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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.11.2019

Flacher Krimi

Winteraustern
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Winteraustern ist ein weiterer Krimi der Commissaire Luc Verlain-Reihe von Alexander Oetker, die in Aquitanien angesiedelt ist und entsprechend mit Einsatz von Lokalkolorit arbeitet. Ob der Berliner Autor ...

Winteraustern ist ein weiterer Krimi der Commissaire Luc Verlain-Reihe von Alexander Oetker, die in Aquitanien angesiedelt ist und entsprechend mit Einsatz von Lokalkolorit arbeitet. Ob der Berliner Autor Alexander Oetker sich wirklich in der Gegend auskennt, ist unklar. Es wirkt alles sehr gemacht, als wären die Beschreibungen der Umgebung aus angelesenem Wissen entstanden. Der Stil ist geschmeidig und flach und tut niemanden weh. Wer einen kraftvolleren Stil schätzt, ist hier falsch.

Diesmal ist die Handlung im Umfeld der Austernzüchterei angesiedelt.
Zwei Männer wurden an der Austernsandbänken ermordet aufgefunden.
Luc Verlain ermittelt, ist aber auch mit seiner Gefühlslage zu seiner Freundin Anouk beschäftigt. Diese Lovestory zündet aber nicht so ganz. Die behauptete große Liebe spürt man als Leser nicht wirklich. Leider schafft der Autor es auch nicht, mich wirklich für den Mordfall zu interessieren. Vermutlich ist es eher was für echte Frankreich-Fans.
Es gab natürlich doch ein paar gut geschriebene Passagen, der Autor ist erfahren. Aber die Auflösung der Morde halte ich für konstruiert und unglaubwürdig.

Veröffentlicht am 30.09.2019

Geiselnahme ohne Drive

Hotel Cartagena
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Hotel Cartagena ist ein Triller angesiedelt in Hamburg.
Es verwundert nicht, dass die Staatsanwältin Chastity Riley so kaltschnäuzig und cooll ist. Schließlich ist auch die Autorin Simone Buchholz, die ...

Hotel Cartagena ist ein Triller angesiedelt in Hamburg.
Es verwundert nicht, dass die Staatsanwältin Chastity Riley so kaltschnäuzig und cooll ist. Schließlich ist auch die Autorin Simone Buchholz, die ich letztes Jahr auf der Frankfurter Buchmesse sah, abgeklärt und ironisch. Das überträgt sich beim Lesen.

Bei dem Plot hingegen bleiben leichte Zweifel. Weder begeistern mich das viele Springen zwischen den Zeiten noch überzeugt mich die Geiselnahme. Das Gefühl der Beklemmung fehlt. Chas mentalen Zustand kann ich nicht so ganz nachvollziehen, vielleicht muss man aber auch die Vorgängerroman gelesen haben, um die Figur ganz zu greifen.
Dennoch entwickelt sich die Situation. Schließlich wird es aber zu verspielt.
Kein schlechtes Buch, aber so richtig hat es mich nicht überzeugt.

Veröffentlicht am 28.09.2019

Verordnete Inspiration

The Wonderful Wild
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Das wirklich tolle Cover dieses Buches verspricht ein autobiografisches Sachbuch über die afrikanische Wildnis und die Tiere. Diese Erwartungshaltung muss ein Buch nicht automatisch erfüllen.

Die deutsche ...

Das wirklich tolle Cover dieses Buches verspricht ein autobiografisches Sachbuch über die afrikanische Wildnis und die Tiere. Diese Erwartungshaltung muss ein Buch nicht automatisch erfüllen.

Die deutsche Autorin Gesa Neitzel hatte sich als Rangerin in Afrika ausbilden lassen und darüber geschrieben. Das war bestimmt ein interessantes Buch, doch The wonderful wild ist es nur bedingt. Zwar geht es viel um Afrika, aber in erster Linie ist es ein Lebensratgeber, bei der die Leser direkt angesprochen werden. Das Belehrende ist problematisch. Nicht jeder mag es, vorgeschrieben zu bekommen, wie man zu leben hat. Die Autorin geht da meiner Meinung nach zu weit. Zudem bleibt vieles sehr an der Oberfläche. Naja, geschenkt! Was bleibt noch? Immerhin ein paar gute Details über die afrikanische Wildnis und den Tieren. Elefanten, Löwen etc. Manche Passagen waren wirklich nicht schlecht, immer symbolisch und vergleichend. Aber man muss sich klar darüber sein, dass Gesa Neitzel das aus dem Grund schreibt, den Leser zu beeinflussen und zu inspirieren, dass sich auch modernes Leben im Einklang mit der Natur befinden kann.

