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Veröffentlicht am 26.11.2019

Blick durch das Kaleidoskop der Gefühle auf den Irrwegen des Lebens

Unter den hundertjährigen Linden
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Voilette findet Trost und Ruhe in ihrer Tätigkeit als Friedhofswärterin, denn nur so kann sie ihrer geliebten kleinen Tochter nahe sein, die durch ein tragisches Unglück ums Leben kam. Eines Tages steht ...

Voilette findet Trost und Ruhe in ihrer Tätigkeit als Friedhofswärterin, denn nur so kann sie ihrer geliebten kleinen Tochter nahe sein, die durch ein tragisches Unglück ums Leben kam. Eines Tages steht Julien Seul vor ihr und äußert eine ungewöhnliche Bitte: Seine Mutter soll neben einem für Julien unbekannten Mann beerdigt werden. Violettes Neugier ist groß, denn sie möchte unbednggt wissen, was sich hinter dieser außergewöhnlichen Bitte verbirgt und schon bald verbringen Violette und Julien ganz viel Zeit miteinander. Das Tagebuch von Juliens Mutter öffnet dabei nicht nur die Tore zu ihre Lebensgeschichte, es öffnet auch so manch verschlossene Tür bei Julien und Violette...

"Unter den hundertjährigen Linden" ist ein feines, leises Buch, das mit ganz vielen Emotionen und unterschiedlichen Blickwickeln das Leben, den Verlust, den Schmerz und die Trauer beleuchtet.
Valérie Perrin zeichnet mit zartem Pinselstrich ihre Charaktere und verleiht ihnen, trotz ihrer Zartheit, ganz viel Kraft und Stärke, die sie im Verlauf des Buches ausleben können und dürfen. Sie haben die Kraft und den Mut, Schwäche zu zeigen und zuzulassen. Man muss sich dem Buch und seinen Figuren öffnen, denn sonst können sie nicht richtig wirken und es geht vieles verloren, was oft zwischen den Zeilen zu lesen ist.
Gerade Violette die zu Beginn des Romans eher als gewöhnliche leicht blässlich wirkende Frau erscheint, hat so viele Facetten und Stärken zu bieten, die erst im Verlauf der Erzählung so richtig zum Vorschein kommen. Das Schicksal hat es nie wirklich gut mit ihr gemeint und sie kämpft sich immer wieder zurück ans Licht, egal wie schwer die Rückschläge aus sein mögen. Dafür bewundere ich sie sehr, denn sie hat sich vom Mauerblümchen zum charmanten, fast elfengleichen Charakter entwickelt.
Der Roman wird in vielen kleine Episoden erzählt, die aber immer mit Violette verknüpft sind und die zum Finale hin einen emotionalen, beeindruckenden Paukenschlag hervorbringen. Es gibt starke, teilweise recht dominante Persönlichkeiten, die in Violettes Leben eher über sie bestimmen und herrschen, als dass sie sie in ihrer Entfaltung unterstützen. Es gibt freundliche Menschen, d e ihr wohlgesonnen sind und die ihr den Weg zu einem entspannteren Leben ermöglichen.
Aber immer wieder gibt es da den Blick zurück, weil der Verlust ihres Kindes und die Trauer große Schatten wirft.
Für mich hat die Autorin hier einen vielfältigen Blick durch das Kaleidoskop der Gefühle auf den Irrwegen des Lebens ermöglicht und mich selbst an vielen Stellen des Buches innehalten lassen, weil die Tränen geflossen sind. Der Roman lebt vom Hoffen, von der Liebe und von dem Wissen, dass das Leben noch vor einem liegt mit all den kleinen wundervollen Augenblicken, die es dir bietet.

Veröffentlicht am 23.11.2019

Ein Buch wie ein Stück hochwertiger Schokolade - Genuß pur

Schokolade
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Jeder von uns hat bestimmt seine Lieblingsschokolade, aber wer hat denn schon einmal genauer hinterfragt, woher der süße Traum tatsächlich kommt und vor allen Dingen, wie wird aus der Kakaobohne meine ...

