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blauer_Regen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.10.2017

Beeindruckende Stille

Stille
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"Stille - Ein Wegweiser" ist ein wunderschönes Buch von dem Abenteurer Erling Kagge und erschien im Herbst diesen Jahres.
Äußerlich fällt sogleich der schlicht weiße Umschlag auf, der sehr passend zum ...

"Stille - Ein Wegweiser" ist ein wunderschönes Buch von dem Abenteurer Erling Kagge und erschien im Herbst diesen Jahres.
Äußerlich fällt sogleich der schlicht weiße Umschlag auf, der sehr passend zum Buchinhalt gewählt wurde. Für mich überraschend war dann aber der quirlig bunte Festeinband, der einen deutlichen Kontrast zum Umschlag setzt und damit genau das Spannungfeld des Buches optisch verdeutlicht - auf der einen Seite der innere Wunsch nach Ruhe und Stille und auf der anderen Seite der ganz normale Wahnsinn des realen Lebens. Der Autor hat für sich festgestellt, das ihm dieses Chaos die Notwendigkeit aufdiktiert, ab und zu in die Stille zu flüchten. Da er von sich auf andere schließt, nimmt er uns mit auf seine Gedankenreise zur Stille und gibt Hinweise, wie wir sie finden können. Hierbei bedient er sich der Selbsterfahrungen aus seinen Abenteuerreisen, involviert die Betrachtungen von Weggefährten und die Ansätze von poetischen Vordenkern. All dies geschieht auf eine ganz leichte, ganz unaufdringliche Weise.
Das Buch überzeugt durch eine klare, einfache und doch sehr bildhafte Sprache und es hält definitiv, was der Titel verspricht: es ist ein Wegweiser für Suchende. Ich kann es all den Lesern ans Herz legen, die sich gerne auf philosophische Betrachtungen einlassen, die es lieben, zwischen den Zeilen lesen und vielleicht sogar bereit sind, einen kleinen Denkanstoß zur Auseinandersetzung mit den eigenen Lebensgewohnheiten zulassen.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und ein herzliches Dankeschön an den Inselverlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

Veröffentlicht am 09.10.2017

Interessante Betrachtung der Tiger in meiner guten Stube

Der Tiger in der guten Stube
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Das Sachbuch "Der Tiger in der guten Stube" von Abigail Tucker erschien in Deutschland im Herbst 2017. Im Wesentlichen behandelt das Buch die kulturgeschichtliche Entwicklung der heutigen Katzen und spannt ...

Das Sachbuch "Der Tiger in der guten Stube" von Abigail Tucker erschien in Deutschland im Herbst 2017. Im Wesentlichen behandelt das Buch die kulturgeschichtliche Entwicklung der heutigen Katzen und spannt dabei den Bogen von der Prähistorie über die Zeit der Pharaonen bis zur Internetpräsenz der Vierbeiner in der Gegenwart. Obwohl Frau Tucker sich selber als einen bekennenden Katzenfan outet und wohl auch das Cover mit dem Niedlichkeitsfaktor von Katzenbabies spielt, offenbart das Buch eine sehr detailierte und sachliche Betrachtungsweise des Themas. Neben Wissenschaftlern und Züchtern kommen auch Umweltschützer zu Wort. Dank dieser Bandbreite liegt dem Buch eine wissenschaftlich fundierte Sichtweise zu Grunde, die hoch interessante sowie auch kritische Fakten sichtbar macht. Die Autorin untermauert zudem all ihre Behauptungen mit Quellennachweisen, welche durch eingebaute Fußnoten leicht zu finden sind. Katzenanekdoten aus ihrem privaten Umfeld und die wirklich liebevollen Illustrationen runden dieses Buch gekonnt ab.
Für mich ein wirklich gut recherchiertes Buch (auch wenn sich viele enthaltene Statistiken auf die USA beziehen), das ein profundes Wissen liefert. Aufgrund der hohen Informationsdichte nicht immer leicht zu lesen, aber mit etwas Konzentration doch unterhaltsam. Eine klare Leseempfehlung für alle Tierinteressierten!
Dank an den Theiss-Verlag für das Renzensionsexemplar!

Veröffentlicht am 21.09.2017

Schöner Erzählstil

Slawa und seine Frauen
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Der Roman "Slawa und seine Frauen" stammt aus der Feder von Felix Stephan und erschien in diesem Sommer.
Dieses autobiagraphische Buch führt seinen Leser in die spannende Familiengeschichte der Stephans ...

Der Roman "Slawa und seine Frauen" stammt aus der Feder von Felix Stephan und erschien in diesem Sommer.
Dieses autobiagraphische Buch führt seinen Leser in die spannende Familiengeschichte der Stephans ein. Gemeinsam mit seiner Mutter und Freundin Steph macht er sich unter anderem in der Ukraien und Israel auf die Spurensuche nach seinem Großvater Slawa. Auf diesem Roadtrip lernt er seine weitverzweigte Familie und deren Freundskreis kennen, taucht aber auch ab in die Lebensgeschichte von Slawa. Mit Neugier beobachtet der Autor die Anpassungsleistung von Menschen nach dem Zusammenbruch diverser Staaten und wirft einen Blick in deren Lebenswirklichkeiten.
Hierin liegt für mich die eigentliche Faszination des Buches: da der Plot selber nicht so umfangreich ist, sind es die vielen liebevollen Darstellung des Ottonormalverbrauchers, die diesen Roman unterhaltsam werden lassen. Hinzu kommt ein unkonventioneller Sprachstil, der auch vor Selbstironie keinen Halt macht.
Von mir gibt es daher eine Leseempfehlung für Menschen, die gerne ein Stück politischer Geschichte leicht verdaulich aufbereitet in einer schönen Geschichte genießen möchten.

