Profilbild von clematis

clematis

Lesejury Star
offline

clematis ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit clematis über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.08.2020

Traum und Wirklichkeit

Das Lichtenstein – Modehaus der Träume
0

Das traditionsreiche „Lichtenstein“, Warenhaus mitten in Berlin, ist Fundgrube für jedermanns Geschmack. Nicht nur „Reich und Schön“ soll bedient werden, sondern auch Arbeiter und Taglöhner können sich ...

Das traditionsreiche „Lichtenstein“, Warenhaus mitten in Berlin, ist Fundgrube für jedermanns Geschmack. Nicht nur „Reich und Schön“ soll bedient werden, sondern auch Arbeiter und Taglöhner können sich hier ab und zu einen kleinen Wunsch erfüllen. Während der jüngere Sohn des Hauses, Ludwig, auch künftig alles beim Alten belassen möchte, sieht sein Bruder Jacob stete Veränderung als das gewinnbringende Ziel, niemals auf den Lorbeeren ausruhen, ist seine Devise. Aber ein verheerendes Feuer und der beginnende Krieg verändern bald das Leben aller Menschen, die mit dem Lichtenstein zu tun haben.

In abwechselnder und spannender Folge begegnen dem Leser die einzelnen Protagonisten des Lichtenstein, Inhaber wie Angestellte füllen ein Kapitel nach dem anderen und erwachen vor unserem geistigen Auge zu realen Figuren, mutig, vorausschauend, kämpferisch, aber auch traditionsbewusst und bodenständig. So präsentieren sich jene Personen, die nicht nur ihren Lebensunterhalt im und durch das Warenhaus verdienen, sondern auch ihre Ideen und Träume mitbringen, zum Teil mit Leib und Seele sich der großen Familie verschrieben haben. Der historische Hintergrund wird gut recherchiert mit der fiktiven Handlung verwoben, sodass man ein gutes Gefühl bekommt für das alltägliche Leben und die Stimmung rund um die Jahre 1913 – 1918. Einerseits floriert die Mode, wer sich kein teures Kleid leisten kann, sucht sich zumindest schöne Stoffe aus und näht, andererseits sind Armut und beengte Wohnverhältnisse ein Thema. Dennoch spürt man die Lebensfreude, die nicht verloren geht, die Pläne und Hoffnungen für die Zukunft, auch wenn der Vater säuft und Schläge austeilt.

Doch der Krieg lässt sich nicht aufhalten – Franzosen und Russen zwingen zum Marsch an die Front. Werden damit auch die letzten Träume erlöschen?

Flüssig und lebendig führt Averbeck durch diese schicksalreichen Jahre des Lichtenstein und nimmt den Leser mit auf eine interessante Reise, aufregend, romantisch, erschütternd und traurig, manchmal jedoch ein wenig (zu) langatmig. Viele einzelne Episoden werden erzählt, die das Modehaus zu einem lebendigen Mikrokosmos erwecken und neugierig warten lassen auf die Fortsetzung des Romans. Der Serienauftakt ist auf jeden Fall gelungen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.07.2020

Drama, Liebe und Intrigen

Willkommen im Flanagans (Das Hotel unserer Träume 1)
0

Eine rauschende Silvesternacht im altehrwürdigen Londoner Luxushotel Flanagans läutet das Jahr 1960 ein. Zehn Jahre schon leitet Linda Lansing das Haus, allerdings wird sie nun von ihren Cousins und Anteilseignern ...

Eine rauschende Silvesternacht im altehrwürdigen Londoner Luxushotel Flanagans läutet das Jahr 1960 ein. Zehn Jahre schon leitet Linda Lansing das Haus, allerdings wird sie nun von ihren Cousins und Anteilseignern unter Druck gesetzt und zum Verkauf gedrängt. Die gebürtige Schwedin steht mit ihrer listigen Freundin Mary vor einer schwerwiegenden Herausforderung.

Ausgelassene Stimmung, atemberaubende Roben, Whiskey und Zigarettenspitz – der Jahreswechsel im Flanagans ist legendär, Reich und Schön fährt vor, um ein unvergessliches Fest zu feiern. Mittendrinnen Chefin Linda, einem Journal zufolge „eine hübsche Societydame, die einem leidtun kann, gezwungen ist, das exklusive Hotel zu führen, seit ihr Vater verstorben ist, kein Ehemann, keine Kinder in Sicht, allerdings die Cousins an ihrer Seite.“

Der Einstieg ins Buch, in eine schillernde und gleichzeitig bedrückende Silvesternacht ist erst einmal ein wenig verwirrend. Wer ist wer? Warum ist Linda in dieser Position? Erst nach und nach wird mittels Rückblenden erzählt, warum Linda in London ist, wer ihre Eltern waren, warum sie das Hotel geerbt hat. Danach wird die Geschichte sehr viel besser durchschaubar und entwickelt Spannung, auch wenn das eine oder andere Kapitel ein bisschen langatmig daherkommt.

