Cover-Bild Die Schwestern vom Ku'damm: Jahre des Aufbaus
Band 1 der Reihe "Die 50er-Jahre-Reihe"
(57)
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: ROWOHLT Wunderlich
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Generationenroman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 432
  • Ersterscheinung: 23.10.2018
  • ISBN: 9783805203371
Brigitte Riebe

Die Schwestern vom Ku'damm: Jahre des Aufbaus

Wirtschaftswunder, Kaufrausch, Träume in Pastell - drei Schwestern und ein Kaufhaus am Ku'damm.
Der Auftakt der großen 50er-Jahre-Trilogie von Bestseller-Autorin Brigitte Riebe.

Berlin im Mai 1945: Es ist die Stunde Null, die Stadt liegt ebenso in Trümmern wie die Seelen der Menschen. Auch das Kaufhaus Thalheim am Ku'damm ist zerstört. Fassungslos stehen die drei Schwestern Rike, Silvie und Florentine vor der Ruine des einst so stolzen Familienunternehmens. Doch Rike, die Älteste, hat einen Traum: Sie will das Kaufhaus wieder aufbauen und mit raffinierten Stoffen und neuesten Modekreationen Farbe in das triste Nachkriegsberlin bringen. Nach der Währungsreform scheint es tatsächlich aufwärts zu gehen, die Menschen hungern nach Konsum und schönen Dingen. Doch die neuen Zeiten bringen neue Probleme. Als ein dunkles Geheimnis zutage tritt, das ein unrühmliches Licht auf das Kaufhaus und seine Geschichte wirft, müssen die Schwestern erkennen, dass die Vergangenheit noch immer lebendig ist…

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.11.2018

Ein Modeimperium am Rande des Ruins- Einstiegsband in eine packend erzählte, süffige und unterhaltsame Familiensaga

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Berlin 1932:

Eigentlich ist es ein Tag zum Feiern. Die neue Glaskuppel im Modehaus Thalheim & Weisgerber, wird eingeweiht, doch die Familie die sich zu diesem Anlass versammelt hat, ist in ihrer Meinung ...

Berlin 1932:

Eigentlich ist es ein Tag zum Feiern. Die neue Glaskuppel im Modehaus Thalheim & Weisgerber, wird eingeweiht, doch die Familie die sich zu diesem Anlass versammelt hat, ist in ihrer Meinung darüber gespalten. Während sich Familienoberhaupt Friedrich im allgemeinen Lob seiner Mitmenschen, ob der imposanten neuen Optik seines Geschäfts, sonnt, fürchten dessen Bruder Carl und Friedrichs Frau, dass sich der Firmenbesitzer zu hoch verschuldet hat. Noch dazu in solch schwierigen politischen Zeiten. Friedrich und sein jüdischer Partner Markus Weisgerber, glauben sich jedoch in Sicherheit…

Berlin 1945:

Der Krieg ist verloren, die Stadt liegt in Schutt und Asche und wird von den vier Besatzungsmächten kontrolliert. Die Schwestern Rike, Silvie, Flo und Flos Mutter Claire, haben das Notdürftigste gepackt und halten sich in ihrer ehemaligen Villa verborgen. Doch dann besetzen russische Soldaten das Haus und es gelingt den Frauen nur dank Rikes beherztem Eingreifen und einer weiblichen, russischen Kommandantin, diese gefährliche Situation unbeschadet zu überstehen. Wertvollen Schmuck von Rikes verstorbener Mutter, sowie antike Leuchter und andere Wertgegenstände, müssen sie, gut vergraben auf dem Grundstück zurücklassen. Aber Rike ist dennoch guten Mutes, hat sie doch, zusammen mit ihrem Vater Friedrich noch ein Ass im Ärmel.

