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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.12.2016

R-U-B-Y - ich bin ein Mädchen aus Buchstaben

Lautlose Nacht
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Bei diesem Buch passen Titel und Cover perfekt zur Geschichte, die die Leser ins eisige Alaska entführt. Yasmin und ihre zehnjährige Tochter Ruby reisen von England nach Alaska, um dort Ehemann und Vater ...

Bei diesem Buch passen Titel und Cover perfekt zur Geschichte, die die Leser ins eisige Alaska entführt. Yasmin und ihre zehnjährige Tochter Ruby reisen von England nach Alaska, um dort Ehemann und Vater Matt zu treffen, der dort seit Monaten in einem kleinen Inupiaq Dorf lebt um Tiere zu filmen. Abgeschieden von der Außenwelt, waren sie nur über sein Satellitenterminal verbunden. Der Schock ist groß, als Yasmin bei der Ankunft am Flughafen mitgeteilt wird, dass in dem Dorf ein schreckliches, alles vernichtendes Feuer ausbrach, bei dem alle Bewohner umkamen. Auch Matt. Yasmin und Ruby wollen nicht glauben dass Matt tot ist, sie machen sich auf die gefährliche Reise durch das Eis bis zum Polarkreis, viele hundert Kilometer, um Matt zu finden. Der angekündigte Schneesturm macht die Reise zu einem Wettlauf mit der Zeit.

Die Autorin erzählt die Geschichte aus Sicht von Yasmin und aus der Sicht der gehörlosen Ruby, die ich nach kurzer Zeit in mein Herz geschlossen hatte. Sie beschreibt die Charaktere sehr schön, über Yasmins Erinnerungn erfährt man viel über die Vergangenheit, über ihre Beziehung zu Matt und wie sie sich kennengelernt haben. Und wie sehr Yasmin sich wünscht, Ruby würde endlich ihre Stimme benutzen. Denn Ruby kommuniziert nur mit ihren Händen und weigert sich, zu sprechen. Sie ist sich zu unsicher, weil sie ihre eigene Stimme nicht kontrollieren kann. Ruby ist in der Schule die Außenseiterin, das Mädchen das nicht spricht, sie hat wenig Freunde, liebt es aber zu twittern. Zusammen mit ihrem Vater wollte sie einen Blog über die Erlebnisse in Alaska schreiben. Dabei ist Ruby blitzgescheit und einfach liebenswert. Auf der langen Fahrt kommen sich Mutter und Tochter wieder näher.

Ich war beim lesen total gefesselt und habe mit den beiden mitgefiebert. Rosamund Lupton schreibt bildhaft, so dass ich mir die weite Landschaft, die Einsamkeit und Stille, die tödliche Kälte und die ständige Dunkelheit sehr gut vorstellen konnte. Dazu der Spannungsaufbau, der das Buch zu einem Pageturner werden lässt. Bis hin zu einem fesselnden Showdown, als am Ende die schreckliche Wahrheit ans Licht kommt.

Fazit: Mal ein ganz anderes Leseerlebnis in eisiger Kälte, die beim lesen spürbar ist. Mit einer kleinen Protagonistin, die im Verlauf über sich selbst hinaus wächst. Wer einen Thriller abseits des Mainstreams lesen möchte ist hier gut bedient.

Veröffentlicht am 06.12.2016

spannender Politkrimi mit Schweizer Flair

Lange Schatten
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Schauplatz Bern: Der Wahlkampf um die Ständeräte ist in vollem Gange, als bei einem Anschlag auf eine Bundesrätin ihr Bodyguard sein Leben lassen muss. Wer war der Todesschütze und hat er wirklich versehentlich ...

Schauplatz Bern: Der Wahlkampf um die Ständeräte ist in vollem Gange, als bei einem Anschlag auf eine Bundesrätin ihr Bodyguard sein Leben lassen muss. Wer war der Todesschütze und hat er wirklich versehentlich den Personenschützer getroffen? Es bleibt nicht bei einem Mord. Alex Vanzetti ermittelt in den Fällen, zu lästig dass ihm die Journalistin Zoë Zwygart immer wieder dazwischen funkt. Zoë erhält Nachrichten von dem Täter und ist besser informiert als Alex Vanzetti. Wird es gelingen, den Mörder rechtzeitig zu stoppen, bevor es weitere Tote gibt? Der Druck der Öffentlichkeit ist groß...

Rolf von Siebenthal schickt in "Lange Schatten" ein interessantes und vielversprechendes Team ins Rennen.

