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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.11.2019

Harmlos? Oder nicht?

Die Sekte - Es gibt kein Entkommen
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Man fragt sich ja immer wieder, warum sich Menschen einem Anführer unterwerfen und ihr eigenes Leben komplett nachdem einer Gemeinschaft ausrichten. Diese spannende Idee hat die Autorin in ihrem Buch aufgegriffen.

Es ...

Man fragt sich ja immer wieder, warum sich Menschen einem Anführer unterwerfen und ihr eigenes Leben komplett nachdem einer Gemeinschaft ausrichten. Diese spannende Idee hat die Autorin in ihrem Buch aufgegriffen.

Es beginnt auch relativ harmlos. Die Protagonistin Sofia nimmt die Chance wahr, für Via Terra, einer Bewegung, die das Leben verbessern möchte, zu arbeiten. Anfangs skeptisch, lässt sie sich doch ein - schließlich scheint es nur ein Job zu sein.

Doch schon schnell merkt der Leser, dass nicht alles mit rechten Dingen zu geht. Denn die Regeln werden immer härter und skurriler, der Kontakt zur Außenwelt immer weniger. Ich fand es super spannend, mitzuerleben, wie subtil vorgegangen wird und wie viel ein Mensch mit sich machen lässt, bevor ihm etwas komisch vorkommt oder er sich dagegen wehrt.

Immer wieder gibt es auch Rückblicke in die Vergangenheit eines Mannes, die man anfangs nicht so recht einordnen kann. Er scheint ein verstörter Junge zu sein, der einen Hass auf andere Menschen entwickelt hat und sich selbst für etwas besonderes hält. Er tut Dinge, die man sich nicht vorstellen kann. Grundsätzlich fand ich das sehr gut gemacht und gut eingebaut, allerdings ist die Auflösung, wer dahinter steckt und wie die Zusammenhänge sind, keine große Überraschung. Hier wäre ein kleiner Twist noch schön gewesen.

Grundsätzlich geht es eher langsam voran. Vor allem in der ersten Hälfte des Buches passiert nicht so viel. Man wird Schritt für Schritt in die Lebensweise der Gemeinschaft von Via Terra eingeführt und es bekommt so mit, wie aus der lockeren Ansammlung von Menschen, die gesund leben wollen, eine Sekte wird, die man nicht mehr so leicht verlassen kann und die das eigene Leben kontrolliert.

Der eher langsame Einstieg hat mir aber hier überhaupt nichts ausgemacht, denn so wirkt es authentisch und irgendwie erschreckend real. Teilweise hat sich mir wirklich der Magen umgedreht, obwohl es nicht wirklich brutal ist. Es geht vor allem auf die Psyche, auch beim Lesen...

Mir hat das Buch richtig gut gefallen, ich habe es kaum aus der Hand legen können und ich freue mich schon richtig darauf, wie es weitergeht. Denn das Ende ist sehr offen. Von mir gibt es 5 Sterne.

Veröffentlicht am 19.11.2019

Eingeschneit...

Der zehnte Gast
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Der Plot ist jetzt nicht unbedingt etwas Neues: Gäste eines Hotels sind eingeschneit, der Kontakt zur Außenwelt ist abgeschnitten. Plötzlich gibt es eine Tote - Mord oder Unfall? Das ist zunächst unklar.

Aber ...

Der Plot ist jetzt nicht unbedingt etwas Neues: Gäste eines Hotels sind eingeschneit, der Kontakt zur Außenwelt ist abgeschnitten. Plötzlich gibt es eine Tote - Mord oder Unfall? Das ist zunächst unklar.

Aber auch wenn hier das Rad nicht neu erfunden wird, hat mich gerade das angesprochen, denn ich war auf die Umsetzung gespannt. Vor allem der sehr lebendige Schreibstil der Autorin hat mir in ihren vorherigen Büchern gut gefallen und er wurde auch im "Zehnten Gast" sehr gut umgesetzt. Man hatte jederzeit das Gefühl, hautnah dabei zu sein und die Personen zu kennen - oder auch nicht.

Am Anfang hat mich die Personenanzahl etwas erschlagen, auch wenn diese nach und nach eingeführt werden. Sie haben alle ihre Eigenheiten, sodass man schnell lernt, sie auseinanderzuhalten. Erzählt wird die Geschichte durchgehend in der dritten Person, allerdings wechselt die Perspektive auch innerhalb der Kapitel. Man bekommt also alle Gedankengänge super mit und weiß auch, was die jeweiligen Personen voneinander halten.