Die Frauen finden ein neues Zuhause, in der Wohnung der Großmutter und richten sich, in sehr beengten Verhältnissen, ein. Die willensstarke und vernünftige Rike, wird in der Abwesenheit ihres Vaters, unverzichtbar für ihre Schwestern und Stiefmutter. Sie ist es auch, die sich mit Claire und Silvie zusammen, schnell wieder an die Arbeit macht. Zunächst als Trümmerfrauen, um nicht verhungern zu müssen. Als sie aber wenig später auf die Jüdin Miri treffen, deren Mutter einst als Schneiderin bei Thalheim tätig war, nehmen sie ihre Freundin nicht nur in ihrem Haushalt auf, sondern engagieren sie zudem als Näherin, für die restlichen Ballen Stoffe, die Friedrich und Rike in den Kriegswirren vorsorglich versteckt hatten. Als auch Friedrich zurückkehrt, den sie schon tot geglaubt hatten, scheint es mit dem Glück der Thalheims wieder aufwärts zu gehen. Sie planen bald die erste Modenschau, vor den Trümmern ihres alten Geschäfts. Doch ist es nicht ein zu großes und zu frühes Wagnis, wieder modische Kleidung an die Frau bringen zu wollen?

Ich liebe historische Romane und historische Krimis. Daher stieß ich bereits vor einigen Jahren auf die Autorin Brigitte Riebe und ihre Bücher. Besonders „Die geheime Braut“, hatte es mir angetan. Als ich nun erfuhr, dass die Autorin eine neue Trilogie „am Start“ hat, die die Geschichte dreier Schwestern in der Nachkriegszeit erzählt, wurde ich schnell neugierig und erhoffte mir etwas Ähnliches wie beispielsweise Charlotte Links „Sturmzeit“ Reihe.

Rike, Silvie und Flo sind Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während Rike die vernünftige, kluge ältere Schwester verkörpert, die für ihre Familie und die Firma jedes noch so große Opfer bringen würde, ist Silvie unstet und wechselt dazu sehr häufig ihre Männer. Da sie sehr attraktiv ist, laufen ihr die Herren der Schöpfung in Scharen die Türen ein und das nutzt sie oft weidlich aus, um Vorteile für sich und ihre Lieben herausschlagen zu können. Sie ist schnell eingeschnappt, hasst Kritik und benimmt sich sehr oft zickig, doch hat sie dennoch ein gutes Herz.
Flo, die Jüngste, ist dagegen sehr in sich gekehrt, liebt es zu Zeichnen und vergöttert ihre älteren Stiefschwestern und ihren kleinen Hund Taps. Sie ist, in diesem ersten Teil noch eher eine Randerscheinung, bekommt aber im dritten Teil „Tage der Hoffnung“, der im Jahre 2020 erscheinen soll, ihre eigene Geschichte.
Claire, die Stiefmutter von Rike und Silvie, ist ebenfalls eine sehr sympathische Frau, die die beiden Frauen, nach dem Tode ihrer Mutter, sehr ins Herz geschlossen haben.

Während Silvie und Flo ihren Vater, Friedrich abgöttisch lieben und verehren, herrschen in Rikes Gefühlswelt, Unsicherheit und Zweifel vor. Zwar spricht der Vater von ihr stets als „seine Große“, doch fühlt sie sich von ihm oft nicht ausreichend ernst genommen. Sie glaubt, dass er ihren Bruder bevorzugt und in ihr nur eine „Frau“ sieht, die zwar Talent hat für das Modegeschäft, doch sich im Zweifel stets für ihren Bruder, als Nachfolger entscheiden würde.
Doch Oskar, Silvies Zwilling, gilt seit dem Krieg als vermisst.

