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Veröffentlicht am 15.09.2016

Mörderischer Fremdenhass?

Die Strömung
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In Südschweden geschehen furchtbare Verbrechen: zwei Kinder werden brutal ermordet. Die Polizistin Olivia und der Ex-Kommissar Tom ermitteln gemeinsam mit Mette, einer gesundheitlich angeschlagenen Kommissarin, ...

In Südschweden geschehen furchtbare Verbrechen: zwei Kinder werden brutal ermordet. Die Polizistin Olivia und der Ex-Kommissar Tom ermitteln gemeinsam mit Mette, einer gesundheitlich angeschlagenen Kommissarin, in diesen mysteriösen Fällen. Im Zuge dieser Ermittlungen stoßen sie auf rassistische Gruppierungen, die Schweden von "Unkraut" befreien wollen. Und mit diesen Leuten ist nicht zu spaßen, sie sind fanatisch in ihren Überzeugungen. Doch stecken sie auch hinter diesen abscheulichen Morden oder gibt es ganz andere Motive als Fremdenhass für diese Verbrechen?
Der Krimi "Die Strömung" vom Autorenduo Cilla & Rolf Börjlind ist am Anfang nur schwer zu ertragen. Die Schilderung der Kindermorde war für mich wirklich sehr heftig, obwohl ich ansonsten gern auch harte Thriller lese. Danach aber nimmt die Geschichte an Fahrt auf und dieser Spannungsbogen wird über die kompletten 525 Seiten gehalten. Anfangs fand ich es etwas schwierig, die verschiedenen Namen richtig zuzuordnen, doch das gab sich im Laufe der Geschichte relativ schnell. Sehr gut hat mir gefallen, dass die ermittelnden Personen allesamt keine Supermenschen sind, sondern alle ihre kleinen Fehler oder Schwächen haben. Das macht das Buch glaubwürdig. Die Nazis, bzw. ihre Aussagen zu den Morden und pauschal zu Ausländern sind so menschenverachtend, dass man sich als Leser einfach empören muss und wahrscheinlich auch soll. Dieser Krimi hat wirklich viel zu bieten: Spannung pur, überraschende Wendungen und Verwicklungen und auch sozialkritische Elemente.
Das Cover ist sehr düster gehalten, es passt zur Gegend, in der die Geschichte spielt. Der Titel ist recht passend, obwohl er nicht so ganz viel über das Buch aussagt.
Ich empfehle dieses Buch sehr gerne weiter, für mich war es eines der besten, das ich in den letzten Monaten gelesen habe.

Veröffentlicht am 31.03.2022

Wie hätte ich gehandelt?

Das Buch der Mörder
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Der Autor Oliver Schmitz nimmt uns in seinem Thriller „Das Buch der Mörder“ mit auf eine Reise durch die Zeit und unsere jüngere Geschichte. Arne Leitner bekommt am Todesbett seines geliebten Vaters Conrad ...

Der Autor Oliver Schmitz nimmt uns in seinem Thriller „Das Buch der Mörder“ mit auf eine Reise durch die Zeit und unsere jüngere Geschichte. Arne Leitner bekommt am Todesbett seines geliebten Vaters Conrad einen mysteriösen und verstörenden Brief von ihm überreicht. Conrad gesteht darin schwere Verbrechen, die er und seine Kumpane in der Zeit des Dritten Reiches verübt haben. Arne ist fassungslos und kann kaum glauben, was er da liest. Doch es gibt einen Beweis für diese Gräueltaten und Conrad legt nun die schwere Entscheidung, was damit zu tun ist, in Arnes Hände. Dieser Beweis stellt eine existentielle Bedrohung für einige Menschen dar, die es nach dem zweiten Weltkrieg in Deutschland bis ganz nach oben geschafft haben…
Oliver Schmitz schafft es, den Leser zu fesseln und ihn in eine vergangene Zeit eintauchen zu lassen. Gerade der Teil, der im Dritten Reich spielt, hat mich sehr fasziniert. Durch die lebendige und flüssige Sprache war das Kopfkino allzeit in Betrieb. Als Leser leidet man mit den Protagonisten bzw. man ist entsetzt und völlig fassungslos, auf was Menschen sich einlassen. Im zweiten Teil ist sehr viel Action, das ging mir, ehrlich gesagt, manchmal etwas zu weit. Aber im Großen und Ganzen ist auch dieser Teil flüssig und mitreißend geschrieben. Mir gefällt sehr gut, dass die Frage aufgeworfen wird, wie man wohl selber in einer vergleichbaren Situation gehandelt hätte – vorschnelles Verurteilen bringt nichts…
Mein Fazit fällt sehr positiv aus: ein sehr spannender Thriller, von diesem Autor möchte man gern mehr lesen!

