schreibstil sind die Kapitel nur so dahingeflogen und ich war sehr schnell mitten im Geschehen.

Ich habe jede Buchseite genossen, auch wegen der schönen colorierten Zeichnungen, die auf die einzelnen Kapitel abgestimmt sind.
Meine Empfehlung lautet daher: "Es wird Zeit", dies Buch möglichst schnell zu lesen.

Veröffentlicht am 18.08.2019

Die Interpretation von Achtsamkeit

Achtsam morden
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Der Strafverteidiger Björn D. nimmt notgedrungen an einem Achtsamkeitsseminar teil, um Strategien zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erlernen, denn vor allem möchte er mehr Zeit mit seiner ...

Der Strafverteidiger Björn D. nimmt notgedrungen an einem Achtsamkeitsseminar teil, um Strategien zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erlernen, denn vor allem möchte er mehr Zeit mit seiner kleinen Tochter verbringen.
Als sich sein Mandant, ein brutaler Gangster, in ein geplantes Vater-Tochter-Wochenende drängt, befolgt Björn seine verinnerlichten Achtsamkeitsregeln auf seine ganz eigene Art und lässt den Störfaktor für alle Zeit schweigen.
Was folgt ist eine rabenschwarze, bissige, skurrile, gesellschaftskritische, teilweise überzogene, aber trotz allem unglaublich amüsante und komische Geschichte, die aus Björns Perspektive erzählt wird. Jedem Kapitel ist eine Achtsamkeitsregeln vorangestellt, die dann durch ein Beispiel mit Leben gefüllt und auf Björns ganz besondere Art interpretiert und umgesetzt wird.
Obwohl ich den Typ Mensch, den Björn darstellt, eigentlich nicht leiden kann, wird er mir im Laufe der Handlung doch irgendwie sympathisch, merzt er doch die bösen Buben ganz im Sinne des Erlernten aus.

Liebhaber*innen herkömmlicher Krimis werden hier unter Umständen nicht auf ihre Kosten kommen, denn der Humor ist schon ein ganz spezieller.
Mich hat das Buch auf das Beste unterhalten.