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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.11.2016

Bedrückender Thriller

Gift - Der Tod kommt lautlos
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Deutschland erholt sich langsam von der Atommüllkatastrophe. Julian Berg hat seinen Dienst quittiert und Patrizia Hardt gönnt sich ein paar Tage Auszeit mit ihrem Freund.

Keiner ahnt, dass der Leiter ...

Deutschland erholt sich langsam von der Atommüllkatastrophe. Julian Berg hat seinen Dienst quittiert und Patrizia Hardt gönnt sich ein paar Tage Auszeit mit ihrem Freund.

Keiner ahnt, dass der Leiter des GTAZ Leiter Bölling auf einem Einsatz in Macao, für eine brisante Information sein Leben riskiert, die, gerät sie in falsche Hände, international für Chaos sorgen könnte.

Als Bölling während der Mission verschwindet, übernimmt Hardt die Leitung der Terrorabwehr und schon bald überschlagen sich die Ereignisse.

„Gift“ schließt beinahe nahtlos an den ersten Band der Reihe an und macht nicht weniger Tempo als „H2O“. Pala versteht es auch bei der Fortsetzung, der Handlung eine rasante Geschwindigkeit zu verleihen, sodass sich die LeserInnen wie im Kino bei einem mitreißenden Actionthriller fühlen.

Der Plot geht wieder auf eine nationale Bedrohung ein, diesmal geht es allerdings um Giftgase bzw. Krankheitserreger. Die schwelende Gefahr wird bald so drückend, dass die Zusammenkunft namhafter Geheimorganisationen notwendig wird und ihr reibungsloses Zusammenarbeiten zur Überlebensstrategie. Doch auch lange nach dem Kalten Krieg ist das Vertrauen unter den großen Nationen dünn gesät und mit dieser Tatsache spielt der Autor geschickt um der Geschichte viele spannende Augenblicke zu verschaffen.

Wieder setzt Pala auf große Zusammenhänge, vergisst dabei aber nicht auf authentische, Charaktere, die der Geschichte Leben einhauchen.

Wieder ein absolutes Lesevergnügen!

Veröffentlicht am 17.11.2016

Pageturner

Girl on the Train - Du kennst sie nicht, aber sie kennt dich.
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Rachel sitzt im Zug – morgens und abends, jeden Tag. Der Zug hält fast immer an der gleichen Stelle und Rachel beobachtet immer ein bestimmtes Haus. Sie gibt den BewohnerInnen Namen und fiebert täglich ...

Rachel sitzt im Zug – morgens und abends, jeden Tag. Der Zug hält fast immer an der gleichen Stelle und Rachel beobachtet immer ein bestimmtes Haus. Sie gibt den BewohnerInnen Namen und fiebert täglich darauf hin sie zu sehen.

Rachel wohnt als Untermieterin bei einer ehemaligen Studienkollegin und auch sonst scheint ihr Leben langsam aber sicher den Bach runter zu gehen.

Aufrecht hält sie der tägliche, kurze Blick auf ein Reihenhaus, das von einem Pärchen bewohnt wird. Sie hat ein Alkoholproblem und wird daher zunehmend ein Übel für ihre Umwelt. Als sie eines Tages ein verstörendes Ereignis beobachtet, gerät Rachels‘ ohnehin schon wirre Welt völlig aus den Fugen.

Die alkoholkranke Rachel stalkt wildfremde Menschen und als etwas für sie Unverständliches geschieht, setzt sie alles daran ihr Weltbild wieder herzustellen.

Paula Hawkins legt mit ihrem Debütroman einen spannenden Thriller vor, der es schafft sich lange bedeckt zu halten. Sie arrangiert ihre Charaktere in ein selbstzerstörerisches Umfeld, das es auch stabilen Persönlichkeiten fast unmöglich macht, nicht den Verstand zu verlieren.

Irgendwie haben alle Protagonisten und auch die Nebencharaktere einen leichten Schlag weg. Da könnte man sagen – unglaubwürdig. Aber spiegelt sich nicht genau darin, das echte Leben?

Die Leserinnen erleben drei unterschiedliche Perspektiven und schon bald beginnt man Szenarien im Kopf zu bilden, wie könnte sich die Geschichte zutragen, was liegt darunter, wie geht es weiter?