Jeder von uns hat bestimmt seine Lieblingsschokolade, aber wer hat denn schon einmal genauer hinterfragt, woher der süße Traum tatsächlich kommt und vor allen Dingen, wie wird aus der Kakaobohne meine zartschmelzende Versuchung?
Jürgen Bluhm geht in seinem Buch „Schokolade -Das Geheimnis vom Glück“ genau dieser Frage nach und öffnet für den Schokoladengenießer die wunderschöne Welt der alten Kulturen, Sagen und Mythen.
Die Mayas sind diejenigen, denen wir den Genuss von Kakao, Trinkschokolade und einem Stück guter Schokolade verdanken, denn ohne sie gäbe es heute diesen süßen Genuss nicht. Der Autor entführt mit viel Fingerspitzengefühl und akribisch recherchierten Hintergrundwissen in die Zeit, als Kakao noch als Zahlungsmittel und Medizin galt. Ein interessanter Einblick in die alten Kulturen, der mich auf eine spannende Zeitreise mitnimmt.
Das ökologische Gleichgewicht, das Zusammenspiel von Mensch und Natur und die Vielfalt von Flora und Fauna bekommen in diesem Buch ebenso ihren glanzvollen Auftritt, wie die Kakaobäume und ihre Früchte.
Wissenswertes rund um den Anbau, die Ernte und die Verarbeitung lassen mich neugierig die Seiten umblättern, denn wenn ich ehrlich bin, habe ich mir noch nie großartig Gedanken um die Herkunft und die Verarbeitung des Rohstoffes gemacht. Mich hat erstaunt, dass die Kakaobauern noch nie vom Endprodukt gekostet haben und somit nicht wissen, wie Schokolade schmeckt. Sie wissen nicht, welch wundervolle Köstlichkeiten man aus ihrem Ertrag zaubern kann.
Der Geist der Naturvölker zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch und Jürgen Bluhm verneigt sich in Ehrfurcht vor ihnen, huldigt sie und ebnet so den Weg für den Leser, Geschichte, Kultur und ihre Auswirkungen besser zu verstehen.
Nachhaltigkeit, Klimawandel und fairer Handel werden ebenso angesprochen wie Kinderarbeit, Ausbeutung und Schadstoffe in der Erde.
Es ist Zeit, umzudenken, damit wir noch lange von den Köstlichkeiten des Kakaobaumes naschen können - Achtsamkeit und Wertschätzung sollten uns beim nächsten Einkauf einer guten Schokolade begleiten, denn nur so ist gewährleistet, dass auch wir einen Beitrag zum Erhalt des kleine Stücks vom Glück beitragen.
Das Buch überzeugt außerdem mit einer qualitativ sehr hochwertigen Ausstattung, die Fotos sind von berauschender Farb- und Bildqualität und die kleinen Zitate schleichen sich ins Herz. Für mich ist diese Buch wie ein Stück hochwertiger Schokolade – ein Genuss für Gaumen und Seele 😊

Veröffentlicht am 10.11.2019

Abgründig, emotional, fesselnd - eines meiner Highlights 2019 !

Der Fjord schweigt
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Als wäre die Trauer um den Tod des geliebten Vater nicht genug, muss Annika nach der Beerdigung erfahren, dass sie noch einen Zwillingsbruder gehabt hat, der vor mehr als 30 Jahren in einem norwegischen ...