Asa Hellberg beleuchtet das geschäftige Treiben in diesem herrschaftlichen Hotel, lässt weder den gestrengen Ton unter der Belegschaft aus noch die Diskriminierung farbiger Angestellter. Ein Lichtblick ist Chefin Linda aus dem schwedischen Dorf Fjällbacka. Für sie zählen Leistung und Entschlossenheit, exakt jene Eigenschaften, die sie selbst vom Landmädel zur erfolgreichen Geschäftsfrau verwandelt haben. Aber genau das ist für Frauen der damaligen Zeit kaum möglich. Geschickt fängt die Autorin die Stimmung der 1950er – Jahre ein, Frauen haben niedere Arbeiten zu verrichten, gebären Kinder und verstehen nichts von Finanzen. Wie schwierig es ist, sich – speziell als Frau – ohne entsprechende Vorkenntnisse um eine Hotelleitung zu kümmern, wird beeindruckend geschildert, vor allem, wenn dann noch Neid und Missgunst der Cousins mitspielen und kaum eine Intrige ausgelassen wird.

Zum Glück gibt es aber auch einige Personen, die Linda wohlgesonnen sind und sie auf ihrem Weg unterstützen und ermutigen. So wird eine bunte Palette an Figuren geschaffen, die ein authentisches Bild der damaligen Zeit widerspiegeln, sehr individuelle Charaktere, die sich im Laufe der Zeit gut weiterentwickeln und damit den Weg bereiten für eine Fortsetzung des traditionellen Flanagans.

Alles in allem ist der Auftakt zu einer interessanten und lesenswerten Reihe also gut gelungen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.12.2019

Jeder ist seines Glückes Schmied

Die Reenergize-Formel
0

Sie wünschen sich mehr Energie und ein besseres Lebensgefühl? In diesem Buch verraten Dr. Simone Janßen und Niklas Hobacher, warum viele von uns sich danach sehnen und wie wir dieses Ziel erreichen können.

Die ...

Sie wünschen sich mehr Energie und ein besseres Lebensgefühl? In diesem Buch verraten Dr. Simone Janßen und Niklas Hobacher, warum viele von uns sich danach sehnen und wie wir dieses Ziel erreichen können.

Die Inhaltsangabe lässt den Leser mehr als neugierig werden auf diesen brandneuen Ratgeber aus der Feder von Janßen und Hobacher. Aber was steckt tatsächlich dahinter?

Wer sich bereits mit ein oder mehreren der behandelten Themen (Evolution, Ernährung, Bewegung, Regelkreise im menschl. Organismus, Entspannung,…) näher beschäftigt hat, wird hier nicht viel Neues finden. Allerdings versteht es das Autorenduo perfekt, all diese Bereiche übersichtlich organisiert darzustellen und einem etliche bereits bekannte Dinge erneut in Erinnerung zu rufen. Humorvoll und kurzweilig wird einerseits auf wissenschaftlicher Basis (vielfältiges Literarturverzeichnis am Ende), andererseits auf Erfahrungswerten beruhend, eine Menge an geballtem Wissen kompakt und verständlich vermittelt, sodass auch all jene ohne Vorkenntnisse davon profitieren können. „Der Mensch ist immer noch ein Teil der Natur und funktioniert in ihrem Kontext.“, ist ein wesentlicher Schlüsselsatz, der sich durch alle Lebenssituationen zieht.

Sehr praktisch sind die Tipps an den Kapitelenden, die kurz und bündig das Wesentliche zusammenfassen und so ein schnelles Nachschlagen ermöglichen. Wie immer ist es jedoch der Leser selbst, der Verantwortung übernehmen muss für sein Wohlbefinden. Das Buch kann Bewusstsein schaffen, welcher Weg schließlich den Einzelnen zu seinem Glück führt, muss jeder für sich aus der Vielfalt an Anregungen auswählen.

Alles in allem wird mit diesem Ratgeber das Rad nicht neu erfunden, aber viel Information in amüsant und leicht zu lesender Art und Weise auf den Punkt gebracht, sodass man sich durchaus gute Anregungen holt und vielleicht den ein oder anderen Praxistipp einmal ausprobiert.

Veröffentlicht am 26.12.2019

Böse und schlimmer

Vicious - Das Böse in uns
0

Victor Vice und Eliot Cardale, zwei brillante Medizinstudenten, planen minutiös ein Experiment für ihre Abschlussarbeiten. Im Konkurrenzkampf will einer den anderen übertrumpfen und herausfinden, welche ...