Ich mochte Brigitte Riebes Einstiegsband „Jahre des Aufbaus“ sehr, der die Jahre 1933-1951 umfasst. Beginnend mit der Hochzeit des Kaufhauses, der schnell Zerstörung und Neuaufbau folgen. Es ist aber nicht nur eine Familiensaga. Die Autorin hat sehr viele historische Ereignisse einfließen lassen, die sich seinerzeit zugetragen haben und für reichlich historisches Flair gesorgt, in dem sie auf sehr bildhafte und authentische Art und Weise den Nachkriegsalltag schildert. Aber auch allgemeine Meinungen und Stimmungen der Menschen damals, finden Platz und komplettieren diesen interessanten und unterhaltsamen historischen Roman. Zudem wirken die Dialoge der Romanfiguren zeitgemäß, lebendig und natürlich.

Im Zentrum steht nun zunächst Rike, eine vielschichtige junge Frau, die sich in einer Männerwelt behaupten möchte und der das Glück sehr hold ist. Genau dieses Glück, einige Zufälle und günstige Wendungen zuviel waren es dann auch, die für einen Minipunktabzug bei meiner Bewertung gesorgt haben, da diese ein wenig unglaubwürdig wirkten.
Abgesehen davon habe ich mich aber bestens unterhalten gefühlt, von diesem tollen Roman, ich fand vor allem die erste Hälfte des Romans wahnsinnig packend erzählt und habe regelrecht mit den Frauen mitgefiebert, die einige gefährliche Situationen überstehen mussten.

Man findet eine kleine Liebesgeschichte in dieser Geschichte vor. Doch diese ist eher klein gehalten; stattdessen liegt der Familienzusammenhalt und Firmenwerdegang der Thalheims im Fokus dieses Romans. Eine kleine Warnung möchte ich jedoch an Leser aussprechen, die neue Bücher am Abend beginnen zu lesen. Dieser fatale Fehler hat mich eine schlaflose Nacht gekostet, weil ich einfach nicht aufhören konnte zu lesen. Und da der Roman mit einem ordentlichen Cliffhanger endete, bin ich nun schon gespannt, wie der sprichwörtliche Flitzebogen auf den Nachfolgeband „Wunderbare Zeiten“, der im Oktober 2019 erscheinen soll.

Kurz gefasst: Ein Modeimperium am Rande des Ruins- Einstiegsband in eine packend erzählte, süffige und unterhaltsame Familiensaga.

Die Trilogie:

1. Teil: Jahre des Aufbaus
2. Teil: Wunderbare Zeiten (07/19)
3. Teil: Tage der Hoffnung ( 2020)

Veröffentlicht am 04.11.2018

Gut recherchierter historischer Roman mit tollen Charakteren

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„Die Schwestern vom Ku`damm“ Jahre des Aufbaus“ ist der erste Band der 50-er Jahre Trilogie von der Historikerin und Autorin Brigitte Riebe.

Nachdem 1932 das luxuriöse Modehaus Thalheim und Weisgerber ...

„Die Schwestern vom Ku`damm“ Jahre des Aufbaus“ ist der erste Band der 50-er Jahre Trilogie von der Historikerin und Autorin Brigitte Riebe.

Nachdem 1932 das luxuriöse Modehaus Thalheim und Weisgerber eröffnet wurde, ist nach dem zweiten Weltkrieg nichts mehr davon übrig, da es durch einen Bombenangriff zerstört wurde. Rike, die älteste der drei Thalheim Schwestern, hat schon immer davon geträumt, das Kaufhaus zuführen und beginnt entschlossen und tatkräftig mit dem Wiederaufbau. Während sich ihr Vater in russischer Gefangenschaft befindet, wird ihr Bruder Oskar vermisst und ihre Mutter ist ums Leben gekommen. An ihrer Seite sind ihre beiden Schwestern Silvie und Florence, ihre Stiefmutter Claire und Miri, deren Mutter eine Schneiderei geleitet hat. Mit viel Enthusiasmus, Kreativität und Optimismus beginnen die Frauen den Schicksalsschlägen zu trotzen.