Veröffentlicht am 21.09.2019

Überzeugt mich nicht so ganz

Meine wunderbare Frau
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Der Roman Meine wunderbare Frau ist das Debüt der US-amerikanischen Schriftstellerin Samantha Downing. Das Buch erschien im Original unter dem Titel My Lovely Wife und erhielt viele positive Rezensionen.

Der ...

Der Roman Meine wunderbare Frau ist das Debüt der US-amerikanischen Schriftstellerin Samantha Downing. Das Buch erschien im Original unter dem Titel My Lovely Wife und erhielt viele positive Rezensionen.

Der Roman stellt ein nur vorgeblich normales Paar in den Mittelpunkt. Der Icherzähler ist mit seiner Frau Millicent seit 15 Jahren verheiratet, sie leben in einem Vorort, haben zwei Kinder und wirken durchschnittlich. Er ist Tennislehrer, sie verkauft Immobilien. Schön bürgerlich also. Aber sie haben auch gemordet.

Das man mit negativen Protagonisten gute Literatur erschaffen kann, hat schon Patricia Highsmith mit ihrem Ripley bewiesen. An den kommen Samantha Downings Helden nicht ran, dafür sind sie zu zweit.
Das könnte faszinieren, aber der Roman hat einige Schwachpunkte. Die Handlung kommt nur schwer in Fahrt und stilistisch ist es eher fad.
Ganz gut gemacht sind noch die Passagen, die beschreiben wie er Millicent kennengelernt hat und sie ein Paar wurden.
Es fehlt mir aber leider an der psychologischen Gestaltung der Figuren viel. Sie bleiben einfach zu flach und unausgelotet. Die Story wird konsequent aus der Sicht des namenlosen Mannes erzählt und dieser Typ ist eher leer, Seine Frau wird mehr oder weniger dämonisiert. Das verhindert, das man einen Einblick in ihre Psyche, die offensichtlich stark beschädigt ist, bekommt.
Letztlich scheitert der Thriller für mich an dieser Erzählart. Ich konnte nicht wirklich in die Geschichte abtauchen.

Richtig Spannung kommt nur bedingt auf. Erst als es in der zweiten Hälfte noch Wendungen gibt, wird es interessanter, aber nicht glaubwürdiger.

Es gab dieses Jahr schon einige sehr gelungene Thriller-Debüts. Dieser gehört aus meiner Sicht nicht unbedingt dazu.

Veröffentlicht am 20.09.2019

Ein Roman in Überlänge

Brüder
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Brüder ist ein Roman um zwei Brüder, Mick und Gabriel.
Jackie Thomaes Debütroman Momente der Klarheit von 2015 hatte mich damals nicht so ganz überzeugt, daher habe ich zu Brüder hauptsächlich deswegen ...

Brüder ist ein Roman um zwei Brüder, Mick und Gabriel.
Jackie Thomaes Debütroman Momente der Klarheit von 2015 hatte mich damals nicht so ganz überzeugt, daher habe ich zu Brüder hauptsächlich deswegen gegriffen, weil es immerhin in der Shortlist für den Deutschen Bücherpreis ist. Leider wurde ich leicht enttäuscht. Es gibt zwar viele sprachlich gut gemachte Passagen, aber die Themen werden nicht klar herausgebracht und eigentlich bleibt alles banal und oberflächlich. Den Gedanken des Protagonisten Mick, insbesondere in der ersten Hälfte, fehlt jegliche Tiefgründigkeit. Das ändert sich in der zweiten Hälfte mit Gabriel als Hauptfigur. Da gibt es auch ein paar außergewöhnliche Szenen und mehrere Erzählperspektiven.Trotzdem bleibt es leider so, dass mich die Ereignisse kaum berühren.

Dabei ist die Geschichte zweier Halbbrüder mit dunkler Hautfarbe nicht uninteressant. Teilweise handelt es in der DDR und der Nachwendezeit, mit Gabriel auch in den Nullerjahren in London bis in die Gegenwart. Man hätte aber wirklich mehr daraus machen können.