Girl on the train ist ein düsterer melancholischer Roman, der auf auflockernde Szenen oder hoffnungsfrohe Stimmungen zur Gänze verzichtet. Gerade diese Konsequenz macht den Reiz des Romans aus. Denn manchmal gibt es im Leben nur verbrannte Erde. Manchmal bleibt keine Hoffnung und manche Dinge werden einfach nicht mehr gut.

Es bleibt zu hoffen, dass Paula Hawkins uns mit weiteren Romanen dieser Klasse versorgen wird.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Großartiges Finale

Die Bestimmung - Letzte Entscheidung
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Die Fraktionen sind zerfallen, Tris‘ Heimat liegt im Chaos. Die Fraktionslosen schließen sich zusammen und greifen unter Fours‘ Mutter Evelyn nach der Macht. Allerdings sind nicht alle von der Veränderung ...

Die Fraktionen sind zerfallen, Tris‘ Heimat liegt im Chaos. Die Fraktionslosen schließen sich zusammen und greifen unter Fours‘ Mutter Evelyn nach der Macht. Allerdings sind nicht alle von der Veränderung in der Stadt begeistert, es bilden sich Gruppen, die die Fraktionen wieder einrichten wollen.

Mitten in diesen Geschehnissen versuchen Tris und Four sich zurecht zu finden und landen in einer Mission, die sie aus der Stadt herausführen soll. Den Grenzzaun aber hinter sich gelassen, sind sie im Begriff eine Wahrheit zu erfahren, die ihr gesamtes bisheriges Leben absurd erscheinen lässt.

Mit „Letzte Entscheidung“ schließt die Trilogie um Tris und Four. Wir erleben die Geschichten von liebgewonnen Charakteren, die wir nun über drei Bücher begleiten durften und schon auf den ersten Seiten gelingt es Veronica Roth mit Leichtigkeit die LeserInnen wieder in ihr dystopisches Universum zu entführen.

Tris und Four sind nicht nur ein Liebespaar sondern auch ein disharmonisches Team. Ihr größtes Problem scheint die zu große Liebe zum jeweils anderen zu sein. Mit ihrem Bestreben den, die Andere vor Schaden zu bewahren, fügen sie einander oft Schmerz zu.

Die beiden sind ein Beispiel für gute Absichten, die wenn nicht ausgesprochen zu Katastrophen führen können und ihre verzweifelten Anstrengungen, alles richtig zu machen, begleiten wir im abschließenden Band von „Die Bestimmung“.

Roth gelingt es über drei Bände einen logischen Bogen zu spannen, der in sich schlüssig ist, und bleibt ihrem Stil und der Geschichte bis zum Ende treu.

Uneingeschränkte Leseempfehlung für alle drei Bände.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Historischer Roman von Feinsten

Die Herren der Grünen Insel
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Irland im 12. Jahrhundert. Menschen kämpfen hier wie überall sonst auf der Welt ums Überleben. Das Mittelalter ist ein grausames Zeitalter, in dem der Mensch den Kräften der Natur so gut wie schutzlos ...

Irland im 12. Jahrhundert. Menschen kämpfen hier wie überall sonst auf der Welt ums Überleben. Das Mittelalter ist ein grausames Zeitalter, in dem der Mensch den Kräften der Natur so gut wie schutzlos ausgeliefert ist.

Es herrscht das Gesetz des Stärkeren, das Gesetz von Männern. Recht und Besitz erhält wer stark genug ist es sich zu erkämpfen. Frauen sind Ware, sie werden hin- und hergeschoben, politisch arrangiert verheiratet, unterdrückt und geschändet.

Eine Insel – viele Gesichter, wir erleben nicht nur den nach aussen hart wirkenden Ascall und seinen jüngeren Bruder Alillán, sondern tauchen auch ein in die Erlebenswelten von gerissenen Händlern, intriganten Adligen, ehrbaren und weniger ehrbaren Rittern, Barden und vielen anderen mehr.

Über sechs Jahre begleiten wir die Schicksale der ProtagonistInnen, dabei wendet sich das Blatt des Schicksals mehr als einmal für alle Beteiligten.