Als wäre die Trauer um den Tod des geliebten Vater nicht genug, muss Annika nach der Beerdigung erfahren, dass sie noch einen Zwillingsbruder gehabt hat, der vor mehr als 30 Jahren in einem norwegischen See ertrunken ist. Annika versteht plötzlich, warum sie sich all die Jahre unvollständig gefühlt hat. Sie will Antworten auf ihre Fragen, doch ihre Mutter weigert sich standhaft, ihr auch nur ansatzweise hilfreich bei der Ergründung der Vergangenheit zu sen. Es bleibt also Annika nichts anders übrig, als selbst die Dinge in die Hand zu nehmen und nach Norwegen zu reisen, um endlich die Antworten zu finden, die ihr unter den Nägeln brennen....
Wow, was für ein hammermäßig geniales Buch ! Gabriele Popma hat mich mit ihrem neusten Roman "Der Fjord schweigt" vor Begeisterung aus dem Sitz gerissen und ich komme nicht umhin, ihr zu applaudieren und ihr meinen Respekt zu zollen. Der Roman ist wahnsinnig spannend, lässt den Leser mehr als einmal auf dem Gefühlskarussell fast durchdrehen und fasziniert mit einer Geschichte, die mich regelrecht an den Seiten kleben lässt.
Wer auf einen seichten Roman mit wunderschönen Landschaftsbeschreibungen spekuliert hat, der ist hier defintitv fehl am Platz, denn Popma spielt mit der Psyche und den Gefühlen ihrer Figuren. Sie ersinnt eine Geschichte, in der man sich vom schönen Gesicht eines jungen gutaussehen Norwegers blenden lässt und erst stückchenweise Zutritt in die morbide Gedankenwelt des Psychopathen erhält. Die wirren Gedanken rauben einem beim Lesen den Atem und man schlittert genauso ahnungslos in die Katastrophen mit hinein, weil man sich immer wieder von ihm um den Finger wickeln lässt. Sein wirres Geflecht aus Lügen, verdrehten Wahrheiten und realen Ereignissen ist nur schwer zu durschauen und man weiß bald selbst nicht mehr, was man noch glauben kann/soll.
Dabei ist man als Leser direkt die Figur der Annika, denn die Autorin macht es einem unendlich leicht, in ihre Schuhe zu schlüpfen und an ihrer Stelle durch die Geschichte zu gehen. Die Gefühle, die Gedanken, die Sorgen und ihr großes Herz - all das streift sich mir über wie eine zweite Haut und ich erlebe , wie sich die Suche nach der Wahrheit in der Schönheit der norwegischen Natur zu einer emotional fesselnden Handlung entwickelt. Die Akteure sind ein gelungener Mix aus impulsiven, attraktiven und zwiespältigen Charakteren, die den Roman mit all ihrem Wirken und Können bereichern. Der kraftvolle Schreibstil tut sein übriges, um die Vielfalt der Ideen mit ungeheurer Spannung und unvorhergesehenen Wendungen zu verknüpfen und daraus eine Erzählung entstehen zu lassen, die einen fest in ihren Klauen hält und nicht mehr loslässt. Eine Prise Liebe rundet das Ganze perfekt ab und macht dieses Buch zu einer unwiderstehlichen Lektüre.
Für mich ein echtes Feuerwerk an abgründiger, emotionaler , spannender Unterhaltung !

Veröffentlicht am 09.11.2019

Schöne Bescherung

Swinging Bells
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Sandra und Thomas haben es geschafft - endlich einmal Weihnachten ohne die liebe Familie, ohne Zwang und ohne Streit. Der Heilige Abend soll nur ihnen beiden gehören. Dumm nur, dass ausgerechnet an Heilig ...

Sandra und Thomas haben es geschafft - endlich einmal Weihnachten ohne die liebe Familie, ohne Zwang und ohne Streit. Der Heilige Abend soll nur ihnen beiden gehören. Dumm nur, dass ausgerechnet an Heilig Abend noch ein Pärchen vorbeikomme möchte, dass das inserierte Doppelbett abholen will. Als Leo und Elisabeth dann vor der Tür stehen, sich auch noch als Gäste selbst einladen und mit Prosecco die Stimmung locker machen wollen, ahnen Sandra und Thomas noch nicht, dass dies ein ganz besonderes Fest der Liebe sein wird, denn irgendwie hatten sie sich die Käufer ihres Bettes anders vorgestellt....
Wer die Bücher von René Freund kennt und liebt weiß, dass sie mit ganz vielen kleinen Zwischentönen versehen sind, die nicht sofort für den Leser wahrnehmbar sind. "Swinging Bells" ist ein Roman, der vielleicht auf den ersten Blick ein wenig viel mit Liebe, Sex und Beziehungsproblemen bestückt sein mag, aber beim näheren Betrachten erschließt sich dem Leser das feine Gespür, das der Autor für seine Figuren hat. Es ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen bei Sandra und Thomas und erst durch die Offenherzigkeit und direkte Art ihrer Gäste erkennen beide, dass ihre Beziehung schon länger nicht mehr das ist, wofür sie sie gehalten haben. Die Fragen, die sie Dank Elisabeths Findigkeit - zwar spielerisch - beantworten müssen, gehen schon sehr in die Tiefe ihrer Wünsche und Sehnsüchte und man lernt so die Figuren von einer ganz anderen Seite kennen.
Natürlich gibt es auch viele Schmunzler ("Du kennst den hinteren Teil meiner Sockenschublade?") und zu Herzen gehende Momente, die das Buch zu einer abwechslungsreichen und sehr unterhaltsamen Lektüre werden lassen. Man muss sich auf das Buch einlassen, damit es seine volle Wirkung entfalten kann. Es ist wie bei einem guten Rotwein - er braucht Zeit, um sein ganzes Aroma zu entfalten und zu atmen. Und genauso ist es bei dieser Geschichte - sie braucht Zeit, um dem Leser ihre Botschaft zu vermitteln, aber wenn man einmal mittendrin ist, lässt sie einen nicht mehr los. Sie regt zum Nachdenken an, lässt Freude in dein Herz und sorgt für heitere Momente.