Der Schreibstil von Brigitte Riebe ist fesselnd, lebendig und lässt sich leicht und flüssig lesen. Ihre sehr unterschiedlichen Charaktere werden authentisch und glaubhaft beschrieben, man fühlt, hofft, bangt und leidet mit ihnen. Rike ist eine starke Persönlichkeit, die sehr pflichtbewusst ist und sich immer für ihre Familie und andere einsetzt. Ihre Schwester Silvie ist ganz anders und lebt viel unbeschwerter. Ihr Vater ist sehr konservativ und sein Verhalten typisch für die Zeit. Auch die übrigen Charaktere werden facettenreich und interessant beschrieben.

Durch die Beschreibungen hatte ich Bilder vor Augen, konnte die Not und die Kälte in dieser Zeit spüren. Zahlreiche historische Details vermitteln auf äußerst unterhaltsame Weise viele wissenswerte Fakten. Die Kombination aus Fiktion und Geschichtlichem ist gut gelungen und man merkt, dass die Autorin ausgesprochen gut recherchiert hat.

Am Ende des Buches findet man eine Zeittafel, die ich als sehr hilfreich empfunden habe und die eine gute Übersicht über die historischen Ereignisse bietet.

Für mich war das Buch ein großartiger historischer Roman, den ich sehr gerne gelesen habe. Ich bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung, um mehr über die Thalheim Schwestern zu erfahren und kann das Buch nur empfehlen.

Veröffentlicht am 31.10.2018

Zeitgeschichte wird lebendig

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Bewertung: 4 1/2 Sterne

Berlin 1945. Der Zweite Weltkrieg ist offiziell vorbei, doch die Menschen leiden noch sehr an den Nachwirkungen. Hunger und Elend sind weitverbreitet und die Stadt ist von den ...

Bewertung: 4 1/2 Sterne

Berlin 1945. Der Zweite Weltkrieg ist offiziell vorbei, doch die Menschen leiden noch sehr an den Nachwirkungen. Hunger und Elend sind weitverbreitet und die Stadt ist von den Siegermächten besetzt. Familie Thalheim, einst Besitzer eines der größten Kaufhäuser Berlins, muss ihre Villa ebenfalls räumen, die von den Russen beschlagnahmt wurde. Begründer des Kaufhauses, Friedrich Thalheim, ist in russischer Gefangenschaft, Sohn Oskar im Krieg verschollen. Seine erste Frau Alma starb bereits 1932 bei einem Autounfall. Claire, seine zweite Frau und die gemeinsame Tochter Florentine, leben mit den älteren Töchtern Rike und Sylvie in der ehemaligen Wohnung der Großmutter in Charlottenburg.
Ulrike, genannt Rike, die Älteste der Thalheim-Schwestern, um die sich der erste Band der Trilogie dreht, träumt davon das Kaufhaus wieder aufzubauen und den Frauen nach den Entbehrungen neue modische Kleidung anzubieten. Doch noch haben die Menschen kein Geld für "Luxusartikel" und Stoffe sind ebenso schwer zu bekommen, wie Strickwaren. Trotzdem hungern die Berlinerinnen nach all den Entbehrungen des krieges ebenso nach den schönen Dingen des Lebens. Mit Hilfe von Miriam, einer Jüdin, die als U-Boot den Krieg überlebt hat, beginnt Rike in der verwahrlosten Wohnung ihrer Großmutter zu nähen und neue Modelle zu entwerfen. Als Friedrich Thalheim aus der Gefangenschaft entlassen wird, steht Rike vor einem weiteren Problem, denn ihr Vater nimmt sie geschäftlich nicht ernst. Er ist ein Mann der alten Schule, ein Patriarch, der sowohl seinen politischen Ansichten treu bleibt, als auch seinem Denken Frauen gegenüber. Doch dies bleibt nicht die einzige Hürde für Rike, denn ein Brief aus der Schweiz und das Tagebuch ihrer Mutter sorgen für weitere Verwicklungen in ihrem Leben.