Journalistin Zoë ist eine interessante Person, sie ist tough, mutig und und durch ihre Ausbildung bei der Militärpolizei auch fähig, sich selbst zu verteidigen. Zudem hält sie mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg, sondern sagt was sie denkt, was sie sehr sympathisch macht.

Ihre Großmutter Lucy Eicher, bei der Zoë aufgewachsen ist, war bis zu ihrem Ruhestand selbst erfolgreiche Journalistin. Von ihr hat Zoë einige Kniffe gelernt. Lucy engagiert sich im Wahlkampf für den unabhängigen Kandidaten Oliver Schenk.

Alex Vanzetti hat mir als Protagonist sehr gut gefallen, er hängt sich in seinen Fall rein, intern werden ihm jedoch Steine in den Weg gelegt. Letztlich lässt er sich auf einen Deal mit Zoë ein, um zusammen mit ihr dem Mörder auf die Spur zu kommen.


Ich habe die Max Bollag Reihe von Rolf von Siebenthal gelesen, schätze seinen Schreibstil sehr, dem er auch in diesem Krimi treu geblieben ist. Er schreibt locker, zeitgemäß und bringt lebendige Dialoge, zudem versteht er es Spannung aufzubauen. Die eingestreuten Begriffe in schweizerisch sorgen für das richtige Flair.

Man verfolgt als Leser die Ermittlungen und taucht dabei immer tiefer in die Vergangenheit ein, wo das Motiv für die Taten zu suchen ist. In wechselnden Sichtweisen begleitet man mal Zoë, Lucy oder Alex. Dadurch entsteht eine eigene Dynamik, so dass es beim lesen nie langweilig wird.

Der Fall an sich ist nicht einfach gestrickt, sondern dicht gewebt und nicht zu durchschauen. Ich fand es wahnsinnig interessant zu verfolgen, wie jede neue Information ein Puzzlestück zum großen Ganzen ist und am Ende die überraschende Auflösung ans Licht kommt.

Fazit: Fesselnder Politkrimi mit Schweizer Flair und einem interessanten sowie spannenden Plot. Ich hoffe sehr dass es einen weiteren Fall für das sympathische Team geben wird.
Verdiente 5 Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 02.12.2016

Mitreißender, dichter Krimi und eine klare Leseempfehlung!

Ihr einziges Kind
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"Ihr einziges Kind" ist der dritte Fall für Oberkommissarin Nola von Heerden, die für die Kripo Leer ermittelt und Renke Nordmann aus Martinsfehn. Die Fälle sind in sich abgeschlossen, so dass man den ...

"Ihr einziges Kind" ist der dritte Fall für Oberkommissarin Nola von Heerden, die für die Kripo Leer ermittelt und Renke Nordmann aus Martinsfehn. Die Fälle sind in sich abgeschlossen, so dass man den Krimi auch ohne Vorwissen lesen kann. Trotzdem empfehle ich die Bücher der Reihe nach zu lesen, um die Protagonisten von Anfang an kennenzulernen und sich keinen Fall entgehen zu lassen.

Martinsfehn: Cord Cassjen wird in seinem Haus ermordet aufgefunden, von seiner Frau Silvana und dem wenige Tage alten Sohn Caspar feht jede Spur. Hat Silvana, die unter einer starken Wochenbettpsychose leidet, ihren Mann erschossen und ist mit dem Kind untergetaucht? Wenige Tage zuvor mussten Renke und Nola sich auf die Suche nach Caspar begeben, denn Silvana konnte sich nicht erinnern, wo sie ihr Kind zuletzt betreut hatte. Nola hatte bei diesem Einsatz schon dass Gefühl, dass sie das Haus nicht zum letzten Mal betreten würde, leider hat sich dies bewahrheitet. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, die Angst um den kleinen Caspar ist groß, da von einer Gefährdung durch seine Mutter ausgegangen wird. Familie und Freunde werden befragt und in alle Richtungen ermittelt, die Zeit drängt.

Was für die Krimis von Barbara Wendelken typisch ist, ist die dichte Atmosphäre und der jeweils komplexe Fall, der bis zum Ende nicht zu durchschauen ist. Viele kleine Details über die Menschen, ihre Eigenheiten und die Umgebung machen die Story rund. Ihr gelingt es auch hier wieder sehr gut, dem Leser die Menschen aus Martinsfehn nahe zu bringen.