Interessant ist die Erzählung der einzelnen Geschichten der Charaktere, die Handlungen einiger haben direkte Auswirkungen auf das Leben anderer und obwohl manche sich im Lauf des Buchs nie begegnen, sich nicht einmal kennen, sind ihre Schicksalsfäden doch untrennbar miteinander verwoben.

Kierra Brennan legt uns einen historischen Roman vor, dem es an nichts mangelt. Sie hält sich an dokumentierte Ereignisse und flicht diese ebenso flüssig in ihre Handlung ein wie sie fiktive und historisch belegte Personen abwechselt und zusammenbringt.

Dabei lässt sie sich fast 1000 Seiten lang Zeit. Doch nicht ein einziges Wort scheint diesem Roman zu viel zu sein. Jegliches Ereignis, jeglicher Dialog, jede Beschreibung, jeder Einblick in die Gedankenwelt einer Person oder die Beschreibung der wilden grünen Insel, wirkt durchdacht und wohl überlegt. Da ist nichts zu viel.

Das Ende ist offen gehalten, mit ein wenig Glück dürfen wir uns auf weitere Geschichten von Ascall, Rósín und Faolán freuen.

Insgesamt ein rundherum stimmiges Buch, das allerdings nicht wenig von den LeserInnen verlangt, komplexe Handlungsstränge, schwer lesbare Namen, für Fans von Historischen Romanen genau das Richtige, für alle anderen mitunter eine Herausforderung. ?

Veröffentlicht am 17.11.2016

Sehr anspruchsvoll

Der wahrhaftige Volkskontrolleur
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„Naja weißt du … er lebt!! Karpowitsch flüsterte nun leise.

„Wer?“

„Na er, du weißt schon: Er lebte, er lebt, er wird leben … na Lenin, der Kremlträmer … so nennt man ihn dort unten!“

„Unten?“ Banow ...

„Naja weißt du … er lebt!! Karpowitsch flüsterte nun leise.

„Wer?“

„Na er, du weißt schon: Er lebte, er lebt, er wird leben … na Lenin, der Kremlträmer … so nennt man ihn dort unten!“

„Unten?“ Banow bohrte nachdenklich in seinem Ohr, dann blickte er Karpowitsch fragend an. „Wo unten?“

Karpowitsch seufzte tief. Es war offensichtlich, dass er nicht vorgehabt hatte, mehr preiszugeben, als er bereits getan hatte, aber er beschloss, seinem verständnislosen Kampfgenossen entgegenzukommen, und flüsterte: „Unter dem Kreml …“

Andrej Kurkow beschert uns einen Einblick in die russische Volksseele zu Zeiten des Kommunismus’. Ein unbescholtener Kolchosbauer wird auserwählt zum „Volkskontrolleur“ der gesamten Sowetunion. Von da an verändert sich sein Leben auf wundersame und gleichzeitig tragisch traurige Weise. Von den Mühlen der Bürokratie wird er weitergereicht von einem Büro zum nächsten, Zeuge von kriminellen und zerstörerischen Machenschaften – vorbei am allwissenden Auge der Genossen und muss bald auch um sein eigenes Leben fürchten.

Auch erfahren wir die Geschichte eines „gefallenen“ Engels, wobei dieser Engel sich freiwillig aus dem Paradies nach Russland aufmacht, um zu sehen warum keine Menschen von diesem kühlen Flecken in den Himmel aufsteigen. Auch seine Reise nimmt verschlungene Wendungen und bald findet er sich wieder auf der Suche nach dem „Neuen Gelobten Land“ auf Erden.

Und als dritten dürfen wir dem Schuldirektor Banow über die Schulter schauen und erleben wie er seine Schule auf feinfühlige, sorgsame Art und Weise führt und vielleicht auch sein privates Glück findet.

Zugegeben ein spannendes Buch ist es nicht. Aber dafür ein berührendes. Ein Buch das mich ganz sanft berührt hat und gerade deswegen tief bewegt. Allerdings glaube ich, dass viele Zwischentöne, die der Autor uns spüren lassen wollte, in der Übersetzung verloren gingen.

Insgesamt fand ich das Lesen streckenweise anspruchsvoll, vor allem die russische Namenskultur fand ich ausreichend verwirrend. Trotzdem ein tolles Buch, dass ich sehr gerne gelesen habe.