Rikes lebenshungrige Schwester Sylvie ist ihr beim Wiederaufbau anfangs keine große Hilfe, denn diese hat nur Männer und Musik im Sinn. Mit ihrer rauchigen Stimme verdreht sie nicht nur den Soldaten den Kopf, sondern setzt ihre Attraktivität ebenso am Schwarzmarkt ein.
Die Jüngste, Halbschwester Florentine, steckt mitten in der Pubertät und hat jede Menge Unsinn im Kopf. Dabei ist sie aber auch ein Freigeist und liebt das Zeichnen und Malen.
Die verschiedenen Charaktere sind großartig ausgearbeitet und stimmig. Ich hatte jeden Einzelnen von ihnen vor Augen.

Brigitte Riebe gelingt es wieder großartig, die damalige Zeit einzufangen und fesselt mit ihrem ausdrucksstarken Schreibstil. Sie bringt wichtige Themen der Nachkriegszeit, wie die Berlin-Blockade, die Währungsreform, das Leben der Trümmerfrauen und die verschiedenen Besatzungszonen, die Berlin immer mehr in Ost- und West teilt, in ihre Geschichte rund um die Thalheims ein und verpackt es zu einem großen Ganzen. Die Autorin hat die Zeit des Wiederaufbaus hervorragend recherchiert und bringt sie dem Leser anschaulich nahe. Man fiebert mit den Charakteren mit und erlebt die Nöte der Einwohner der in vier Zonen geteilten Stadt Berlin. Brigitte Riebe hat die Gabe diese Zeit wirklich fesselnd und authentisch zu erzählen und versteht es den Leser damit in den Bann zu ziehen.

Einzig Rikes Liebesgeschichte konnte mich nicht zu 100% überzeugen. Hier fehlte mir einfach das gewisse Etwas. Dies ist jedoch nur ein kleiner Kritikpunkt am Roman, der mich sonst wirklich fesseln konnte.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Brigitte Riebe ist ausdrucksstark, flüssig und atmosphärisch. Man taucht von der ersten Seite an sofort in ihre Geschichten ein und erst nach dem letzten Satz wieder auf. Sehr anschaulich schildert sie die politischen Geschehnisse der Nachkriegszeit.
Am Ende des Buches gibt es eine detaillierte Zeittafel des berlins von 1945 bis 1951.

Fazit:
Ein toller Auftakt einer Trilogie, die die schwere Zeit nach dem Krieg und den Wiederaufbau schildert. Verwoben mir einer Familiengeschichte rund um die Thalheim Schwestern wird hier Zeitgeschichte lebendig. Ich freu mich schon auf den nächsten Band.

Veröffentlicht am 24.10.2018

Lebendige Familiengeschichte und spannendes zeitgeschichtliches Porträt über drei unterschiedliche Frauen

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Es ist das Ende des Zweiten Weltkrieges und die Menschen im von Alliierten besetzten Deutschland stehen vor dem Nichts. Die Stadt Berlin liegt in Trümmern und auch das Kaufhaus Thalheim ist seit einem ...

Es ist das Ende des Zweiten Weltkrieges und die Menschen im von Alliierten besetzten Deutschland stehen vor dem Nichts. Die Stadt Berlin liegt in Trümmern und auch das Kaufhaus Thalheim ist seit einem Bombenangriff 1943 zerstört. Die Schwestern Ulrike, Silvie und Florentine Thalheim wagen einen Neuanfang, während ihr Vater Friedrich Thalheim noch inhaftiert und Bruder Oskar verschollen ist. Die Schwestern beginnen pragmatisch als Trümmerfrauen, um nicht zu hungern, besinnen sch aber schon bald auf ihre Wurzeln, die Modebranche.