Die Figuren wirken authentisch und sind so lebhaft und detailliert beschrieben, dass man sich von jedem ein gutes Bild machen kann. Die Familie Cassjen ist eine Familie für sich, aber definitiv keine Familie, zu der man gehören möchte. Cords Mutter Margit Cassjen ist in der Vergangenheit behaftet, kam nie über den Tod ihres Mannes hinweg. Sie ist zielstrebig und übt gern ihre Macht über andere aus. Ihr Lebensgefährte Erich ist einerseits ein geachtetes Mitglied der Gemeinde, andererseits steht er unter Margits Pantoffel und lässt sich von ihr alles gefallen. Margits Nichte Tineke ist clever, führt für ihre Tante das Geschäft, kuscht aber auch vor der allmächtigen Margit. Daneben gibt es eine Vielzahl an Nebendarstellern, die allesamt genauso vielschichtig sind. Menschen, wie aus dem Leben gegriffen mit all ihren Stärken und Schwächen.

Der Fall bringt Nola und Renke wieder etwas näher, ich habe gerätselt, Theorien aufgestellt, wieder verworfen und dabei den beiden beim Ermitteln über die Schulter geschaut. Es gibt Sackgassen genauso wie überraschende Wendungen. Ich konnte beim lesen ganz tief in die Geschichte eintauchen, habe das Buch in kürzester Zeit inhaliert. Die Spannung steigert sich kontinuierlich, für zusätzliche Spannung sorgen die wechselnden unterschiedlichen Perspektiven. Das Ende hat mich betroffen gemacht und mitgenommen, dabei wirkt es in keinster Weise konstruiert. Barbara Wendelken schafft es beim Leser Emotionen zu wecken, man fiebert und leidet mit den Figuren mit.

Fazit: So geht Krimi, ich bin total begeistert. Ein komplexer, undurchschaubarer Plot, ein sympathisches und vor allem menschliches Ermittlerteam, von der ersten bis zur letzten Seite fesselnd. Ich freue mich schon auf Nolas und Renkes nächsten Fall. Eine Reihe, die man sich nicht entgehen lassen sollte, unbedingt zu empfehlen.

Veröffentlicht am 18.11.2016

Annas persönlichster Fall

Tödliche Verdächtigungen
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Im dritten Teil der Reihe um die sympathische Stuttgarter Ermittlerin Anna Benz wird es wieder spannend, denn diesmal ist Anna persönlich betroffen. Nachdem sie im letzten Band endlich ihren leiblichen ...

Im dritten Teil der Reihe um die sympathische Stuttgarter Ermittlerin Anna Benz wird es wieder spannend, denn diesmal ist Anna persönlich betroffen. Nachdem sie im letzten Band endlich ihren leiblichen Vater Roland Kirchberger kennengelernt hatte und die beiden sich langsam näher kommen, wird ihr Verhältnis in diesem Teil auf eine harte Probe gestellt.

Roland Kirchberger findet in seiner Villa die grausam zugerichtete Leiche seiner Assistentin Marilene aus der Galerie, er selbst kann sich an nichts erinnern, hat eine Gedächtnislücke. Panisch ruft er Anna mitten in der Nacht an. Am Schauplatz angekommen muss sie erst mal ihren Vater beruhigen und später ihre Anwesenheit den Kollegen von der Kripo erklären, denn von ihrem Verwandschaftsverhältnis weiß keiner. Alle anfänglichen Beweise sprechen gegen Roland, er kommt in Untersuchungshaft. Während Anna selbst an ihrem Vater, der seine Unschuld beteuert, zweifelt, ist er für ihren Kollegen Markus Hauer der wahrscheinliche Täter. Als durch Zufall ihr Verwandtschaftsverhältnis herauskommt wird Anna vom Fall suspendiert, allerdings hindert sie das nicht daran, auf eigene Faust Ermittlungen anzustellen. Dabei begibt sie sich in tödliche Gefahr...

Da es sich bei "Tödliche Verdächtigungen" um den dritten Teil einer Reihe handelt, ist es natürlich empfehlenswert, vorher die anderen beiden Bände zu lesen. Auch wenn jeder Fall in sich abgeschlossen ist und sich als Standalone lesen lässt, macht es mehr Spaß die Protagonisten von Anfang an kennenzulernen und die persönliche Entwicklung zu verfolgen. Was man besonders bei Anna merkt, die im ersten Teil teils etwas schroff rüberkommt und mit ihrer Art auch mal aneckt. Im Verlauf der Fälle wird sie ausgeglichener und noch sympathischer, was bestimmt auch damit zusammenhängt, dass sie ihren Vater inzwischen kennt. Mutig und starrköpfig war sie schon immer, auch diesmal lässt sie sich auf gefährliche Alleingänge ein. Ganz wie man Anna kennt.

