Blick durch das Kaleidoskop der Gefühle auf den Irrwegen des Lebens
Unter den hundertjährigen LindenVoilette findet Trost und Ruhe in ihrer Tätigkeit als Friedhofswärterin, denn nur so kann sie ihrer geliebten kleinen Tochter nahe sein, die durch ein tragisches Unglück ums Leben kam. Eines Tages steht ...
Voilette findet Trost und Ruhe in ihrer Tätigkeit als Friedhofswärterin, denn nur so kann sie ihrer geliebten kleinen Tochter nahe sein, die durch ein tragisches Unglück ums Leben kam. Eines Tages steht Julien Seul vor ihr und äußert eine ungewöhnliche Bitte: Seine Mutter soll neben einem für Julien unbekannten Mann beerdigt werden. Violettes Neugier ist groß, denn sie möchte unbednggt wissen, was sich hinter dieser außergewöhnlichen Bitte verbirgt und schon bald verbringen Violette und Julien ganz viel Zeit miteinander. Das Tagebuch von Juliens Mutter öffnet dabei nicht nur die Tore zu ihre Lebensgeschichte, es öffnet auch so manch verschlossene Tür bei Julien und Violette...
"Unter den hundertjährigen Linden" ist ein feines, leises Buch, das mit ganz vielen Emotionen und unterschiedlichen Blickwickeln das Leben, den Verlust, den Schmerz und die Trauer beleuchtet.
Valérie Perrin zeichnet mit zartem Pinselstrich ihre Charaktere und verleiht ihnen, trotz ihrer Zartheit, ganz viel Kraft und Stärke, die sie im Verlauf des Buches ausleben können und dürfen. Sie haben die Kraft und den Mut, Schwäche zu zeigen und zuzulassen. Man muss sich dem Buch und seinen Figuren öffnen, denn sonst können sie nicht richtig wirken und es geht vieles verloren, was oft zwischen den Zeilen zu lesen ist.
Gerade Violette die zu Beginn des Romans eher als gewöhnliche leicht blässlich wirkende Frau erscheint, hat so viele Facetten und Stärken zu bieten, die erst im Verlauf der Erzählung so richtig zum Vorschein kommen. Das Schicksal hat es nie wirklich gut mit ihr gemeint und sie kämpft sich immer wieder zurück ans Licht, egal wie schwer die Rückschläge aus sein mögen. Dafür bewundere ich sie sehr, denn sie hat sich vom Mauerblümchen zum charmanten, fast elfengleichen Charakter entwickelt.
Der Roman wird in vielen kleine Episoden erzählt, die aber immer mit Violette verknüpft sind und die zum Finale hin einen emotionalen, beeindruckenden Paukenschlag hervorbringen. Es gibt starke, teilweise recht dominante Persönlichkeiten, die in Violettes Leben eher über sie bestimmen und herrschen, als dass sie sie in ihrer Entfaltung unterstützen. Es gibt freundliche Menschen, d e ihr wohlgesonnen sind und die ihr den Weg zu einem entspannteren Leben ermöglichen.
Aber immer wieder gibt es da den Blick zurück, weil der Verlust ihres Kindes und die Trauer große Schatten wirft.
Für mich hat die Autorin hier einen vielfältigen Blick durch das Kaleidoskop der Gefühle auf den Irrwegen des Lebens ermöglicht und mich selbst an vielen Stellen des Buches innehalten lassen, weil die Tränen geflossen sind. Der Roman lebt vom Hoffen, von der Liebe und von dem Wissen, dass das Leben noch vor einem liegt mit all den kleinen wundervollen Augenblicken, die es dir bietet.