Freundin Miriam hat den Nationalsozialismus als Jüdin wie durch ein Wunder überlebt und erschafft an der Singer-Nähmaschine aus Uniformen, Flaggen, Stoffresten und Lumpen erste Bekleidungsstücke, die durch eine Modenschau am Ku'damm vor dem zerstörten Kaufhaus von den Schwestern inszeniert werden.
Mit den Ersparnissen des Vaters und Stoffen, die in Potsdam versteckt werden konnten, eröffnen die Thalheims ein kleines Geschäft im Berliner Westen. Die älteste Rike ist die Geschäftsfrau, die mit Zahlen umgehen kann, sich aber immer wieder dem Patriarchen gegenüber beweisen muss, der die Absicht gehabt hatte, das Familienunternehmen seinem Sohn Oskar zu übergeben. Silvie ist wankelmütig, hat wechselnde Beziehungen zu Männern und ist dabei erfolgreiche Feilscherin auf dem Schwarzmarkt. Die jüngste Flori engagiert sich im Rahmen der Entnazifizierung und steht dabei ihrem Vater ablehnend gegenüber, dem sie seine frühere Mitgliedschaft in der NSDAP zum Vorwurf macht.

Während Rike sich nach Liebe und einer eigenen Familie sehnt, wird sie mit einem Geheimnis konfrontiert, durch das die Familie auseinanderzubrechen droht.

"Die Schwestern vom Ku'damm: Jahre des Aufbaus" ist der erste Teil der 50er-Jahre-Trilogie der Historikerin Brigitte Riebe und erzählt die ersten Jahre der Thalheim-Schwestern nach dem Zweiten Weltkrieg, 1945 bis 1951.
Im Fokus darin steht die älteste Tochter Ulrike, die vor der Freilassung des Vaters zum Familienoberhaupt wird und Verantwortung übernehmen muss. Sie engagiert sich für den Wiederaufbau des Familienunternehmens, während Silvie nach dem Lustprinzip lebt.

Der Roman macht Geschichte lebendig und erzählt sehr anschaulich und atmosphärisch dicht die ersten Jahre in Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg. Die fiktionale Geschichte um die Schwestern Thalheim wird in historische Fakten und die politischen Ereignisse im besetzten Deutschland eingebettet. Die charismatischen Schwestern und ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten sind glaubwürdig dargestellt. Die Gefühle von Rike, die als Älteste die Rolle der Vernünftigen übernimmt, aber auch die ihrer jüngeren Schwester Silvie, für die Liebe und Leidenschaft vordergründig sind, sowie von Nesthäkchen Flori, die sich mit den Jahren als Rebellin entpuppt, sind durch den empathischen Schreibstil nachvollziehbar für den Leser.

Rikes Sehnsucht nach Liebe, ihre Verantwortung für das Familienunternehmen und das Familiengeheimnis, das sie belastet, sind spannende Gegensätze, mit denen die 26-Jährige alleine zu kämpfen hat und sich dabei nur Freundin Miri anvertrauen kann.

"Jahre des Aufbaus" ist der Beginn einer lebendigen Familiengeschichte, ein spannendes zeitgeschichtliches Porträt über drei unterschiedliche Frauen, die nach dem Ende des Krieges und in den folgenden Jahren des Wiederaufbaus, Entnazifizierung, der schwierigen Situation Berlins durch die quälende Blockade durch die Sowjets und dem sich in Westdeutschland abzeichnenden Wirtschaftswunder ihren Weg finden müssen.

Der Roman macht neugierig auf die beiden folgenden Bände, wie es privat mit den Thalheim-Töchtern, aber auch wirtschaftlich mit dem Kaufhaus am Ku'damm, das 1950 als reines Modekaufhaus für Frauen wieder eröffnet wird, weitergeht.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Auftakt der Reihe um die Schwestern vom Ku'damm

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Kurz zum Inhalt:
Berlin, 1945. Das Kaufhaus Thalheim am Ku'damm liegt in Trümmern. Die Familie, allen voran Familienvater Fritz, seine neue Frau Claire, und die Töchter Ulrike, Silvie und Florentine sind ...