Der Fall ist komplex aufgebaut und nicht zu durchschauen, ich habe lange gerätselt wo das Motiv für den Mord an Marilene liegt. Stück für Stück führt die Autorin die Leser an die Auflösung heran und steigert die Spannung dabei enorm. Überhaupt ist das Tempo hoch, da ständig etwas passiert und es neue Entwicklungen gibt, die den Fall in einem anderen Licht stehen lassen. Der Schluss gipfelt in einem nervenzerfetzenden Showdown und letztlich wird der Fall schlüssig aufgelöst.

Fazit: Silvia Stolzenburg konnte mich auch mit dem dritten Fall um Anna Benz überzeugen, ihr lockerer Schreibstil und die spannende Handlung machen den Krimi zu einem Pageturner. Für Krimifans ein Muss und unbedingt zu empfehlen. Verdiente 5 Sterne.

Ich hoffe sehr dass die Reihe fortgesetzt wird.

Veröffentlicht am 16.11.2016

spannende Thematik mit düsterer Grundstimmung

Wer Furcht sät
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„Wer Furcht sät“ ist der dritte Fall für DC Wolfe und behandelt wieder ein brisantes Thema: Selbstjustiz. In London wendet der Club der Henker Lynchjustiz an, sie vollstrecken ihr Urteil durch erhängen ...

„Wer Furcht sät“ ist der dritte Fall für DC Wolfe und behandelt wieder ein brisantes Thema: Selbstjustiz. In London wendet der Club der Henker Lynchjustiz an, sie vollstrecken ihr Urteil durch erhängen an einem Pädophilen und an einem Mann, der ein Kind tot gefahren hat. Die Tat wird zeitgleich ins Internet gesetzt und der Polizei zugespielt.

DC Wolfe und sein Team sind mit den Ermittlungen betraut und versuchen alles, um weitere Taten zu verhindern und die Täter zu fassen. Doch Ansatzpunkte gibt es so gut wie keine, selbst der Tatort gibt Rätsel auf. Was den Ermittlern bleibt, ist die Befragung des Umfeldes der Ermordeten. Doch die Befragungen scheinen alle in Sackgassen zu führen....

Ich habe alle Teile der Reihe gelesen, denke dass man den Krimi aber auch ohne Vorwissen gut lesen kann, da die Fälle in sich abgeschlossen sind. Tony Parsons konnte mich auch mit seinem dritten Fall begeistern, er steht den ersten beiden in nichts nach. Er schafft auch hier eine düstere Atmosphäre, dazu das Thema, das die Einwohner Londons polarisiert. Geschickt spielt der Autor mit seinen Lesern und bringt sie zum Nachdenken, indem er zwei Fälle bringt, bei denen die Täter mit dem sprichwörtlichen Klaps auf die Finger davon kommen bzw. der Schuldige nicht zur Rechenschaft gezogen werden kann, weil die Zeugen schweigen. Ein Leben beendet, die Zukunft eines jungen Menschen für immer zertört, die Täter auf freiem Fuß. Gerecht?

Ein Fall betrifft das Team um Max Wolfe und schockiert in seiner brutalen Gewalt. Vor allem, da der Fall wie aus dem Leben gegriffen ist und sehr real wirkt. Ist es berechtigt, Selbstjustiz zu üben, wo die Justiz versagt? Diese Frage zieht sich wie der rote Faden durch die Geschichte.

In diesem Krimi spielt das Privatleben von Max eine eher nebensächliche Rolle, davon abgesehen dass er einen alten Freund wieder trifft, der kurzzeitig bei Max und Scout einzieht. Im Fokus stehen die Fälle und Ermittlungen und die haben es in sich. Besonders gefallen haben mir hier die Schauplätze, die in den Untergrund Londons führen, Tunnelsysteme, unterirdische Flüsse und ein aufgegebener U-Bahnhof, um nur einige zu nennen. Den Fall betreffend hatte ich einen vagen Anfangsverdacht, den ich aber wieder verworfen habe. Die Auflösung hat mich überrascht, ist aber in sich stimmig.

Fazit: Tony Parsons hat sich für mich zu einem Lieblingsautor entwickelt, ich schätze seinen Schreibstil und die düstere Atmosphäre, die er in seinen Krimis schafft. Auch "Wer Furcht sät" hat es auf meine persönliche Liste der Highlights 2016 geschafft. Ein Krimi, den ich wärmsten empfehlen kann.

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