Victor Vice und Eliot Cardale, zwei brillante Medizinstudenten, planen minutiös ein Experiment für ihre Abschlussarbeiten. Im Konkurrenzkampf will einer den anderen übertrumpfen und herausfinden, welche Kräfte sie durch den Tod nach einer gelungenen Wiederbelebung entwickeln können. Was aber geschieht wirklich mit ihnen? Wie geht Eli mit seiner Regenerationsfähigkeit um, wie Victor damit, Schmerz bei sich selbst und auch bei anderen Personen verstärken und abschwächen zu können? Werden die beiden ihre neu gewonnenen Fähigkeiten sinnvoll einsetzen zum Wohle der Menschheit? Werden sie zu Superhelden?

„Der Tod ist erst der Anfang.“ Spannend beginnt Schwabs Geschichte am Friedhof, düster, geheimnisvoll. Wer wird ausgegraben und vor vor allem – warum?

In recht kurzen, flott zu lesenden Kapiteln springt der Leser unentwegt zwischen verschiedenen Zeitebenen hin und her und lernt so immer besser die Vorgeschichte kennen, die Beweggründe, die zu dem führen, was gerade passiert. Durch genau bezeichnete Überschriften ist aber immer klar, wo und wann man sich gerade befindet. Mir gefällt dieser Stil sehr gut, weil man immer neugierig ist, was noch kommt und wie es damals war.

Die Hauptpersonen sind intelligent, aber etwas „schräg“, sonst würden ihnen wohl nicht so „extraordinäre“ Ideen in den Sinn kommen. Auch die anderen Figuren sind verständlich charakterisiert, sodass man als Leser ihre Motive gut verstehen kann. Schwieriger ist die Frage, wer gut, wer böse ist. Oder gibt es böse und noch schlimmer? Wie steht es mit Moral und Gefühl?

Das Buch ist kurzweilig und unterhaltsam und – wie V.E. Schwab es selbst ausdrückt – „in moralischer Hinsicht wahnsinnig kompliziert …“

Vicious – vielleicht manchmal etwas grausam und brutal, aber durchwegs eindrucksvoll, vor allem, wenn man gerne Fantasy liest.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.11.2019

Quer durch Amerika

Er wird dich jagen
0

Ohne Freunde und Familie zieht sich Erfolgsautorin Carmen Jacobs kurz vor Weihnachten in eine entlegene, verschneite Berghütte zurück. Doch der ersehnte Frieden nach der anstrengenden Promotion-Tour für ...

Ohne Freunde und Familie zieht sich Erfolgsautorin Carmen Jacobs kurz vor Weihnachten in eine entlegene, verschneite Berghütte zurück. Doch der ersehnte Frieden nach der anstrengenden Promotion-Tour für ihr aktuelles Buch „Das Herz des Jägers“ währt nicht lange: vor der Eingangstür findet Jacobs einen Umschlag, der Fotos von grausam zugerichteten Frauenleichen enthält. Die Polizei glaubt an einen geschmacklosen PR-Gag, und so bleibt der jungen Journalistin nichts anderes übrig, als jemanden um Hilfe zu bitten, der gar nicht gut auf sie zu sprechen ist.

Auch in diesem Buch verknüpft Alexandra Ivy wieder spannende und romantische Momente zu einem stimmigen Ganzen. Die Geschichte ist authentisch und glaubwürdig verfasst, auch wenn es ein paar Unstimmigkeiten im Detail gibt. Über den Gesamtbogen allerdings herrscht eine konstante Spannung, immer wieder gibt es neue Erkenntnisse, wer sich hinter den Frauenmorden verbergen könnte und schlussendlich eine sehr überraschende Wendung, die ich als Leser so nicht erwartet hätte. Auch geht es nicht nur darum, den Täter zu finden, sondern vielmehr versucht die Autorin herauszuarbeiten, was einen Menschen zum Monster werden lässt, welche Erlebnisse und Eindrücke jemanden dermaßen beeinflussen, dass er abscheulichste Phantasien in die Tat umsetzt. Zwischen den unterschiedlichen Blickwinkeln von Carmen und Griff gelangen auch die Ideen des Mörders direkt und ungeschönt aufs Papier, sodass dessen Gedankengänge dem Leser stets aufs Neue Gänsehaut bescheren.

Durch den angenehmen Schreibstil wird man förmlich mitgerissen von Kapitel zu Kapitel, von einem Schauplatz zum andern, lediglich einige Wortwiederholungen haben mich „erschaudern“ lassen.

Von mir gibt es deshalb vier Sterne für gute Unterhaltung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Charaktere
  • Atmosphäre