Die Autorin bietet dem Leser auch Raum, bei der Suche nach dem potentiellen Mörder mitzufiebern. Das hat mich während des Lesens sehr bei der Stange gehalten, meine Vermutungen sind aber immer hin- und hergesprungen. Es gibt immer wieder Hinweise, aber so richtig greifbar ist der Täter nicht. Das hält die Spannung permanent hoch und man will - nein, muss - immer weiterlesen.

Die erzählte Zeit ist recht kurz, denn es geht nur um ein Wochenende. Trotzdem hat man das Gefühl, dass sich, zumindest für die betroffenen Personen, die Tage und Nächste endlos hinziehen. Das bewerte ich absolut positiv, denn Shari Lapena hat hier auf wenig Raum viel Handlung gepackt.

Insgesamt war ich wirklich begeistert, denn das Ende konnte mich nochmal richtig überraschen. Die Auflösung war schlüssig und absolut nicht zu erwarten.

Von mir gibt es daher volle 5 Punkte! Hoffentlich gibt es bald wieder etwas Neues von der Autorin.

Veröffentlicht am 04.10.2019

Tödliches Frankfurt

Blinde Rache
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Endlich mal ein Thriller, bei dem ich die Umgebung kenne - denn Frankfurt ist meine Wahlheimat. Allerdings steht die Stadt nicht im Mittelpunkt, was mich aber nicht weiter gestört hat. Viel einprägsamer ...

Endlich mal ein Thriller, bei dem ich die Umgebung kenne - denn Frankfurt ist meine Wahlheimat. Allerdings steht die Stadt nicht im Mittelpunkt, was mich aber nicht weiter gestört hat. Viel einprägsamer ist dabei die Ermittlerin Mara Billinsky.

Sie hat mich wirklich beeindruckt. Denn wirklich willkommen ist sie in Frankfurt nicht. Sie scheint einfach nicht hineinzupassen, da sie sich ganz schwarz kleidet und auch eine eigenwillige Art zu ermitteln hat. Dadurch wird sie erstmal aufs Abstellgleis geschoben, wovon sie sich aber nicht aufhalten lässt. Vor allem nicht, als ein grausamer Mord dem nächsten folgt. Als Leser muss man sie einfach mögen und meiner Meinung nach macht ihre Figur auch den Reiz der Serie aus, weil man mal keinen abgebrochenen, alkoholkranken Ermittler hat, sondern eine taffe, junge Frau.

Aber auch darüber hinaus hat mir die Geschichte sehr gut gefallen. Allerdings braucht man starke Nerven, denn die Handlung ist ziemlich brutal, die Morde werden auch dementsprechend beschrieben. In letzter Zeit habe ich wenig blutige Thriller gelesen, deswegen hat das Buch bei mir wirklich Gänsehaut verursacht.

Spannung ist auf jeden Fall gegeben. Es geht Schlag auf Schlag, es gibt unerwartete Wendungen und der Autor lässt einem sehr viel Raum, um mitzurätseln - auch wenn man als Leser lange im Dunkeln tappt.

Auch der Schluss lässt nichts zu wünschen übrig: Alles wird aufgeklärt, ist in sich schlüssig und lässt keine Fragen offen. Besonders genossen habe ich, dass es kein kitschiges Ende war, man aber auch das Gefühl bekommt, dass es mit Mara weitergeht. Und ich wollte auch direkt weiterlesen.

Von mir gibt es deswegen 5 Sterne - und ich freue mich auf die weiteren Teile der Reihe.

Veröffentlicht am 04.10.2019

Wellness extrem

Neun Fremde
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Die Autorin ist zwar bekannt, aber ich habe noch kein Buch von ihr gelesen. Umso gespannter war ich, ob sie mich mit "Neun Freunde" überzeugen kann.
Das Buch ist sehr fließend geschrieben. Nach und nach ...

