Cover-Bild Das böse Mädchen
12,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Suhrkamp
  • Themenbereich: Belletristik - Liebesromane
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 395
  • Ersterscheinung: 26.11.2007
  • ISBN: 9783518459324
Mario Vargas Llosa

Das böse Mädchen

Roman
Elke Wehr (Übersetzer)

Wie gelingt es ihr nur immer wieder, ihn um den Finger zu wickeln? Und warum tut sie das, wenn sie seine ehrlichen Gefühle doch zugleich schroff zurückweist? Schon als aufmüpfige Halbwüchsige verdreht sie dem jungen Ricardo im konservativen Lima der 50er Jahre den Kopf. Von da an wird sie regelmäßig seine Wege kreuzen, wird in Paris, London, Madrid oder Tokio mal als Guerrillera, mal als Heiratsschwindlerin mit falschem Paß in sein Leben treten – und es immer wieder durcheinanderwirbeln. Auf rätselhafte Weise scheinen beide dennoch füreinander bestimmt; oder ist nur er es, der nicht lassen kann von diesem faszinierend »bösen Mädchen«?

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Veröffentlicht am 13.11.2019

"Liebeskummer führt also zu Hirnschädeln?"

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Welchen Roman auch immer ich von Mario Vargas Llosa lese – immer begeistert mich seine Fähigkeit, mit Saft und Kraft zu erzählen. Selbst „Das böse Mädchen“ hat mich irgendwann gepackt, obschon ich weder ...

Welchen Roman auch immer ich von Mario Vargas Llosa lese – immer begeistert mich seine Fähigkeit, mit Saft und Kraft zu erzählen. Selbst „Das böse Mädchen“ hat mich irgendwann gepackt, obschon ich weder die lebenslange kitschige Ergebenheit Ricardos noch die eiskalte egoistische Aufstiegsgier des bösen Mädchens besonders anziehend fand. Doch auch ich erlag im Vorbeigang der Seiten der Faszination, die das „böse Mädchen“ umgibt und fieberte der nächsten Begegnung der beiden, der nächsten ungeheuerlichen Trennung entgegen.

Ricardo und Lily stammen beide aus Peru und wachsen dort in kleinen, bürgerlichen Verhältnissen auf. Schon früh allerdings sorgt Lilys Geltungssucht für einen gewaltigen Eklat: Dass sie aus Chile sei, aus gutem Hause zudem, ist nur erfunden! Fortan war die Schülerin aus der Clique verbannt, von der Schule geflohen. Der einzige, der noch zu ihr halten möchte, ist der in sie „wie ein Mondkalb verschossene“ Ricardo – doch kann es nicht: Denn sie ist weg. Dieses Muster – Hochstapelei, Eklat, Verschwinden – wiederholt sich in der großmannssüchtigen, mythomanischen Lebensweise der Gottesanbeterin immer und immer wieder. „Ich werde nie zufrieden sein mit dem, was ich habe. Ich werde immer mehr wollen.“ (S. 83) Auch Ricardos Verzeihen, denn die einzige Konstante im Leben des bösen Mädchens ist die Liebe, Ricardos, die bedingungslos zu sein scheint. Seine Rolle scheint lebenslang zu sein: „Der arme Teufel, der nur lebt, um dich zu begehren und an dich zu denken.“ (S. 175)

Der Roman führt seine beiden Protagonisten an unterschiedliche Schauplätze außerhalb Perus – Paris, London, Tokyo und Madrid – und durch vierzig Jahre ihres Lebens. Doch Ricardo verliert den Kontakt nach Peru nicht, wie auch Vargas Llosa nicht vergisst, an sein Peru zu denken. Immerhin hat der Nobelpreisträger ja sogar einmal versucht, peruanischer Präsident zu werden, weshalb das Gesellschaftliche bei ihm nie ganz fehlen darf.

Das böse Mädchen wechselt im Laufe der Kapitel ihre Identitäten und ihre Namen. Mal ist sie, die als Otilia geboren wurde, Madame Arnaux, dann Ms Richardson, mal Kuriko. Der Erzähler – es ist Ricardo – nennt sie bei ihren neuen Namen, nur die Bezeichnung „böses Mädchen“ bleibt.

Die großen Themen des Romans sind die Frage nach Liebe und Lebensglück – und ob sie zusammenhängen. Mich hat die Dichte der Erzählung beeindruckt, wie auch der ständige Rollenwechsel des bösen Mädchens, zu dem sich Ricardo, „der gute Junge“ stets neu verhalten musste. Was ist Glück? Macht Reichtum glücklich? Führt ein Leben auf Kosten anderer zu einem guten Ende? Der Roman hat hierauf eine eindeutige Antwort. Nicht so eindeutig hingegen ist die Frage beantwortet, ob Liebe die Lösung ist. Oder anders gesagt: „Liebeskummer führt also zu Hirnschädeln“ (S. 367).

Wunderbar erzählte, traurig-schöne Geschichte.