Veröffentlicht am 08.12.2020

Grausam und spannend

Der Spiegelmann
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Kommissar Joona Linna ermittelt in einem neuen mysteriösen Fall. Eine Schülerin, die vor Jahren verschwand, wird brutalst ermordet auf einem Spielplatz mitten in Stockholm aufgefunden. Alle Hoffnung ruht ...

Kommissar Joona Linna ermittelt in einem neuen mysteriösen Fall. Eine Schülerin, die vor Jahren verschwand, wird brutalst ermordet auf einem Spielplatz mitten in Stockholm aufgefunden. Alle Hoffnung ruht nun auf einem Augenzeugen, der sich zur Tatzeit am Tatort befand. Doch dieser Mann ist auf Grund seiner persönlichen Geschichte psychisch labil und kann nicht über das Geschehene sprechen, er scheint völlig traumatisiert zu sein. So muss Joona einen anderen Ermittlungsansatz finden, denn vieles deutet darauf hin, dass das Mädchen nicht das einzige Opfer bleiben wird. Doch die Ermittlungen gestalten sich schwierig und die Zeit droht den Kommissaren davonzulaufen.
Das schwedische Autorenduo Lars Kepler hat mit „Der Spiegelmann“ einen neuen Fall mit dem sympathischen und engagierten Ermittler Joona Linna vorgelegt. In gewohnt flüssigem Schreibstil wird eine berührende und spannende Geschichte erzählt, die den Leser fassungslos macht. Grausame und frauenverachtende Verbrechen sind nur schwer erträglich, dazu kommt das Kopfkino, das man nicht abstellen kann. Und doch gefällt mir das Buch sehr gut, als passionierte Thrillerleserin gibt es nicht viel, was mir wirklich zu blutig ist. Doch zarter besaiteten LeserInnen könnte die Story schon zu schaffen machen. Der Spannungsbogen wird nicht über die gesamten 620 (!) Seiten gehalten, vielleicht hätten die Autoren sich an der einen oder anderen Stelle etwas kürzer fassen können. Das ist aber auch schon mein einziger Kritikpunkt und gerade zum spektakulären Ende wird es nochmal richtig spannend mit einem für mich überraschenden Ausgang.
Das düstere Cover zeigt eine flüchtende junge Frau, das passt natürlich gut zum Buch. Die düstere Farbgebung weist auf das Genre hin. De Titel „Der Spiegelmann“ erschließt sich dem Leser durch die Lektüre dieses Thrillers.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Charaktere
  • Handlung
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 31.10.2019

...und raus bist du!

Der zehnte Gast
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Zehn Personen, vier Paare und zwei Singles, die sich bis dato nicht untereinander kennen, möchten ein erholsames Wochenende in einem abgelegenen Hotel verbringen. Dort gibt es kein Internet und keinen ...