Veröffentlicht am 17.08.2017

Wirklich spannend geschrieben

Kein guter Ort
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"Kein guter Ort" ist ein Roman aus der Feder von Bernhard Stäber, der diesen Sommer erscheint. Der Thriller ist der 3. Teil einer Serie um die Kommissarin Kari und ihren Freund und Psychologen Arne. Zusammen ...

"Kein guter Ort" ist ein Roman aus der Feder von Bernhard Stäber, der diesen Sommer erscheint. Der Thriller ist der 3. Teil einer Serie um die Kommissarin Kari und ihren Freund und Psychologen Arne. Zusammen ermitteln sie dieses mal in Bergen und der norwegischen Provinz Telemark. Zu ihnen gesellt sich als Protagonistin Janne, die drogenabhängige Tocher von Karis Chef. Ihrer Neugier an zwei lang zurückliegenden ungeklärten Mordfällen ist es auch zu verdanken, dass Kari und Arne unfreiwillig in die Ermittlungen verwickelt werden.
Geschickt und unterhaltsam gelingt es dem Autor, uns die Lebenswege der verschiedenen Beteiligten ein Stück begleiten zu lassen. Lange bleibt ungewiss, wie diese miteinander verwoben sind. Wie von einem Thriller nicht anders zu erwarten, entwirrt sich das Knäul auch erst kurz vor Schluss. Abwechselnd nimmt man die Sichtweise der Ermittler und weiterer Personen ein. Dies erlaubt uns eine spannende Innenansicht der verschiedenen Charaktere. Trotzdem bleibt die Handlung immer schlüssig und leicht nachvollziehbar.
Neben den zahlreichen gesellschaftlichen Problematiken, die im Roman aufgegriffen werden (Drogenmissbrauch, Bürgerwehren, Flüchtlingspolitik, etc.), bietet das Buch viele interessante Hintergrundinformationen zur norwegischen Geschichte und informative Details aus dem Leben in der Provinz Telemark.
Ruhigen Gewissens kann ich diesen Thriller weiterempfehlen. Für einen Roman dieses Genres fehlte mir zwar hier und da der Nervenkitzel, auch haben mich die frühen Hinweise auf die Täterschaft etwas irritiert, aber Lesespaß ist absolut garantiert. Durch diesen Band neugierig geworden, werde ich mir sicher die beiden Vorgängerbücher anschaffen. Allerdings ist dies keine Voraussetzung, um den hier vorliegenden 3. Teil zu verstehen.

Veröffentlicht am 01.10.2019

Letzte Rettung?

Letzte Rettung: Paris
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"Letzte Rettung: Paris" ist ein Roman des US-amerikanischen Autors Patrick deWitt, liegt hier in einer Übersetzung von Andreas Reimann vor, umfasst 313 Seiten und erscheint im Sommer 2019 bei Kiepenheuer ...

"Letzte Rettung: Paris" ist ein Roman des US-amerikanischen Autors Patrick deWitt, liegt hier in einer Übersetzung von Andreas Reimann vor, umfasst 313 Seiten und erscheint im Sommer 2019 bei Kiepenheuer & Witsch.
In seinem Roman begleitet der Autor Frances und Malcom Price, ein illustres Mutter – Sohn – Duo. Sie leben in New York, gehören dort zur High Society und genießen dementsprechend ihr Leben. Als ihnen das Geld ausgeht, machen sich Mutter und der nichts ahnende Sohn samt Kater Kleiner Frank auf den Weg nach Paris. In der Zweitwohnung einer New Yorker Freundin finden sie Unterschlupf. Kurzerhand beginnen sie von hier aus die Stadt für sich zu erobern, bis ihr Aufenthalt ein jähes Ende findet.
In dieser kurzen Zeit lässt Frances ihr Leben Revue passieren, räumt mit Vorurteilen auf und entschlüsselt für Malcom einige Gegebenheit im Familienleben. Auch Malcom nutzt die Zeit, um sich über sein eigenes Leben klarzuwerden.
Lebt dieser Gegenwartsroman anfänglich von seinen illustren Darstellern, die auf reichlich unkonventionelle Weise ihr Leben führen, so verlagert sich sein Fokus im Lauf der Geschichte doch eher auf das Ausleuchten zwischenmenschlicher Beziehungen. Allerdings leidet hier der Unterhaltungswert besonders zum Ende des Romans hin. Auch die Verbindung zwischen Frances und Kleiner Frank wird gegen Ende der Erzählung immer irrwitziger und für moich zunehmend unklar.
Nichts desto trotz sind die Protagonisten auf ihre schräge Art authentisch dargestellt, die Handlung leider nicht immer schlüssig. Der Sprachstil ist dagegen unkompliziert, sehr direkt und wunderschön beschreibend.
Der Zusammenhang zwischen Titel und Buch wird im Plot schnell deutlich, wobei "Rettung" dann doch eine Interpretationsfrage bleibt. Trotzdem ein unterhaltsamer Roman für laue Herbstnachmittage auf dem Balkon.