Die Autorin ist zwar bekannt, aber ich habe noch kein Buch von ihr gelesen. Umso gespannter war ich, ob sie mich mit "Neun Freunde" überzeugen kann.
Das Buch ist sehr fließend geschrieben. Nach und nach lernt man die neuen "Fremden" kennen, die sich in einem Wellness Resort einfinden - alle mit ganz unterschiedlichen Zielen. Die einzelnen Kapitel werden dabei aus der jeweiligen Perspektive erzählt, was es einem ermöglicht, die einzelnen Personen, ihre Vorgeschichte und Schicksale, genauer kennenzulernen. Die Autorin hat es hier geschafft, jedem seine unverwechselbaren Eigenheiten zu verpassen, sodass man nicht durcheinander kommt und sie einem während des Lesens gut im Gedächtnis bleiben.
Anfangs ist die Handlung eher ruhig. Man lernt wie gesagt die Personen kennen, aber auch die Chefin des Resorts und die Angestellten. Anfangs scheint noch alles normal zu sein. Hier ist es nicht unbedingt spannend, sondern es geht mehr um die Hintergründe, die aber auch sehr interessant sind.
Dann wird es, wie der Klappentext andeutet, etwas dubios. Beim Lesen habe ich mehrmals die Stirn gerunzelt, denn es war teilweise richtig absurd. Aber trotzdem hat sich alles insgesamt gut eingefügt, sodass es nicht übertrieben war. Es kam auch Spannung auf, auch wenn es sich um einen Roman handelt und nicht etwa um einen Thriller. Das spannende hier sind mehr die menschlichen Abgründe, von denen man eigentlich gar nichts erfahren möchte.
Gut gelöst ist auch der Schluss, denn auch wenn der eigentliche Wellness-Aufenthalt beendet ist, gibt die Autorin einen Ausblick, wie es weitergeht. Das ist eine schöne und gelungene Abrundung.
Die Geschichte ist definitiv etwas, was ich so noch nicht gelesen habe. Da ich das Buch aber an einem faulen Wochenende an einem Tag durchgelesen habe, kann ich nicht anders und vergebe 5 Sterne!

Veröffentlicht am 27.08.2019

Diese Aisling...

OMG, diese Aisling!
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Ich habe noch nie ein Buch gelesen, mit dessen Protagonistin ich mich mehr identifizieren konnte als mit Aisling. Von der ersten Seite an hat sie mir aus der Seele gesprochen - und dabei ist der Micra, ...

Ich habe noch nie ein Buch gelesen, mit dessen Protagonistin ich mich mehr identifizieren konnte als mit Aisling. Von der ersten Seite an hat sie mir aus der Seele gesprochen - und dabei ist der Micra, den wir beide fahren, noch die kleinste Gemeinsamkeit. Die anderen sind mir fast etwas peinlich, aber wer die ersten Seiten liest, wird wissen, was ich meine...

Dabei muss ich gestehen, dass ich mich anfangs erst an den Schreibstil gewöhnen musste. Er ist ziemlich locker, hat auch manchmal sehr verschachtelte Sätze, so als würde man der Protagonistin direkt in den Kopf schauen und der ein oder andere Gedankensprung ist auch dabei. Man muss sich darauf konzentrieren, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen, muss aber aufpassen, dass man keine witzige Anekdote verpasst.

Und davon gibt es einige, denn das Dorf, aus dem Aisling stammt, hat so einige Originale zu bieten. Ich hatte es die ganze Zeit bildlich vor mir, auch wenn ich noch nie in Irland war. Witzig fand ich auch, wie man die Protagonistin indirekt als Sparfuchs entlarven kann - und das in jeder Situation.

Das besondere an diesem Buch ist allerdings, dass es nicht so oberflächlich ist, wie man anfangs meint. Eher im Gegenteil: Je länger man liest und in Aislings Welt abtaucht, desto ernster werden die Themen, sei es unverzeihliche Fehler im Beruf, ungewollte Schwangerschaften und Krankheiten in der Familie. Hier habe ich mitgelitten, mitgehofft und auf einen positiven Ausgang gewartet. Aber das Buch ist so wie das Leben: Manchmal unfair und nicht immer mit einem Happy End. Das hat die Geschichte sehr authentisch und glaubwürdig gemacht.

Nichtsdestotrotz gibt es genug Gelegenheiten zum Schmunzeln. Und natürlich wird auch gefeiert, geliebt und gelacht. Das wahre Leben eben.

Der Roman ist mal etwas anderes und konnte mich so fesseln, dass ich ihn an einem Tag ausgelesen habe. Aisling ist wunderbar - gerne würde ich ihr einmal im echten Leben begegnen. Wer sich auf einen ungewöhnlichen Schreibstil einlassen kann, sollte das Buch in die Hand nehmen. Inhaltlich wird man auf keinen Fall enttäuscht. Von mir gibt es 5 Sterne!