Kurz zum Inhalt:
Berlin, 1945. Das Kaufhaus Thalheim am Ku'damm liegt in Trümmern. Die Familie, allen voran Familienvater Fritz, seine neue Frau Claire, und die Töchter Ulrike, Silvie und Florentine sind fassungslos. Und Sohn Oskar ist immer noch nicht aus dem Krieg zurückgekehrt.
Rike, die Älteste, will das Kaufhaus um jeden Preis wieder aufbauen, doch es ist ein beschwerlicher Weg. Und bevor das Kaufhaus an alter Stelle im neuen Glanz erstrahlen kann, muss erstmals in einem anderen Gebäude ein Ausweichquartier eingerichtet werden.
Rike ist eine gewiefte Geschäftsfrau und lässt sich mit neuen bunten Stoffen und einer Modenschau auf den Trümmern der Stadt neue Ideen zur Geschäftsbelebung einfallen.
Doch der Weg ist beschwerlich, und der Erfolg nicht immer so wie erhofft, und als Rike dann auch noch ein Familiengeheimnis erfährt, scheint nichts mehr so wie früher...


Meine Meinung:
"Jahre des Aufbaus" ist der erste Teil der Trilogie um die Thalheim-Schwestern. In diesem Teil steht Rike, die Älteste, im Fokus.
Die Familiengeschichte ist unheimlich spannend zu verfolgen, und es passiert immer etwas Neues.
Gespickt ist das ganze mit historischen Details, zB die Trümmerfrauen, die Besatzungszonen, die neue Währung und die Gründung der DDR. Historische Details sind geschickt ins Geschehen verwoben, die detaillierte Beschreibung des damaligen Berlins und des beschwerlichen Lebens der Menschen in der Nachkriegszeit ließen das Gefühl entstehen, mitten dabei zu sein.

Im Prolog erfährt man über das Kaufhaus Thalheim im Jahr 1932, als es noch ein florierender Betrieb war. Fritz betrieb das Kaufhaus mit seinem Partner Markus Weißgerber, einem Juden. Dieser konnte Deutschland später noch rechtzeitig verlassen.
Die eigentliche Geschichte spielt in den Jahren 1945 bis 1951.
Die Schreibweise ist angenehm zu lesen, mit viel direkter Rede. Man fiebert mit den Figuren mit, über ihr Schicksal, und hofft, dass sie alle Probleme gut lösen können. Man leidet mit Rike, hat mit ihr Liebeskummer, und freut sich über jeden positiven Fortschritt.
Gut fand ich, obwohl Rike im Mittelpunkt steht, dass man immer über alle Familienmitglieder, auch über Onkel Carl und die Cousins gelesen hat, so dass der Fokus nicht zu sehr auf Rike liegt.
Die drei Schwestern sind komplett unterschiedliche Charaktere - Silvie fand ich zu oberflächlich, und Florentine geht leider ein bisschen unter. Das ist wahrscheinlich so gewollt, denn in den anderen beiden Bänden ist jeweils eine andere Schwester die Hauptfigur.
Eine Lieblingsfigur von mir war auch Miri Sternberg, eine Jüdin, die während des Krieges untertauchen konnte und eine begnadete Designerin und gute Freundin von Rike ist und ohne die das Modekaufhaus Thalheim bestimmt nie zu solchem Glanz gekommen wäre.
Das Familiengeheimnis ist auch sehr schwerwiegend, und nur der Großvater, der in der Schweiz lebte und das Tagebuch von Rikes und Silvies verstorbener Mutter Alma aufbewahrt hat, wusste Bescheid.

Sehr interessant und lehrreich ist auch die Zeittafel am Ende des Buches, in der die historischen Ereignisse detailliert aufgezählt sind.


Fazit:
Kurzweiliger Auftakt einer Familiensaga im Berlin der Nachkriegszeit mit vielen geschichtlichen Details, die geschickt in die Geschichte verwoben sind.