Veröffentlicht am 07.11.2019

Auf den Spuren der Vergangenheit

Leas Spuren
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Marie und Nicolas sitzen sich als zwei völlig fremde Menschen in einer Pariser Anwaltskanzlei gegenüber. Das Testament von Victor Blanc hat sie zusammengeführt und der Verstorbene hat beide zu seinen Erben ...

Marie und Nicolas sitzen sich als zwei völlig fremde Menschen in einer Pariser Anwaltskanzlei gegenüber. Das Testament von Victor Blanc hat sie zusammengeführt und der Verstorbene hat beide zu seinen Erben bestimmt. Doch bevor ihnen die teure Wohnung gehört, müssen beide eine fast unlösbare Aufgabe erfüllen. Sie sollen ein seit dem Zweiten Weltkrieg verschollenes Bild aufspüren und es der jüdischen Familie zurückgeben, aus deren Besitz es stammt. Die Suche entpuppt sich nicht nur als eine Reise in die Besatzungszeit von Paris, sondern sie offenbart auch die Familiengeschichten, die beide erst einmal verarbeiten müssen...

Wer den Namen Bettina Storcks hört weiß, dass es sich hier um die Autorin von großartig recherchierten und faszinierend geschriebenen historischen Romanen handelt, die den Leser von der ersten Seite an fesseln und nicht mehr loslassen.
Mit "Leas Spuren" ist ihr wieder ein wahres Glanzstück gelungen. Man klappt die Buchdeckel auf, liest die ersten Zeilen und schon öffnet sich, wie in einer Pop-up-Karte, die Geschichte und man sieht, wie sich langsam der Eiffelturm aus dem Papier entfaltet, die Figuren aus den Seiten steigen und anfangen zu leben, zu atmen und ihre Geschichte zu erzählen. Man vergisst Zeit und Raum, verliert den Bezug zum Hier und Jetzt und gibt sich ganz dem Roman hin, denn die Autorin ist eine echte Meisterin ihres Fachs.
Die Erzählung lebt vom bildlichen Schreibstil, denn Storcks zeichnet sepiafarbene Bilder, die für den Leser zu bewegten Szenen werden und so die Reise nach Paris während der Besatzungszeit ermöglichen. Charlotte und Victor stehen plötzlich vor mir und ich habe das Gefühl, sie waren nur kurz im Raum neben an, um sich auszuruhen, damit sie mir gleich wieder ihre aufregende Lebens- &Liebesgeschichte erzählen können. Die Autorin hat hier meisterhaft die Grenze zwischen Wahrheit und Fiktion verschwimmen lassen und es fühlt sich so an, als habe sich die Geschichte genauso ereignet, wie sie Bettina Storcks erzählt. Ihre Figuren überzeugen durch hervorragend ausgearbeitete Charakterzüge, lassen den Leser in ihre Gefühls- & Gedankenwelt eintauchen und man kann den Schrecken des zweiten Weltkrieges in Gestalt der benannten braunen Schergen direkt vor einem stehen sehen. Manchmal meint man, die durchdringend dröhnende Stimme von Göring zu hören, wenn er sich mal wieder üben ein Schnäppchen freut, dass er, durch die gängige Praxis des Kunstraubes, gemacht hat.
Charlotte wird dabei mehr als einmal in gefährliche Situationen gebracht und wenn Marie in der Gegenwart diese Entdeckungen in der Familiengeschichte macht, kann man richtig spüren, wie sie ins Nachdenken und Grübeln kommt. Dieser Teil der Chronik ist nämlich bisher gut verschlossen als Geheimnis von Oma Ferdi gehütet worden und sie trägt auch einen Teil zu dieser Geheimniskrämerei bei. Die Spurensuche ist wie ein Puzzle für den Leser angelegt und man rätselt unweigerlich mit, wie sich jeder noch so kleine Hinweis schließlich zu einem Happy End fügen wird.
Die Autorin schlägt gekonnt die Brücke zwischen der Besatzungszeit und der Gegenwart, nimmt den Leser mit auf eine aufregende Reise und vergisst dabei nicht, auch den beiden Erben eine zarte Liebesgeschichte mit auf den Weg zu geben. Es ist genau die richtige Dosierung zwischen Spannung, dramatischer Familiengeschichte, Romanze und historischen Roman, die das Buch zu einem echten Stern am Bücherhimmel macht.
Es gibt Bücher, die hinterlassen Spuren in deinem Herzen - Bettina Storcks hat mit "Leas Spuren" eine ebensolche in meinem Herzen geprägt.