Zehn Personen, vier Paare und zwei Singles, die sich bis dato nicht untereinander kennen, möchten ein erholsames Wochenende in einem abgelegenen Hotel verbringen. Dort gibt es kein Internet und keinen Handyempfang. Das Hotel ist in einer wundervollen Landschaft gelegen, perfekt, um dem Alltagsstress zu entfliehen. Doch schon bald gibt es erste Probleme: Ein Schneesturm wütet um das Haus herum und macht schnell sämtliche Zufahrtsstraßen unpassierbar. Die Hotelgäste sind mit dem zweiköpfigen Personal von der Außenwelt abgeschnitten. In dieser Situation kommt es zu einem Todesfall, der anfangs nach einem unglücklichen Treppensturz aussieht. Doch schnell werden erste Zweifel an der Todesursache laut: war es wirklich ein Unfall oder doch ein Mord? Langsam macht sich Misstrauen in der Gruppe breit…
„Der zehnte Gast – Es gibt kein Entkommen“ ist ein unterhaltsamer Thriller aus der Feder von Shari Lapena, die sich mit ihren vorherigen Büchern schon einen Namen bei den Thriller- und Krimifans gemacht hat. Dieses neue Buch ist sehr flüssig und spannend zu lesen. Die Autorin schafft es, eine unheimliche Atmosphäre zu schaffen, die den Leser ganz im Buch versinken lässt. Der Spannungsbogen wird über weite Strecken gehalten und gipfelt in einem unvorhersehbaren Ende, dem viele unerwartete Wendungen vorangehen. An manchen Stellen ist die Geschichte vielleicht etwas unrealistisch, doch wenn man sich auf das Geschehen einlassen kann, kann man darüber hinwegsehen. Die handelnden Personen lernt man im Laufe der Story immer besser kennen und kann dann hinter die schönen Fassaden schauen – sehr gut gemacht.
Das düstere Cover gefällt mir gut, es strahlt eine gewisse Abgeschiedenheit aus, passend zum Buch. Der Titel hat mich bei der Lektüre der Geschichte etwas verwirrt, er wirkt aber geheimnisvoll und macht neugierig. Der Untertitel „Es gibt kein Entkommen“ weist eindeutig auf das Genre hin.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Idee
  • Geschichte
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 15.03.2019

Irrglaube

Roh
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Carl ist Streifenpolizist bei der Kölner Polizei – bis er in einen folgenschweren Hinterhalt gerät. Er wird zu einem bewaffneten Raubüberfall gerufen, bei der Verfolgung des vermeintlichen Täters nehmen ...

Carl ist Streifenpolizist bei der Kölner Polizei – bis er in einen folgenschweren Hinterhalt gerät. Er wird zu einem bewaffneten Raubüberfall gerufen, bei der Verfolgung des vermeintlichen Täters nehmen ihm zwei Täter seine Waffe ab und erschießen damit den 15jährigen türkischen Jungen, den Carl verfolgt hatte. Der Verdacht fällt natürlich auf Carl, dessen Waffe nur seine Fingerabdrücke aufweist. Er verliert seinen Job und seine Familie. Doch Carl kann dieses Verbrechen nicht auf sich beruhen lassen, er möchte sich rehabilitieren. So gerät er mit seinen privaten Nachforschungen ein ums andere Mal in Gefahr und stößt auf verschiedene radikale Glaubensgemeinschaften, die sich jeweils für einzig wahre Glaubensrichtungen halten. Fundamentalistische Christen sehen in Carl einen der Ihren, weil er scheinbar einen muslimischen Jungen getötet hat. Carl dringt immer weiter vor in einen Sumpf aus Machtgier, radikale-religiöse Verbindungen und Missbrauch.
Der Berliner Autor Uli T. Swidler hat mit „Roh“ einen hochaktuellen Thriller geschrieben. In einem flüssigen Schreibstil erzählt er in teilweise atemberaubenden Tempo eine vielschichtige Geschichte. Geschickt benutzt er seine beiden gegensätzlichen Protagonisten Carl und Lena, um den verschiedenen Glaubensrichtungen einen Platz einzuräumen, gleichzeitig aber die radikalen Fundamentalisten dahin zu rücken, wo sie hingehören: in die Reihe von Schwerverbrechern. Carl und Lena sind Typen mit Ecken und Kanten, das gefällt mir gut. Dem Autor gelingt es, den Spannungsbogen über weite Teile des Buches zu halten, bis zum spektakulären Finale. Die anfangs schwer einzuordnenden Handlungsstränge ergeben am Schluss ein folgerichtiges Ganzes.
Das düstere Cover mit dem Kreuz als Waffe passt sehr gut zum Buch, der Titel „Roh“ ist kurz, knapp und zutreffend – perfekt gewählt!